Der Tod kommt nach Pemberley [Death comes to Pemberley] - P. D. James

  • Kurzbeschreibung:


    Sechs Jahre nach der Hochzeit führen Elizabeth und Mr. Darcy ein erfülltes Eheleben, Georgiana wird gleich von zwei Herren umworben und Jane und Mr. Bingley haben sich praktischerweise in der Nachbarschaft angesiedelt.
    Das Glück der beiden machen die zwei kleinen Söhne, Fitzwilliam und Charles perfekt, als eines Abends Lydia schreiend das traute Beisammensein der Familien stört und im Wald eine Leiche gefunden wird….


    Meine Meinung:


    Zugegeben, ich bin kein Fan von Fortsetzungen, wenn eine gut erzählte Geschichte zu Ende ist, sollte man es dabei lassen und nicht noch das letzte Fünkchen Originalität herausquetschen und bis zur Unendlichkeit auswalzen.
    Aber ein Kriminalroman versprach den Schwerpunkt nicht auf das Eheglück zu legen und da ich vor allem die etwas früheren Werke der Autorin sehr schätze und die Romane von Jane Austen liebe, habe ich mir von diesem Buch doch einiges versprochen und nicht die Mühe gescheut, das Original zu lesen, was relativ gut zu bewältigen war.


    Dass P.D. James eine exzellente Autorin ist steht außer Zweifel, sie trifft den Ton eines Romans, der Anfang des 19. Jhd spielt, perfekt und an ein paar Stellen kommen auch ein paar ironische Dialoge oder Gedankengänge zustande, die von Jane Austen stammen könnten, aber der Rest hat mich leider nicht so sehr überzeugt.


    Der Prolog des Romans macht noch sehr viel Spaß, einige Geschehnisse von Stolz und Vorurteil werden wiederholt, es gibt ein paar Einblicke in das weitere Schicksal einiger Figuren und dann wird unter dramatischen Umständen im Wald eine Leiche gefunden.


    Danach hatte ich mit dem Buch zu kämpfen:
    Unendliche Beschreibungen von Anweisungen an Dienstboten, Essen zu bringen, Personen zu bewachen oder irgendwo unterzubringen, langatmige Diskussionen über Briefe, die geschrieben werden müssen um einen Ball abzusagen, hölzerne Dialoge über das britische Rechtssystem u.s.w.


    Es gibt keinen Ermittler, es wird keinen Hinweisen nachgegangen, noch werden irgendwelche Schlussfolgerungen gezogen, die Handlung kriecht im Schneckentempo vorwärts bis bei dem Prozess gegen einen allzu offensichtlichen Verdächtigen (wer könnte das wohl sein?) die Wahrheit in Form einer Selbstoffenbarung ans Licht kommt.


    Dann braucht P.D. James noch 40 der 310 Seiten um die dahinter liegende Geschichte näher zu erläutern, wobei immer wieder die Handlung durch Erinnerungen der Hauptpersonen an die Geschehnisse aus Stolz und Vorurteil unterbrochen wird, die nur in einigen seltenen Fällen zu neuen Erkenntnissen führen.


    Am schlimmsten fand ich aber die absolute Konturlosigkeit von Darcy und Elizabeth, die jedes x-beliebige glücklich verheiratete Ehepaar hätten sein können, nach spritzigen Dialogen zwischen den beiden sucht man vergebens und auch die meisten anderen Figuren haben nur einen Kurzauftritt oder werden gerade mal im Nebensatz erwähnt.


    Fazit:
    Der Krimiplot ist viel zu dünn und ohne große Rätsel, der Jane Austen Anteil besteht fast nur aus einer Nacherzählung von Stolz und Vorurteil und um zu erfahren, dass Mary einen Pfarrer heiratet, muss ich kein 300 Seiten Werk lesen.
    Es mag wahrscheinlich sehr viele schlechtere Sequels von Stolz und Vorurteil geben, aber wenige, die so langweilig sind wie „Death comes to Pemberley“.


    Edit: Ich habe den dt. Titel im Threadtitel ergänzt und die ISBN geändert, damit die deutsche Ausgabe über das Verzeichnis gefunden werden kann. LG JaneDoe

  • Death Comes to Pemberly - P.D. James


    Taschenbuch: 352 Seiten
    Verlag: Faber & Faber (5. Juli 2012)
    Sprache: Englisch
    ISBN-10: 0571288006
    ISBN-13: 978-0571288007


    Kurzbeschreibung:
    The year is 1803, and Darcy and Elizabeth have been married for six years. There are now two handsome and healthy sons in the nursery, Elizabeth's beloved sister Jane and her husband Bingley live nearby and the orderly world of Pemberley seems unassailable. But all this is threatened when, on the eve of the annual autumn ball, as the guests are preparing to retire for the night a chaise appears, rocking down the path from Pemberley's wild woodland. As it pulls up, Lydia Wickham - Elizabeth's younger, unreliable sister - stumbles out screaming that her husband has been murdered. Inspired by a lifelong passion for the work of Jane Austen, P.D. James masterfully recreates the world of "Pride and Prejudice", and combines it with the excitement and suspense of a brilliantly-crafted crime story. "Death Comes to Pemberley" is a distinguished work of fiction, from one of the best-loved, most- read writers of our time.


    Meine Meinung:
    Wie fühlt es sich an, wenn man sich mit 90 Jahren einen Lebenstraum erfüllen kann? P.D. James weiß es. Die Grande Dame des britischen Krimis und Jane Austen-Verehrerin hat in Zeiten, wo gruselige Fanfiction wie Fifty Shades of Grey rasenden Absatz findet, eine Art Krimi-Fortsetzung zu Pride and Prejudice geschrieben, die sich hinter dem Original nicht zu verstecken braucht.


    Gleich zu Beginn entschuldigt sich Mrs James bei Jane Austen dafür, dass sie ihre Figuren in so etwas Unangenehmes wie eine Mordermittlung hineingezogen hat, Miss Austen hatte wohl ziemlich strenge Ansichten, was dererlei Dinge betraf. Ich glaube aber trotzdem, dass ihr Death Comes to Pemberley Jane Austen gefallen hätte. Elizabeth und Darcy leben in Pemberley im Jahre 1803, sie sind seit sechs Jahren glücklich verheiratet und haben zwei entzückende Söhne. Die Vorbereitung für den großen Herbstball sind in vollem Gange, als die jüngste der fünf Bennet-Schwestern Lydia in einer stürmischen Nacht mit einer Kutsche heranrast und zusammenbricht, weil sie der Meinung ist, ihr Mann wäre ermordet worden. Es war dann doch nicht Wickham, sondern ein Freund von ihm, der getötet wurde, und Wickham steht nun selbst unter Mordverdacht. Um seinen Ruf und vor allem seine Schwester Georgiana zu beschützen, muss Darcy alles daran setzen, diesen Mord aufzuklären.


    P.D. James gelingt es hervorragend, nicht nur den Stil von Jane Austen beizubehalten, sondern auch die Charaktere so weiterzuentwickeln, dass sie auch in einen Roman der ursprünglichen Autorin passen würden. Der Tonfall ist zwar etwas ernster hier, aber Elizabeth und Darcy haben ja schliesslich auch schon zueinander gefunden und müssen nicht mehr mit spitzer Zunge darüber hinwegtäuschen, was sie eigentlich füreinander empfinden. Es gibt viele clevere Verbindungen zu Pride and Prejudice, die einen dazu animieren, auch diesen Roman noch einmal zu lesen. Der Kriminalfall ist spannend, auch wenn ich mir schon sehr früh über die Mordwaffe klar war, war die Auflösung dann doch eine Überraschung für mich.


    Mein Fazit:
    Eine wundervolle und spannende Hommage an Jane Austen von einer Meisterin ihres Fachs.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Handlung:


    Einige Jahre nach den Ereignissen von "Stolz und Vorurteil" leben Darcy und Elizabeth glücklich und zufrieden auf Pemberley. Sie haben zwei Söhne, führen eine harmonische Ehe und werden von einer Heerschar an Dienerschaft umsorgt, die ihren ganzen Stolz daraus zieht, zu Pemberley zu gehören. Diese Idylle wird jäh gestört durch Lizzys Schwester Lydia, die jetzige Mrs. Wickham, die in einer stürmischen Nacht uneingeladen vorfährt und hysterisch um Hilfe fleht - ihr Mann, George Wickham, sei ermordet worden. Bei der nachfolgenden Suche im Forst von Pemberley findet man Wickham freilich noch sehr lebendig, aber blutüberströmt über die Leiche seines Freundes und ehemaligen Kriegskameraden Denny gebeugt. Ist das, was der betrunkene Wickham von sich gibt, nämlich daß er seinen Freund umgebracht habe, ein Mordgeständnis?


    Persönliche Meinung:


    Gleich am Anfang legt P.D.James Jane Austen einen Satz in den Mund, den diese vielleicht angesichts dieses Krimis geäußert haben würde: "Wäre es wirklich mein Wunsch gewesen, bei derart verabscheuungswürdigen Themen zu verweilen, so hätte ich die Geschichte selbst geschrieben, und zwar besser."
    Dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen.


    Ich war also, unschwer zu erkennen, nach der Lektüre enttäuscht. Wobei das vielleicht eine ganz übliche Reaktion auf Fanfiction ist, die mit einem kaum erreichbaren Original wetteifert. Zum Teil mag es an falschen Erwartungen meinerseits, zum Teil auch an meinen Englischkenntnissen liegen (oder vielmehr dem Mangel daran), daß ich mit diesem Buch nicht recht warm werden konnte.


    Aber nicht ausschließlich.


    Natürlich verstehe ich, daß der Stil eines Krimis anders sein muß als der eines Liebesromans (falls man "Pride and Prejudice" so nennen will). Aber gerade die Leichtigkeit des Stils, der Witz und die eingestreuten Bissigkeiten sind es, die für mich den Reiz an Jane Austens Romanen ausmachen. Soweit ich mich an eine kurze Begegnung mit P.D.James' "Dagliesh"-Reihe erinnere, ist solche Leichtigkeit nicht wirklich typisch für diese Autorin. Daß grundsätzlich auch ein Krimi humorvoll und spritzig daherkommen kann, sieht man aber an Dorothy Sayers oder Martha Grimes' frühen Inspector-Jury-Krimis. In diesem Buch hätte ich mir viel mehr davon gewünscht. Es gab kleinere Ansätze, aber der Großteil des Buchs verharrt in einer schwermütig-dumpfen Stimmung, die vielleicht dem Sujet des Romans angemessen ist, aber nicht dem Vorbild. Da die Autorin nun einmal das "Jane Austen"-Etikett auf diese Geschichte geklebt hat, muß sie auch mit den Erwartungen rechnen, die dadurch beim Leser geweckt werden.


    P.D.James nimmt also die altbekannten Figuren aus P&P und setzt sie in einen ganz typischen Krimi, der auch wie ein ganz typischer Krimi erzählt wird. Mit Ausnahme von zwei Passagen: der Anfang, in dem die Ereignisse aus "Stolz und Vorurteil" und die weiteren Begebenheiten bis zum Einsetzen der eigentlichen Handlung zusammengefaßt werden, und der Epilog, der im wesentlichen aus einem Gespräch zwischen Darcy und Elizabeth über ihre Beziehung und die Fehler der Vergangenheit besteht. - Leider hat der typische Krimi-Aufbau Folgen. Mit der Erzählweise Jane Austens, auch mit zeittypischen sozialen Verhältnissen läßt er sich kaum vereinbaren. Typisch für Austens Romane ist ja z.B. die strikte Trennung von männlicher und weiblicher Lebenswelt. Was die Herren bei Zigarren und Wein besprechen, wenn die Damen sich schon in den Salon zurückgezogen haben, das bleibt für die weiblichen Figuren in Austens Büchern (und für den Leser) immer ein Geheimnis. In diesem Krimi werden, vielleicht notwendigerweise, dagegen Themen in Gegenwart von Damen angesprochen, die man wohl als ausgesprochen unschicklich empfunden hätte in einer Zeit, in der selbst die Zeitungslektüre den Frauen des Haushalts vom Familienvorstand gestattet werden mußte. Auch den häufigen Perspektivwechsel empfand ich als problematisch, zumindest als fremdartig und unpassend. Zum Beispiel wird da ein ganzes Kapitel aus der Sicht eines Dienstboten (!) berichtet.


    Überhaupt, die Dienstboten. Bedienstete tauchen bei Jane Austen fast nur als schemenhafte Gestalten im Hintergrund auf, sind kaum mehr als Hände in weißen Handschuhen, die Suppenteller auf Tischen abstellen; in diesem Krimi nehmen sie und ihre Probleme dagegen breiten Raum ein. (Und wenn ich mir anschaue, was die Haushälterin auf Pemberley zu ihrer Herrin sagt: "I suggest you go to the living room" - ich vermute, für so einen Satz wäre sie damals hochkant rausgeflogen. Von sich aus vorzuschlagen hatte eine Bedienstete ihrer Herrschaft gar nichts.)


    Bei den Hauptfiguren fehlte mir viel von deren typischen Eigenschaften aus P&P. Jane und Bingley waren ganz ihr liebenswürdiges Selbst, aber Elizabeth, meist in eine Nebenrolle verbannt, habe ich kaum wiedererkannt. Kaum etwas geblieben von ihrer fröhlichen Spottlust. Colonel Fitzwilliam, aufgestiegen in der Familienhierarchie, erschien moralisch weit fragwürdiger als bei Jane Austen. Der Großteil des Buchs wurde aus Darcys Sicht geschildert, auch das reichlich ungewohnt. Daß Darcy zu Grüblerei und Selbstzerfleischung neigt, kann man sich aber immerhin vorstellen. Lydia benahm sich gegenüber Elizabeth in einer Art und Weise, die sich jemand, der von den finanziellen Zuwendungen des Betreffenden abhängig ist, kaum erlauben dürfte.


    Dazu kamen dann noch die üblichen Probleme, die ich beim Lesen gerne mal mit historischen Krimis habe, wenn mich das Gefühl beschleicht, hier werden einfach die Arbeitsweisen der heutigen Polizei zurückdatiert und mit den damaligen technischen Möglichkeiten abgeglichen. Soweit ich weiß, spielen Jane Austens Romane in einer Zeit, in der so etwas wie systematische Ermittlungsarbeit überhaupt erst im Entstehen war und es eine Polizei im heutigen Sinn noch nicht gab. Aber gut, ich bin kein Historiker; vielleicht liege ich da falsch. Die Art, wie der Leser z.B. darüber informiert wird, daß es zur damaligen Zeit noch nicht möglich war, Blut genauer zu analysieren, kam mir doch recht - ich glaube, der englische Ausdruck wäre "ham-handed" vor.


    Schlimmer fand ich die Ungereimtheiten in der Handlung. Nicht nur, daß man als Leser schon sehr früh auf die richtige Fährte gesetzt wird, einfach nur durch das, was geschildert wird. Da wird auch mehrmals etwas wiederholt, was schon an anderer Stelle gesagt worden ist. Sowas ärgert mich immer, weil es mir vorkommt, als ob mir der Autor nicht zutraut, mir etwas über hundert Seiten weg zu merken. Ob das - ebenfalls mehrfach ausgebreitete - Familienhistörchen um Großvater und Hund im Wald unbedingt nötig gewesen wäre, weiß ich auch nicht. Als Hintergrund für Darcys Charakter, falls es das sein sollte, war es mir zuviel Küchenpsychologie.


    Und dann gibt es noch die unlogischen Dinge.


    Wobei ich, gerade bei den unlogischen Elementen, gerne glauben will, daß ich einfach nur Dinge überlesen oder mißverstanden habe. Wie gesagt, mein Englisch ist nicht so besonders. Nachdem man sich im Zweifel für den Angeklagten entscheiden soll, kriegt das Buch einen Punkt mehr, als ich ihm nach meinem ersten Eindruck zugestanden hätte. Das wären dann sieben. Damit befindet P.D.James sich in guter Gesellschaft: Joan Aikens "Jane Fairfax" fand ich auch schon nicht besonders.

    Meine Bewertungsskala: 1-4 Punkte: Mehr oder minder gravierende formale Mängel (Grammatik, Rechtschreibung, Handlung). 5/6 Punkte: lesbar. 7/8 Punkte: gut. 9/10 Punkte: sehr gut. Details und Begründung in der Rezi.

  • So, ich habe das Buch in der Leserunde im Original gelesen.


    Meine Meinung:
    Als erstes gefällt mir der Stil. Er ist schön an Jane Austen angelehnt.


    Punkteabzug gab es, weil die Charaktere nicht 100 % wiedergegeben wurden. Speziell Colonel Fitzwilliam wurde charakterlich doch anders beschrieben als bei Austen. Das hat sich am Ende denn etwas gebessert. Darcy war anfänglich nicht so souvereign wie gewohnt.


    Aber im großen und ganzen gabe ich das Buch genossen.


    7 Eulenpunkte :gruebel

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Meine Meinung


    Für mich war dieser Roman die erste Fortsetzung des Austen-Romans "Stolz und Vorurteil", die ich gelesen habe, und ich glaube, dass ich in Zukunft vorsichtig sein werde.


    Der Roman begann eigentlich vielversprechend. P.D. James gelang es gut im Austen-Stil zu schreiben, und ich war sofort in der Geschichte. Allerdings hielt meine Freude nicht bis zum Ende des Buches.
    Die Story, der Kriminalfall, ist an sich durchdacht und schlüssig, aber die rechte Spannung kam bei mir nicht auf. Was mich aber am meisten störte, waren die doch beträchtlichen, charakterlichen Veränderungen, die die Hauptfiguren durchmachten, so dass man sie fast nicht mehr wiedererkennen konnte. Schade!


    7 Punkte von mir


    Edit: Ach so, ich habe das Buch in der Leserunde gelesen und auf Deutsch.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • Ach was freute ich mich auf eine Fortsetzung von "Stolz und Vorurteil", gehört dieses Buch doch zu meinen Lieblingsbüchern.
    Das ich keine Jane Austen direkt erwarten durfte war klar, jedoch ansatzweise hatte ich mir es erhofft.
    Diese Hoffnung wurde mit dem Prolog noch geschürt, denn P.D. James ließ die Geschichte von Stolz und Vorurteil nochmals kurz Revue passieren und lehnte sich von Stil her an die Autorin des Originals an.
    Je weiter ich jedoch in das Buch drang, desto enttäuschter wurde ich. Dem Stil blieb P.D. James irgendwie treu, jedoch büßten die Figuren massiv ein. Jane und Bingley waren wie gewohnt, Elizabeth und Darcy, ebenso wie Colonel Fitzwilliam erkannte ich fast nicht wieder... Sie waren so völlig anders wie im Originalroman.
    Leider büßten nicht nur die Figuren vieles ein, auch die Handlung zog sich meiner Meinung nach unnötig in die Länge, dümpelte und plätscherte nur vor sich hin, bis dann am Ende eine plausible und schlüssige Lösung präsentiert wurde. Der Täter allerdings war mir zu sehr aus dem Ärmel geschüttelt, jedoch passte er von der Gesamtgeschichte her ja optimal ins Bild. Elegant jedoch vorhersehbar gelöst.
    Der Epilog dann stimmte mich doch etwas versöhnlicher, spürte ich hier doch eine gewisse "Leichtigkeit", Fröhlichkeit die ich am Originalwerk so liebe. Denn das Buch an sich wirkt recht dunkel und düster, freudlos und traurig. Nur leider konnte der Epilog das Buch insgesamt auch nicht mehr retten...
    Schreibstil, Prolog und Epilog ok, der Rest konnte mich leider nicht überzeugen. Daher nur 2 Punkte von mir.

  • We are neither of us the people we were then. / Keiner von uns ist noch der, der er damals war. (Seite 308)



    Meine Meinung


    Wohl zu kaum einem anderen Buch gibt es so viele „Sequels“ als zu Jane Austens „Stolz und Vorurteil“. Unbekannte wie renommierte Autoren haben sich an einer Fortsetzung versucht, von denen etliche mehr, andere weniger gelungen sind. Hier haben wir das Werk einer weithin anerkannten Autorin, und auch einige Zeit nach Beendigung des Lesens bin ich mir nicht so ganz sicher, ob das Buch nun gelungen ist oder nicht.


    Es kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Geschichte gut erzählt ist und daß es auf eine ausgeklügelte, in sich stimmige Lösung zuläuft. Für sich genommen hätte mich als Nicht-Krimileser dieses Buch voll überzeugt. Aber es ist nunmal die Fortsetzung eines sehr bekannten Buches. Das wohl vertraute Personal tritt auf und wird in Vorfälle verwickelt, von denen Jane Austen möglicherweise nicht mal eine Vorstellung hatte, daß sie ihren Figuren zustoßen könnten. Und das ist - für mich - die Crux. Sicher gab es damals solche Dinge. Die Entwicklung hin zum Finale ist glaubwürdig, in sich schlüssig (obwohl am Ende einige Überraschungen auf den Leser warten) und könnte in der Zeit wirklich so passiert sein.


    Aber paßt das zum Vorbild? Ich habe direkt zuvor „Pride And Prejudice“ (= „Stolz und Vorurteil“) gelesen und dieses sowie die dortige Charakterisierung der Figuren sehr präsent gehabt. Die neue Geschichte spielt rund sechs Jahre nach dem Ende des Originals und fügt sich nahtlos an. Nur die Figuren haben sich doch, teilweise sehr, verändert. Das betrifft vor allem dem Colonel, der hier über weite Strecken eine ganz andere Person ist, als man sie in Erinnerung hat. Dafür wird gegen Ende zwar eine Erklärung gegeben, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob die wirklich ausreichend ist.


    Auch Mr Darcy und Elizabeth erscheinen mir verändert. Vor allem für Mr Darcy gibt es etliche Stellen im Buch, die sein verändertes Verhalten erklären sollen und es bis zu einem gewissen Grade auch tun. Aber so ein Rest Verwunderung, was aus den beiden in sechs Jahren Ehe geworden ist, bleibt schon.


    Lydia und Wickham hingegen sind so, wie wir schon kennen. Auch die Collinses sind sich treu geblieben und Lady Catherine de Bourgh sowieso. Ich schätze, daß es P. D. James einen geradezu diebischen Spaß bereitet haben muß, den - wenn auch nur brieflichen - Auftritt der Patronin von Mr Collins zu schreiben. Das war die Lady Catherine de Bourgh, wie sie nur zu bekannt ist.


    Positiv aufgefallen ist mir, daß die vielen meist unsichtbaren Geister, lies Hausangestellten, auch ihre Erwähnung fanden und Auftritte hatten. Nur vermute ich, daß die Autorin sich etwas mit der Zahl vertan hat. Denn mit etwa sechzehn Bediensteten war ein Haus wie Pemberley gewißlich nicht am Laufen zu halten. Aber das nur am Rande.


    Die Geschichte selbst entwickelt sich in angemessenem Tempo und schien mir in sich schlüssig und folgerichtig zu sein. So etwas könnte sich zu jener Zeit tatsächlich zugetragen haben. Was mir schließlich etwas zu viel wurde, war das Maß an tragischen Verwicklungen, das mehr und mehr sichtbar wurde. Das hatte (stimmungsmäßig) mit der Vorlage nicht mehr viel zu tun und hat mich mehr als nur irritiert.


    Und deshalb bin ich am Ende sehr zwiegespalten, wie mir das Buch gefallen hat. Für sich genommen eine gut ausgedachte Geschichte, die zwar mehr oder weniger gut ausgeht, aber durch die Tragik der Geschehnisse dennoch umschattet bleibt. Das Buch hat mich eher melancholisch/depressiv denn befriedigt zurückgelassen. Diese Düsternis steht für mich im Widerspruch zur Helligkeit des Vorbildes. Insofern weiß ich noch nicht, wie mir das Buch in Erinnerung bleiben wird. Von so einem Sequel erwarte ich instinktiv, daß es sich auch stimmungsmäßig an das Original anlehnt. Das ist hier - zumindest für mich - nicht der Fall.


    Wer auch stimmungsmäßig in die Welt der Jane Austen zurückkehren möchte, wird nicht so richtig zufriedengestellt, wer eine reine Kriminalgeschichte erwartet, wird mit dem Buch gut bedient sein.



    Kurzfassung:


    Ein Mord und seine Aufklärung auf dem Gut Pemberley. Die bekannten Figuren müssen eine dunkle Zeit durchleben.



    Gelesen habe ich die englische Originalausgabe.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Auch wo Mr. Dary ist, kann nicht immer die Sonne scheinen.
    Ganz entgegen dem Original von Jane Austen fehlt in dieser Geschichte die unbekümmerte und friedliche Grundstimmung. Pemberley ist Schauplatz eines Mordes geworden, in den Mr. Wickham verstrickt ist. Wie verzwickt die Lage ist, stellt sich erst nach und nach heraus. Die Lösung ist stimmig und hat auch einige Überraschungen zu bieten.


    Die zum Teil sehr gegensätzlichen Charakteren liessen mich mit einiger Mühe in das Buch starten. Hatte ich immer die Sonderheiten des Austen Romans vor Augen und vermisste vor allem bei Mr. Darcy die Souveränität, die Fröhlichkeit bei Elizabeth und ein wenig die Zurückhaltung und Naivität beim Colonel.
    Während die Collinsens, Lady Catherine de Bourgh und die Wickhams sehr getreu dargestellt wurden.


    Kann man als Leser während der Geschichte ein wenig Abstand nehmen zu Austens Roman, findet man hier eine düstere, aber durchaus gelungene Fortsetzung rund um Pemberley.

  • Das Buch habe ich vorgestern bestellt. In ein paart Tagen ist es lieferbar. Bin gespannt.

    Man muß noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können - frei nach Nietzsche
    Werd verrückt sooft du willst aber werd nicht ohnmächtig - frei nach Jane Austen - Mansfield Park