Der Bahnwärter - Andrea Camilleri

  • Verlag: Kindler, 2012
    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten


    Originaltitel: Il casellante
    Übersetzt von Moshe Kahn


    Kurzbeschreibung:
    «Der Bahnwärter ist eine leidenschaftliche Parabel auf blinden Schmerz und wahre Liebe.» La Rebuplica An der abgelegenen Eisenbahnstrecke zwischen Vigàta und Castellovitrano liegt das Häuschen von Nino, dem Bahnwärter, und seiner Frau Minica. Nur zwei Mal am Tag kommt ein Zug vorbei. Sonntags gibt Nino mit seinem Freund Totò ein kleines Konzert beim Friseur des Ortes, einer auf der Mandoline, einer auf der Gitarre, um sich fünf Lire zu verdienen; oder er klemmt sich zwei Stühle unter den Arm und setzt sich mit seiner Frau ans Meeresufer. Als Minica nach vielen vergeblichen Versuchen endlich ein Kind erwartet, ist das Glück perfekt. Doch mit dem Krieg kommt die Gewalt und zerstört das Idyll. Nun muss Nino um Minicas Leben und um ihre Liebe kämpfen.


    Über den Autor:
    Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Seine historischen Romane und Krimis lösten in den vergangenen Jahren ein regelrechtes Camilleri-Fieber aus und stürmten sämtliche vorderen Pätze auf den italienischen Bestseller-Listen. Camilleris Hauptfigur, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen weltweit als Inbegriff sizilianischer Lebensart und einfallsreicher Kriminalistik. Andrea Camilleri ist verheiratet, hat drei Töchter, vier Enkel und lebt in Rom.


    Mein Eindruck:
    Der Bahnwärter ist ein weiterer der kleinen, niveauvollen Romane, die Sizilien kurz vor und in der Zeit des zweiten Weltkrieges zeigt
    Camilleri beginnt seine Kurzromane gerne mit dem Erzählen der Vorgeschichte. So zeigt er die Bewohner des Bahnhäuschens bevor schließlich die Hauptfiguren Nino Zarcuto und seine Frau Minica dort einziehen. Da Nino von seiner Arbeit als Bahnwärter kaum leben kann, spielt er zusammen mit einem Freund Musik. Anlass für die Faschisten ihn zu verhaften, da er angeblich die Nationalhymne mit seiner Interpretation verunglimpft. Er wird zwar wieder freigelassen, doch in der Zwischenzeit hat ein Gewalttäter seiner Frau vergewaltigt und schwer verletzt. Minica verliert dabei auch ihr Kind, und fast den Verstand.
    Bald gerät aber auch die Welt aus den Fugen. Der Krieg zeigt sich durch Bombenangriffe,


    Camilleri neigt zwar wie gewohnt zum Übertreiben, das ist eins seiner Stilmittel, aber es ist geschickt, wie er zeigt, dass in solchen Zeiten Gewalttätigkeiten Vorschub geleistet werden.


    Camilleri baut außerdem ein originelles mythisches Stilmittel ein. Das funktioniert deswegen so gut, weil die Geschichte Novellencharakter besitzt.


    Manchmal überrascht Camilleris gewaltiger Ausstoss an Büchern, aber das Ergebnis kann sich meistens sehen lassen..
    Camilleris kurze Romane außerhalb seiner Montalban-Reihe halte ich für sehr lesenswert, das gilt auch und insbesondere für Der Bahnwärter.