Asiatische Absencen - Wolfgang Büscher

  • Asiatische Absencen - Wolfgang Büscher


    ISBN: 3499248166


    Verlag: rororo


    Erscheinungsjahr: 2010 (als TB)


    Seitenzahl: 160



    Über den Autor:
    Wolfgang Büscher, geboren 1951, ist ein deutscher Journalist und Autor, der durch seine Veröffentlichungen in den großen Tageszeitungen wie Süddeutsche, FAZ und Die Welt bekannt wurde. Neben Tätigkeiten für das Journal GEO erlangte Büscher einen größeren Bekanntsheitsgrad mit seinen Büchern "Drei Stunden Null"(2003), "Berlin-Moskau" (2005), "Deutschland, eine Reise" (2005) und "Hartland" (2011), für die er mehrere Literaturpreise erhielt.


    Über den Inhalt:
    Nach seiner Fußwanderung von Berlin nach Moskau berichtet Wolfgang Büscher in "Asiatische Absencen" in sechs Erzählungen von seinen Reisen nach Asien und der Suche nach dem Außergewöhnlichen. Ob er einen Yogapriester trifft, der ihn überzeugen möchte zu bleiben oder eine wundersame Begegnung mit einem nepalesischen Schamanen erlebt oder auf einem Öltanker mitreist - Wolfgang Büscher beobachtet neugierig und lässt den Leser an seinen Erlebnissen teilhaben.


    Meine Meinung:
    Vom asiatischen Traum oder ein Kleinod der Reiseliteratur - so könnte der Untertitel dieses Kurzgeschichtenbandes lauten.
    Wolfgang Büscher, erfahrener Reisejournalist und Schriftsteller, erzählt in "Asiatische Absencen" von seinen nachhaltigen Erlebnissen in Asien, die er für das deutsche Publikum sinnlich erfahrbar macht.
    Auf seinen Unternehmungen ist Wolfgang Büscher nicht nur als Reisender, sondern auch als Schriftsteller unterwegs, der abseits des Alltäglichen die außergewöhnlichen Begegnungen sucht. Anders als seine deutschsprachigen Kollegen Andreas Altmann und Christian Kracht, die sich ebenfalls der Philosophie des Reisens verschrieben haben, ist Büscher einer,
    der sich Zeit für seine Geschichten und Figuren nimmt und ganz in der Tradition von Joseph Conrad, Bruce Chatwin oder auch Elias Canetti schreibt.


    Poetisch und weise zugleich mutet es an, wenn Büscher in Indien fern vom Lärm des Alltags Ruhe und Müßiggang erfährt und einem Sitartraum lauscht oder der Anmut und Überzeugungskraft eines Yogapriesters erliegt. Weit von fürstlicher Dekadenz entfernt gestaltet sich dagegen seine Seereise auf einem Öltanker, die ihn die Gefahren eines Transports von zwei Millionen Rohöl und eines Überfalls durch Piraten spüren lassen. Nur die nachhaltige Begegnung mit einem Offizier an Bord, der Kricket spielt und sich ein Leben an Land nicht mehr vorstellen kann, lassen Wolfgang Büscher die Unsicherheiten dieser Reise vergessen.


    Aufgeschlossen und tolerant wie der Reiseschriftsteller sich gibt, kann er doch nicht gänzlich seine europäischen Vorstellungen und Überzeugungen abstreifen. Deutlich wird dies in der Erzählung "Unter Schamanen", in der er sich mit einem Ethnologen auf eine Hochgebirgstour ins Himalaya begibt und dort die Arbeit von Schamanen beobachtet. Büscher formuliert seine Zweifel direkt, deutet die Heilkräfte als Fantasie und erliegt ihnen mit zunehmender Höhe während dieser Gebirgswanderung. Am Ende dieser Tour kommt Büscher zu der Erkenntnis, dass in dieser anderen Welt nichts auszuschließen ist.


    Den stillen und würdigen Abschluss dieses Büchleins bildet ein Besuch in Tibet und dem sagenumwobenen Shangri-La, das zunächst seine Berühmtheit durch den Roman "Lost Horizon" von James Hilton erhielt und nunmehr dank der chinesischen Regierung Synonym für einen mustergültigen Ort in Tibet sein soll. Hier - zwischen Holzhäusern, Tempel und Schneegipfeln - erliegt Büscher und mit ihm der Leser dem Zauber Asiens.


    Wolfgang Büscher hat mit "Asiatische Absencen" eine wundervolle und an Erfahrungen reiche Liebeserklärung an Asien abgeliefert, der zu wünschen bleibt, möglichst viele Leser zu erreichen.