Jugend-Fantasy-Protagonisten: Nur Loser oder Kratzbürsten?

  • Liebe Eulen,


    ich habe mir gerade Gedanken über Protagonisten von Fantasy-Romanen aus der Jugendbuch-Abteilung gemacht. Zur zeit lese ich nämlich "Hourglass" und auch da ist die Protagonistin eine unglaublich kratzbürstige Zicke.


    Harry Potter war das unter der Treppe lebende Loser Kid.
    Percy Jackson hat ADS.
    Joy aus "Dark Canopy" kann auch ne ziemliche Zicke sein.
    Rosa aus der "Arkadien"-Trilogie von Kai Meyer trägt nur schwarz und läuft mit nem Tacker zur Selbstverteidigung rum...


    Ausnahme: Twilight. Bella ist ja irgendwie aus unerfindlichen Gründen uuunglaublich beliebt. :rolleyes


    Gibt es keine Jugend-Fantasy-Bücher, wo der Protagonist mal ein normal beliebter Mensch ist?
    Das scheint so ein Trend zu sein, um den jungen Lesern, die selbst vom Alltag oft enttäuscht werden, zu zeigen, dass auch solche Kinder plötzlich zu was besonderem werden können.


    Oder gibt es dafür noch andere Erklärungen?

  • Zitat

    Original von Dori


    Das scheint so ein Trend zu sein, um den jungen Lesern, die selbst vom Alltag oft enttäuscht werden, zu zeigen, dass auch solche Kinder plötzlich zu was besonderem werden können.


    Oder gibt es dafür noch andere Erklärungen?


    Ich denke schon, dass das ein Grund ist.
    Jugendliche sollen sich ja mit einer Geschichte identifizieren können und somit evtl. zu noch mehr büchern des Autoren/Verlages greifen. Nicht umsonst hat ja ein Autor und ein Verlag ja Schwerpunkte und dadurch oft ähnliche Bücher.


    Die Bücher müssen eben auch die Gefühlswelt und Problematiken der Jugendlichen wiedergeben.


    Ich muss sagen, das mich sowas erst stört, wenn ich das Buch nicht so mag. Ansonsten kann ich mit sowas recht gut leben. Wird zu oft erwähnt, das jmd ja soooo tollpatschig ist oder sooooo schön, dann mag ich auch oft die Geschichte nicht und dann werd ich sehr anfällig für Sachen die mir gegen den Strich gehen.


    Bei Harry hatte das "Loserkind" durch sein "unter der Treppe wohnen" bei einer "schlimmen Familie" nur mehr Sympathiepunkte bei mir erworben.

  • Ja, diesen Trend scheint es tatsächlich zu geben ;-).
    Wobei mich die zickige Kratzbürsten-Variante als Leser furchtbar nervt - ich habe dann stets den Eindruck, die Protagonisten seien Maulhelden, weil sie ein großes Geschrei veranstalten, aber meist nichts dahintersteckt.
    Mag sein, dass das eine altersspezifische Geschichte ist - vielleicht findet man sich als jugendlicher Leser in solchen Figuren eher wieder, die so hormongebeutelt sind wie er selbst.


    Der anfängliche Looser als Held ist in Fantasy-Romanen allerdings ganz allgemein sehr beliebt, und das eigentlich schon immer. Seit ich Fantasy lese (also seit ungefähr 20 Jahren), fallen mir ständig Bücher in die Hände, bei denen der Held am Anfang der von allen verachtete, leicht tolpatschige Stallbursche ist, mit der Köchin als einzigem Freund. Oder er hat seine Eltern verloren und ist leicht tolpatschig. Oder er wird als Novize in ein Kloster / einen Königshof / sonst irgendeinen mysteriösen Ort geschickt und ist ein leicht tolpatischer Loser.
    Dann entdeckt er die Stärke in sich selbst oder sein besonderes Talent oder beides, und aus dem Loser wird der Held. Eine klassische Heldenreise.
    Die neueren Jugendfantasy-Bücher, die oft in der Gegenwart spielen (oder dystopisch in der Zukunft), machen es eigentlich genauso: Zum Helden wird ein Außenseiter, ein stilles Kind, jemand vom Rand der Gesellschaft, oder einer, der mit einer schweren Krankheit geschlagen ist und deshalb keinen Umgang mit Freunden hat.
    Ich denke schon, dass das beim (jugendlichen) Leser etwas anspricht, wahrscheinlich hat jeder mal die Phase, in der er sich als Außenseiter fühlt, und dann gefallen solche Rollenbilder sehr, die Idee der schlummernden Kraft unter dem stillen Wasser.


    LG Andrea

  • Ah, die toten Eltern!


    Noch ein Stereotyp, das ich vergessen hab. :rolleyes


    Und wenn sie nicht tot sind, sind sie entweder schrullig oder überstreng und glauben von dem ganzen Fantasykram natürlich keeein Wort...

    Sorry, I can't hear you over the sound of my awesomeness. :putzen

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  • Ich denke das hat aber auch was mit der Charakterentwicklung der jungen Protagonisten zu tun. Wie soll sich eine beliebte, ausgeglichene und nette Figur noch groß weiterentwickeln? Noch netter, noch beliebter, noch ausgeglichener? Ich glaube, solche Typen würde ich ü-ber-haupt nicht mögen. :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Dori
    Ausnahme: Twilight. Bella ist ja irgendwie aus unerfindlichen Gründen uuunglaublich beliebt. :rolleyes


    Gibt es keine Jugend-Fantasy-Bücher, wo der Protagonist mal ein normal beliebter Mensch ist?
    Das scheint so ein Trend zu sein, um den jungen Lesern, die selbst vom Alltag oft enttäuscht werden, zu zeigen, dass auch solche Kinder plötzlich zu was besonderem werden können.


    Oder gibt es dafür noch andere Erklärungen?


    Dasselbe hab ich mir auch schon sehr oft gedacht... Noch so ein Beispiel ist die Hauptfigur aus den "Evermore"-Büchern - die ist auch so eine unbeliebte, ausgegrenzte, in sich gekehrte Außenseiter-Tussi, die die ganze Zeit mit ihrem mp3-player durch die Gegend läuft und Musik hört. Ging mir persönlich auch irgendwie total auf die Nerven, weil dieses Loser-Klischee eben schon total abgelutscht ist. :rolleyes


    Mittlerweile lese ich - unter anderem aus diesem Grund - allerdings keine Jugendbücher mehr bzw. nur noch selten.
    Bella scheint nämlich tatsächlich die einzige Hauptfigur in Jugend-Fantasy-Büchern zu sein, die man einigermaßen ertragen kann. Dafür kann ich in diesem Fall die komplette Geschichte nicht so wirklich leiden. Hab alle 4 Bücher gelesen, aber auch nur um am Ende sagen zu können: Himmel, ist das grottenschlecht! :lache


    Aber der Mehrheit der Jugendlichen scheint das ja sehr zu gefallen... Denn Bücher dieser Abteilung verkaufen sich ja ohne Ende und der Büchermarkt wird ja geradezu überflutet mit Vampirromanen und ähnlichem aus dieser Sparte. Also wird es wohl im Moment in den Geschichten einfach so beibehalten, weil es sich nunmal gut verkauft.
    Auch wenn ich persönlich das nicht nachvollziehen kann. Aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich ewig streiten. :wave

  • Ich denke das hängt auch damit zusammen, dass klassische, makellose Helden heutzutage einfach überholt sind und dagegen Anti-Helden richtig boomen. Deswegen verpassen Autoren ihren Protagonisten gerne einige negative Eigenschaften, um sie interessanter zu machen, und mal ehrlich, jeder hat irgendwo seine (teilweise verborgen gehaltenen) schlechten Seiten.


    Was Bella von Twilight anbelangt: Sie war schusselig, sodass sie über jede Bananenschale gerutscht ist, schlecht in Sport und depressiv bis hin zur Suizidalität. Was ihr Macker an ihr gefunden hat, konnte ich jedenfalls nicht nachvollziehen. :lache


  • Eine sehr interessante Fragestellung.
    Ich kenne mich in diesem Metier zwar nicht gut aus, könnte mir aber vorstellen, dass hier mit Überzeichnungen versucht, den Persönlichkeiten der handelnden Personen deutlich sichtbare Konturen zu geben - sie also aus der Masse herauszuheben.


    Man müsste gerade hier auch die Frage stellen: Hätten Protagonisten mit einem ganz "normalen" Hintergrund nicht ggf. auch ein Aufmerksamkeitsdefizit. Die Normalität könnte ggf. einfach zu langweilig sein.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Eure Begründungen sind sehr interessant! Vielen Dank dafür! :wave


    Mir fällt so etwas nur immer wieder auf, weil ich mich beim Lesen ständig über das Verhalten solcher Leute aufrege und dann auch aus dem Lesefluss komme, wenn ich mir ständig solche Fragen stellen muss wie "Wenn sie ihn liebt, warum hat sie ihn grade so angepflaumt, bloß weil er ihr helfen will?!" oder ähnliches.


    Ganz toll und oft vertreten ist auch das Wir-sind-beide-ineinander-verliebt-aber-dürfen-aus-fadenscheinigen-Gründen-nicht-zusammenkommen-Dilemma.


    Oder diese ständige Geheimniskrämerei am Anfang: Der schöne Jüngling/ junge Schönling, der der Protagonistin mit ihrem Fantasy-Problem helfen soll, darf ihr natürlich nicht alles verraten, weil "es zu kompliziert", "zu gefährlich", "sie noch nicht reif dafür" o.ä. ist.


    Ich glaub so langsam, ich bin zu alt für diesen Kram. :rolleyes

  • Zitat

    Original von Dori



    Ich glaub so langsam, ich bin zu alt für diesen Kram. :rolleyes


    Das glaub ich auch. :lache
    Vielleicht brauchst du eine Pause oder musst doch mal einen Lesewechsel vornehmen. Aber rein so von den Punkten hier, stimme ich dir zu. Solange mich aber ein Buch packt, ist es mir egal.
    Wenn es zu oft nervt, gibts ja zum Glück auch noch andere Fantasybücher.

  • Zitat

    Original von Karolina


    Das glaub ich auch. :lache
    Vielleicht brauchst du eine Pause oder musst doch mal einen Lesewechsel vornehmen. Aber rein so von den Punkten hier, stimme ich dir zu. Solange mich aber ein Buch packt, ist es mir egal.
    Wenn es zu oft nervt, gibts ja zum Glück auch noch andere Fantasybücher.


    Irgendwann hat man einfach zu viel nach Schema F gelesen und es wird langweilig oder schlimmer noch - nervig. Als Leser entwickelt man sich eben weiter.
    Ich liebe Fantasy, aber um Bücher, die ich als Jugendliche verschlungen habe, mache ich mittlerweile einen großen Bogen. Vor allem die Werke von Wolfgang Hohlbein schlagen mich in die Flucht. Der hat das Schreiben nach Schema F wirklich perfektioniert. Vor allem bei den Jugendbüchern. Die Bücher für Erwachsene gingen ein bisschen länger.


    Ich suche mir meine Lektüre jetzt besser aus und nutze mehr die Bücherei. Da kann man ein Buch mal anlesen und auch einfach wieder zurück bringen, wenn die ersten Seiten nicht gefallen. Meistens merkt man ja schon im ersten Kapitel, ob mal wieder dieselben Klischees bemüht werden oder ob es etwas ungewöhnliches ist. Und falls es mal wieder dieselben Klischees sind, dann können die mich auch fesseln, wenn sie denn in einer guten Geschichte stecken.

  • Zitat

    Original von Finchen87


    Irgendwann hat man einfach zu viel nach Schema F gelesen und es wird langweilig oder schlimmer noch - nervig. Als Leser entwickelt man sich eben weiter.
    Ich liebe Fantasy, aber um Bücher, die ich als Jugendliche verschlungen habe, mache ich mittlerweile einen großen Bogen. Vor allem die Werke von Wolfgang Hohlbein schlagen mich in die Flucht. Der hat das Schreiben nach Schema F wirklich perfektioniert. Vor allem bei den Jugendbüchern. Die Bücher für Erwachsene gingen ein bisschen länger.


    Ich suche mir meine Lektüre jetzt besser aus und nutze mehr die Bücherei. Da kann man ein Buch mal anlesen und auch einfach wieder zurück bringen, wenn die ersten Seiten nicht gefallen. Meistens merkt man ja schon im ersten Kapitel, ob mal wieder dieselben Klischees bemüht werden oder ob es etwas ungewöhnliches ist. Und falls es mal wieder dieselben Klischees sind, dann können die mich auch fesseln, wenn sie denn in einer guten Geschichte stecken.


    Ja, ich weiß, was du mit Hohlbein meinst :rolleyes Da habe ich als Jugendliche auch einige gelesen, die er mit (seiner Frau?) geschrieben hat, bis ich genug hatte von immer demselben.
    Als Kind/Jugendliche habe ich aber auch Pferdebücher und Bücher mit Mädchen, die sich als Junge verkleiden und Ritter oder Pirat werden, gelesen. Das waren dann ja Mädchen, die auch "anders" waren, weil sie sich nicht in die gesellschaftlichen Konventionen einfügen wollten.
    Ich denke, dass ich heute einfach nicht mehr die Zielgruppe bin und auch nicht sein muss :gruebel Es spricht mich nicht mehr an, früher hätte es das vielleicht.

  • Harry Potter war das unter der Treppe lebende Loser Kid.
    hm, aber ich find die Idee total nett. Ich find das nicht schlimm. Ich mein immerhin ist dieser Teil ja auch wichtig für die Entwicklung der Geschichte. Nicht immer müssen die Personen für mich total perfekt sein oder total normal. Sie dürfen ruhig auch Fehler haben oder Superkräfte. Wie auch immer.



    Ausnahme: Twilight. Bella ist ja irgendwie aus unerfindlichen Gründen uuunglaublich beliebt. Augen rollen


    das sehe ich genauso. Ich find Bella total schrecklich. Am Anfang mochte ich sie auch. Auch in Teil 1 mag ich sie noch. Aber in den anderen Bücher wurde sie immer schlimmer und nerviger. Ich versteh die Beliebtheit auch nicht so ganz. Zumal ich Kristen als Schauspielerin für Bella nicht gut gewählt find.




    Hm, jetzt muss ich erst mal überlgen was mir so einfällt.


    Ich find es furchtbar das so viele Charaktere in neueren Jugendbücher extrem naiv sind.


    So zum Beispiel Gwen aus Liebe geht durch alle Zeiten . Sie glaubt ihrem größten Feind mehr als dem Menschen den sie angeblich liebt. Versteh ich beim besten Willen nicht. Ist mir aber in Büchern schon öfter aufgefallen jetzt und mich nervt das extrem. Auch bei Nur ein Hauch von dir war das bei der Hauptperson Alex so.


    Nerven tut mich auch immer, wenn es kaum um wirkliche Fantasy geht sondern eher nebebei und es viel mehr um das allgemeine normale Leben der Charkatere geht. Ich find es sollte ein guter Misch sein, aber das scheint momentan wirklich schwierig zu sein. Dieses Jahr war noch nicht so tolles dabei bei mir. Außer Plötzlich Fee vielleicht.


    Mich stört es nicht, wenn Charaktere sich mit der Fantasy intregieren und es von Anfang an um die Fantasywesen sowie um ein Stück des Lebens des Charakters geht (der Bereich der interessant ist), aber das lese ich momentan wirklich nur selten. Mich stört es nicht mal, wenn die Jungs super schön sind und auch Superkräfte haben oder so und bei den Mädels genau so. Sie müssen gar nicht so normal sein. Aber dieser Misch muss ausgeprägt sein.


    Ich find Grace ist eine ziemlich normale Person. (aus Nach dem Sommer). Aber ich mag sie trotzdem nicht so wirklich. Sie nervt mich manchmal tierisch.


    Momentan find ich auch, dass bei den neueren Fantasybüchern die Charaktere nicht mehr so gut gelingen wie bei den die ich vorher gelesen hab.

  • So ganz neu ist diese Darstellung von jugendlichen Hauptfiguren in Jugendbüchern nicht. Schon Bastian ist in der "Unendlichen Geschichte" von Michael Ende nicht besonders beliebt und selbstbewusst. Im Laufe des Buches macht er jedoch eine Entwicklung durch, die mir damals beim lesen nicht gerade gut gefallen hatte.

  • Dori,


    diese Klischees findest Du doch auch in anderen Genres. In den rosanen Chick-Lit Büchern :grin z.B. ist die Protagonistin zuerst immer ein hilfloses Mädchen und treibt ziellos in ihrem Leben umher, bevor sie dann kurz vor Buchende aufwacht und doch noch das Richtige tut (oder auch: überhaupt etwas)... das kekst mich genau so an.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Eine gewisse Ähnlichkeit wäre ja noch ganz ok, gehört das Loser-Image ja irgendwie zur Jugend-Fantasy dazu.
    Aber zur Zeit habe ich das Gefühl, wird ein und derselbe Charakter immer wieder verwendet. Er bekommt nur einen neuen Namen und fertig.


    Deshalb lege ich bei der Jugendfantasy gerade eine Pause ein. Ich bin vielleicht aus dem Alter raus. Glaube ich aber nicht so ganz, ein gutes Buch sollte einem gefallen egal wie alt man ist.
    Es ist nur alles im Augenblick ein solcher Einheitsbrei. :schlaeger

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach


  • Da stimme ich zu... Ich finde Bella aus Twilight ebenfalls extrem nervig von ihrer Art her - am Anfang war es noch okay, aber irgendwann wurde es immer schlimmer. Ich hab ja zugegebenermaßen alle vier Bücher der Twilight-Reihe gelesen, aber am Ende hab ich gedacht: Das hättest du bleiben lassen können, du hättest nichts verpasst. :lache


    Die unfassbare Naivität von vielen Romanfiguren geht mir auch extrem auf den Geist, auch bei Gwen ist mir das letztens erst wieder aufgefallen! (Hab gestern beim Aufräumen nochmal kurz in Smaragdgrün reingelesen und da ist mir mal wieder Gwen's manchmal sehr nervige Art bewusst geworden.)


    Auch dem letzten Argument stimm ich hier mal zu... Irgendwie kriegen die Autoren die Charaktere in Fantasybüchern heutzutage nicht mehr so gut hin wie damals. Auch bei Büchern gibt es halt "Modeerscheinungen"... :rolleyes

  • Stark und ein bisschen rabiat ist Sofia, die Heldin in Anna Palms Jugendbuch DIE SELBSTVERGESSENEN. Es läuft unter der Flagge "Urban Fantasy", ich hätte es eher unter "Science fiction" verbucht.


    Das Mädel ziemlich abgebrüht und über weite Strecken die einzig normale Figur in der Geschichte. Mit ihr ist alles in Ordnung. Hier sind's die anderen ...

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Ich glaube, das Problem ist, dass "beliebte, normale" Teenager das interessante Innenleben eines Gurkenglases haben. (Bzw. - sind die wirklich beliebten a la Superclique in den USA wirklich noch als normal zu betiteln?) Freunde laufen, Schule läuft, Familie läuft - wo ist der Stoff für das Drama?


    Wenn normale Teenager verwendet werden, was auch passiert, gibt es immer einen entscheidenden Knackpunkt, damit sie oder ihr Leben interessanter werden bzw. der als Auslöser dient, damit sie sich verändern - ob Elena Gilbert die Eltern sterben, bei MacKayla Lane die Schwester unter mysteriösen Umständen stirbt oder Zoey Redbird (die nach eigenem Beschreiben behauptet, anders zu sein, aber sich an dem Internat genauso verhält, wie alle anderen Teenager - mit einer Clique zusammen über Jungs und Lehrer labern und nebenbei über Schüler lästern, die man nicht mag) "gezeichnet" wird. - und Bella ist zwar anfangs, vor allem bei ein paar Jungs, sehr beliebt, schießt sich aber eigentlich mit ihrer Edward-Anhänglichkeit selbst ins Aus. Was ihr allerdings egal ist.


    Persönlich bin ich immer dankbar, wenn die "normalen" Figuren ihre Veränderung durchlaufen, denn vorher finde ich sie meistens nur hohl. (Wobei ein Mädchen in Schwarz mit Tacker sehr interessant klingt. :grin)


    Viele andere Faktoren, wie der Tod von Verwandten, dienen der Prüfung des Helden. Ansonsten hätte man folgende Geschichte: Fähigkeiten werden entdeckt, jeder findet das gut, nichts schlimmes passiert, Feinde werden besiegt. Hm.


    Ach ja: Das wäre Ben Ten. :grin ;-) Richtig "gute" Helden findet man eher im Comic- und Fernsehbereich. Vermutlich, weil es sich optisch besser darstellen lässt. Ein Autor ist mehr auf die Ecken und Kanten seiner Figur angewiesen, um sie durch die Geschichte zu tragen. (Meine Interpretation)


    Quintessenz: Es gibt auch Geschichten, die es mit Figuren versuchen, die weniger von der Norm abweichen, aber sich dafür im Laufe der Geschichte mehr zum Bereich des "Besonderen" hin entwickeln. Wer schon in dem Bereich "Sehr speziell" steckt, entwickelt sich in die Gegenrichtung. Und der Weg dorthin sollte zu einem gewissen Maße steinig sein, das Prinzip: Von der tiefsten Tiefe in die höchste Höhe. Dann ist man als Leser am Ende glücklich, weil endlich Gerechtigkeit siegt.


  • Du hast jetzt nur Beispiele für deine Behauptung aufgezählt. (Wobei ich dir bei Harry Potter widersprechen muss, er ist vielleicht bei seiner Familie unbeliebt, aber in Hogwarts mag man ihn doch! Meistens. ;)) Die anderen, die du aufgezählt hast kenne ich nicht.
    Aber mir fallen auch Gegenbeispiele ein: Suze aus The Mediator (von Meg Cabot, tolles Buch!:)) ist beliebt. Carly aus "City of Bones", Eve aus "Eve" auch.


    Aber ich denke es macht einfach Spaß die Entwicklung eines Charakters über eine Geschichte hinweg zu sehen. Und es macht eben noch mehr Spaß zu sehen, wie jemandem, der vorher gar nichts hatte, etwas Besonderes passiert. Deswegen sind vielleicht viele Charaktere am Anfang eher missverstandene Ausenseiter.