Erotik in Büchern . warum Alles oder Nichts?

  • Zitat

    Original von Mulle
    Jedem Recht machen kann man da ohnehin nicht: Manche Leser lesen gerne *alles* und andere blenden am liebsten beim ersten Kuss aus und fühlen sich von mehr unangenehm berührt.


    Darum geht es ja gar nicht. Was der TE aufgefallen ist, und mir persönlich ebenfalls schon oft, ist, dass die Geschichte, die Spannung, der Pepp deutlich nachlässt, wenn die Figuren das erste mal Sex hatten.
    Kleines Beispiel: In einem Fantasy-Buch, das ich vor längerer Zeit mal gelesen habe, wurde immer wieder auf die Hochzeit zweier Nebencharaktere (ich glaube die Schwester oder die beste Freundin der weiblichen Hauptfigur) angespielt, sodass man meinen könnte, das wird ein größeres Ereignis. Dummerweise hatten die beiden Hauptfiguren kurz vor der Hochzeit aber das erste mal Sex. Dieser wurde seitenlang ausgiebig wiedergegeben. Dann stand die ach so große Hochzeit an, die genau eine halbe Seite dauerte, bis die beiden Hauptfiguren dann doch lieber nach Hause gingen, wo sie schon im Garten über sich herfielen. Wieder seitenlanges rumsexeln, etc.pp.
    Das Buch fing richtig gut an, dann kam es zum Sex und eigentlich ging es danach auch nur noch darum, wann man das nächste mal v*geln kann, während die eigentliche Handlung extrem öde und trocken (wehe das Wort bemängelt jemand in dem Zusammenhang :p) wiedergegeben wurde. Bzw. lieblos, denn gewisse wichtige Dinge und Geheimnisse wurden einfach unter den Tisch fallen gelassen und nie wieder erwähnt.
    Und das ist ja kein Einzelfall.

    She crouched with her hand out. What the hell was she doing…
    “Here, kitty, kitty, kitty.”
    Oh my God, she was retarded and I was going to kill Jim.
    *Currans POV*

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Da Sex zum Leben dazu gehört wie Essen, Trinken Schlafen und Arbeiten sollte es auch in Büchern seinen gerechten und ausgewogenen Anteil haben. Sex eignet sich nicht dazu, verschämt verschwiegen zu werden. :wave


    Völlig richtig, aber eben sehr schwer, das auch erzählerisch gut umzusetzen. Bin mir keineswegs sicher, ob es mir selbst immer gelungen ist. Ich hab´s aber probiert - immer da, wo Sex ein unverzichtbarer Teil der Geschichten war, die ich erzählen wollte. An keiner anderen Passage haben meine Lektorin und ich so hart gearbeitet wie an genau diesen, das steht mal fest ... :cry

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Da Sex zum Leben dazu gehört wie Essen, Trinken Schlafen und Arbeiten sollte es auch in Büchern seinen gerechten und ausgewogenen Anteil haben. Sex eignet sich nicht dazu, verschämt verschwiegen zu werden. :wave


    Da ich aber auch keine Buecher lesen will, in denen die Proagonisten nur essen, trinken oder schlafen (Arbeit kommt wohl auf den Job an ;-)), will ich auch kein Buch lesen, in dem die Protagonisten nur Sex haben :grin


    Im Prinzip hast du aber recht, deshalb finde ich auch dass es in 'Erwachsenen'Buecher ruhig vorkommen darf, aber ich bin auch schon an Buecher geraten, in denen die Handlung dann doch nebensaechlich wurde. Aber wenn man sich ein bisschen informiert, also zB. ueber Rezis kann man dann ja sondieren. Fehlgriffe gibt es natuerlich immer.


    Wo ich aber durchaus zustimmen muss, ist dass sie Buecher in den beiden Extremen besonders zu haeufen scheinen, bzw. geworben werdem. Sind halt momentan in Mode, weil in den letzten Jahren Beispieler beider Arten von Buechern sehr erfolgreich waren (also zB. Twilight/Black Dagger). Dass es da viele Trittbrettfahrer gibt, die aehnliche Buecher schreiben ist ja ganz normal, liegt aber glaube ich nicht am Sexgehalt sondern am Erfolg.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Völlig richtig, aber eben sehr schwer, das auch erzählerisch gut umzusetzen. Bin mir keineswegs sicher, ob es mir selbst immer gelungen ist. Ich hab´s aber probiert - immer da, wo Sex ein unverzichtbarer Teil der Geschichten war, die ich erzählen wollte. An keiner anderen Passage haben meine Lektorin und ich so hart gearbeitet wie an genau diesen, das steht mal fest ... :cry


    Das Gefühl hatte ich auch, habe wohl keinen Absatz so oft gegengelesen wie meine erste Sexszene. Tatsächlich kam ich mir schon beim Niederschreiben irgendwie komisch vor, so als müsste ich mich dafür schämen, was ich da schreibe. Glücklicherweise bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.


    Dennoch stellte sich mir die Frage, warum ich so selten in Büchern anderer Autoren "Sex als normale Nebensache" gelesen habe, daher mein Post.


    Ich selbst habe die Sexszene bewußt eingebaut, da sie etwas über die beiden Hauptpersonen und die Entwicklung ihrer Beziehung aussagt. Die dominante Frau, die in der Beziehung das Sagen hat, ist sexuell unerfahren, so übernimmt der sonst eher passive Mann die Führung. Die Art und Weise, wie das erste Mal stattfindet, ist wegweisend für die weitere Beziehung und hat damit für mich Einfluß auf die Charaktere. Daher wollte ich es auf keinen Fall weglassen, also weichzeichnen.


    Die Aussage, daß Fantasy ganz gut ohne Erotik auskommt, würde ich so nicht unterschreiben. Wie im wahren Leben sollte Sex Auswirkungen auf die imaginären Charaktere haben. Was ist, wenn es nicht klappt zum Beispiel, das ist etwas was definitiv Auswirkungen hat. Ist euch in dem Zusammenhang auch schon einmal aufgefallen, daß sowohl in Film wie auch in Buch der Sex immer gut zu klappen scheint, wenn er nur angedeutet wird? Fantasy-Helden scheinen nie "Standschwierigkeiten" zu haben und sind anscheinend was ihre Vorzüge angeht immer mit ihren Herzensdamen kompatibel. Na ob das ein gutes Abbild der Realität ist? :knuddel1

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    ... habe wohl keinen Absatz so oft gegengelesen wie meine erste Sexszene. ... Glücklicherweise bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden.


    Es stellt sich nun heraus, dass der Thread vielleicht doch eher in die Autorenecke gehört hätte. Dennoch: Nicht ungeschickt gemacht!


    Ich habe zwar keine Ahnung, was du schreibst, aber eins ist sicher:
    "Glücklicherweise bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden" ist ganz schlecht. Selbstzufriedenheit. Der Anfang vom Ende dessen, was wahrscheinlich noch gar nicht recht begonnen hat.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Völlig richtig, aber eben sehr schwer, das auch erzählerisch gut umzusetzen. Bin mir keineswegs sicher, ob es mir selbst immer gelungen ist. Ich hab´s aber probiert - immer da, wo Sex ein unverzichtbarer Teil der Geschichten war, die ich erzählen wollte. An keiner anderen Passage haben meine Lektorin und ich so hart gearbeitet wie an genau diesen, das steht mal fest ... :cry



    Stimme dem zu. Wenn es zur Geschichte passt, gehört's ins Buch. Wobei ich es verdammt schwierig fand, eine Sexszene so zu schreiben, dass sie nicht zu verkrampft sondern natürlich rüberkommt. Wie detailliert muss man schreiben? Was überlässt man der Phantasie? Meine erste Szene gab ich erstmal meiner Schwester zu lesen. Und sie lachte erstmal und meinte: viel zu umständlich ;-) und dann begann das zigfache Überarbeiten :write

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Es stellt sich nun heraus, dass der Thread vielleicht doch eher in die Autorenecke gehört hätte. Dennoch: Nicht ungeschickt gemacht!


    Ich habe zwar keine Ahnung, was du schreibst, aber eins ist sicher:
    "Glücklicherweise bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden" ist ganz schlecht. Selbstzufriedenheit. Der Anfang vom Ende dessen, was wahrscheinlich noch gar nicht recht begonnen hat.


    Ich finde es so super. Bin eh überall unterwegs, und wie ich gestehe, meist in der Leser-Ecke : :grin
    Viele Themen mischen sich eh und alle sind ueberall unterwegs. Das ist zumindest mein Eindruck.

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    Die Aussage, daß Fantasy ganz gut ohne Erotik auskommt, würde ich so nicht unterschreiben. Wie im wahren Leben sollte Sex Auswirkungen auf die imaginären Charaktere haben. Was ist, wenn es nicht klappt zum Beispiel, das ist etwas was definitiv Auswirkungen hat.


    Ich würde jetzt nicht sagen, dass Fantasy ganz ohne Erotik auskommt, aber ich bin der Meinung, dass VIELE Fantasybücher ohne Erotikszenen besser dran wären. Wie gesagt, oft hatte ich das Gefühl, dass der Autor sein Buch lediglich in die Erwachsenenabteilung schieben wollte.
    Ein gutes Beispiel fällt mir gerade nicht ein. Die einzige Szene, die mir durch den Kopf schwirrt ist aus Arne Dahls Krimi "Misterioso". Da gibt es eine derartige Szene, bei der ich das Gefühl hatte, der gute Herr Dahl befände sich auf einer Droge. Und ähnlich hat sich auch die Szene dargestellt. Ich wüsste jetzt auch nicht, was diese ausführliche Bettsportszene besonders Wichtiges für den Protagonisten ans Tageslicht gefördert hat, was man nicht in ein paar wenigen Worten hätte anders zum Ausdruck bringen können.


    Zitat

    Ist euch in dem Zusammenhang auch schon einmal aufgefallen, daß sowohl in Film wie auch in Buch der Sex immer gut zu klappen scheint, wenn er nur angedeutet wird? Fantasy-Helden scheinen nie "Standschwierigkeiten" zu haben und sind anscheinend was ihre Vorzüge angeht immer mit ihren Herzensdamen kompatibel. Na ob das ein gutes Abbild der Realität ist? :knuddel1


    Ich sagte ja bereits, dass ich finde, dass diese Szenen 'immer gleich' sind, egal welche Figuren die Autoren in ihre fiktiven Betten packen. Wundert mich also nicht, dass man sehr selten mal über irgendwelche Probleme bezüglich Standhaftigkeit und Durchführung stolpert :chen

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Egal ob Film oder Buch oder eben auch das reale Leben:
    Ich finde realen Sex oder geschilderte oder gespielte Sexszenen immer gut.
    That's life!

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich finde die - leider - nicht immer gut.
    Mir geht's wie Dieter: Erotik ist (finde ich) wahnsinnig schwer zu schreiben. Man trippelt auf einem Grat umher, der fuer die eigene Schuhgroesse achtmal zu schmal ist, und bei der minimalsten Seitenbewegung, sitzt man in der Kitschkiste, dem Klischee-Graben oder dem Dunghaufen mit den Stilblueten.


    Erotik ist ein Gebiet, auf dem aus meiner Sicht die ueberwaeltigende Mehrzahl der Autoren scheitert - darunter viele Autoren, die ich ansonsten gern lese. Deswegen wegzulassen, was zu einer Geschichte gehoert, ist alles andere als eine erfreuliche Loesung. Aber sie ist mir oft die angenehmere - ich glaube, ich ziehe eine rechtzeitig geschlossene Tuer einer triefenden (nicht vor Koerperfluessigkeiten ...), klischeehaften, oeden und Figuren und Autor der Laecherlichkeit preisgebenden Sexszene vor. An einem Autor schaetze ich zuweilen auch, wenn er weiss: Das kann ich. Und das kann ich nicht.
    Was nicht heisst, dass er die Herausforderung nicht suchen und es immer wieder versuchen sollte. Aber wenn einer erkennt, dass so ein Versuch gescheitert ist, ist es eben auch eine Qualitaet.


    Der Meister der Erotik ist und bleibt fuer mich uebrigens D.H. Lawrence, der nicht einmal die Zubereitung eines Pausenbrotes schildern kann, ohne dass es einem freundlich kribbelt. Extrem empfehlenswert, wenn man selbst an diesem Thema verzweifelt (wobei einen das natuerlich auch noch mehr deprimieren kann - aber es ist, finde ich zumindest, auch schoen, zu sehen: Was ich nicht kann, koennen andere. Und zwar hinreissend). Und auch, wenn man sich einfach nur verfuehren lassen moechte.


    Lustvolles Lesen wuenscht Charlie

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Egal ob Film oder Buch oder eben auch das reale Leben:
    Ich finde realen Sex oder geschilderte oder gespielte Sexszenen immer gut.
    That's life!


    :rofl
    Mit diesem Empfinden finanziert sich die Pornobranche :chen

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von Asmos


    :rofl
    Mit diesem Empfinden finanziert sich die Pornobranche :chen


    Du scheinst dich da ja auszukennen.......interessant...... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wat soll denn jetzt der Quatsch?


    Die Lebensmittelbranche finanziert sich auch daraus, dass Leute Hunger haben.
    Aber deshalb brauchen wir doch Romanfiguren nicht verhungern zu lassen?


    Ja, ich weiss, ich bin der Olympiasieger der hinkenden Vergleiche, aber trotzdem ...

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Du scheinst dich da ja auszukennen.......interessant...... :grin


    Du weißt doch, dass ich breit gefächerte Interessen habe :chen

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich finde realen Sex oder geschilderte oder gespielte Sexszenen immer gut. ...


    Na, Voltaire, das glaub ich dir nicht!
    An deinen Rezensionen sieht man schnell, dass du sehr wohl erkennst, ob etwas gut oder schlecht geschrieben ist. Und du bringst das auch stets klar zum Ausdruck. Deine Behauptung, du fändest geschrieben Sex "immer" gut, wirkt da wenig überzeugend. Ich stelle mir gerade vor, was wohl aus deiner Rezensionsfeder flösse, wenn du Sexszenen in einem Roman lesen müsstest, die, wie Charlie so schön schreibt, direkt aus der "Kitschkiste, dem Klischee-Graben oder dem Dunghaufen mit den Stilblueten an Pornografie" kämen. Bei aller Liebe zum Verkehr - dass du so was gut findest, kann ich mir schwer vorstellen.


    Anders verhält es sich allerdings mit dem Genre der reinen Pornografie: Hier spielt in der Tat die "Story" keine Rolle. Und die Kunst des / der "Literaten (in)" muss sich dabei weder semantisch noch stilistisch beweisen. So was liest man aus anderen Gründen.
    Wer´s mag, soll´s tun. :chen

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Na, Voltaire, das glaub ich dir nicht!
    An deinen Rezensionen sieht man schnell, dass du sehr wohl erkennst, ob etwas gut oder schlecht geschrieben ist. Und du bringst das auch stets klar zum Ausdruck. Deine Behauptung, du fändest geschrieben Sex "immer" gut, wirkt da wenig überzeugend. Ich stelle mir gerade vor, was wohl aus deiner Rezensionsfeder flösse, wenn du Sexszenen in einem Roman lesen müsstest, die, wie Charlie so schön schreibt, direkt aus der "Kitschkiste, dem Klischee-Graben oder dem Dunghaufen mit den Stilblueten an Pornografie" kämen. Bei aller Liebe zum Verkehr - dass du so was gut findest, kann ich mir schwer vorstellen.


    Anders verhält es sich allerdings mit dem Genre der reinen Pornografie: Hier spielt in der Tat die "Story" keine Rolle. Und die Kunst des / der "Literaten (in)" muss sich dabei weder semantisch noch stilistisch beweisen. So was liest man aus anderen Gründen.
    Wer´s mag, soll´s tun. :chen


    Mit "gut finden" habe ich gemeint, dass solche Szenen, egal nun ob gut oder schlecht gespielt, ob gut oder schlecht geschrieben, einfach zu einer Geschichte dazu gehören, weil sie eben auch reales Leben verkörpern. Und das finde ich gut. Mit "gut finden" habe ich nicht den Stil des Geschriebenen oder des Gespielten gemeint - habe mich da wohl missverständlich ausgedrückt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich denke schon, dass es nicht einfach ist, Sexszenen gut zu schreiben.
    Es soll realistisch genug sein und der Phantasie des Lesers doch genügend Raum lassen.
    Bei manchen Schilderungen habe ich schon schallend gelacht und manchmal hat schon ein (für mich) falsches Wort gereicht, um das ganze Buch zu kippen.
    Das klebte dann an dem Protagonisten wie ein Kaugummi.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Ich habe zwar keine Ahnung, was du schreibst, aber eins ist sicher:
    "Glücklicherweise bin ich aber mit dem Ergebnis zufrieden" ist ganz schlecht. Selbstzufriedenheit. Der Anfang vom Ende dessen, was wahrscheinlich noch gar nicht recht begonnen hat.


    Dem mag ich doch widersprechen. Verwechsel nicht Zufriedenheit mit der Unfähigkeit der Selbstkritik und stetigen Verbesserung. Wenn Audi ein neues Auto baut, damit in allen Tests und Zeitschriften hervorragend abschneidet und seinen Verkauf verdoppelt, kann die Geschäftsführung mit dem Ergebnis zufrieden sein. Das heisst aber nicht, daß sie nicht bereits für das Nachfolgemodell dem Deming-Circle der stetigen Verbesserung folgen. Ok, ist ein Beispiel aus der Technik, lässt sich aber prinzipiell auf jedes messbare Produkt anwenden, dazu zählt sicher auch Literatur.


    Ich persönlich fände es schlimm, wenn man etwas veröffentlicht und dann im Nachhinein völlig unzufrieden damit ist, wobei Unzufriedenheit und der damit verbundene Ehrgeiz meist eher personengebundene Charaktereigenschaften sind, die bei jedem Menschen eben mehr oder weniger ausgeprägt sind. Die meisten hochbezahlten Top-Manager sind prinzipiell unzufriedene Menschen, daraus nehmen sie ihren Antrieb, aber ich möchte deren Leben nicht führen.


    Von daher bin ich gerne mit meiner Sexszene zufrieden, denn für mich bedeuted Zufriedenheit nicht die Ignoranz möglicher Verbesserung.

  • Zitat

    Original von Charlie


    Die Lebensmittelbranche finanziert sich auch daraus, dass Leute Hunger haben.
    Aber deshalb brauchen wir doch Romanfiguren nicht verhungern zu lassen?


    Zitiert, weil einfach wahr und klasse ;-)


    An der Stelle kann man auch anmerken, daß die wenigsten Romanfiguren regelmäßig essen oder ihre Notdurft verrichten. Letzteres kann ich gut verstehen, darüber ständig zu lesen ist (zumindest für mich) wenig attraktiv. Aber Essen sollte genau wie Sex als normaler Bestandteil des Lebens dargestellt werden, denn auch aus dem was eine Figur isst, kann sie an Tiefe gewinnen.


    Neben "Zeig mir was du liest und ich sage dir, wer du bist" hat auch "Zeig mir was du isst und ich sage dir wer du bist" eine Gültigkeit. Leider werden oft gerade in Fantasy-Romanen diese scheinbar banalen Dinge weggelassen. (Ein schönes Gegenbeispiel ist hier wohl der Herr der Ringe, dessen immer und überall essende Hobbits sicher für so manchen Schmunzler auch bei euch sorgten.)