Lobgesang auf Leibowitz - Walter M. Miller

  • Klappentext:

    Zitat

    Nach den radioaktiven Niederschlägen des atomaren Krieges, den Seuchen und den Jahren des Wahnsinns beginnt die große Säuberung. Der Mob regiert, Horden haßerfüllter Menschen stürmen die noch übriggebliebenen Zentren der Lehre und der Wissenschaften.
    Sie zerstören alles und töten gnadenlos ale, die sie treffen, weil sie in ihnen die Verantwortlichen des atomaren Desasters sehen. Zwölfhundert Jahre der tiefsten Dunkelheit vergehen, bis die Revolte des Geistes ihren Anfang nimmt. Mönche, die die Texte des Heiliigen Leibowitz studieren, versuchen sich in der Wiederentdeckung der Elektritität.


    Meinung:
    Durch einen Atomkrieg wurde ein Großteil der Menschheit samt ihrem Wissen und ihren Kulturen vernichtet. Zurück bleiben stark verstrahlte Überlebende, mit großer Wut auf die Herrschenden und die Wissenschaftler. Die einen lösten die Katastrophe aus, die anderen ermöglichten überhaupt erst den Bau der Atombombe. Folglich werden beide konsequent verfolgt und endgültiges Chaos bricht über die Erde herein.


    Der erste Teil des Buches spielt einige Jahrhunderte später in einem Kloster in der Wüste, gewidmet dem Wissenschaftler Leibowitz. Es gehört zu den Klöstern, die es sich in den Jahren nach der Katastrophe zur Aufgabe gemacht haben, das noch vorhandene Wissen für spätere Jahrhunderte zu erhalten. In der weiten Wüste ist es eine Insel des Wissens, rund herum toben Glaubenskriege und Anarchie. In diesem ersten Teil begleitet man als Leser den Novizen Francis, der während einer Fastenzeit in der Wüste (dank einer göttlichen Fügung?) alte Niederschriften von Leibowitz findet und damit großes Aufsehen erregt.
    Auch die anderen beiden Teile des Buches spielen hauptsächlich in eben diesem Kloster, einereits während der Renaissance, als wieder erste Versuche unternommen werden, das vorhandene Wissen zu verstehen und zu benutzen, und während der Neuzeit, als die Menschheit schließlich den alten Wissensstand wiedererlangt hat - und erneut vor einer Katastrophe steht.


    Auf Grund des Schauplatzes ist das Buch katholisch geprägt und geht teilweise eher philosophischen Fragen nach. Wer also auf der Suche nach Action ist, wird hier sicher nicht fündig, sondern nach kurzer Zeit das Buch in die Ecke werfen, weil es zu zäh ist. Andererseits muss man aber auch nicht religiös (oder Philosoph) sein, um das Buch zu lesen.


    In den ersten beiden Teilen wird jeweils das Leben eines "Klostermitglieds" beschrieben, die oben angedeuteten Umbrüche (Mittelalter/Renaissance/Neuzeit) werden also eher angedeutet und nicht ausführlich dargestellt - was angesichts der Länge des Buches auch nicht verwundert.
    Während diese ersten beiden Teile noch recht unterhaltsam sind und man vielleicht sogar manchmal ins Schmunzeln gerät, ist der dritte Teil trüb, denn es ist kaum zu übersehen, dass die nächste nukleare Katastrophe bevorsteht - die Geschichte der Menschheit wiederholt sich also. Dementsprechend sollte man dieses Kapitel vielleicht besser nicht an einem trüben Tag lesen, danach fühlt man sich noch ein wenig trüber. Das Ende zog sich meiner Meinung nach ein wenig zu sehr in die Länge und war zu sehr auf die Religion ausgerichtet.


    Aus heutiger Sicht ist das Buch nicht mehr ganz so beeindruckend wie während des Kalten Krieges, aber nichtsdestotrotz sind einige Gedanken dabei, die durchaus nachdenklich machen. Wäre das verlorene Wissen vielleicht besser verloren geblieben?



    (7 Punkte)

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Interessante und aussagekräftige Buchvorstellung. Herzlichen Dank dafür. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.