Die Hortensien der Frau von Roselis – Ludwig Harig

  • Verlag: Carl Hanser
    Gebundene Ausgabe: 160 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Am Anfang steht ein furchtbares Ereignis: Im Park der Familie Rossell stößt ein Mädchen einen Jungen ins Wasser des Blaubachs - und der Junge ertrinkt. Es folgt eine Geschichte von Liebe, Eifersucht und Tod. Und schließlich die Frage: ist das alles wahr, was uns Ludwig Harig hier erzählt - oder spielt ihm die Erinnerung einen Streich? Diese und die Entstehung der Geschichte beim Schreiben verschränken sich zu einem Triumph der Erzählkunst.


    Über den Autor:
    Ludiwg Harig, geboren 1927 in Sulzbach an der Saar, ist deutscher Schriftsteler und literarischer Übersetzer, der von 1950 bis 1974 im Schuldienst tätig war, bevor er sich dem Schreiben widmete.


    Mein Eindruck:
    Auf das Buch wurde ich durch den ungewöhnlichen Titel und dem bemerkenswerten Cover aufmerksam.
    Es zeigt ein Gemälde eines katalanischen Malers, das zur Atmosphäre des Buches beiträgt
    Außerdem wollte ich schon lange endlich ein Buch von Ludwig Harig lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
    Ludwig Harigs Novelle ist trotz Kürze ein Buch, das es in sich hat. Teilweise rätselhaft, sprachlich absolut bemerkenswert. Vom Erinnern und vom Erinnerten will der Erzähler berichten.


    Sulzbach an der Saar ist Schauplatz. Hier ist ein Junge von einem Mädchen in den Fluss gestoßen worden, er ist ertrunken. Oder auch nicht! Denn auch der Erzähler ist als Kind in einen Fluss gefallen. Kann er seiner Erinnerung trauen?


    Das ist der Ausgangspunkt von wo aus der Autor Ort und Zeit nachempfindet. Und er wird auch durch die Zeit springen. Bis ins frühe 19 Jahrhundert geht er bei der Recherche alter Familiengeschichten zurück, um herauszufinden, was war Realität, was Einbildung.


    Den Garten seiner Nachbarn, den Rossells, empfand er paradiesisch in der Vorkriegszeit.
    Frau Rossell war gebildet und schrieb Gedichte, Herr Rossell trat stets vornehm und souverän auf.
    Die Idylle wird dann natürlich durch den Krieg zerstört.


    Harig zeigt mit seiner Novelle wie wenig vertrauenshaft Erinnerungen sein können. Bewusst oder auch unbewusst können einen die eigenen Erinnerungen täuschen.
    Nicht zuletzt heißen Kapitel „Auch wenn es nicht wahr ist“ oder „Eine wirkliche Welt in unserem Inneren“.


    Harig streut auch gerne literarische Anspielung ein: Fontane, Thomas Mann und Novalis.


    Zum Ende zeigt sich, das es bei manchen Geheimnissen gilt, sie sorgsam zu hüten.


    Ein kurzes Buch, der dem Leser viel geben kann, wenn er sich darauf einlässt. Durch die ungewöhnliche Erzählweise und dem exakten Stil ist es vermutlich kein Buch für jeden!