Ein wenig enttäuscht bin ich schon. Oder hatte ich einfach schon zu viele Vorkenntnisse? Wie dem auch sei; das Buch hat mir (zumindest was Jesus und Buddha betrifft) nicht viel Neues vermittelt. Und der Klappentext hat ein Bild gezeichnet, das letztlich nicht mit dem Buch überein stimmte.
Es ist die Rede von "überraschender Modernität" aller drei Lehrer, von Antworten auf drängende Lebensfragen. "Eine einmalige spirituelle Anleitung für alle, die vom Leben mehr erwarten."
Eine Anleitung ist es nun ganz gewiss nicht! Und es findet auch keine spezielle Beantwortung von aktuellen Lebensfragen statt. Es ist, ein wenig grob gesprochen, nicht mehr (und auch nicht weniger) als die Erledigung einer "Hausaufgabe" in gehobener Schulaufsatz-Form: Vergleiche die Lebensläufe von Sokrates, Jesus und Buddha, und stelle die Gemeinsamkeiten ihrer Lehre heraus.
Die Aufgabe ist, ganz nach französischer Wissenschaftstradition, penibel und gründlich erledigt worden, mit ausführlichen Zitaten aus den entsprechenden Schriften (die Bibel, Platon, buddhistische Sutras, oder auch zeitgenössische Historiker). Mir persönlich waren die Zitate aber schon fast zu gründlich; sie waren teils so lang, dass es für mich den Lesefluss gestört hat. Ich hätte viel lieber des Autors ausführliche eigene Gedanken zum Thema gelesen! Doch immer genau dann, wenn es in dieser Hinsicht spannend wurde, brach er ab, ging nicht weiter. Doch wie gesagt, das mag teils auch daran liegen, dass ich recht gute Vorkenntnisse hatte.
Überhaupt gibt der Autor sehr wenig von sich preis, vor allem, was den Anlass zum Schreiben dieses Buches betrifft. In einem denkbar kurzen Vorwort heißt es lapidar, genau diese drei Persönlichkeiten hätten ihn schon lange fasziniert und beschäftigt. Mehr nicht. Das war mir zu "billig" und zu mager; zumal ja aus logischer Sicht durchaus nicht einleuchtet, warum ein Philosoph zusammen mit zwei späteren Religionsstiftern untersucht wird. Die Begründungen hierzu sind spärlich.
Auch fragte ich mich: wenn schon Philosophie, Lebensanleitung und Religion zusammengeworfen werden, warum der Kreis der untersuchten Personen dann nicht größer ist (Mohammed hätte für mich unbedingt dazugehört!) - und warum keine Frauen Eingang in das Buch gefunden haben! Ich denke da z. B. an eine Hildegard von Bingen, oder eine Theresa von Avila.
Mein Eindruck ist, der Autor hat sich mit diesem Buch mehr oder weniger ein "Privatvergnügen" gegönnt. Er hat im Laufe von Jahrzehnten Unmengen von Notizen zusammengetragen, und hat seine Kapitel fast im Stechschritt "abgearbeitet". Nur am Rande tauchen strittige Punkte oder ungeklärte Fragen auf. Wirklich gut und tiefschürfend fand ich eigentlich nur die Eingangsphase des Buches, in der untersucht wird, ob die Drei tatsächlich historische Personen sind - und wenn ja oder wenn nein, welche Auswirkungen das auf unsere heutige Interpretation hat. Dieser Abschnitt war sehr gut gemacht.
Durch die "Abarbeitung" der Kapitel entsteht teilweise auch eine recht gedrängte Darstellung, die zwar nicht direkt falsch ist, die aber beim Laien durchaus falsche Eindrücke hervorrufen kann. Ein Beispiel: Die "Trikaya-Lehre" hat nur sehr, sehr von ferne etwas mit dem zu tun, was der Buddha selber (!!) gelehrt hat, was "Buddhismus" wirklich ausmacht. Der "Durschnittsbuddhist" wird von dieser Lehre nie etwas gehört haben. Von daher ist die Erwähnung dieses Spezialthemas in einer Überblicksdarstellung verfehlt.
Ich gebe allerdings dennoch drei von fünf möglichen Sternen. Für die gute Lesbarkeit, und für die reine Fleißarbeit. Und für den einen oder anderen Gedankenanstoß. Aber wirklich neu oder "notwendig" ist dieses Buch nicht.