Als ich vor einiger Zeit von einem Kollegen ganz scheinheilig gefragt wurde, ob ich am 11. Februar schon was vorhabe, und die Frage arglos verneinte, ahnte ich noch nicht, was gestern auf mich zukam. Ich wurde für ein Benefiz-Fußballturnier shanghait. Dabei bin ich ein fußballtechnischer Blindgänger. Mir schwante aber schnell, dass nicht fußballerische Glanzleistungen den Weg in die Frauenmannschaften ebnen, sondern eher das Gegenteil.
Das Interimspiel der Damen sollte mehr den Spaßfaktor der Veranstaltung erhöhen, statt sportliche Höchstleistungen zu demonstrieren. Das Fußballturnier, in dem neben den Damen acht Mannschaften mit so coolen Namen wie FC Money, FC Talar oder FC Robe gegeneinander antraten, dient ausschließlich dem guten Zweck und der Erlös aus den Eintritts- und Startgeldern kommt uneingeschränkt einer Hilfsorganisation zugute. Die Mannschaften boten bei diesem Hallenturnier auch ziemlich respektablen Fußball; einige Teilnehmer hatten sich immerhin schon in die Bezirksliga gespielt, die weniger talentierten hatten dafür wenigstens einen lautstarken Fanblock mitgebracht.
Vor dem Viertelfinale sollte der Frauenfußball für die nötige Abwechselung sorgen. Beide Mannschaften hatten keine Spielerfahrung und nur rudimentäre Kenntnisse der Spielregeln. Die Infoveranstaltung vorab konzentrierte sich dann auch auf die elementaren Sprüche, wie: „Das Runde muss ins Eckige!“ oder: „Hände weg vom Ball, außer man ist der Torwart.“ und: „Wenn der Schiedsrichter pfeift, ist das kein Beifall.“
Mit diesen mageren Grundkenntnissen ausgestattet schickte man uns dann auf das Spielfeld. Immerhin vor 750 aufmerksame Zuschauer! Das sind deutlich mehr, als die meisten Kreisligaspieler gewöhnlich zu sehen kriegen und die feuerten uns dann auch frenetisch an.
Zwecks besserer Orientierung beschloss unsere Mannschaft, die Fahne der Stadt ins Tor zu hängen, damit wir die Dinger nicht aus Versehen verwechseln. Anpfiff und schon ging es los. Schiedsrichter war mein oberster Chef und trotz der oben erwähnten Belehrung über die Funktion des Schiedsrichters war es mit seiner Autorität innerhalb von Minuten vorbei.
Einmal auf so ein Spielfeld losgelassen und beflügelt vom Adrenalin achtete niemand mehr auf irgendwelche Pfiffe, schon gar nicht auf die des Schiedsrichters, sondern wir hatten alle nur noch den Ball im Blick. Der wurde heiß umkämpft zuerst mehr oder weniger elegant ins gegnerische Tor bugsiert. Tobender Beifall wurde uns geschenkt, nur unterbrochen von den Zwischenrufen auf den Rängen: „Schiedsrichter raus!“ Das Publikum hatte erkannt, dass der schwarze Mann sich nicht gegen die Frauen durchsetzen konnte. Sogar, als er den Ball kurzzeitig an sich brachte, versuchte eine der Mitspielerinnen ihm das Ding respektlos wieder abzujagen. Die Zuschauer waren begeistert!
Unbeeindruckt davon hat er ein Foul sofort mit einem Elfmeter geahndet, den unsere Torwartin zu ihrem eigenen Erstaunen bravourös hielt. Anfängerglück. Durch diesen Erfolg übermütig geworden, wurden wir allerdings etwas leichtsinnig, was unsere Gegnerinnen blitzschnell erkannten und den Ball kurz vor Abpfiff ins Netz hämmerten.
Die Partie endete also unentschieden und ging für mein Gefühl unglaublich schnell zu Ende. Auf jeden Fall hat es Spaß gemacht und wenn auch nur 10 Zuschauer wegen dieses Spiels in die Halle gelockt wurden, hat es sich gelohnt.
Idgie - noch immer im Fußballfieber