Ein Morgen wie jeder andere - Christian Pernath

  • OT: Un matin de juin comme les autres


    Kurzbeschreibung:
    Bélouard, ein dicklicher, unglücklicher Landtierarzt in der Nähe von Nates, verbringt einen einsamen Sommer. Als auf einem der umliegenden Gehöfte ein grausames Verbrechen geschieht, gerät der Alltag der Dorfgemeinde aus den Fugen. Alte Feindschaften brechen auf, Familien werden sich fremd, und an einem heißen Tag im Juni macht Bélouard eine Entdeckung, die auch sein Leben verändert.


    Über den Autor:
    Christian Pernath, geb. 1959 in Nantes, studierte Musik und Kunstgeschichte. Er versuchte sich u.a. als Musiklehrer, Hausmeister, Klempner, Dachdecker, Elektriker, Bienenzüchter, Maurer und Cembalobauer. 2002 erschienen seine ersten beiden Romane 'Dernière Visite' und 'Séraphin Verre'. Letzterer erhielt den Prix Thyde Monnier de la Société des gens de lettres und war nominiert für den Prix Roman France Télévisions. 2004 folgte 'Les Chants de l'ours'. 'Ein Morgen wie jeder andere' ('Un matin de juin comme les autres', 2006) - sein vierter Roman - war für den Prix Ouest nominiert. 2007 erschien 'Cab et compagnie'. Christian Pernath lebt im Department la Drôme.


    Meine Rezension:
    Als bekennender Freund leiser Kriminalromane, die sich weniger auf die Bluttat als auf die beteiligten Personen und psychologische Rafinesse konzentrieren, klang "Ein Morgen wie jeder andere" wie ein Roman, der genau in dieses Beuteschema fällt. Von der Kurzbeschreibung her stimmte das nach wie vor, doch leider vermittelt diese ein völlig falsches Bild, denn die zitierten aufbrechenden Feindschaften, die sich entfremdenden Familien und der aus den Fugen geratene Alltag der Dorfbewohner wird lediglich am Rande erwähnt. Auch das grausame Verbrechen selbst (inklusive der amateurhaften Ermittlungen der Polizei) werden zur Randnotiz und weichen den fast schon fragmentartigen Erlebnissen der Hauptfigur und vor allem sehr detaillierten Wetter- und Himmelsbeschreibungen, die sich in nahezu jedem Absatz wiederfinden. In meinem Fall haben sie nicht dazu beigetragen, eine bestimmte Atmosphäre heraufzubeschwören; einen Hauch Melancholie erzeugt lediglich die einsame Hauptfigur, deren Verhalten jedoch oft nicht nachvollziehbar ist, so dass die daraus resultierenden Folgen und Erkenntnisse zur Kenntnis genommen werden, ohne dass sie wirklich berühren. Wenn Figuren und Ereignisse vor allem Gleichgültigkeit hervorrufen und die Auflösung (wenn auch mit überraschendem Motiv) dann noch relativ vorhersehbar ist, dann reicht auch ein melancholischer Grundton nicht aus, um mich in den Bann zu ziehen. Schade!


    Deshalb von mir - trotz der begeisterten Stimmen z.B. auf amazon - nur 4 Punkte.