Ich bin der Meinung, dass es "die" Klassiker nicht gibt. Was man "gelesen haben muss" ist für mich genauso sinnlos wie das, was man "wissen muss", wenn man sich gerne allgemeingebildet sehen will
Wenn es danach geht, welche Literatur eingeschlagen hat, wie eine Bombe, fällt mir als erstes Goethes "Werther" ein, nach dessen Erscheinen sich reihenweise junge Menschen umgebracht haben. Ich persönlich finde aus heutiger Sicht Werther unerträglich lahm, überromantisch, weinerlich. Aber damals war diese neue Art von Gefühlsausdruck eben derart ergreifend.
Trotzdem finde ich nicht, dass man Werther mal lesen sollte. Denn ich finde nicht, dass es ein gutes Buch ist.
Für mich bedeutet Klassiker auswählen nichts anderes als Romane aussuchen: was interessiert mich, was würde ich gerne mal lesen.
Da ich ja Literaturwissenschaft studiere, ist es halt mittlerweile so, dass ich mich meistens "epochenweise" interessiere oder autorenweise durch so einiges durchwurschtel, was teilweise aber auch unibedingt so ist (will ja nun mal nicht so tun als würde mich das alles immer von alleine interessieren ).
Von daher könnte ich meine persönlichen Klassiker aufzählen, die meiner Meinung nach gute Repräsentanten einer Epochendenkweise oder einer Autorenphase sind.
Aber gegen dieses "DIE" Klassiker wehre ich mich, und wenn ich von "DEN" Klassiker irgendwas nicht gelesen habe, heisst das sicherlich noch lange nicht, dass ich darum ein literaturwissenschaftlicher Nichtsnutz bin