Martin Dreyer - Jesus Freak. Leben zwischen Kiez, Koks und Kirche

  • Titel: Jesus Freak. Leben zwischen Kiez, Koks und Kirche
    Autor: Martin Dreyer
    Verlag: Pattloch-Verlag
    Erschienen: März 2012
    Seitenzahl: 320
    ISBN-10: 3629023061
    ISBN-13: 978-3629023063
    Preis: 18.00 EUR


    Martin Dreyer wurde 1965 in Hamburg geboren. In den Neunzigerjahren gründete er die Jugendbewegung „Jesus-Freaks“, Bekannt wurde er auch durch seine dreibändige „Volxbibel“, einer Bibel in der heutigen Jugendsprache. Jetzt lebt der Diplom-Pädagoge mit Frau und Tochter in Berlin.


    In diesem Buch schildet Martin Dreyer seine Zeit bei den Jesus-Freaks. Man erfährt wie es zur Gründung kam und mit welchen Schwierigkeiten diese Bewegung zu kämpfen hatte. Der Autor geht auch auf das große Medieninteresse ein, dass diese Bewegung schon kurz nach ihrer Gründung erhielt. Und es war sicher auch kein Zufall, dass diese Jesus-Freaks ihre ursprünglichen Wurzeln auf dem Kiez, auf St. Pauli, hatten. Zwischenzeitlich gibt es in vielen deutschen Städten Jesus-Freaks-Gruppen.


    Dieses Buch ist aber mehr. Es ist auch die Schilderung eines ganz sicher nicht einfachen Lebens. Es ist die Schilderung eines Lebens zwischen Sucht und Glauben, ein Leben das von einem gelebt wird, der zwischenzeitlich auch ganz unten war. Martin Dreyer beschönigt nichts und sucht auch die Schuld für seine Irrtümer nicht bei anderen. Er sieht sich selbst und ausschließlich in der Verantwortung für die Schattenseiten seines Lebens. Er mutet sich zu viel zu, nimmt und Drogen und hat dann einen Totalabsturz. Nur mit großen Schwierigkeiten und nach langen Therapien findet er zurück ins Leben. Und immer wieder ist es Jesus, der ihm nach eigenem Bekunden zur Seite steht.
    Und genau hier finden sich die Schwachstellen dieses Buches. Es wirkt manchmal einfach zu aufgesetzt, zu gewollt, wenn Martin Dreyer von seiner „Beziehung“ zu Jesus schreibt. Es fehlt da einfach das letztendlich Überzeugende, alles scheint ein wenig zu oberflächlich zu sein – er schafft es nicht die Tiefe seines Glaubens in dieses Buch zu projizieren. Es sind Worte denen die Emotionalität des Glaubens fehlt. Auch wenn es vom Autor ganz sicher anders gedacht war. Ich bin trotzdem sicher, dass Martin Dreyer ein sehr gläubiger Mensch ist und das er diesen von ihm gefühlten Glauben auch in einem persönlichen Gespräch „rüberbringen“ kann – in diesem Buch schafft er dieses nur ansatzweise.


    In jedem Falle aber ein lesenswertes Buch – gerade auch für die Menschen, die sich ernsthaft mit Glauben und mit Jesus auseinandersetzen wollen, die bereit sind für die „etwas anderen“ Gedanken. Dieses Buch ist sicher nicht geeignet für die Menschen, die immer nur auf der Suche nach Plätzen sind, wo sie jetzt ihren Häme-Eimer ausschütten können.
    Ein Buch das aber auch deutlich macht, dass Glaube so viel mehr ist als nur Kirche, Papst, Zölibat und andere glaubensferne Dinge. Trotz seiner Schwächen ein lesenswertes Buch.


    Egal wie tief der Autor auch gesunken ist – von seinem Glauben, von seiner tiefen Beziehung zu Jesus hat er sich nie abbringen lassen. Vielleicht ist an der Sache doch mehr dran als so manche Jesus-Hasser uns glauben machen wollen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.