Die Ärzte in der Kieler Ostseehalle am 23.Mai 2012
Die Ärzte oder DÄ oder die beste Band der Welt, wie sich das Berliner Trio auch schimpft, gastierten gestern Abend mit ihrer
neuen Scheibe "auch" in der ausverkauften Sparkassen-Arena in Kiel, die zum Trotz aller Werbung in der Bevölkerung immer noch Ostseehalle genannt wird.
Das Konzert sollte um 19.30 Uhr starten, doch von Pünktlichkeit war der Auftritt dieser Band meilenweit entfernt.
Nachdem Die Ärzte das erwartungsvolle Publikum, das aus Teens bis Mittvierzigern bestand und überwiegend schwarze Mottoshirts von alten Konzerten trug, eine Dreiviertelstunde schmoren ließen, wurden die Fans durch eine mehr oder weniger geheimnisvolle Lautsprecheransage auf einen Abend eingestimmt, der keinen Zweifel daran erkennen ließ, dass die beste Band der Welt sich selbst feiern würde.
Während der rote Samtvorhang fiel, tobte die Masse bereits im Stehbereich. Das kritischere Publikum auf den Rängen hörte sich zunächst die ersten Lieder der aktuellen Veröffentlichung an, wobei das Echo geteilt ausfiel.
Die Jungs um Bela B., der an diesem Abend wortführend war, begrüßten nach den ersten Songs ihre Fans, witzelten und gaben mehr oder weniger abgestandene Zoten von sich. Weniger Gequatsche, mehr Musik wird sich so mancher Konzertbesucher gewünscht haben, aber die Begleitworte waren offensichtlich notwendig, denn immer wieder konnte beobachtet werden, dass die Band Konzeptlosigkeit plagte und Bela.B und Rod sich darüber abstimmen mussten, welche Lieder als nächstes gespielt werden sollten. Zwischendurch bejubelten DÄ ihre Fans immer wieder ließen La-Ola-Wellen durch das Publikum gehen, um sich selbst in Stimmung zu bringen. Farin Urlaub witzelte dann und wann über seinen Kollegen Rod, der nach einem Drittel des Konzerts sich immer noch nicht auf auf seine Bass-Monitore verlassen konnte und nachrüsten musste und damit letztlich den Eindruck verstärkte, dass die Band sich auf diesen Auftritt nicht ausreichend vorbereitet hatte.
Neben den üblichen Seitenhieben auf die "Hosen" gaben Die Ärzte natürlich auch ein paar ältere Stücke aus ihrem gut 30 Jahre alten Repertoire zum Besten, was große Teile der Zuhörer versöhnlich stimmte. Insgesamt überzeugte die Auswahl der Stücke, die von Liebeslied über Pogo bis zu Heavy Metal reichte und sich nicht nur auf die größten Erfolge beschränkte. Besonders berührend spielte Farin Urlaub "Sumisu", das an die besten Zeiten von "The Smiths" und den Musiker wohl selbst an seine Lieblingsband erinnerte.
Das Konzert endete nach drei erbettelten Zugaben u.a. mit dem Klassiker "Zu spät", der an den Gesichtern von Bela B. und Farin Urlaub erkennen ließ, dass es sich nicht um ihr Lieblingsstück handelte, aber sie zu wissen scheinen, was sie ihrem Publikum schuldig sind. Mit "Zeitverschwändung" und mit dem Versprechen, eventuell wieder in Kiel zu gastieren, endete das gut zweieinhalbstündige Konzert, das bei den Besuchern einen geteilten Eindruck hinterließ und nicht jeden Fan dazu veranlassen wird, erneut ein Ticket für die beste Band der Welt zu kaufen.