Seiten: 505
Fortsetzung von: Der Gesandte des Papstes (Link)
Rückentext:
Eine große abenteuerliche Geschichte aus dem Mittelalter
Konstantinopel 1309. Das byzantinische Reich wird von Unruhen erschüttert. Während Raoul von Bazerat, kaiserlicher Hauptmann und einstiger Gesandter von Papst Bonifatius VIII., in Kleinasien gegen die Osmanen kämpft, wird seine Tochter Naje von beunruhigenden Visionen heimgesucht. Raoul ahnt, dass in den labyrinthischen Gärten und Palästen der Kaiserstadt eine unvorstellbare Gefahr heraufdämmert. Als Barzin Ardeshir, ein geheimnisvoller persischer Kaufmann, Naje mithilfe des fanatischen Schwertbrüderordens entführt, beginnt eine Jagd, die Raoul bis an die Grenzen der bekannten Welt führt ...
Autor:
Christoph Lode, geboren 1977, lebt mit seiner Frau in Mannheim. Nach seinem Studium arbeitete er in einer psychiatrischen Klinik. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. Bereits mit seinen ersten beiden historischen Romanen, „Der Gesandte des Papstes“, und „Das Vermächtnis der Seherin“, sorgte er ebenso für Furore wie mit der großen Fantasy-Trilogie „Pandaemonia“.
Meine Zusammenfassung:
Sechs Jahre sind vergangen, seitdem der vom Lungenkrebs geheilte Ritter Raoul von Bazerat und die über 1400 Jahre alte Djinn Jada bint-Ghassan beschlossen, ein gemeinsames Leben zu führen. Sie haben inzwischen eine Tochter und die 5-jährige Naje trägt das Beste aus beiden Elternteilen in sich. Doch immer wieder wird sie von beängstigenden Visionen geplagt, mit denen sie nicht umgehen kann. Der reiche Kaufmann Barzin Ardeshir weiß seltsamerweise über die Familie bescheid und fragt bei Jada an, ob sie und Naje nicht mit ihm kommen wollen, er wüsste wie er der Kleinen mit ihren Kräften und Visionen helfen kann. Jada lehnt ab. Als Raoul auf Befehl des Kaisers von Konstantinopel auf dem Meer ist um Piraten zu jagen, lässt Ardeshir Naje und Jada entführen.
Die eigentlich schon für ausgelöscht gehaltene Bruderschaft des Schwertes unterstützt ihren Hauptsponsor nach Kräften. Raouls einziger Hinweis ist die Stadt Hermannstadt in Siebenbürgen. So zieht er, begleitet von seinem besten Freund, Narses Ben Jehuda, los. Eine Irrfahrt durch den Osten Europas beginnt.
Meine Rezension:
In diesem Roman bin ich mit den Fantasy-Elementen sehr viel besser zurecht gekommen als im Vorgänger, was aber auch durchaus daran liegen mag, dass ich jetzt recht genau wusste, was mich erwartet. Nach wie vor überwiegt der historische Anteil, und den fand ich hier wirklich sehr interessant aufbereitet. Die Kultur des alten Litauen war mir bisher noch in keinem anderen Buch begegnet und ich fand sie faszinierend und werde bestimmt noch weitere Erkundigungen dazu einholen. Allein die Beschreibung der Landschaft mit all den Mooren gefällt mir schon so gut.
Mein Kritikpunkt am Vorgänger, dass der Spannungsbogen nicht durchgehend aufrecht erhalten werden konnte, trifft auf dieses Buch absolut nicht mehr zu. Die Handlungsstränge bzw. Handlungsorte wurden reduziert und wirkten somit ausgewogener, die Spannung blieb erhalten und nachdem ich das Buch schon zur Seite gelegt hatte, habe ich immer wieder danach gegriffen um nur noch einen Absatz weiterzulesen. Oder ein Kapitel. Oder noch eins. Das ist auf jeden Fall immer ein gutes Zeichen.
Die Figuren sind sich treu geblieben, man hat sie wiedererkannt und die neuen schnell gern gewonnen: Narses, der als jugendlicher Heißsporn aber ebenso zuverlässiger Freund nun die Rolle einnimmt, die Raoul vor seiner schweren Erkrankung inne hatte, der unkaputtbare Onkel Ismael (meine liebste Nebenfigur!), die zum Glück gar nicht nervige 5-jährige Naje, oder die geheimnisvolle Hohe Frau der Juden, Rahel. Jetzt wo ich weiß, wie „Das Vermächtnis der Seherin“ mit diesem Roman zusammenhängt bin ich auch interessiert daran, die Geschichte von Rahel zu erfahren. Das Buch werde ich mir wohl bald mal zulegen müssen.
Der „Bösewicht“ Barzin Ardeshir hatte einen glaubhaften Hintergrund, der aber für meinen Geschmack gerne noch etwas näher ausgeleuchtet hätte werden können (mit einer Rückblende oder ähnlichem). Mich erinnerte er (leichter Spoiler zur Figur)
Als Anhang gibt es neben dem Nachwort des Autors ein Personenverzeichnis und einen Glossar. Karte zum Reisegebiet gibt es leider keine.
Fazit: Eine Fortsetzung die den ersten Teil in meinen Augen übertrifft. Man merkt, dass der Autor Zeit hatte an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. So macht dieses Werk auch einen reiferen und ausgewogeneren Eindruck. Ein spannendes Abenteuer vor interessant recherchiertem historischen Hintergrund, gespickt mit Elementen von Fantasy. Vielleicht gibt es ja irgendwann sogar nochmal eine Fortsetzung?
Verdiente 8 von 10 Punkten.