Die Schwestern - Judka Strittmatter

  • KLAPPENTEXT:
    Die Schwestern Martha und Johanne wollen ein paar Tage an der Ostsee verbringen, wie in ihrer Kindheit. Während Johanne sich den Eltern gegenüber versöhnlich gibt, hallen in Martha die Ängste einer von Erniedrigung geprägten Kindheit nach. Die Andruschats waren ein angesehener DDR-Akademiker-haushalt, auf den der Ruhm Onkel Kurts abstrahlte, eines berühmten Schauspielers. Doch auch Kurt hat die Spirale des Hasses und der Sprachlosigkeit vorangetrieben. Am Zielihrer Reise werden die Schwestern mit einem Verrat konfrontiert, der das heikle Gleichgewicht zwischen ihnen vollends zerstört.


    AUTORIN:
    Judka Strittmatter, 1966 in Brandenburg geboren. Buchhändlerlehre in Leipzig, Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Arbeitete als Redakteurin für die „Berliner Zeitung“ und das Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ und war 2001 für den Egon-Erwin-Kisch-Preis nominiert. Die Enkelin von Erwin Strittmatter arbeitet als freie Journalistin und lebt in Berlin und Brandenburg. „Die Schwestern“ ist ihr Romandebüt.


    EIGENE MEINUNG:
    Judka Strittmatters Debütroman ist ein Buch über die Schatten der Vergangenheit, die manchmal schwer auf den Schultern der Gegenwart lasten, sich manchmal aber auch einfach verdrängen lassen.
    Martha und Johanne sind zwei Schwestern, die von ihren Eltern wenig Liebe und Zuneigung bekommen haben. Die Mutter hat vor allem Martha spüren lassen, dass sie Kinder eher als Last, denn als Glück empfindet. Egal was sie gemacht hat, alles war falsch. Hatte sie ein paar Pfund mehr auf den Rippen, war sie zu dick, nahm sie ab, war sie undankbar, weil sie nichts gegessen hat. Aufgestachelt von der Mutter, löste der Vater Konflikte mit Schlägen. Ihre lieblose Kindheit ist dafür zuständig, dass Martha lange Zeit wenig Selbstvertrauen hatte und erst lernen musste, was Zuneigung bedeutet. Während Johanne dies einfach vergessen kann und in die Zukunft, in ihr eigenes Leben schaut, fällt es Martha sehr schwer zu verzeihen. Immer noch kämpft sie um die Aufmerksamkeit der Eltern.
    Eine zweite Geschichte spielt im Roman eine wichtige Rolle. Die der jungen Hotelangestellten Esther. Sie lebt nach wie vor in der ehemaligen DDR, mit deren Normen sie damals nicht viel zu tun hat. Heute wird sie damit aber mehr als eindrücklich konfrontiert, denn ihr Chef wird beschuldigt für die Stasi gearbeitet zu haben.
    Esther und Martha kennen sich noch aus Kindertagen und treffen sich im Hotel nun wieder. Irgendwie scheint sich ihr Schicksal zu überschneiden. Beide sehen sich mit der Vergangenheit konfrontiert. Beide müssen irgendwie mit Schuld und Vergebung umgehen. Jede auf ihre Art und Weise.
    Die Protagonistinnen Martha und Esther sind mir sehr sympathisch, während Johanne eher an mir vorbeizieht. Über sie erfährt man auch recht wenig, weswegen sie schwer einzuschätzen ist. Obwohl sie zusammen aufgewachsen sind, ist das Verhältnis der Schwestern zueinander distanziert, fast kühl. Nichts wird direkt angesprochen, immer wird um alles drum herum geredet. Vor allem Johanne geht Konflikten lieber aus dem Weg, schweigt statt über Probleme zu reden, kehrt alles unter den Teppich. Diese Kühle und Emotionslosigkeit, die von ihr ausgeht, haftet dem ganzen Buch an. Selbst, wenn es darum geht, dass jemand verletzt oder gekränkt ist, bleibt die Geschichte irgendwie eher sachlich. Mich hat sie dadurch wenig berührt. Ich mag lieber Geschichten, die mir nahe gehen, in denen mich Protagonisten und Handlung so berühren, dass ich mitempfinde.
    Die Schreibe der Autorin hat mir gut gefallen. Sie verwendet viele Metaphern und macht die Handlung damit zu einem bunten Band aus Sprache, der man trotz der vielen langen Sätze sehr gut folgen kann. Obwohl es keine Handlung gibt, die einen extrem mitreisst oder fesselt, hab ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen. Sehr gut gefallen hat mir auch der sarkastische Unterton, den Autorin Judka Strittmatter häufig verwendet.
    FAZIT:
    "Die Schwestern" ist ein Debütroman von hoher sprachlicher Qualität. Die Geschichte besteht aus Handlungen, die im Alltag der Gesellschaftt wohl so oder so ähnlich häufig vorkommen. Auch der Konflikt, zu erfahren, dass Freunde, Bekannte, Verwandte für die Stasi gearbeitet haben, gehörte sicherlich zu den Dingen, die die Vereinigung Deutschlands so mit sich brachte. Mich konnte der Roman ganz gut unterhalten, hat mich jedoch wenig berührt und so wird er vermutlich nicht lange in meinem Gedächtnis bleiben.