Rosha , für mich ist epische Breite in einem epischen Werk kein Mangel. Die Darstellung der Ergebnislosigkeit der Solaristik-Forschung bildet den Boden, auf dem der Plot sich abspielt. Der Mensch strebt immer nach Erkenntnis und je länger die Erkenntnislosigkeit dauert, umso stärker ist der Drang, das unlösbare zu lösen. Das liegt in der menschlichen Natur und das hat Lem in meinen Augen hier sehr gut skizziert. Ich fand diese Ausführungen im übrigen gar nicht sooo breit angelegt. Es waren doch eher Schnappschüsse.
ZitatDas seltsame (und für mich eben unlogische) Verhalten von Kelvin hat in meinen Augen zu diesem Sachverhalt keinen Erkenntnisgewinn beigesteuert. Deshalb sehe ich nach wie vor den Bereich der Figurengestaltung als getrennt von der Prämisse des Romans.
Da bin ich mir noch nicht ganz schlüssig, muss ich noch weiter lesen. Meine Theorie bisher ist, dass Solaris wie eine Art Halluzinogen auf die Akteure wirkt. Sie verfallen in eine Art Wahn, der sich mehr und mehr manifestiert, je länger sie sich auf der Station befinden. Und in diesem Wahnsinn werden nach normalem Ermessen unlogische Verhaltensweisen kreiert.
ZitatDas ist die von mir bereits angesprochene Verquickung zwei verschiedener Kausalstränge. Die Frage nach dem fehlenden Reißverschluss ist eben nicht der Wunsch, den Ozean zu entschlüsseln, sondern ein Blick, der auf das Handwerk des Autoren geworfen wird.
Ich vermute, die Suche nach Kausalität wird bei "Solaris" bis zum Schluss ergebnislos bleiben. Allerdings sehe ich das, wie bereits erwähnt, nicht als handwerkliche Schwäche sondern eben genau als das Gegenteil an. Mir ist schon klar, dass das einen klassischen SciFi-Fan auf die Palme bringt. Als ich als Jugendlicher "Solaris" las, ging es mir ähnlich. Ich wollte eine Erklärung für das Alles haben und konnte nicht akzeptieren, dass es diese nicht gibt. Aber die Tatsache, dass ich nach 30 Jahren wieder ungeheuer neugierig auf dieses Buch bin, zeigt eigentlich, dass es eine unglaubliche Langzeitwirkung hat. Aber ich lese jetzt erstmal weiter