In großen Wassern - Kit Whitfield

  • Klappentext:


    Venedig im Mittelalter: Zum Wohle ihrer Völker schlossen Menschen und Wasserwesen einen Pakt, der das Angesicht der Welt für immer verändern sollte. Doch nun, fünfhundert Jahre später, beherrschen Neid und Missgunst das Verhältnis zwischen Wasserwesen und Landbevölkerung, und jeder Kontakt zwischen Menschen und Meeresgeschöpfen wird hart bestraft. In diesem Klima der Missgunst kämpft die junge Prinzessin Anne um ihre Stellung am englischen Hof, nicht ahnend, dass ihr Schicksal unauflöslich mit dem eines Meermannes verbunden ist ...


    Meine Meinung:


    Vorweg: Das Cover ist hübsch, hat aber nichts mit dem Inhalt zu tun. Denn es kommt zwar ein Meervolk vor, aber das lebt sehr primitiv, fast tierisch (abgesehen von einer rudimentären Sprache) - Unterwassergebäude oder gar -städte gibt es jedenfalls nicht.


    Romane, die unter Wasser spielen, locken mich immer - das Setting ist recht unverbraucht. Dieses Buch ist selbst dafür ungewöhnlich, denn es spielt in der realen Welt (um 1650, meine ich), aber mit einer "kleinen" Änderung: Neben den Menschen (Landlingen) gibt es Meerwesen (Tieflinge, ähnlich Nixen, aber beiderlei Geschlechts) und Mischlinge aus beidem, deren prägnantestes Merkmal die biegsamen, weil aus Wirbeln bestehenden Beine sind, mit denen man gut schwimmen, aber nur mithilfe von Krücken laufen oder eher: sich vorwärts schleppen kann. Genau diese Mischlinge stehen im Mittelpunkt des Romans, denn sie bilden seit Jahrhunderten die Königsfamilien in ganz Europa, seit die erste Mischlingsfrau in Venedig aus dem Meer stieg und einen Pakt mit den Menschen schloss und Königin wurde. Sie erlaubte gewissen adligen Landlingsmännern, mit Tieflingsfrauen Mischlinge zu zeugen (umgekehrt funktioniert's nicht), aber inzwischen ist dies verboten, die Königsfamilien heiraten untereinander und welche Probleme das mit sich bringt, kann man sich denken.


    Die eine Hauptfigur ist Anne, Enkeltochter des englischen Königs; die Familie lebt seit vielen Generationen an Land. Der Leser begleitet sie über ihre Kindheit und Jugend, die vor allem vom Fremdsein geprägt ist - Mischlinge sind weder an LAnd noch im Wasser wirklich zu Hause -, von Tragik, Intrigen und die Probleme der Thronfolge.
    Die zweite Hauptfigur ist Henry, ein illegitimer Mischling, der als Kind von seiner Tieflingsmutter an Land gebracht und dort von einem einfachen Landling aufgezogen wurde, aber nie in der Lage ist, die Menschen und ihr Leben zu verstehen. Und er hat ein Problem - wird er entdeckt, droht ihm der Tod. Sein einziger Ausweg ist, nach dem Thron zu greifen ...


    Mir hat das Buch ziemlich gut gefallen, schon wegen des ungewöhnlichen Settings (obwohl ich am Anfang enttäuscht war, dass es sich nicht um eine Fantasywelt handelt und 90% der Handlung an Land stattfindet). Teilweise erinnert der Stil aber eher an einen historischen Roman als an Fantasy, schon wegen des höfischen Umfelds.
    Manche Leser beschweren sich über zuwenig Action - das sehe ich anders, es passiert eine ganze Menge. Allerdings liegt der Fokus eher auf der Entwicklung der Charaktere und der Spannung zwischen ihnen (denn ihre Interessen lassen sich kaum vereinbaren) als auf den Ereignissen, trotzdem konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
    Besonders interessant fand ich die Perspektive von Henry, die dem Leser vorführt, dass manche Dinge der menschlichen Weltsicht nicht so selbstverständlich sind, wie man annehmen könnte. Generell hat mich die Darstellung der Tieflinge fasziniert.
    Jemand schrieb, er würde keinen der Charaktere wirklich mögen - das fand ich gerade gut. Die Mischlinge sind eben keine Menschen, sondern fremdartig, und identifizieren konnte ich mich nicht mit ihnen, was für mich aber kein Minuspunkt war, im Gegenteil.


    Fazit:


    Das Setting und die Wesen sind faszinierend, die Geschichte spannend, die Charaktere interessant, dennoch ist das Buch nicht für jeden Fantasyleser das Richtige. Es ist eben nicht der klassische Fantasyroman, in dem gereist und gekämpft und gezaubert wird, sondern - wie gesagt - hat Anleihen am typischen historischen Roman.
    Für einige ein Manko, für mich ein Bonus: Es dreht sich zwar vieles um zwischen"menschliche" Beziehungen, eine richtige Liebesgeschichte sucht man hier aber vergebens.


    Von mir gibt's 7 Punkte.

    Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.
    Kurt Tucholsky

  • Ich habe es etwa nach 2/3 abgebrochen.


    Mich konnten die Figuren so gar nicht packen und die "Liebesgeschichte" fand ich hergezogen und auch nicht sonderlich anrührend.
    Die "veränderte" Historie fand ich ganz witzig, die Mischwesen mit ihren flexiblen Beinen haben in meinem Kopf allerdings groteske Züge angenommen und ich konnte ihnen keine Sympathie entgegenbringen. Die Sprache war auch nicht meins.


    Daher war es auch insgesamt nichts für mich. Dass es eher wie ein (pseudo-)historischer Roman anmutet, hat mich nicht gestört.


    Vielleicht 4 Punkte, aber ich enthalte mich, da ich es nicht zu Ende gelesen habe.


    Ich habe es auf Englisch gelesen.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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