ZitatAlles anzeigenOriginal von harimau
Zur Rolle der Sexualität: Voltaire schreibt weiter oben "Er fickt halt gern - was ist daran auszusetzen?" Gar nichts. Was mir fehlt, ist seine Begeisterung dafür. Er rennt den Weibern hinterher wie er sich ein Gebüsch sucht, hinter dem er pinkeln kann. Um eine Last loszuwerden, seinem Trieb nachzugeben, aber bedeutet es mehr Freude, als bei Blasendruck zu pissen (Was ich keinesfalls unterschätze)? Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin absolut nicht der Ansicht, dass Sex nur gut sein kann, wenn er an Liebe gekoppelt ist, glaube auch nicht, dass er zwangsläufig schlechter sein muss, wenn man dafür bezahlt - aber gut sollte er doch schon sein, damit sich der ganze Aufstand lohnt, oder? Eine typische Szene scheint mir die schon diskutierte mit dem 15 Franc Mädel. Freudloser geht es ja wohl kaum, auch für ihn, selbst wenn ich ihre Situation völlig außer Acht lasse, so wie er es auch macht. Noch einmal: Ich rede hier nicht von Moral, sondern von mangelnder (rein körperlicher) Erfüllung, Genuss, Leidenschaft, wie immer man das nennen will, was über stumpfe Triebbefriedigung hinausgeht und einen Fick zum guten Fick macht. Zu einem geilen Fick eben. Hier empfinde ich den Protagonisten ähnlich erbärmlich wie in seiner Essens-Schnorrerei - aus der er im Übrigen mehr Lustgewinn zu ziehen scheint, wenn man die Beschreibungen von Ficken und Fressen gegenüberstellt. Sorry Charlie, aber für mich ist es schwer vorstellbar, dass Tania wirlich gefickt bleibt. Henry als Maulhure?
Ich erwarte mit Freude euren Widerspruch.
LG harimau
Ein interessanter Beitrag.
Ich bin allerdings der Meinung, dass oftmals - nicht immer - bei der Beurteilung von Henry Millers Verhalten, die eigene "Denk- und Gemengelage" es schwer macht, hier zu einem einigermaßen objektiven Urteil zu gelangen. Kann es nicht auch so sein, dass Miller gerade in seinem Verhalten das Nonplusultra beim Sex sieht? Vielleicht will er ja gar nicht mehr als "stumpfe Triebbefriedigung" - und vielleicht fühlt er sich genau dabei ja auch schweinewohl.
Vielleicht findet er gerade das gut und geil - was andere eben nicht als gut und geil empfinden.
Keine Ahnung ob das so ist. Denn so richtig lässt uns Henry Miller nicht in sich hinsehen. Er redet zwar viel - meistens auch über sich selbst - aber immer dann wenn es ans "Eingemachte" gehen könnte - dann macht er (Henry Miller) die Tür zu und wir (die Leser) sind wieder einmal nur auf Vermutungen angewiesen.