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'Solaris' - Seiten 001 - 088
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Waas noch keiner da?
Ich wollt nur sagen, dass ich schon auf der ersten seite in der raumkapsel beklemmungen bekomme.
Und wenn der urschleim auf dem planeten alles kopiert hat, was man in ihn hinein getaucht hat, dann die station die drinnen schwimmt, doch auch, oder?
Woher weiss der neuangekommene, dass er in der echten solaris ist, und nicht in einer kopie?
Und wenn er in einer phase alles kopierte, was reinfällt, dann doch die menschen, die darin tauchten, auch, oder?Überhaupt find ich's seltsam, dass bislang noch keiner drin tauchen gegangen ist, aber vielleicht ist ja genau das mit dem verschollenen mann passiert, aber ich bin erst im zweiten kapitel, und muss weiter lesen.
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Will wirklich keiner? Okay, dann müsst ihr mit mir vorlieb nehmen.
Lem hat als Perspektive den Ich-Erzähler gewählt. Aus Sicht des Astronauten/Psychologen Kris Kelvin (ein ziemlich bescheuerter Name, wie ich finde) erleben wir die Geschichte.
Das Buch startet gleich recht szenisch, man ist sofort im Geschehen.Die Darstellung des Fluges von Kelvin auf die Station Solaris hat mir gut gefallen. Putzig ist die Idee, wie Lem die computergenerierte Sprache beschreibt: mit "Bruchteilen von Miau-Tönen zwischen den einzelnen Wörtern".
Die Ankunft auf Solaris ist unglaublich dicht und atmosphärisch beschrieben. (Hurra! Um Längen besser als "2001".) Kelvin wird nicht in Empfang genommen, die Station sieht verwahrlost und zugeschlampt aus, alles wirkt irgendwie surreal und gespenstisch.
Dann kommt allerdings ziemlich schnell der erste Punkt, der mich stutzen lässt. Und zwar empfinde ich es als komplett unlogisch, wie Kelvin auf die Situation und Snaut reagiert. Irgendetwas stimmt da nicht, das ist glasklar. Ich an Kelvins Stelle hätte gedacht, dieser Snaut ist durchgedreht und hat die anderen beiden Bewohner der Station umgebracht. Das wäre die plausibelste Erklärung für deren Nichterscheinen und Snauts seltsames Gewäsch gewesen. Noch dazu hat der Kerl Blut an den Händen!Ich an Kelvins Stelle hätte Snaut festgesetzt, gefesselt, was auch immer, mich auf der Station umgesehen und vor allem Kontakt mit meinem Raumschiff, der Erde o.ä. aufgenommen.
Was macht dagegen Kelvin? Er lässt sich von Snaut auf sein Zimmer schicken und duscht erst mal!
Ich lasse mir das seltsamste Verhalten eingehen, solange es der Autor schafft, es mir plausibel zu erklären. Das hat in diesem konkreten Fall Lem leider nicht geschafft. Wegen dieser Unlogik war ich nahe dran, das Lesen abzubrechen. Echt, sowas ärgert mich.
Ich habe dann doch weiter gelesen, weil Lems Schreibstil mir zusagt. Wegen des Logikfehlers habe ich beide Augen zugedrückt.
Habt ihr das auch so empfunden?
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Ne, anfangen wollte ich nicht. Aber jetzt kann ich ja auch.
Hier zunächst unverändert das, was ich nach dem Ende des 1. Abschnittes geschrieben habe:Beginnen will ich mit einem Zitat aus dem Vorwort von Ursula K. Le Guin meiner Ausgabe, Seite 7: Der Roman führt vor, wie das menschliche Verständnis außerstande ist, letzte Erkenntnis zu erlangen; vielleicht geht er auch da von aus, daß der menschliche Verstand bestenfalls sich selbst verstehen kann, doch nichts außerhalb seiner selbst.
Das finde ich eine gute Zusammenfassung einer wesentlichen Aussage des Buches. Auch wenn ich noch nicht durchgelesen habe: das kann ich schon voll unterschreiben.
Schon wie „die Wissenschaft“ eingeführt und beschrieben wird (S. 32ff), paßt zu der zitierten Aussage.
Aufgefallen ist mir jedoch, wie sehr Lem den damaligen technischen Möglichkeiten verhaftet ist. Das fängt von Röhrenbildschirmen und -computern an und geht hin zum ganz normalen Papierausdruck sowie Buch aus Papier, keine Rede von digital oder gar eBook. Das fand ich interessant. Lem entwirft das Bild einer Station auf einem anderen Planeten, aber etwa mit der Technik, wie sie damals bekannt war; das Buch wurde 1961 erstmals veröffentlicht.
Zu den seltsamen Erscheinungen und Vorgängen schreibe ich jetzt erst einmal nichts, da ich ja weiß, was dahinter steckt. Es ist allerdings beim zweiten Lesen - auch und gerade weil ich es kenne - fast noch faszinierender als beim ersten Mal.
Sehr gut gefällt mir das langsame Tempo und gemächliche Entwickeln der Welt und der Vorgänge darin. Technik spielt eine eher untergeordnete Rolle, Raumschlachten o. ä. gar keine. Es geht um Menschen, die etwas völlig Fremdem und Unbekanntem begegnen und die Wissenschaft, die damit nicht umgehen kann. Manches wird sich erst im nächsten Abschnitt diskutieren lassen (den ich teilweise schon gelesen habe), weil es da thematisiert wird. Drum belasse ich es hier bei diesen Bemerkungen.
Lem vertritt jedenfalls Thesen, die ich nur voll und ganz unterstützen und befürworten kann. Bis jetzt jedenfalls. Und das bei einem Autor aus dem ehemaligen „Ostblock“ zu Zeiten des Kalten Krieges.
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Zu MagnaMaters Theorien schreibe ich jetzt nix, denn ich bin ja schon ziemlich weit im Buch.
Das müßte übrigens das erste Mal sein, daß wir uns nach den Darkover-Leserunden wieder mal „treffen“. Schön.
ZitatOriginal von Rosha
(Hurra! Um Längen besser als "2001".)
Um viiieeele Längen.Die Ankunft empfand ich auch etwas seltsam. Vor allem, da - zumindest fiel es mir nirgends auf - nicht erwähnt wurde, in welcher Funktion Kris auf die Station kommt. Als Aufseher, als „Polizist“ (mit welcher Vollmacht?), oder als Wissenschaftler, der das Team verstärken soll. Das Verhältnis der drei Menschen zu- und untereinander ist in der Tat etwas seltsam und wird nicht bis ins Letzte erklärt. Ans Abbrechen habe ich jedoch deswegen nicht gedacht, mich nur etwas gewundert und es als eine Art „Loch im Plot“ angesehen und abgehakt.
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Zitat
Original von SiCollier
Beginnen will ich mit einem Zitat aus dem Vorwort von Ursula K. Le Guin meiner Ausgabe, Seite 7: Der Roman führt vor, wie das menschliche Verständnis außerstande ist, letzte Erkenntnis zu erlangen; vielleicht geht er auch da von aus, daß der menschliche Verstand bestenfalls sich selbst verstehen kann, doch nichts außerhalb seiner selbst.Das ist ein ausgezeichneter Punkt in diesem Roman. Auch gut ausgearbeitet und formuliert von Stanislaw Lem.
Zitat[i]Original von SiCollier
ZitatAufgefallen ist mir jedoch, wie sehr Lem den damaligen technischen Möglichkeiten verhaftet ist. Das fängt von Röhrenbildschirmen und -computern an und geht hin zum ganz normalen Papierausdruck sowie Buch aus Papier, keine Rede von digital oder gar eBook. Das fand ich interessant. Lem entwirft das Bild einer Station auf einem anderen Planeten, aber etwa mit der Technik, wie sie damals bekannt war; das Buch wurde 1961 erstmals veröffentlicht..
Oh ja, das ist wirklich zum Quieken! Da ist Lem Opfer seines eigenen Unvermögens geworden, sich Dinge außerhalb seiner realen Wahrnehmung vorzustellen. Oder es war ihm egal. Er wollte vielleicht nur seine Kernaussage unterbringen. Allerdings würde ich mir von einem Sci-Fi-Autor mehr Fantasie wünschen.
ZitatOriginal von SiCollierSehr gut gefällt mir das langsame Tempo und gemächliche Entwickeln der Welt und der Vorgänge darin. Technik spielt eine eher untergeordnete Rolle, Raumschlachten o. ä. gar keine. Es geht um Menschen, die etwas völlig Fremdem und Unbekanntem begegnen und die Wissenschaft, die damit nicht umgehen kann..
Das ist eine Erzählweise, wie sie viele ältere Werke aufweisen. Dieses gemächliche Aufzeigen von Dingen ist heute nahezu verloren gegangen, bzw. einer anderen Vorstellung des "idealen Plotes" zum Opfer gefallen.
ZitatOriginal von SiCollierDie Ankunft empfand ich auch etwas seltsam. Vor allem, da - zumindest fiel es mir nirgends auf - nicht erwähnt wurde, in welcher Funktion Kris auf die Station kommt..
Das fand ich aus seltsam. Es wird erwähnt, dass Kelvin Gibarians Ablösung sein sollte. Hätte es da nicht eher ein Physiker statt eines Psychologens bedurft?
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Zitat
Original von Rosha
Will wirklich keiner? Okay, dann müsst ihr mit mir vorlieb nehmen.Gewollt hätte ich schon, aber bis heute Mittag waren die Treads noch geschlossen, so dass man nichts posten konnte.
ZitatLem hat als Perspektive den Ich-Erzähler gewählt. Aus Sicht des Astronauten/Psychologen Kris Kelvin (ein ziemlich bescheuerter Name, wie ich finde) erleben wir die Geschichte.
Das Buch startet gleich recht szenisch, man ist sofort im Geschehen.Ich musste bei Kelvin gleich an die Temperatureinheit denken. Ein Hitzkopf ist er allerdings nicht gerade.
ZitatDie Ankunft auf Solaris ist unglaublich dicht und atmosphärisch beschrieben. (Hurra! Um Längen besser als "2001".) Kelvin wird nicht in Empfang genommen, die Station sieht verwahrlost und zugeschlampt aus, alles wirkt irgendwie surreal und gespenstisch.
Dann kommt allerdings ziemlich schnell der erste Punkt, der mich stutzen lässt. Und zwar empfinde ich es als komplett unlogisch, wie Kelvin auf die Situation und Snaut reagiert. Irgendetwas stimmt da nicht, das ist glasklar. Ich an Kelvins Stelle hätte gedacht, dieser Snaut ist durchgedreht und hat die anderen beiden Bewohner der Station umgebracht. Das wäre die plausibelste Erklärung für deren Nichterscheinen und Snauts seltsames Gewäsch gewesen. Noch dazu hat der Kerl Blut an den Händen!Aber Kelvin reagiert doch, auch mit einer gewissen Panik. Ich habe es eher als ein Zeichen von Professionalität gesehen, dass er überlegt bleibt und erstmal in sein Quartier geht. Immerhin hat er auch noch den Raumanzug an, der sicher schwer und ziemlich heiß (°Kelvin :grin) ist. Wirkliche Antworten hat er auch nicht bekommen, deshalb erschien es mir logisch, dass er alles für sich allein in Ruhe sammeln wollte.
ZitatIch lasse mir das seltsamste Verhalten eingehen, solange es der Autor schafft, es mir plausibel zu erklären. Das hat in diesem konkreten Fall Lem leider nicht geschafft. Wegen dieser Unlogik war ich nahe dran, das Lesen abzubrechen. Echt, sowas ärgert mich.
Mir sagt Lems Stil total zu. Nach unserem gemeinsamen 2001-Desaster hatte ich schon schlimmes erwartet.
Für mich gab es da auch noch keine Logikfehler, aber das empfindet ja jeder anders.
Auch die Theoretischen Exkurse in die Kosmonautik und die Solaris-Forschung fand ich sehr interessant. Lem hat sich da viele Gedanken gemacht.Was mich erstaunte, war dass die Solaris-Forschungen und Experimente nicht schon längst aufgegeben wurden. Herausfinden konnte man ja nicht wirklich viel. Rätsel über Rätsel und keine wirklich neuen Erkenntnisse, und das über Jahre...
Diesen schwarzen Ozean stelle ich mir grausig vor. Ich glaube, und damit zu deiner Frage, dass deswegen niemand darin getaucht ist, weil nichts, was da hineinfiel aus was für Gründen auch immer, wieder zum Vorschein kam. Das appliziert eine "Feindlichkeit" oder zumindest eine Unberechenbarkeit, der man keinen Astronauten oder Wissenschaftler aussetzt, meine ich. -
Zitat
Original von Clare
Aber Kelvin reagiert doch, auch mit einer gewissen Panik. Ich habe es eher als ein Zeichen von Professionalität gesehen, dass er überlegt bleibt und erstmal in sein Quartier geht.Für die Männer auf der Solarisstation scheint es ja das Schlimmste zu sein, für wahnsinnig gehalten zu werden. Dieses aufgeregte Bemühen von Kelvin, sich selbst zu beweisen, dass er keine schizophrenen Wahnvorstellungen hat, fand ich sehr bezeichnend.
Vielleicht hat Lem das Verhalten von Kelvin deswegen nicht näher erklärt, weil er aus seinem eigenen kulturellen Selbstverständnis heraus erzählt hat. Vielleicht war es in Polen zu seiner Zeit der Super-GAU, als verrückt zu gelten.
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Ach ja, was mich wirklich fasziniert, ist Lems Solaris, diese Welt mit den zwei Sonnen, der gelben(wie unsere) und der blauen. Über die Blaue, die wahrscheinlich eine blauer Riese ist, muss ein für unsere Augen furchtbar unwirtliches Licht machen. Schön finde ich auch beschrieben, wie sich Tag und Nacht und Tag und die unterschiedlichen Lichtwirkungen auf Kelvin, der es ja beschreibt, auswirken, wie er sie empfindet.
ZitatOriginal von SiCollier
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Aufgefallen ist mir jedoch, wie sehr Lem den damaligen technischen Möglichkeiten verhaftet ist. Das fängt von Röhrenbildschirmen und -computern an und geht hin zum ganz normalen Papierausdruck sowie Buch aus Papier, keine Rede von digital oder gar eBook. Das fand ich interessant. Lem entwirft das Bild einer Station auf einem anderen Planeten, aber etwa mit der Technik, wie sie damals bekannt war; das Buch wurde 1961 erstmals veröffentlicht.Clarke war da wesentlich visionärer. Diese Fantasie, der bis dahin völlig ungekannte Techniken erfunden wurde, geht Lem völlig ab.
Stört mich aber nicht weiter. -
Zitat
Original von Clare
Was mich erstaunte, war dass die Solaris-Forschungen und Experimente nicht schon längst aufgegeben wurden. Herausfinden konnte man ja nicht wirklich viel. Rätsel über Rätsel und keine wirklich neuen Erkenntnisse, und das über Jahre...Ich glaube irgendwann hatten sie den "point of no return" überschritten. Das ganze Projekt hatte solche Ausmaße angenommen, dass ein Abbruch der Mission undenkbar geworden war. Es wie ein Aufgeben gewirkt hätte und rückwirkend als für Null und nichtig erklärt hätte. Fast so eine unsinnige Dynamik wie das Wettrüsten zu Zeiten des Kalten Krieges. So habe ich es mir jedenfalls erklärt.
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Meine bisherigen Leseempfindungen mit dem Schreibstil des Polen Lem sind viele Jahre alt. Sie unterschieden sich deutlich zu den meisten Science Fiction-Romanen, die ich früher so gelesen habe und die in der Mehrzahl von US-Amerikanern und Engländern stammten.
Beim Anfang von Solaris habe ich allerdings weniger Probleme, es lässt sich ganz gut lesen.
Ich lese die Ausgabe des Marion von Schröder-Verlages mit der Übersetzung von I.Zimmermann-Göllheim aus dem Jahr 1972. Manche Wörter bzw. Redewendungen kommen mir ziemlich altmodisch vor. Aber das passt bei einem so alten Buch ja auch.Wie Kelvin erstmals auf Snaut trifft. Das ist schon eine bizarre Szene. Snauts Gestammel zeigt, dass der ganz schön von der Rolle ist.
Außerdem gefallen mir die Beschreibungen, wie Solaris auf den Protagonisten wirkt.
Es gab allerdings auch schon ein paar trockene Passagen, wenn Detailbeschreibungen zu ausführlich werden. -
Zitat
Original von Herr Palomar
Ich lese die Ausgabe des Marion von Schröder-Verlages mit der Übersetzung von I.Zimmermann-Göllheim aus dem Jahr 1972. Manche Wörter bzw. Redewendungen kommen mir ziemlich altmodisch vor. Aber das passt bei einem so alten Buch ja auch.Ich habe die gleiche Ausgabe. Besonders die ungenierte Verwendung des Terminus "Negerin" ist mir aufgefallen und zeigt deutlich das Erscheinungsjahr.
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Das Kapitel Harey ist für mich, durch die Idee, dass sich eine Person auf Solaris neu manifestieren kann, das bisher faszinierenste.
Harey ist eigentlich schon 10 Jahre tot.
Aber die junge Frau ist wie neugeboren. Das gilt sogar körperlich, als Kris ihre Fussohle berührt: "Sie war zart wie bei einem Neugeborenen" (Seite 76)
Harey ist fast ohne eigenes Bewusstsein, und doch mit Erinnerungen soweit sie Kris betreffen. Zudem ist sie anscheinend gezwungen, bei Kris zu sein, um zu extistieren.
Da fragt man sich, inwieweit sie wirklich viel mit der Person gemeinsam hat, die Kris früher mal kannte. Das Kapitel endet drastisch! -
Zitat
Original von Clare
Ich musste bei Kelvin gleich an die Temperatureinheit denken.
ZitatOriginal von Clare
Mir sagt Lems Stil total zu. Nach unserem gemeinsamen 2001-Desaster hatte ich schon schlimmes erwartet.
Nun, Schlimmes habe ich nicht erwartet, weil ich „Solaris“ vor ein paar Jahren schon mal gelesen habe. Allerdings gab es eine gewisse Unsicherheit, ob mir das Buch wieder so gut wie beim ersten Lesen gefallen würde. Die Unsicherheit ist weg: es gefällt mir immer noch.ZitatOriginal von Rosha
Vielleicht hat Lem das Verhalten von Kelvin deswegen nicht näher erklärt, weil er aus seinem eigenen kulturellen Selbstverständnis heraus erzählt hat.
Das nehme ich an. Es war zur Zeit des Kalten Krieges, Polen fest unter der Fuchtel der UdSSR. Ein SciFi Roman dürfte eine der wenigen Möglichkeiten gewesen sein, Kritik anzubringen, wenn auch so versteckt, daß die Mächtigen die nicht kapierten. Zumindest verstehe ich einen Teil so. Daß ich diese Kritik an der Wissenschaft auch heute noch so aktuell wie damals halte, vielleicht sogar noch zutreffender, steht auf einem anderen Blatt. Insofern hat der Roman für mich sogar fast etwas Visionäres.ZitatOriginal von Herr Palomar
Es gab allerdings auch schon ein paar trockene Passagen, wenn Detailbeschreibungen zu ausführlich werden.
Ich nehme an, Du meinst die Beschreibungen der „Solaristik“. Die fand ich gar nicht trocken, sondern gerade das Faszinierenden an dem Buch. Lem hat sich immens viele Gedanken gemacht!ZitatOriginal von Herr Palomar
Das Kapitel Harey ist für mich, durch die Idee, dass sich eine Person auf Solaris neu manifestieren kann, das bisher faszinierenste.
Diese „Reproduktionen“ sind neben der Wissenschaftskritik mE die beiden großen Themen des Buches. Ein Gedanke, der mir jetzt beim Schreiben kommt: was passiert, wenn man den Begriff „Reproduktion“ durch „Klon“ ersetzt. -
Bei einem Klon würde die neue Harey dem genetischen Material der alten entsprechen.
Ich vermute aber, dass das Harey-Simulacra aus Kelvins Wahrnehmung entstanden ist. Wenn er dann die alte Harey in manchen Aspekten subjetiv gesehen hat, stimmt die neue nicht mit dem Original überein, auch wenn Kelvin das nicht merken würde. -
Zitat
Original von SiCollier
Zu MagnaMaters Theorien schreibe ich jetzt nix, denn ich bin ja schon ziemlich weit im Buch.Das müßte übrigens das erste Mal sein, daß wir uns nach den Darkover-Leserunden wieder mal „treffen“. Schön.
Du liest zu wenig dark fantasyUnd ich schaff es leuten immer so die bücher zu vermiesen...
Polnische literatur hat - um die direkte rede einzuführen, das kenn ich schon von Sapkowski, und irgendwie find ich das eigentlich übersichtlich.
Ich komm eh schon so durcheinand, wegen dem "xxxx" oder dem 'xxxx' bei den engländern, und ich weiss inzwischen gar nicht mehr, wie man das bei uns eigentlich macht.Hm, wissenschaftskritik seh ich da eigentlich keine, nur dass sich das wissenschaftsbild der öffentlichkeit in der letzten beiden generationen stark verändert hat.
Der wissenschaftliche disput und die meinungsverschiedenheit unter den forschern dient ja der annäherung an die realität. So lange jemand in einer theorie fehler findet, und die ansicht der anderen auch begründet und jederzeit erneut überprüfbar widerlegen kann, erhält er von der wissenschaftlichen gemeinschaft auch den geschuldeten applaus. Wissenschaft ist dazu da, lehrmeinungen beständig zu überprüfen und über den haufen zu werfen. -
Zitat
Original von Herr Palomar
Bei einem Klon würde die neue Harey dem genetischen Material der alten entsprechen.
Ich vermute aber, dass das Harey-Simulacra aus Kelvins Wahrnehmung entstanden ist. Wenn er dann die alte Harey in manchen Aspekten subjetiv gesehen hat, stimmt die neue nicht mit dem Original überein, auch wenn Kelvin das nicht merken würde.
So habe ich das auch verstanden.Harey (doofer Name, darüber stolpere ich die ganze Zeit) ist Kris´Kopf entsprungen, seinen Erinnerungen. Wer ihn da allerdings bei welcher Gelegenheit angezapft hat, bleibt noch im Dunkel. Vermutlich ist es während seines 15 Stunden dauernden Schlafes passiert. Ansonsten geben die erzählten Begebenheiten keine Hinweise darauf. ZUmindest wären mir keine aufgefallen.
Die anderen drei haben anscheinend auch mit solchen Erscheinungen zu kämpfen. Darauf deuten die Geräusche aus Sartorius Laboratorium und die Tatsache, dass er Kris nicht einlassen will. Wer Snaut heimsucht ist noch nicht klar. Gibarians Heimsuchung war bzw. ist eine dicke Negerin. Die lebt anscheinend noch, obwohl Gibarian tot ist. Wie passt das mit der Theorie zusammen, dass die Heimsuchung die Nähe der Bezugsperson braucht?
Was mir auch nicht klar ist, ist die Geheimnistuerei der Männer. Hat es mit der Art der Erscheinung zu tun? Ich vermute mal, dass Personen erschaffen wurden, die mit irgendwelchen ungeklärten Traumatas verknüpft sind. Snaut traut seinen eigenen Sinnen nicht mehr. Er ist sich nicht sicher, ob Kris eine Erscheinung ist oder ein echter Mensch.
Mir haben sich schon einige Fragen gestellt: Warum betont Lem, dass alle auf der Station lebenden Personen ein verbranntes Gesicht haben? Haben die Erscheinungen angefangen, als Gibarian begonnen hat das Plasma verbotenerweise mit Röngtenstrahlen zu bomardieren? Was hat es mit Gibarians kryptischer Notiz auf sich?
Mit dem darin erwähnten Fall F. sind wohl die Vorkommnisse um den Forscher Fechner gemeint, der in das Plasma gefallen ist. Andre Berton wurde vermisst und kam total verstört wieder und wollte nicht mehr in die Nähe des Ozeans kommen. Sein Bericht wurde als Krankengeschichte abgehakt. Das wird sich vermutlich als Fehler erweisen. An Kris Stelle würde ich versuchen, irgendwie an diese Krankenakte zu kommen. Warum nimmt er nicht Kontakt mit seinem Abreiseort auf?
Solaris hat mich gepackt. Auch wenn einen Lem ins eiskalte Wasser wirft und sich nicht lange mit irgendwelchen Beschreibungen aufhält. Der kleine theoretische Exkurs im Kapitel der Solaristen war notwendig, sonst würde der Leser noch ratloser sein.
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Ah, es ist doch wer ins Plasma gefallen. So ein pech auch.
Ich frag mich grad, ist euch das auch aufgefallen, dass das buch inzwischen sehr anachronistisch wirkt: die haben noch fette wälzer statt irgendwelche tablets und obendrein türklinken an ihren stationstüren...
Auch sind's keine schiebetüren, und keine sicherheitsschotts, für den fall, dass einmal ein fenster bricht, sondern die gehn nach innen auf, und können mit kisten verstellt werden...
kisten... ich seh grad kein ikea-plastikkörbel vor mir, sondern eine spanholzschachtel, und frag mich, wer sowas quer durch's all liefert. -
Diesen ersten Abschnitt habe ich jetzt auch durch, aber für mich zieht es sich etwas. Bis jetzt ist mir noch alles, bis aus den doch recht langen Monolog zur Technik bzw. der Solaris, aus der amerikanischen Verfilmung bekannt. Viel Personal haben wir nicht, dafür aber viele Fragen. Der Ich-Erzähler gefällt mir gut. Irgendwie ist es etwas gruselig, wenn Menschen, die eigentlich tot sind, wieder auftauchen.
Ein bisschen lässt es mich auch an Clarks Odyssee denken, an eins der späteren allerdings.Witzig fand ich jedoch, dass Kris einen Logorithmenschieber zum Rechnen benötigt, aber es so etwas wie einen Taschenrechner nicht zu geben scheint.
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Vor allem, da gleich am anfang was von den rechenmaschinen stand, die extra gebaut wurden, um solaris zu erforschen und zu verstehen versuchen - ich hab da fest an supercomputer geglaubt, die alles in den schatten stellen, was wir heute kennen, und dabei haben die nichtmal eine elektronische türsteuerung in der station - und vorhänge... wer hängt sich solche fetzen in einer 'raumstation' auf, wenn jedes gramm gewicht gerechtfertigt sein muss. Und diese riesigen papiermengen, die diese leute verschwenden, grad so, als wär gleich daneben eine papierfabrik.
Und das essen ist auch komisch: die haben dosen-essen, gläser und waschbecken, um sie abzuwaschen, und keinen food-generator oder sowas.Irgendwie erscheint mir die station eher wie eine zusammengeschusterte wellblechhütte, wie in... wie hiess der alte film mit den funkern: 'wenn der große wolf ruft'?
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Hm, jetzt muss ich mal 'was fragen:
Ich hatte es so verstanden, dass es in Mitten dieses unendlichen, die gesamte Oberfläche bedeckenden Ozeans, einzelne, begrenzte feste Bestandteile gibt, vergleichbar mit Land, und dass auf so einem Gebiet die Station steht, also auf dem Planeten. Ich komme darauf zu zweifeln, weil ich gerade den Film schaue, und da ist es eine Orbitalstation, von der Kelvin quasi auf den Ozean schaut.
Die Station befindet sich doch auf Solaris, oder?Suzann
Zu deinen Ideen und Theorien kann ich nichts sagen, denn ich habe das Buch schon ausgelesen und weiß Bescheid.Faszinierend fand ich Hareys Auftreten, auch dass sie wirklich wie eine Neugeborene wirkt. Sie scheint mir wie eine Puppe. Nicht mal ihr Kleid lässt sich ausziehen.
ZitatMir haben sich schon einige Fragen gestellt: Warum betont Lem, dass alle auf der Station lebenden Personen ein verbranntes Gesicht haben? ...
Hm, das Kapitel "Harey" gehört doch noch in diesen Abschnitt, und da erklären sich die Verbrennungen auch.
Kelvin lässt eine Raumkapsel mit Harey, die er für Wahn hält und vor der ihm graut, starten, verlässt aber nicht schnell genug der Startplattform und verbrennt sich dabei. Und die anderen haben die gleichen Verbrennungen, mehr oder weniger frisch...Wann es angefangen hat, kommt gleich zu Anfang des nächsten Abschnittes.