Karibikfeuer von Beatrice Fabregas

  • Inhalt:
    Bei einem Brand kommen die Eltern des achtzehnjährigen Apothekersohns Hermann in Würzburg ums Leben. Nur die kleine Schwester Titine überlebt, doch sie spricht nach der schrecklichen Nacht kein Wort mehr. Die Geschwister finden Obdach bei einem befreundeten Apotheker, dessen unleidliche Tochter Wilma sich in Hermann verliebt und ihn in eine ungewollte Ehe zu erpressen versucht.
    In höchster Not flüchtet Hermann mit Titine an Bord eines Schiffs, das nach Kuba ausläuft - und macht dort die Bekanntschaft eines Handelsherrn, der ihm später in Kuba eine Anstellung verschafft. Eine Zeitlang scheint es, als würde Hermann in Havanna sein Glück machen können. Er verliebt sich in die Tochter eines angesehenen Brauereibesitzers und erwirbt durch geschickte Investitionen Wohlstand, während Titine, in der die Einheimischen und die schwarzen Sklaven etwas Besonderes sehen, in die Geheimnisse des Voodoo eingeweiht wird.
    Doch dann taucht Wilma wieder auf, die ihm gefolgt ist - und in ihrem Schlepptau hat sie ein kleines Kind, von dem sie behauptet, Hermann sei der Vater...



    Meine Meinung:
    Karibikfeuer, ein richtig toller Roman, erzählt eine verwickelte, tiefgründige Geschichte mit faszinierenden Figuren und einem Hauch Abenteuer vor der schwül-tropischen, farbenprächtigen Kulisse von Kuba im 19. Jahrhundert. Die Geschehnisse und die Schicksale der Menschen darin fühlen sich schon nach kurzer Zeit enorm emotional und authentisch an. Nach kurzer Zeit ist man gefesselt von der Handlung und kann kaum noch zu lesen aufhören, weil man unbedingt wissen möchte, wie es weiter geht.
    'Karibikfeuer' ist eines dieser Bücher, die einen enormen Sog erzeugen und die die Spannung immer wieder zu steigern wissen, die einen als Leser mitfiebern lassen.
    Das liegt weniger an den prachtvollen Kulissen (die bleiben sogar eher zurückhaltend), als vielmehr an der fesselnden Geschichte. Hermann und Titine sind - jeder auf seine Art - einfach großartige Protagonisten, die ihr Schicksal weder als gottgegeben ertragen, noch auf unglaubwürdige Zufälle angewiesen sind, um Unheil abzuwenden, sondern die strotzen vor Leben und Tatkraft und denen man von Herzen wünscht, dass sich alles zum Guten fügen möge. Hinter ihren Gedanken und Gesprächen steckt nicht selten eine tiefe Lebensweisheit, die berührt und zum Nachdenken anregt.
    Wer nach minutiös und detailreich beschriebener Historie sucht, wird hier möglicherweise enttäuscht werden. Geschichte, Land und Leute des Jahres 1864 halten sich dezent im Hintergrund. Doch die packende Story entschädigt dafür überreichlich, und schon bald empfindet man nicht mehr, dass etwas fehlen könnte. 'Karibikfeuer' ist einfach ein grandioser Schmöker, der - ganz ohne Kitsch und deshalb umso wahrhaftiger - ans Herz rührt und ausgezeichnet zu unterhalten weiß.


    Ich kann das Buch wärmstens weiterempfehlen. Eine wunderbare Frühsommer-Lektüre, auch für Leser, die nicht eingefleischte Fans des Genres sind!

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Danke, Elwe, für die schöne Rezi. Ich bin um das Buch schon länger rumgeschlichen, konnte mich aber nicht entscheiden, weil momentan so viel dieser Art veröffentlicht wird. Dein Prädikat "ohne Kitsch" macht die Entscheidung leichter!

  • Karibikfeuer - Beatrice Fabregas


    Broschiert: 560 Seiten Verlag: Knaur


    Rückseite:
    Das Land in dem Milch und Honig fließen ist Kuba nicht, als der junge Hermann im Jahre 1858 mit seiner kleinen Schwester Titine in Havanna landet. Er ist auf der Suche nach dem Glück - und auf der Flucht vor einer liebestollen und intriganten Frau. Als er die schöne Marisol kennenlernt, scheint sich das Blatt für ihn zu wenden...


    Über die Autorin:
    Über die Autorin mit dem merkwürdigen Pseudonym Beatrice Fabregas konnte ich nichts herausfinden.


    Mein Eindruck:
    Karibikfeuer ist ein typischer Vertreter des Genres Love & Landscape. Das wird auch durch den Titel, Covergestaltung und den gewählten Autorinnennamen unterstrichen.


    Dabei klappt es im Punkte Love beim Protagonisten, dem Apothekerlehrling Hermann, nicht besonders gut. Anfangs flieht er als junger Mann sogar vor einer Frau aus Würzburg nach Kuba, wo er sich ein neues Leben verspricht. Begleitet wird er von seiner kleinen Schwester Titine, die nach dem tragischen Tod der Eltern die Sprache verloren hat.


    Ich schätze an dem Roman, dass die Emotionen der Geschwister gut herausgearbeitet sind. So werden sie lebendige Figuren, die sich im Verlaufe der Handlung noch weiterentwickeln!
    Dafür sind einige Nebenfiguren eher oberflächlich und stereotyp gestaltet. Besonders die liebestolle Wilma fand ich übertrieben.


    Was immer wieder sehr betont wird, sind die gesellschaftlichen Bedingungen, gerade auch die Situation der Sklaven, insbesondere auf den Zuckerrohrpflanzungen in Trinidad (Die Stadt in Kuba, nicht die Insel).
    Dafür verzichtet die Autorin sogar auf ausschmückende Landschaftsbeschreibungen, kennzeichnet die Plantage sogar als karg und dürr.


    Der Roman lässt sich sehr geschmeidig lesen, was Fans des Genres auch erwarten dürfen!