Erotik in Büchern . warum Alles oder Nichts?

  • Diese Frage beschäftigt mich schon länger, bisher habe ich noch keine Antwort gefunden.


    Also ich lese viel Fantasy, durchaus gängige Mainstream-Bücher, nicht unbedingt was spezielles. In Bezug auf Sex / Erotik scheint es da immer auf eins der Extreme hinauszulaufen - nämlich entweder das es gar nicht vorkommt, oder das es geradezu überfüllt ist (z.B.: Frauen-Erotik-Vampirromane).


    Bei Filmen ist es ja prinzipiell auch so, aber hier kann ich es verstehen. Da git es Gesetze, Jugendschutz, etc...also wird in "normalen" Filmen der Sex eben nur angedeutet, kann ich nachvollziehen.


    Bei Büchern aber sieht es ja doch anders aus. Da braucht man keine Schauspieler, die das dann auch glaubhaft darstellen und soweit ich weiss unterliegt das geschriebene Wort ohn Bilder ja auch keinem Jugendschutz (Oder irre ich mich hier?).


    Wie kommt es also, daß die in jedem Fantasy-Roman vorkommende Liebesgeschichte immer "weichgezeichnet" wird oder der ganze Roman so stark danach trieft, daß die eigentliche Geschichte in den Hintergrund rückt und nur als Hülle dient? Ich meine, sehen wir uns doch Klassiker wie Eragon, Herr der Ringe, Drachenlanze, Rad der Zeit, etc an - Liebesgeschichte ja, hier und da wird auch eine Frau schwanger, aber Sex scheint niemand zu haben. Und sehe ich mir so einen Frauen-Erotik-Vampirroman an (nur als Beispiel), dann ist die Geschichte meist schwach und dient der Erotik nur als Hülle.


    Warum also traut sich niemand, Erotik als normalen Bestandteil in eine Geschichte aufzunehmen? Warum sie nicht an passender Stelle platzieren, so wie sie im normalen Leben ja auch nur ein normaler Bestandteil ist?

  • Hallo Tannenbernie,


    vielleicht hast du nur die falschen Bücher erwischt. Sicher gibt es das eine und andere Extrem. Habe aber schon viele Romane auch im Fantasiebereich gelesen, die wohldosierten Sex enthielten. Gerade habe ich einen beendet, der nur 2 kurze Sexszenen enthielt (Blanche vom Sieben Verlag). Ich denke es kommt immer darauf an, was man von seinem Roman erwartet. Orientierst du dich am Klappentext oder an den Rezensionen? Wenn nicht mal genau drauf schauen oder einfach mal hier im Forum einen Aufruf starten suche: ...


    Ich habe das schon gemacht und wurde sehr gut beraten.


    Liebe Grüße

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

  • Ich kann deinen Eingangspost nur unterzeichnen.
    Ich habe ganz selten erlebt, dass eine Geschichte mit Erotik auch nach dem "ersten mal" noch anspruchsvoll und spannend war. Meistens lese ich deshalb auch eher Jugendbücher ohne Sex, weil ich schon zu oft daneben gegriffen habe.
    Eine der wenigen Ausnahmen sind die Stadt-der-Finsternis-Bücher, Kat&Bones und Hexenfluch. Ich glaube das sind tatsächlich die einzigen Ausnahmen, die ich kenne... :gruebel


    Ich persönlich kann mit Erotik in Büchern aber eh nicht viel Anfangen, weil da auch meist alles nach dem gleichen Schema abläuft und irgendwie kann man das schon auswendig runterbeten. (Ich meine die Wortwahl, dass sich die Handlungen irgendwie ähneln ist schon klar...)
    Ich weiß nicht, das nervt mich oft tierisch, sogar beim o.g. Hexenfluch, obwohl ich sowohl das Buch (so ab Seite 200) gut finde, als auch absoluter Lynn-Raven-Fan bin. Das ist alles so ein runtergerappelter Einheitsbrei...

    She crouched with her hand out. What the hell was she doing…
    “Here, kitty, kitty, kitty.”
    Oh my God, she was retarded and I was going to kill Jim.
    *Currans POV*

  • Das liegt wohl immer beim Autor. Wenn diese dann noch aus Zeiten stammen, wo das ganze Thema nicht so locker betrachtet wurde, wie es heutzutage der Fall ist, kann man glaube ich nachvollziehen, warum es im Herr der Ringe nicht zwischen Aragon und Arwen in der Kiste gerappelt hat. Jugendbücher wie Eragon und ausufernde erotische Passagen wären da wieder so eine andere Sache ...


    Die letzte Fantasy Trilogie, die ich gelesen habe, war die First Law Trilogie von Joe Abercrombie. Und dort war die Erotik so eingefügt, wie du es hier forderst, ohne dass sie im Fokus der Handlung selbst steht. Scheint also wohl auch an deiner Buchauswahl zu liegen.

  • Also mir gehts da ähnlich - ich hab bisher auch selten ne realistische Portion Sex in irgendeinem Buch gefunden. Entweder wurde es fast komplett rausgelassen (was ja okay ist, es gibt ja noch genug andere Dinge im Leben... Aber wenn halt eine Liebesgeschichte angeschnitten wird, kommt diese komplett ohne Sex schon sehr kleinmädchenhaft rüber, finde ich) oder es war zu extrem bzw. auf eine obszöne Art und Weise (Beispiel: "Voyeur" von Simon Beckett) dargestellt.


    Wo meiner Meinung nach der Einbau von Sex in den Rest der Geschichte gut gelungen ist, ist zum Beispiel die Saga vom Eisvolk. Da kommt das Ganze einfach sehr echt rüber und nicht zu verharmlost / übertrieben. Es gehört dazu, wird aber nicht als was Besonderes dargestellt.


    Kurz gesagt: Im Großen und Ganzen stimme ich der Behauptung zu, dass in den allermeisten Büchern nicht realistisch mit dem Thema Sex umgegangen wird - entweder zu viel oder zu wenig. Aber es hat auch sicherlich jeder eine andere Auffassung von "zu viel" und "zu wenig" - und auch einen anderen Bezug dazu. Für die einen gehört es in eine Geschichte rein und für andere überhaupt nicht. Geschmäcker sind ja verschieden. :grin

  • Ich finde, zum Beispiel in den historischen Romanen von Rebecca Gablé findet man eigentlich eine angemessene Menge Sex. Es wird durchaus beschrieben, aber nicht sehr ausführlich und schon gar nicht Handlungsdominierend.


    Anders ist das ja bei Diana Gabaldon. Nicht nur, dass der erste Roman "Feuer und Stein" vor Sex nur so strotzt,
    [Sp], sondern bis zum aktuell letzten Buch der Serie, "Das Echo der Hoffnung", wurde ja jede der Hauptfiguren mindestens einmal vergewaltigt. :rolleyes[/Sp]

  • Zitat

    Original von Dori
    Ich finde, zum Beispiel in den historischen Romanen von Rebecca Gablé findet man eigentlich eine angemessene Menge Sex. Es wird durchaus beschrieben, aber nicht sehr ausführlich und schon gar nicht Handlungsdominierend.


    Anders ist das ja bei Diana Gabaldon. Nicht nur, dass der erste Roman "Feuer und Stein" vor Sex nur so strotzt,
    [Sp], sondern bis zum aktuell letzten Buch der Serie, "Das Echo der Hoffnung", wurde ja jede der Hauptfiguren mindestens einmal vergewaltigt. :rolleyes[/Sp]


    :write


    Aber im Fantasy Bereich stimme ich dem Eingangspost größtenteils zu. Ich lese inzwischen hauptsächlich auch nur Jugendbücher, weil man da gar nicht mit der Erwartung hingeht, dass Erotik vorkommt. Wohldosiert gibt es die nämlich in den "Erwachsenen" Romanen höchst selten. Entweder zu viel davon oder das Thema wird so vermieden, dass es beinahe schon peinlich ist - und beides nervt in Fantasy Büchern. Wenn man nur Erotik will, dann liest man eben einen Frauen-Erotik-Vampirroman. Aber etwas Halbes und nix Ganzes wie das in vielen Romanen der Fall ist, mag ich einfach nicht.

  • Die passende Menge an Erotik zu 'erwischen' erscheint mir schwierig. Sehr wenige Autoren schaffen es dieses Thema derart in die Geschichte einzuflechten, dass es stimmig und nicht 'too much' ist.
    Ich habe sehr oft das Gefühl, dass derartige Szenen völlig fehl am Platz wirken, sei es nun bei Thrillern, Fantasybüchern, Krimis und teilweise auch bei Romanen. Bei Fantasy scheint die Erotik teilweise die Trenngrenze zwischen Jugend- und Erwachsenenbuch zu sein. Wer als Autor nicht will, dass sein Fantasywerk als Jugenbuch bezeichnet wird, der streut eine entsprechende Portion Erotik in die Zeilen [wobei ich den Begriff 'Erotik' eher unpassend finde. Von sinnlichen Szenen kann in vielen Fällen nicht die Rede sein]. Ganz im Sinne von "Ich schreibe Fantasy für die Großen und nicht das Kinderzeug".


    Ich bin eigentlich gar kein Freund derartiger Szenen und finde sie meist überflüssig. Meiner Meinung nach bereichern oder ergänzen sie die wenigstens Geschichten. Wie gesagt: vielfach habe ich das Gefühl, hier will ein Buch erwachsener wirken, als es ist.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Was die Fantasy betrifft: Da greifst du vermutlich zu den falschen Büchern.
    Es gibt ja das Subgenre der Dark Romance / paranormal Romance, bei denen der Fokus mehr auf einer erotiklastigen Liebesgeschichte liegt. Bei diesen Büchern wird einfach viel explizit (und gerne übertrieben) dargestellert Sex erwartet; es gehört dazu wie die Leiche zum Krimi :-)


    Bei Fantasybüchern kann ich das ehrlich gesagt nicht sagen, dass es nur alles oder nichts gäbe. Manche Bücher gehen sehr weit, in anderen wird schneller ausgeblendet. Aber meist schaffen die Autoren es, eine gute Balance zu finden, die zur Geschichte passt.


    Jedem Recht machen kann man da ohnehin nicht: Manche Leser lesen gerne *alles* und andere blenden am liebsten beim ersten Kuss aus und fühlen sich von mehr unangenehm berührt.

  • Sehe es auch so, daß ein gewisser Anteil Sex möglicherweise einigen Autoren dazu dient, sich als Nicht-Jugendbuch abzuheben. Nur scheint es so zu sein, daß gerade erfolgreicher Fantasy oft Jugend-tauglich sein will. Neben dem herrn der Ringe kann man ja auch das Rad der Zeit, die Dunkelelfen-Trilogien, die Drachenlanze-Reihen oder Eragon benennen. Alle extrem erfolgreich - und erotikfrei.


    Ich persönlich brauche eigentlich nicht unbedingt Erotik in Fantasy-Büchern. Wenn es aber gut rein passt und zur weiteren Beschreibung der Charaktere dient (Stichwort Identifikation), dann ist es absolut ok.

  • Ich würde auch sagen, dass du bisher die falschen Bücher erwischt hast. Da ich sehr viel im Großbereich "Liebesroman" lese, kann ich sagen: Es geht nicht immer dminierend um Sex.
    Gerade bei den Vampir-Romanen hast du aber schon recht, da war es selbst mir öfter mal zu viel ;-)

  • Zitat

    Original von Tannenbernie
    ... Warum also traut sich niemand, Erotik als normalen Bestandteil in eine Geschichte aufzunehmen? ...


    Schönes Thema!
    Ganz abgesehen von der Diskussion, ob, und wenn ja, wo Sexszenen in Romane gehören und wo nicht - die Antwort auf Tannenbernies o. a. Frage wird manchen vielleicht überraschen:
    Weil es das Schwerste ist, was man sich als Schriftsteller nur vornehmen kann!
    Es ist höllisch anspruchsvoll, allein schon "ganz normalen" Sex zu erzählen, wenn das Ganze etwas taugen soll. Jeder möge sich einmal Sexszenen in Romanen ansehen - es gibt wenige sehr gute Texte dazu.
    Ich selbst habe mich beim Lesen vieler solcher Szenen häufig gelangweilt, fand es manchmal geschmacklos erzählt, und hin und wieder stiegen auch mal Minderwertigkeitskomplexe in mir auf, was die so alles brachten ... :lache


    Es ist handwerklich einfach wirklich sauschwer, so etwas als "normalen Bestandteil in eine Geschichte aufzunehmen". Manche dieser literarischen Versuche landen schnell im Lächerlichen. Die Beispiele dazu sind Legion.

  • Zitat

    Original von Asmos
    Die passende Menge an Erotik zu 'erwischen' erscheint mir schwierig. Sehr wenige Autoren schaffen es dieses Thema derart in die Geschichte einzuflechten, dass es stimmig und nicht 'too much' ist.
    Ich habe sehr oft das Gefühl, dass derartige Szenen völlig fehl am Platz wirken, sei es nun bei Thrillern, Fantasybüchern, Krimis und teilweise auch bei Romanen. Bei Fantasy scheint die Erotik teilweise die Trenngrenze zwischen Jugend- und Erwachsenenbuch zu sein. Wer als Autor nicht will, dass sein Fantasywerk als Jugenbuch bezeichnet wird, der streut eine entsprechende Portion Erotik in die Zeilen [wobei ich den Begriff 'Erotik' eher unpassend finde. Von sinnlichen Szenen kann in vielen Fällen nicht die Rede sein]. Ganz im Sinne von "Ich schreibe Fantasy für die Großen und nicht das Kinderzeug".


    Damit könntest du durchaus Recht haben... Bei einigen Büchern kommen mir die erotischen Stellen auch total unpassend und gezwungen vor, so als ob der Autor jetzt unbedingt etwas in die Richtung mit in die Geschichte bringen wollte (um eben ein Buch für Erwachsene draus zu machen), es aber nicht so recht hinbekommen hat. Solche Szenen zu schreiben ist natürlich eine anspruchsvolle Sache, aber gegen die ein oder andere unglücklich gewählte Formulierung hab ich auch gar nichts - ich find es nur sehr komisch beim Lesen, wenn sowas so plötzlich kommt. Eben in Momenten, wo es überhaupt nicht passt und man sich als Leser fragt: Was soll das jetzt?
    So ein Moment war (meiner Meinung nach!) zum Beispiel in "Die Säulen der Erde" von Ken Follett noch ziemlich am Anfang...


    Dabei finde ich, man muss nicht in jede Geschichte zwangsläufig Sex mit einbauen - ist zwar was menschliches was zum Leben einfach dazugehört, aber es muss doch trotzdem nicht in jeder Geschichte vorkommen. Wie ja schon erwähnt wurde, gibt es mehr als genug Bücher (gerade im Bereich Fantasy) die durchaus ohne Sex auskommen. Mir fiele da noch Harry Potter ein - da wird eher das Thema "Teenie-Romanze" mal zart angehaucht (und das eben mehr auf emotionaler als auf sexueller Ebene), aber mehr nicht.. Was der Geschichte meiner Meinung nach überhaupt keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Mich hätten erotische Szenen in den Harry Potter Büchern eher sehr irritiert. :grin


    Und wer unbedingt eine Geschichte lesen will in der Erotik thematisiert bzw. praktiziert wird, soll sich halt eine Erotik-/Vampirgeschichte aussuchen. :grin

  • Zitat

    Original von Dori
    Ich finde, zum Beispiel in den historischen Romanen von Rebecca Gablé findet man eigentlich eine angemessene Menge Sex. Es wird durchaus beschrieben, aber nicht sehr ausführlich und schon gar nicht Handlungsdominierend.


    Anders ist das ja bei Diana Gabaldon. Nicht nur, dass der erste Roman "Feuer und Stein" vor Sex nur so strotzt,
    [Sp], sondern bis zum aktuell letzten Buch der Serie, "Das Echo der Hoffnung", wurde ja jede der Hauptfiguren mindestens einmal vergewaltigt. :rolleyes[/Sp]


    Ich finde überhaupt nicht, dass Feuer und Stein "vor Sex strotzt" :wow Es gibt doch nur 2-3 größere Szenen. Auf die Anzahl der Seiten ist das nicht viel ... Und die Geschichte ist definitiv nicht so aufgebaut, das möglichst sinnlose Handlungen stattfinden, die nur das Ziel verfolgen, dass wieder jemand Sex hat.


    Die Sex-Szenen in dem Buch gehören für mich zu denen, die ich sehr gut geschrieben und eben nicht auf Nackenbeißer-Niveau fand. Für mich ist das eines DER Bücher, die Sex gut in die Geschichte einbaut.


    Rebecca Gablé finde ich auch gut, aber ich würde nicht sagen, dass "der König der purpurnen Stadt"

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann
    Es ist höllisch anspruchsvoll, allein schon "ganz normalen" Sex zu erzählen, wenn das Ganze etwas taugen soll. Jeder möge sich einmal Sexszenen in Romanen ansehen - es gibt wenige sehr gute Texte dazu.


    Ich kann das zwar nicht aus der Sicht eines Autors sagen, dafür aber aus der eines Rollenspielers. Ich fand derartige Szenen meist unangebracht und nicht gut eingebaut. Es ist schwer die richtige Stelle zu finden, um eine Erotikszene einzubauen und sehr viele Autoren - so sehr sie sich auch bemühen - schaffen das nicht.
    Der Inhalt dieser Szenen ist dann oftmals auch eher zweifelhaft. Es ist immer ein Balanceakt, denn die Erotikszene muss zum Inhalt des Buches passen und je nach dem, muss sie mal ausgefallener, mal schlichter, mal detaillierter und auch mal völlig durchgeknallt sein.
    Als Leser stört es, wenn man in verschiedenen Büchern das Gefühl hat die selbe Szene zu lesen. Dabei sind die involvierten Figuren derart unterschiedlich, dass man einfach nicht lesen will, dass die fünfte Protagonistin sich "vor Leidenschaft verzehrt" oder "Nervös wie ein Schulmädchen" ist. Erotikszenen scheinen viele unterschiedliche Figuren plötzlich zu einer einzigen Masse verschwimmen zu lassen. Plötzlich gibt es nur noch die leidenschaftliche Frau und den heißblütigen Liebhaber, obwohl die Figuren eigentlich nicht unterschiedlicher sein könnten. Aber im Bett scheinen sie dann oftmals alle gleich zu sein.


    ²blackrose:
    Es bleibt erstmal ein Problem der Fantasysparte. Dort sind die Übergänge zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur fließend. Während man einen Thriller meist recht gut einordnen kann. Das ist auch gar nicht mal eine Phänomen der Vampirliebessparte [wobei es da sicher am häufigsten vorkommt]. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass die meisten Fantasybücher gut ohne Erotik auskommen; teilweise finde ich derartige Szenen sogar völlig unangebracht, da Fantasy ein derart weitreichende Möglichkeiten bietet zwei Figuren aneinander zu binden, dass es dieser körperlichen Szenen nicht bedarf. Liebe drückt sich in vielen Fantasybüchern deutlicher aus, wenn der Held für seine Geliebte den Kampf mit dem Drachen aufnimmt und dabei fast getötet wird. Sex stört mich in einem derarigen Kontext ungemein, zumal ich ihn vielfach für zu 'menschlich' halte. Da greift dann wieder das oben genannte Problem: die Figuren verschmelzen. Und bei Fantasy finde ich es weitaus schlimmer, weil es dann nicht nur Menschen, sondern auch Feen, Vampire, Werwölfe, und weiß der Teufel was sonst noch so betrifft.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Ein weiteres wichtiges Argument für ausgiebige Sexszenen in Büchern ist vermutlich, dass Sex sich gut verkauft.


    Ich bin ja auch überhaupt keine Freundin ausgiebiger Matratzensportszenen und hatte beim Lesen moderner, auf ein erwachsenes Publikum gemünzter Fantasy schon öfter das Gefühl, dass langwierige Sexszenen nur eingebaut wurden, weil sich das im Genre eben so gehört und weil viele Leser es mittlerweile erwarten. Spannend finde ich solche Szenen eigentlich nur, wenn sie wichtig für den Plot sind, und auch da kann ich auf ausgiebige Beschreibung der körperlichen Vorgänge verzichten, sondern lausche lieber dem vermeintlich unschuldigen Bettgeflüster, mit dem der Protagonist seinem Sexualpartner ganz nebenbei wichtige Informationen entlockt.
    Aber Sexszenen die nur dazu dienen, die Erotik-Quote zu erfüllen, finde ich einfach nur gähnend langweilig und/oder unfreiwillig peinlich. Geschlechtsverkehr ist nun mal etwas recht Persönliches und ich muss nicht von allen Seiten damit zugeschmissen werden.



    Gut gelöst hat das Sexproblem meiner Meinung nach Lynn Flewelling in ihrer 'Nightrunner'-Reihe. Sie erwähnt, dass ihre Protagonisten Sex haben, handelt die ganze Sache in ein paar Sätzen ab und beschäftigt sich viel mehr mit den Interaktionen ihrer Figuren als dem eigentlichen Akt. Zumindest auf Englisch ist die Reihe auch als E-Book erhältlich.

  • Zitat

    Original von Asmos
    ²blackrose:
    Es bleibt erstmal ein Problem der Fantasysparte. Dort sind die Übergänge zwischen Jugend- und Erwachsenenliteratur fließend. Während man einen Thriller meist recht gut einordnen kann. Das ist auch gar nicht mal eine Phänomen der Vampirliebessparte [wobei es da sicher am häufigsten vorkommt]. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass die meisten Fantasybücher gut ohne Erotik auskommen; teilweise finde ich derartige Szenen sogar völlig unangebracht, da Fantasy ein derart weitreichende Möglichkeiten bietet zwei Figuren aneinander zu binden, dass es dieser körperlichen Szenen nicht bedarf. Liebe drückt sich in vielen Fantasybüchern deutlicher aus, wenn der Held für seine Geliebte den Kampf mit dem Drachen aufnimmt und dabei fast getötet wird. Sex stört mich in einem derarigen Kontext ungemein, zumal ich ihn vielfach für zu 'menschlich' halte. Da greift dann wieder das oben genannte Problem: die Figuren verschmelzen. Und bei Fantasy finde ich es weitaus schlimmer, weil es dann nicht nur Menschen, sondern auch Feen, Vampire, Werwölfe, und weiß der Teufel was sonst noch so betrifft.


    Wie gesagt, ich finde Erotik in Fantasygeschichten auch in den meisten Fällen eher unangebracht - Fantasy kommt auch ziemlich gut ohne Sexszenen aus, weil es eben nicht so gut in das Genre passt. Wobei es da auch wieder drauf ankommt, wie die Geschichte (und die Figuren) aufgebaut sind, ob es reinpasst oder eben nicht.
    Aber ich stimm dir da zu, dass solche Gesten wie dein Beispiel mit dem Drachentöter zeigen Liebe auf eine viel tiefgreifendere Art, die ich persönlich auch schöner finde.
    Mir ist es jedenfalls generell lieber, wenn in einer Geschichte überhaupt kein Sex vorkommt als wenn es zu viel ist - das kann manchmal wirklich die ganze Stimmung der Geschichte versauen. :lache

  • Da Sex zum Leben dazu gehört wie Essen, Trinken Schlafen und Arbeiten sollte es auch in Büchern seinen gerechten und ausgewogenen Anteil haben. Sex eignet sich nicht dazu, verschämt verschwiegen zu werden. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.