"Ein Tag mit Herrn Jules" von Diane Broeckhoven

  • Ich hatte mir das Buch in der Bibliothek ausgeliehen, da ich es nur einmal schnell lesen wollte.


    Ich fand es sehr bewegend, traurig, nachdenklich stimmend - aber es gab auch immer wieder witzige Szenen. Ich finde das Buch nicht unbedingt ratsam, wenn man vor kurzem erst einen Angehörigen verloren hat, denn wer hat in so einer Situation schon den Luxus sich intensiv verabschieden zu können.


    Mir hat am Ende noch ein bißchen was gefehlt, z.B. der Anruf beim Sohn und das Eintreffen des Bestattungsinstitutes. Umso schöner fand ich allerdings, dass es auch an dem Morgen nach Jules Tod nach frischen Kaffee duftete. So schloss sich der Kreis wieder.


    Ich vergebe 8 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Zumindest gefiel mir die Ruhe und der Aufbau des Buches und ich würde ein weiteres Buch der Autorin ausprobieren.


    Es gibt ein neues Buch von dieser Autorin.
    Obwohl ich erst heute mit Herrn Jules begonnen habe, konnte ich nicht daran vorbeigehen... :grin

  • Von mir gibt es 7 von 10 Punkten.
    Der Anfang war sehr vielversprechend, sprachlich fand ich es sehr gut. Auch hat es die Autorin an einigen Stellen geschafft mich zu bewegen, aber mich hat das doch recht abrupte Ende ziemlich gestört.


    Falls jemand Interesse hat, würde ich das Buch wandern lassen.

  • Wieder mal ein schmale Bändchen, das sich mit dem Thema Tod und Sterben befaßt. Auch hier wird sprachlich sensibel mit der Thematik umgegangen.


    Alice und Jules sind seit Jahrzehnten ein Ehepaar. Eine gewisse Routine hat sich in ihrem Tagesablauf eingespielt. Und so verwundert es auch nicht, daß Alice völlig aus der Bahn geworfen wird, als diese Routine ins Trudeln kommt. Jules ist nämlich frühmorgens während des Frühstückmachens gestorben, als Alice noch im Bett lag.


    Jetzt sitzt er als auf dem Sofa, noch warm, aber schon auf der anderen Seite. Alice ist geschockt, fassungslos, überlegt, wie sie es dem Sohn beibringen soll. Doch der ist sicherlich schon zur Arbeit, und mit ihrer Schwiegertochter zu telefonieren, nein, das möchte sie nicht. Und so entwickelt sich aus dieser Fürsorge gegenüber den Angehörigen die Strategie von Alice, diesen Tag verstreichen zu lassen und in aller Ruhe Abschied zu nehmen, ohne die hektischen Formalitäten und die vielen Dinge, die bei einem Todesfall entschieden werden müssen.


    Alice kapituliert ihr gemeinsames Leben, erzählt ihre Sicht der Dinge und kommt so zu einem versöhnlichen Abschied von Jules, der ihr sonst vielleicht nicht vergönnt gewesen wäre.


    Alles in allem ein kleines, feines Buch, dem aber in meinen Augen ein bißchen der Tiefgang fehlt. Liegt aber vielleicht auch daran, daß mich das Thema Tod und Trauer ja schon länger beschäftigt und man daher “gehaltvoller” Literatur lesen möchte.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein