Kurzbeschreibung:
Wieder einmal ist Fanni Rot selbst schuld, dass sie über eine Leiche stolpert. Und wieder einmal nimmt sie die Ermittlungen selbst in die Hand. Denn von den Verdächtigen, die die niederbayerische Dorfgemeinschaft vorschnell anprangert, ist es keiner gewesen. Wer hat den Dorfpfarrer wirklich erschlagen? Gemeinsam mit Exkommissar Sprudel macht sich Fanni auf Spurensuche durch den Bayerischen Wald - und führt ihn und sich damit geradewegs in tödliche Gefahr.
"Der Pfarrer liegt vor dem Grab", flüsterte Fanni
Hans Roth schüttelte unwillig den Kopf und grunzte: "Es ist der Bürgermeister, und er liegt im Grab. Iss was Warmes, damit dein Hirn wieder auftaut."
Fanni seufzte. "Der Bürgermeister liegt im Grab, und der Pfarrer ist davor zusammengebrochen."
Über die Autorin:
Jutta Mehler, Jargang 1949, lebt und arbeitet in Niederbayern. Sie schreibt Romane und Erzählungen, die vorwiegend auf authentischen Lebensgeschichten basieren. Im Emons Verlag erschienen ihre Romane "Moldaukind", "Am seidenen Faden" und "Schadenfeuer" sowie die Niederbayern Krimis "Saure MIlch" und "Honigmilch".
Meine Meinung:
In "Milchschaum" stolpert Fanni Roth über ihren dritten Fall. Eigentlich will sie das ja gar nicht und im ersten Moment überlegt sie ernsthaft, ob sie den Pfarrer, der da vor dem Grab liegt, nicht einfach ignoriert und ins Wirtschaus zurück geht. Aber schlussendlich stürzt sich die Hausfrau mit einer Vorliebe für Kriminalromane zusammen mit Sprudel ins Gefecht und die beiden heften sich auf die Spuren des Pfarrermörders. Dabei kämpfen sie gegen die alteingesessene Dorfbevölkerung, die ihre eigene Art hat mit derartigen Geschehnissen umzugehen.
Die Figuren sind herrlich frisch gestaltet. Besonders Fanni und Sprudel sind als Protagonisten ausgezeichnet gelungen. Sie besitzen das richtige Maß an Spursinn, Eigensinnigkeit, Humor, Schrulligkeit und auch das eine oder andere Geheimnis.
Das Buch nimmt sich alle Zeit der Welt [und bleibt dabei trotzdem bei einer bescheidenen Seitenanzahl] und auch als Leser war ich mehr daran interessiert mich über die Figuren zu amüsieren, als den tatsächlichen Mörder des Pfarrers zu finden. In dieser Beziehung empfand ich wohl ähnlich wie die Dorfbevölkerung. Zwar waren die recht flott dabei erstmal eine Reihe von Personen zu verdächtigen, aber die meisten Sorgen haben sie sich eigentlich darum gemacht, dass der Togo-Franz, der dunkelhäutige Gastpriester, die Gemeinde über die Osterfeiertage führen muss, bis man einen neuen Geistlichen gestellt bekommt.
Schlussendlich war es mir dann auch fast egal, wer den armen Pfarrer erschlagen hat, dafür fand ich die Geschichte per se unterhaltsam genug.
Der Stil der Autorin sagt mir ungemein zu. Ich mag dieses tief Volkstümliche, das aus jedem Satz spricht, sodass man tatsächlich das Gefühl hat irgendwo in Niederbayern in einem abgelegenen Bauerndorf an einem Tisch zu sitzen und traditionelle Gerichte zu essen. Wenn vom Hütterl die Rede ist, kommt augenblicklich eine urige Stimmung auf, die mich vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hat.
In die Hand genommen habe ich das Buch, weil mich eine große Kuhschnauze vom Cover angelacht hat. Und auch mit dem Titel ahnt man bereits, was für eine Art von Krimi man da in der Hand hält.
Es ist sicher klüger, wenn man beim ersten Band der Reihe beginnt, da man sonst Gefahr läuft sich mit der einen oder anderen Informationen einfach abfinden zu müssen, obwohl man ahnt, dass die Geschichte in einem der beiden vorherigen Bände näher ausgeführt wird. Aber im Endeffekt lässt sich das Buch auch so lesen, wenn man nicht allzu verbissen auf den kleinen Ungereimtheiten herumkaut, die aufgeworfen werden.
Fazit:
Ein kurzweiliges, amüsantes Krimiabenteuer, das mehr auf gelungene und unterhaltsame Figuren, denn auf einen großartigen Spannungsbogen setzt, was der Geschichte jedoch keinen Abbruch tut.
Eine große Leseempfehlung an jeden, der sich gerne mit Reginalkrimis, ganz im Stile von Kriminalserien wie "Pfarrer Braun" oder "Die Rosenheim-Cops" unterhalten lässt! 10 von 10 Punkten!