Die letzte Nonne - Nancy Bilyeau

  • Titel: Die letzte Nonne
    Englischer Originaltitel: The Crown
    Autorin: Nancy Bilyeau
    Format: Taschenbuch
    Seitenzahl: 448
    Erscheinungsdatum: 01.Mai 2012



    Klappentext:
    England 1537. Die gewaltsame Auflösung der Klöster und die Verfolgung der Katholiken unter Heinrich VIII. hat begonnen. Joanna Stafford, eine junge Novizin, stammt aus einer der einflussreichsten Familien Englands, die jedoch beim König in Ungnade gefallen ist. Joanna gerät in die Gewalt des Bischofs von Winchester, der sie dazu erpresst, einen geheimen Auftrag für ihn auszuführen: Sie soll in ihrem Kloster nach einer alten Königskrone suchen, die dort angeblich seit Jahrhunderten im Geheimen verwahrt wird. Gewalt und Tod dringen in die strenge Klosteratmosphäre ein, als der reiche Patron des Klosters mit einer Reliquie brutal erschlagen wird ...



    Über die Autorin:
    Nancy Bilyeau has worked on the staffs of Rolling Stone, Entertainment Weekly, and Good Housekeeping. Most recently, she served as deputy editor at InStyle magazine. Her screenplays have placed in several prominent industry competitions. Two scripts reached the semi-finalist round of the Nicholl Fellowships of the Academy of Motion Pictures Arts and Sciences. Her screenplay "Loving Marys" reached the finalist stage with Page International Screenwriting Awards and Scriptapalooza. A native of the Midwest, she earned a bachelor's degree from the University of Michigan. The Crown is her first novel.
    Some earlier milestones: In 1661, Nancy's ancestor, Pierre Billiou, emigrated from France to what was then New Amsterdam when he and his family sailed on the St. Jean de Baptiste to escape persecution for their Protestant beliefs. Pierre built the first stone house on Staten Island and is considered the borough's founder. His little white house is on the national register of historic homes and is still standing to this day.
    Nancy lives in New York City with her husband and two children.
    (http://www.nancybilyeau.com/about.html)



    Meine Meinung zum Buch
    Hab das Buch gerade als Wanderbuch gelesen. Der Klappentext hatte mich nämlich direkt neugierig gemacht, da historische Romane, die in England spielen, genau mein Genre sind.
    Schon nach den ersten paar Sätzen hatte ich in die Geschichte hineingefunden, weil der Schreibstil mich persönlich sehr angesprochen hat und mir das Lesen auch sehr angenehm gemacht hat. Ich finde, Nancy Bilyeau's Schreibstil passt wunderbar zur Geschichte - damit meine ich, dass sprachlich / stilistisch genau die Atmosphäre erzeugt wird, die der Geschichte angemessen ist und sie beim Lesen im Kopf lebendig werden lässt.
    Zum Inhalt der Geschichte will ich jetzt lieber gar nicht so viel verraten... Nur soviel: Ich finde die Geschichte vom Spannungsbogen und der Glaubwürdigkeit her sehr gut aufgebaut. Die Charaktere hätten ein bisschen mehr "Farbe" vertragen können, aber andererseits passt diese charakterliche "Farblosigkeit" (das Wort ist eigentlich viel zu hart dafür) auch wieder irgendwie zum England des 16.Jahrhunderts, besonders bei den Nonnen. Da stand die individuelle Persönlichkeit eines Menschen eben noch nicht so im Vordergrund wie heutzutage.
    Miss Bilyeau findet meiner Meinung nach den richtigen Mittelweg zwischen der anschaulichen Beschreibung der Schauplätze & Personen im Buch und dem Runterleiern zu vieler sinnloser Details, die nur der Spannung den Wind aus den Segeln nehmen würden - ich konnte mir alles bildlich gut vorstellen (naja, auch bei mangelhaften Beschreibungen in Büchern macht man sich ja trotzdem seine eigenen Vorstellungen im Kopf, aber ihr wisst schon was ich meine) und hatte trotzdem nicht das Gefühl, mich mit zu vielen Details rumschlagen zu müssen.
    Es gibt leider auch genügend Bücher, bei denen ich zwischendurch das Bedürfnis hatte, die nächsten 2 oder 3 Seiten nur noch zu überfliegen, in der Erwartung, dass da sowieso nur noch endlangweilige Beschreibungen von irgendwelchen Landschaften kommen - da gehört "Die letzte Nonne" zum Glück nicht dazu.


    Fazit: Ich kann dieses Buch jedem Fan historischer Romane empfehlen! :-)


    (Edit: Hab übrigens gerade auf der Seite von Nancy Bilyeau gelesen, dass 2013 ihr zweiter Roman erscheinen soll, in dem die Geschichte von "Die letzte Nonne" fortgesetzt werden wird.)

  • England, 1537.
    In einer Zeit des religiösen Umbruchs entfernt sich die junge Novizin Joanna Stafford unerlaubt aus ihrem Kloster in Dartford, um in London ihrer Cousine Margaret beizustehen, die als Ketzerin öffentlich verbrannt werden soll.
    Dort trifft sie auch ihren Vater wieder, den sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Auch er will Margaret helfen und ihrem Leiden ein schnelles Ende bereiten. Joanna und ihr Vater werden verhaftet und in den Tower gesperrt.
    Dort wird Joanna vom Bischoff von Winchester dazu erpresst, in ihrem Kloster nach einer geheimnisvollen Krone zu suchen. Sie muss sich beeilen, denn die Schließung des Klosters durch Cromwell steht bevor. Um ihren Vater zu retten, stimmt Joanna widerwillig zu und macht sich mit zwei ebenfalls vom Bischoff beauftragten Mönchen auf den Heimweg.


    Die Handlung wird aus Sicht der Protagonistin und Ich-Erzählerin Joanna dargestellt. Die Sprache hat mir persönlich nicht so gut gefallen, passt aber zu einer wohlerzogenen adeligen Novizin des 16. Jahrhunderts.
    Die Suche nach der Krone, hinter der nicht nur der Bischoff, sondern auch die Schergen des Königs her sind, gestaltet sich mühselig, immer wieder gerät sie ins Stocken und wird zwischenzeitlich zur Nebensache, z.B. als ein Mord an einem Gast des Klosters geschieht.
    Sehr ausführlich werden die politischen Umstände geschildert und die Auswirkungen, die die Klosterschließungen auf die Bevölkerung haben.
    Oftmals werden in die Dialoge geschichtliche Einzelheiten eingeflochten, die auf mich ermüdend und zu sehr aus dem Geschichtsbuch zitiert gewirkt haben.
    Einzig interessant fand ich daran die Geschichte um den angelsächsischen König Athelstan, dem die Krone seinerzeit gehört haben soll. Von diesem König hatte ich noch nicht gehört, über die Tudors dafür umso mehr.


    Die Person der Joanna wird als sehr couragiert und teilweise ungehorsam beschrieben, weshalb es mich verwundert hat, dass Joanna sich auf die Erpressung des Bischoffs eingelassen hat. Sie hat nämlich als ehemalige Hofdame auch beste Kontakte in höchste Kreise und ich fragte mich, warum sie diese nicht sofort genutzt hat.

    Eigentlich fand ich das Buch eher langweilig. Die vielen positiven Leseeindrücke kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Das "gut recherchierte" waren für mich zu viele dozierte geschichtliche Details, oftmals schweifte die Autorin in Nebensächlichkeiten ab, was die Handlung gar nicht voranbrachte. Auch die Aufklärung des Mordes war unspektakulär, irgendwie konstruiert. Was mich auch gestört hat: Wieso hat sich Joanna überhaupt erpressen lassen und nicht gleich versucht, sich an Prinzessin Mary, deren Mutter sie bis zum Tode gepflegt hat, und die dann später nach einem Treffen sofort geholfen hat, um Hilfe zu bitten??? :gruebel


    Wie gesagt, alles irgendwie recht konstruiert und langatmig. Von einem Thriller, wie oben auf dem Cover Entertainment Weekly zitiert wird kann man m.E. trotz des Mordes nicht reden. Ich war nicht "gethrillt". Cliffhanger wie in einer Rezi erwähnt fand ich auch keine. Naja, ich würde sagen: kann man lesen, muß man aber nicht!


    Die Grundidee um die Suche nach einer mystischen Krone fand ich gut, die Umsetzung aber nicht wirklich gelungen. Für mich kam leider nicht genug Spannung auf, so dass ich sagen muss, der Roman ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich beeindruckend .
    Ich vergebe 6 Eulenpunkte

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Dieser Roman über die Novizin Joanna Stafford, spielt im England des16. Jahrhunderts, zur Zeit Heinrich des VIII.


    Joanna trifft bei der Verbrennung ihrer Cousine Margaret Stafford Cheyne Bulmer auf ihren Vater - und wird mit ihm in den Tower gebracht. Dort gibt ihr der Bischoff von Winchester den Auftrag in ihrem Heimatkloster in Dartford eine geheimnisvolle Krone zu finden. Da nicht nur der Bischoff dieses Artefakt sucht, gerät Joanna zwischen die Fronten der großen Politik. Mit ihr gehen zwei Mönche in das Kloster, die ihr helfen sollen....


    Das Cover des Buches und die Aufmachung gefallen mir sehr gut - ich habe nur ein Personenregister und eventuell eine Zeittafel vermißt. :grin


    Der Roman fängt spannend an und hat mich bis auf die letzte Seite nicht losgelassen. Ich war direkt in der Geschichte "drin", und hatte keine Schwierigkeiten mit den verschiedenen Personen. Die Charaktere des Buches waren interessant gezeichnet und glaubwürdig. Auch viele historische Details (z.B. die Auflösung der Klöster) wurden in dem Buch erklärt, was mich sehr interessierte. Durch überraschende Wendungen hat die Geschichte gewonnen und ich hatte viel Spaß diesen Roman, der zur Tudorzeit spielt, zu lesen.


    Für mich 8 Eulenpunkte!

  • Als Heinrich VIII. die Auflösung der Klöster in England beschloss, kam das geordnete Leben vieler Mönche und Nonnen durcheinander. 1537 gab es nur noch wenige Abteien, die aber ständig vor der Durchsuchung der Staatsgesandten fürchteten. Der alte Glaube durfte nicht mehr ausgeübt werden und auch die Kirchenschätze gehörten jetzt zur königlichen Schatzkammer. Wer nicht den Eid schwor, ab sofort den Souverän als Oberhaupt der Anglikanischen Kirche anzuerkennen, dem wurde ein schmerzhafter Prozess gemacht. Auch Joanna Staffords Cousine Margaret wurde verurteilt, auf dem Scheiterhaufen zu brennen. Joanna und ihr Vater versuchen auf unterschiedliche Weise, ihr beizustehen. Auch der junge Constable Geoffrey Scovill wird in dem Tumult festgenommen und im Tower in ein Verlies gesperrt. Die beiden verlieren sich aus den Augen, als Bischof Gardiner Joanna zwingt, das Leben ihres Vaters zu retten und dafür Informationen über die Krone von König Athelstan zu beschaffen. Der im zehnten Jahrhundert regierende König besaß eine Krone, die ihm außerordentlich viel Macht verlieh. Joanna macht sich also auf den Weg zurück nach Dartford, um für Gardiner das geforderte zu finden.


    Nancy Bilyeau hat für ihren historischen Roman eine turbulente und interessante Zeit in der Geschichte Englands gewählt. Der Umbruch des Glaubens und die Ablösung von Rom verursachte mancherorts erhebliches Chaos. Nicht nur die Reform, sondern vor allem die Auflösung der Klöster machte einige Mönche obdachlos. Wer schon seit seiner Kindheit im Kloster lebte, musste nun eine neue Beschäftigung und Bleibe suchen. Die übrigen, die weiterhin das Kloster betrieben, mussten ständig mit Forderungen durch die königlichen Schergen rechnen. Meist ging das auch nicht gewaltlos vorüber. Die amerikanische Autorin überzeugt hier mit einer tiefgehenden Recherche. Selbst Kleinigkeiten bringt sie in den Zusammenhang und verarbeitet ihn in Dialogen oder Beschreibungen. Zudem beschäftigt sie sich mit der verschwundenen Krone von König Athelstan, der im frühen Mittelalter große Macht zugesprochen wurde. Das Thema ist in der Belletristik nur wenig behandelt und weckt schon daher Interesse. Auch die Protagonistin aus einer gefallenen Adelsfamilie, die als Dominikanernonne vor Ort ermittelt, bietet einige nicht auf den ersten Blick erkennbare Verstrickungen. Die ausreichend entwickelten Nebenfiguren werden ebenfalls in ihrer Rolle gut platziert.


    So perfekt wie der geschichtliche Hintergrund die Kulisse bildet, kann daraus ein spannender Historienthriller entstehen. Leider wurde das in diesem Fall nur bedingt genutzt. Manches Mal wird der Leser durch Wendungen der Geschichte oder unerwartete Enthüllungen so überrascht, dass das Buch keinesfalls aus der Hand gelegt werden kann. Andere Strecken sind so langatmig, dass man direkt vorblättern möchte. Die variierende Erzählgeschwindigkeit bietet hier nicht die nötige Verschnaufpause, sondern wirkt unvorteilhaft. Des Weiteren sind gerade bei historischen Romanen erklärende Worte zum Wahrheitsgehalt willkommen, da nicht jeder Leser ein umfassendes Wissen über die Zeit hat. In diesem Fall wäre entweder ein Personenregister oder zumindest ein Stammbaum der Lancasters und Tudors wünschenswert gewesen. Da dieses Buch bisher nur in der vorliegenden Klappbroschur erschienen ist, habe ich diese Anhänge vermisst. Eventuell enthält der 2013 im Original erscheinende zweite Fall um Joanna Stafford diese Zugaben. Da die Grundidee zu diesem Roman und die üppige Recherche aus der Masse der historischen Romane herausragen, werde ich dem zweiten Buch auf jeden Fall eine Chance geben, auch wenn das Debüt nur mittelmäßig war.


    Kaum ein historischer Roman hat mir dermaßen Schwierigkeiten bei der Beurteilung gemacht. Schon bei der Frage, wem ich eine Leseempfehlung geben würde, bin ich überfragt. Das Buch ist keinesfalls schlecht, aber eben auch nicht uneingeschränkt zu empfehlen.

  • Ich habe dieses Buch als Wanderbuch lesen dürfen, herzlichen Dank dafür!
    Mich hat die Geschichte so gepackt, dass ich sie in einem Rutsch in einer Nachtschicht durchgelesen habe! :grin
    Kleine Schwächen wurden bereits angesprochen.
    Auch ich hätte mir statt einer außergewöhnlich umfangreichen Danksagung an alle möglichen Leute (normalerweise finde ich auch so etwas recht interessant, aber hier sprengte es für mich den Rahmen) lieber historisches Hintergrundwissen gelesen wie zB Stammbaum, Personenregister, wer alles wirklich gelebt hat und wer nicht.
    Glücklicherweise habe ich schon einiges aus dieser Zeit gelesen, stellvertretend sei hier nur Charlotte Lynes "Die zwölfte Nacht" aufgeführt, insofern hatte ich etwas an Vorwissen und konnte mich ganz gut hineinfinden.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass jemand, dem es nicht so geht, nicht so gut unterhalten worden wäre wie ich.


    Die Nachwirkungen der erwähnten Nachtschicht machen
    EDIT
    hoffentlich verzeihlich:
    Eigentlich war ich etwas unangenehm berührt, als ich feststellte, dass das wohl der Beginn einer Reihe wird (ich mag es nicht, wenn etwas "offen bleibt" und ich so zum Kauf der Folgebücher "gezwungen" werde :grin, mein SUB ist schließlich groß genug), aber das Buch kann sehr gut allein gelesen werden.
    Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich die weiteren Abenteuer Joannas gern lesen werde, zumindest werde ich den Namen der Verfasserin in guter Erinnerung behalten.


    Es gibt 8 von 10 Eulenpunkten

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Zitat

    Original von melanie
    Hallo,


    das klingt, als wäre es ein Buch für mich.
    Auf die Wunschliste schmeiss :write :-)


    Prima! Mach doch mit: Die letzte Nonne - Nancy Bilyeau - Rezensionsexemplar
    Bin gespannt, ob es dir ebenfalls so gut gefällt! :knuddel1 :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich habe das Buch letztes Jahr mal mitgenommen und es jetzt endlich vom Stapel geholt. Hätte ich gewusst, wie gut es mir gefällt, hätte ich das schon viel früher getan.


    Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gepackt und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dabei geht das Buch gar nicht wirklich in die Tiefe und man hätte die Protagonisten noch viel intensiver ausbauen können und viel tiefer ins Detail gehen können, aber das hat mich ausnahmsweise mal nicht gestört. Ich habe mich einfach sehr gut unterhalten gefühlt und muss mir jetzt unbedingt den 2. Teil beschaffen.


    Von mir volle Punktzahl.