'Solaris' - Seiten 174 - Ende

  • Zitat

    Original von Rosha
    ...
    Ich hätte auch gerne eine Erklärung dafür gehabt, warum die Forscher ihre technischen Helfer/Roboter alle ausgeschaltet und in einen Frachtraum verbannt haben. Gab es Schwierigkeiten zwischen den Robotern und den Gästen? Habt ihr eine Idee dazu oder habe vielleicht sogar etwas überlesen?


    An das Warum kann ich mich auch nicht erinnern, nur daran, dass Snaut zugibt, das sie die Automaten in die Magazine eingeschlossen haben, alle außer der Startvorrichtung. Als Kelvin den Grund wissen will, schweigt er.
    Stimmt, wird das später nochmal erklärt? Das würde mich auch interessieren.
    Vielleicht hatten sie Angst, dass der Ozean die Technik mit Hilfe der Gäste irgendwie gegen sie verwenden könnte :gruebel
    Möglicherweise befürchteten sie sie auch, dass sie selbst Schaden anrichten könnten und ihre eigenen Lebensbedingungen auf der Station verschlechtern könnten? :gruebel Dafür müsste man allerdings wissen, ob sie die Automaten nach Gibarians Selbstmord weggesperrt haben oder vorher.
    War es die Furcht vor dem eigenen Wahnsinn? :gruebel

  • Ich hab angenommen, dass Solaris ihnen automaten als besucher geschickt hat, die sich nicht vom original unterscheiden, und sich dann seltsam verhalten haben, als man sie mit daten über solaris gefüttert hat.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • So, noch meine Eindrücke vom letzten Abschnitt... Lem übt sich weiter heftig im Schwadronieren. Außer der Bestrahlung, dem damit verbundenen Verschwinden der Gäste und Kelvins letztlicher Selbstaufgabe gibt es wieder viele ausufernde Beschreibungen, noch einen Exkurs in die Solaristik und den langen Dialog mit Snaut.


    Ich muss am Ende doch auch der allgemeinen Ansicht zustimmen, dass dadurch viel von der im ersten Abschnitt aufgebauten Stimmung verloren geht. Natürlich sind die Gedankengänge, die Ideen und Beschreibungen von Lem durchaus lesenswert, aber ein echter Spannungsbogen hätte dem Roman wirklich gut getan. Und das ist dann vielleicht doch ein handwerklicher Mangel.


    Bezüglich der eingesperrten Automaten habe ich auch keine Idee, warum Lem das erfunden hat. Hier hätte ich auch noch eine Aufklärung erwartet oder zumindest, dass das noch einmal eine Rolle spielt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Vielleicht sollte man zum Vergleich noch einen anderen Lem-Roman lesen. :gruebel
    Aber es gibt anscheinend viele. Welcher könnte in ähnliche Richtung gehen und ebenfalls Bedeutung haben?


    Also ich könnte noch "Eden" empfehlen. Leider gibt es davon wohl schon lange keine neuen Auflagen mehr, so dass man sich das gebraucht besorgen müsste.


    Zum Inhalt: Ein Raumschiff mit einer Gruppe von Forschern strandet auf einem offensichtlich bewohnbaren Planeten. Dort finden sie Spuren einer hochentwickelten Zivilisation, aber keine Lebewesen vor. Anhand der vorgefundenen Spuren vermuten die Forscher, dass es sich um eine Art diktatorisches Regime gehandelt haben müsse. Während sie versuchen, ihr Raumschiff wieder flott zu bekommen, unternehme sie mehrere Expeditionen, um einen Kontakt zu eventuell doch noch überlebenden Wesen dieser intelligenten Spezies zu bekommen.



    Es ist auch hier ewig her, dass ich das gelesen habe. In meiner Erinnerung hat es mich als Jugendlicher deutlich mehr begeistert als Solaris. Es ist zwar auch ein typischer "Lem", aber wesentlich facettenreicher und mit echter Handlung. Während "Solaris" von siner düsteren Atmosphäre lebt, wird in "Eden" eine komplette, schillernde, vielfältige Welt erschaffen.

  • Ich bin etwas weiter in die letzten kapitel der Solaristik vorgedrungen, und ich glaube inzwischen, es geht bei Solaris um die menschliche Sinn-&Gottsuche, das Zitat der Solaristiker Gravinsky und Grattenstrom.


    Solaris ist eher eine philosophische abhandlung, die sich mit dem Rätsel des Lebens an sich, und der verschiedenen menschlichen Blickwinkeln darauf beschäftigt.


    Das ganze ist mit ein paar seltsamen begegnungen des protagonisten mit einem 'engelwesen' Harey ausgefüllt.
    Letztendes schleudert man hier als Mensch dem unbekannten Gott sein eigenes Denken entgegen, und löst damit die Engel auf, mit denen er kontakt aufzunehmen versuchte, und kommt als mensch wieder auf keinen grünen Zweig...


    Im endeffekt sehr traurig, das buch.


    Handlungsmässig eher unspannend und unfreiwillig surreal mit der altmodisch-irdischen einrichtung der raumstation, ist es doch kein fehler es zu lesen, wenn man erst mal den knoten darin entwirrt hat, was Lem überhaupt für gedanken von seinem leser will.

    DC :lesend


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  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Besucher und automaten - mir kam zuletzt der gedanke, dass die besucher, so kindlich, wie sie sich geben, automaten kaputt machen...


    Hm, ersthaft? Durchaus möglich! Die Kräfte der Besucher sind ja enorm, unverhältnismäßig, übermenschlich.Sie könnten die Automaten als "Feinde" gesehen haben, die ihnen die Zeit ihrer jeweiligen Menschen stehlen :gruebel

  • Yepp, der gedanke kam mir, aber du führst ihn weiter aus, als ich gedacht habe, ich dachte eher an mutwilliges damit spielen, aber das könnt auch sein, dass ihnen ihre menschen zuviel zeit mit maschinen verbrachten...

    DC :lesend


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  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich habe dann doch noch weitergelesen, es kommen noch einige philosophische Abschnitte, die doch nicht so schlecht sind.


    Gerade diese regen mich gerade tierisch auf und bremsen jedes Mal wieder meinen gerade in Gang gekommenen Lesefluss. Wenn sie sich wenigstens nicht über so viele Seite hinziehen würden. Passiert eigentlich noch irgendwas oder plätschert das ohne Ergebnis bis zu Ende so vor sich hin?


    Edit: Ich hab mich akutell bis auf Seite 236 vorgekämpft.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Suzann ()

  • @ Suzann


    Es ist kein Ende mit zehennägelhochziehendem Showdown. So gesehen verpasst du nichts, wenn du es nicht zu Ende liest. Auch für ein "sanftes Ausklingen" war der Roman für mich kein erhebendes Erlebnis. Ich vermute mal, "Solaris" wird für mich als unlogisches, zähes, überbewertetes Buch in Erinnerung bleiben.


    Ich hätte meinem ersten Impuls folgen sollen. Das wäre ein Leseabbruch nach ca. 50 Seiten gewesen. Ich hätte nichts vermisst. ;-)

  • Da ich den Roman schon mehrmals gelesen habe, wollte ich nicht an der Leserunde teilnehmen.


    Aber wenn ich das Fazit einiger Leser lese, wundere ich mich schon etwas.


    Sicher Solaris ist nicht der Action-Reißer, den sich anscheinend einige von Science Fiction erhofft haben. Für mich ist es ein philosophischer, gar humanistischer SF-Roman und fällt damit wohl eher in die Sparte „Inner Space“.


    Für mich zeigt der Roman klar auf:


    Der Mensch mag meinen sehr viel zu wissen (siehe die Unmengen an Literatur, die die Wissenschaft angehäuft hat), aber er wird nie etwas verstehen, was außerhalb seines Bezugsrahmens liegt.


    Und auf Solaris trifft das zu.


    Wie kann ein Sterblicher etwas Unsterbliches verstehen wollen?


    Auch die, die meinen den Menschen zu verstehen (daher der Psychologe) müssen feststel-len, dass sie letztendlich scheitern.


    Sind nicht all die „Erscheinungen“ nichts anderes als verdrängtes wieder in die Realität ge-holt?


    Der Mensch versteht sich ja nicht einmal selbst. Was er nicht wahrhaben will, existiert für ihn nicht. Und wenn es existent wird, will er es nur noch zerstören.


    Wie will er da ein Wesen, wie diesen „Ozean“ verstehen?


    Damit handelt der Roman von der Demut, zu erkennen, dass es vieles gibt, was das menschliche Begreifen einfach übersteigt und trotzdem existiert.


    Und das macht ihn für mich lesenswert und zu einem Klassiker.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • @ dyke


    Dein Plädoyer gefällt mir. :wave
    Und ich kann jeden deiner Punkte unterschreiben. Bis auf den letzten:


    Zitat

    Und das macht ihn für mich lesenswert und zu einem Klassiker.


    Ich stelle nicht die Botschaft des Autors in Frage. Seine philosophische Herangehensweise an dieses Thema ist im Prinzip gut. Aber... die Ausführung ist es nicht. Damit ein Roman für mich lesenswert ist, muss das Gesamtpaket passen.


    Man könnte es auch mit Essen vergleichen. Der Koch (steht für den Autor) kauft lauter köstliche Zutaten von hervorragender Qualität. An ihnen gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Dann jedoch nimmt er ein falsches Rezept, verquickt, vermengt, vermantscht die Sachen in unglücklichen Kombinationen miteinander. Heraus kommt ein Gericht, das fad und zerkocht schmeckt.


    Und genau das ist meiner Meinung nach bei Solaris passiert. Das Thema allein macht es für mich nicht zum Klassiker, zu etwas Besonderem. Dazu hätte es ebenfalls gekonntem Handwerks bedurft. Meinen persönlichen Lesegeschmack hat Stanislaw Lem nicht getroffen.


    Wenn man sich die Beiträge ansieht, dann sieht man meist folgendes:


    Diejenigen, die von dem Buch begeistert sind, bzw. es gerne mochten, waren von der Prämisse angetan. Aber ein Buch macht so viel mehr aus: der Schreibstil, die Protagonisten, die Dialoge, der Plot, die Erzählsprache, die szenische Gestaltung.


    Mein Anspruch an ein richtig, richtig gutes Buch ist, dass alle diese Bereiche stimmig sind. Das habe ich bei Solaris leider nicht gesehen. Die gute Prämisse alleine hat mir nicht gereicht.
    Und ich habe auch nicht den Eindruck, dass die Teilnehmer dieser LR einen Action-Reißer erwartet haben. Außerdem ist Spannung nicht gleichgesetzt mit Hau-drauf-Aktionen und Bumm-Bumm-Spektakel. Spannung kann mit den leisesten Texten erzeugt werden. Lem ist dieses Kunststück m.E. mit Solaris nicht gelungen.

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Rosha ()

  • Stimmt, die idee ist gut, die ausführung ist schlecht, und die begonnenen gedankengänge rundherum sind nicht ausgeführt, es gibt keine frauen an bord, die nicht vom ozean geschaffen wurden, und die den männern dort beim nachdenken über den ozean helfen, der ganze ozean ist ein eher abgehobenes künstliches produkt eines schriftstellergehirns (obwohl's sehr poetisch ist). Aber bücher über's nichtverstehen und die grenzen im begreifen der dinge, und dass man keine vereinfachende erklärung dafür verlangen sollte, gibt's bessere.
    *schulterzuck*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Ich werde mich bis zu Ende durchkämpfen. Ich kann nicht mittendrin aufhören. Meine Buchabbrüche kann ich an einer Hand abzählen. Da muss es schon sehr schlimm kommen.


    Die Botschaften hinter Lem´s Werk Solaris, die dyke so schön formuliert hat, finde ich gut und sie zu thematisieren wichtig, aber leider sind sie so verpackt bzw. präsentiert, dass man schon sehr leidensfähig sein muss, wenn man sich da durchkämpfen will und das kann es doch nicht sein, oder? Außerdem weiß ich sicher, dass ich mir nie wieder ein Lem-Buch antun werden...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich werde mich bis zu Ende durchkämpfen. Ich kann nicht mittendrin aufhören. Meine Buchabbrüche kann ich an einer Hand abzählen. Da muss es schon sehr schlimm kommen.


    Ah, auch so eine, und wenn ich 10 jahr drüber sitz, da muss man durch! - willkommen im Club literarischer masochisten :chen

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
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  • Zitat

    Original von Suzann
    Ich werde mich bis zu Ende durchkämpfen. Ich kann nicht mittendrin aufhören. Meine Buchabbrüche kann ich an einer Hand abzählen. Da muss es schon sehr schlimm kommen.


    Die Botschaften hinter Lem´s Werk Solaris, die dyke so schön formuliert hat, finde ich gut und sie zu thematisieren wichtig, aber leider sind sie so verpackt bzw. präsentiert, dass man schon sehr leidensfähig sein muss, wenn man sich da durchkämpfen will und das kann es doch nicht sein, oder? Außerdem weiß ich sicher, dass ich mir nie wieder ein Lem-Buch antun werden...


    Schade für dich! :knuddel1
    So zäh fand ich es eigentlich gar nicht, musste mich auch nicht durchkämpfen.

  • Zitat

    Original von Clare


    Hast du ein bestimmtes Buch im Auge?


    Da inzwischen Lems "Der futuristische Kongress" als The Congress verfilmt wurde, bietet sich eben dieses Buch an.
    Der Film ist genial und daher bietet der Roman eventuell auch viel.


    PS: unten habe ich den Soundtrack als ISBN eingegeben.

  • Ich habe die Verfilmung "Ijon Tichy: Raumpilot - Die Sterntagebücher" mit Oliver Jahn und Nora Tschirner gesehen und mich köstlichst amüsiert. Es würde mich also durchaus reizen zu überprüfen, wie viel von der Lem'schen Originalvorlage tatsächlich adaptiert wurde.

  • Hört sich gut an. Die Serie würde ich auch gerne einmal sehen.


    Zitat

    Original von Rosha
    Ist das ein LR-Vorschlag, Herr Palomar? :-)


    Ich wollte hier erst einmal vorfühlen.
    Aber Du hast recht, das gehört in den anderen Thread.


    Falls es immer noch Interesse an dem Autor gibt, könnte man für 2014 einen Roman von ihm berücksichtigen.