Hier könnt ihr Daniel Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Todesmelodie" betreffen.
Fragen an Daniel Holbe
-
-
Hallo Herr Holbe,
mich interessiert, wie es sich angefühlt hat, das Buch eines anderen zu beenden. Was ist der Unterschied zum Schreiben von eigenen Geschichten? War der Druck höher? Würden Sie so etwas noch einmal tun?
Liebe Grüße -
Hallo Daniel,
herzlich willkommen hier bei den Eulen. Ich hoffe, dass wir zu vielen deiner Bücher hier Leserunden veranstalten können.
Wie groß ist dein Anteil an diesem Buch, wieviel hatte Andreas schon fertiggestellt?
-
Hallo Daniel,
ja, dieses Thema interessiert mich auch. Soweit ich weiß, hast du allein auch schon Bücher veröffentlicht. Ist dein Schreibstil dem des Andreas Franz ähnlich oder wie kam der Verlag auf dich?
Konntest du einfach deinen Stil schreiben oder hattest du das Gefühl, dich Andreas´ Stil irgendwie anpassen zu müssen? Kennst du alle Durant-Krimis? Und fühlt es sich anders an, Protogonisten zu "erben" als sie selbst zu erschaffen? -
Hallo Daniel
Dann habe ich auch gleich mal eine Frage. Ich habe schon gesehen das im nächsten Jahr wieder ein Julia Durant Krimi von dir erscheint. Wirst du die Serie ganz normal weiterführen, also auch mit deinen eigenen Ideen bezüglich der jeweiligen Handlung oder sind die Skripte der nächsten Bände bereits von Franz erstellt worden? -
Liebe Leser/-innen
Kaum ein halber Tag verstrichen und schon Löcher in den Bauch gefragt
Nun, ich versuche einmal, mich von oben nach unten durchzuarbeiten.Das Gefühl, ein "fremdes" Projekt an sich zu nehmen (denn bei aller Vorliebe für die Franz-Krimis war es vom Arbeiten her nichts anderes als ein fremdes Projekt) war schon ziemlich komisch. Und der nicht gerade geringe Druck entstand vor allem dadurch, dass von Anfang an klar war, dass ich hier ein unglaublich großes Erbe antreten soll.
Der Arbeitsprozeß an sich war anfangs natürlich ganz anders: Ich mußte mich ja in jemand anderen hinein denken. Aber da Andreas Franz wie üblich bestens recherchiert und ein klares Muster entwickelt hatte, kam ich da relativ gut rein. Die Arbeit danach war dann gar nicht mehr sooo anders: Aus einer Idee entstehen Szenen und aus Szenen dann der Flickenteppich, der sich am Ende zu einer runden Geschichte formt. Woher/von wem ein Flicken kommt ist dabei dann nur noch sekundär.
Anteilig ausdrücken läßt sich das nicht besser als: Es sind wie immer 100% Julia Durant.
Der Stil meines ersten Romans unterscheidet sich schon allein deshalb von der "Todesmelodie", wiel es sich um ein ganz anderes Genre handelt. Tatsächlich ist es so, dass durch die geerbten Protagonisten (ich verwende gerne: adoptiert) die gesamte Charakterentwicklung wegfällt. Das klingt toll, ist aber nur auf den ersten Blick eine Erleichterung. Denn bei den ersten eigenen Smalltalk-Sequenzen mußte ich beinahe jedes Detail in den Vorgängerbänder gegenprüfen. Kann ja sein, dass es genau so einen Dialog schon mal gab. Es hieß also: Gegenlesen noch und nöcher
Der Schreibstil meines eigenen Regionalkrimis übrigens ist, wenn ich das mal so sagen darf, dem Stil von Andreas Franz gar nicht so unähnlich. Das mag dem Verlag durchaus aufgefallen sein.
Zum Nachlaß von Andreas Franz: Im Gegensatz zur Todesmelodie habe ich für den kommenden Band kaum mehr als eine gute Idee. Damit bin ich also nicht viel besser ausgestattet als wenn es ein ganz eigenes Projekt wäre. Allerdings darf man dabei nicht vergessen: Es gibt ja diese netten Adoptivcharaktere, die mich da sicher gut hindurch begleiten werden
Habe ich etwas vergessen? Dann bitte weiterfragen!
Gruß,
Daniel -
Zitat
Original von daniel_h
Zum Nachlaß von Andreas Franz: Im Gegensatz zur Todesmelodie habe ich für den kommenden Band kaum mehr als eine gute Idee.
Heißt das, dass Andreas die Story in groben Zügen fertig hatte und du dann 'nur' noch das Ausschmücken machen musstes? Bitte jetzt nicht falsch verstehen, dass 'nur noch' ist keine Herabwürdigung deiner Arbeit. Ich bin sicher, dass das eine Höllenarbeit war. Vor allem auch, weil du viel in den Vorgängerbänden nachlesen musstest.
Allerdings vermute ich stark, dass Andreas das auch musste. Ein Autor kann doch nicht den genauen Inhalt aller 11 Bände (jetzt nur die Durant Reihe gezählt) im Kopf haben. -
Das mußte er mit Sicherheit - ebenso wie ich auch die Todesmelodie gegenlesen werde, um bei Tödlicher Absturz richtig einzusetzen.
Und nein, ich habe nicht nur ausgeschmückt, und habe das "nur" auch nicht so verstanden
Die Arbeit war schwer und sehr intensiv, aber ich habe mit jeder Stunde mehr Gefallen daran gefunden, da es ein Terrian ist, auf dem ich mich als Schreiber noch viel wohler fühle als Leser.
(Die traurigen Umstände einmal außen vorgelassen - ich hätte mir gerne noch zehn, fünfzehn Bände als reiner Konsument präsentieren lassen. Das setze ich bei mir wie bei allen Leser/-innen aber einfach mal voraus.) -
Zitat
Original von daniel_h
(Die traurigen Umstände einmal außen vorgelassen - ich hätte mir gerne noch zehn, fünfzehn Bände als reiner Konsument präsentieren lassen. Das setze ich bei mir wie bei allen Leser/-innen aber einfach mal voraus.)Gut, dass du das erwähnst, Daniel. Wir teilen dieses Empfinden sicher alle und nehmen es als selbstverständlich hin, aber man sollte es ruhig mal sagen
Ich stelle mir vor, dass es sogar schwieriger ist, ein von einem anderen Autoren erdachtes und recherchiertes Gerüst zu einem Roman zu vervollständigen, als die eigenen Ideen zu verwirklichen.
Handelte es sich denn nur um ein Konzept oder gab es schon einen Teilroman, der wegen Andreas´ plötzlichem Tod irgendwo endete (z.B. die ersten 100 Seiten stehen und du schreibst ab 101 weiter)? -
Zitat
(z.B. die ersten 100 Seiten stehen und du schreibst ab 101 weiter)?
Gäbe es diesen konkreten Schnitt, so würde ich ihn jetzt, während der Runde wohl nicht preisgeben. Er ist jedenfalls, weil das schon anderswo gefragt wurde, definitiv nicht zwischen den Seiten 124 und 126
Ich hatte das im Ansatz schon erwähnt und bringe das nochmal auf den Punkt:
Einen präzisen Anteil - seien es Seiten, Zeichen oder Prozente - gibt es einfach nicht, es sind unterm Strich, wie üblich, einfach "nur" 100 Prozent Julia Durant.Wenn nach der Runde aber jemand wissen möchte, ob eine konkrete Teilhandlung eher auf Andreas' oder eher auf mein Konto geht, so würde ich mich aber - soweit möglich - durchaus dazu äußern!
Daniel
-
Danke für die Antwort, Daniel. Wenn es einen Schnitt gäbe, fände ich es als Leser auch ganz spannend, danach zu suchen
-
Weiß ich doch
Aber Ihr sollt Euch doch zunächst auf die Charaktere konzentrieren -
Vielen Dank für deine Antworten, ist ja alles ziemlich interessant.
-
Zitat
Original von daniel_h
Weiß ich doch
Aber Ihr sollt Euch doch zunächst auf die Charaktere konzentrierenWird gemacht
Bei Julia fällt mir auf, dass sie nicht mehr ständig ein Bier und eine Zigarette in der Hand hat. Das finde ich allerdings sehr positiv -
Zitat
Original von Roma
Wird gemacht
Bei Julia fällt mir auf, dass sie nicht mehr ständig ein Bier und eine Zigarette in der Hand hat. Das finde ich allerdings sehr positivIch hab ja das Dosenbier und die Tomatensuppe fast schon vermisst
Ich muss sagen, dass Andreas Franz seit Jahren zu meinen Lieblingsautoren zählte und ich wirklich geschockt war, als ich von seinem Tod erfahren habe.
Aber ich freue mich sehr, dass dieses Buch fertig geschrieben wurde bzw. dass Daniel die Serie fortsetzen wird.
Es ist mit Sicherheit ein schweres Erbe aber bei "Todesmelodie" hast du, zumindest mich, schon voll überzeugtedit: da fällt mir grad noch eine Frage ein: wirst du nur über Julia Durant schreiben oder auch über Peter Brandt? Oder Santos und Henning? (Bitte nicht, mit den letzten beiden bin ich nie wirklich warm geworden :grin)
-
Da sprichst Du etwas sehr wichtiges an, was ich auch oft über Facebook und auch in Interviews gefragt werde.
Für Peter Brandt und Henning/Santos gibt es derzeit keine konkreten Pläne.
Das mag natürlich einerseits damit zusammenhängen, dass Julia Durant mich sehr fordert und meine ganze Aufmerksamkeit ihr gewidmet ist.
Aber auch vom Material oder eventuellen Ideen her ist da nichts mehr offen, was natürlich nicht heißen muß, dass die beiden Reihen auf ewig ruhen werden.
Persönlich könnte ich mir eine Adoption Peter Brandts vorstellen, ich zöge ihn da vor, weil es schon rein räumlich besser zu mir paßt, aber auch, weil ich ihn einfach gerne mag.
Das entscheide ich aber (a) nicht einfach mal so und werde es (b) im Falle einer konkreten Planung natürlich sofort bekannt geben.Daniel
-
Zitat
Original von Jasmin87
edit: da fällt mir grad noch eine Frage ein: wirst du nur über Julia Durant schreiben oder auch über Peter Brandt? Oder Santos und Henning? (Bitte nicht, mit den letzten beiden bin ich nie wirklich warm geworden :grin)Da schließe ich mich an und Peter Brandt muss auch nicht unbedingt sein
Könnte ich aber zur Not mit leben -
Hallo Daniel, nun habe ich auch eine Frage, was sagt die Familie Franz dazu das das du das Erbe von Andreas Franz angetreten hast? Musste das abgesprochen werden?
-
Neugierig, wie ich manchmal bin, hab ich zuerst das Nachwort gelesen.
Aus der Danksagung kann man ja entnehmen, dass Du, Daniel, der Witwe von Andreas Franz sehr dankbar warst, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, sie hat soagr das erste Lektorat übernommen. Das finde ich so klasse, dass sie sich dazu bereit erklärt hat.Ich habe Andreas Franz mehrfach bei Lesungen erlebt und war auch sehr traurig über seinen frühen Tod. Schön, dass Du Julia Durant fortführst, wobei ich Peter Brandt lieber mag.
Danke für die Begleitung der Leserunde.
-
Hallo
Über die Kontakte vor "meiner Zeit" zwischen dem Verlag und Frau Franz kann ich nichts sagen - da hat es naürlich mit Sicherheit einiges an Vorlauf gegeben.
Ich selbst habe seit vergangenem Herbst einen regelmäßigen und sehr guten Kontakt zu Frau Franz und hätte dieses Projekt ohne die breite Rückendeckung und Kooperation auch gar nicht ruhigen Gewissens angehen wollen/können.
Und das meine ich abgesehen von dem ganzen rechtlichen und organisatorischen Kram. Es gibt wohl kaum etwas, was nur annähernd so viel bedeuten kann, wie die Unterstützung von Andreas Franz' Witwem oder?
PS: Die ganz Eiligen - und davon gibt es unter Euch ja doch ein paar - dürfen hierzu gerne auch mein persönliches Nachwort lesen.