Robin Gibb ist tot

  • Aber hallo. Ich sag's mal mit den unglaublichen, fantastischen und auch nach dem Tod der meisten Bandmitglieder noch immer epochalen Bee Gees:


    I've been kicked around since I was born.
    And now it's all right, it's O.K.


    ("Staying Alive", 1977)


    Wer verdammte Pietät will, sollte mit seinem Trauerzeug auf eine einsame Wiese gehen und vor sich hinflennen. Ein Musiker ist gestorben, schade drum, aber Leute sterben nun einmal, und zwar alle, was deshalb auch kein Vorgang ist, der besonderen "Respekt" oder gar Ehrerbietung dem Dahingegangenen gegenüber erfordern würde. Es gibt Situationen, in denen derlei angebracht erscheint, aber hier geht es um einen Volksmusiker, der ein paar zehntausend Kilometer weit weg wohnte und der zu Lebenszeiten - also immerhin 62 Jahre lang - die Welt mit seinem Gequake malträtiert hat.


    Jeder, der mag, kann sich "trauernd", total achtsam und supi empathisch geben, aber keiner von Euch kannte Herrn Gibb persönlich, weshalb es mir, schulljung dafür, auch etwas schwerfällt, die hier plakativ herumgereichte "Trauer" ernstzunehmen. Ich verstehe, wenn man bedauert oder sogar traurig ist, dass/weil es etwas oder jemanden nicht mehr gibt, aber hier mit Begriffen wie "Pietät" zu hantieren und auch von den Gequakehassern zu fordern, den Burschen zu "respektieren", schießt doch wohl ein paar Lichtjahre übers Ziel hinaus.


    Macht einen Thread "Wir trauern um Robin Gibb" auf, und ich gelobe bei allem, was mir heilig ist :grin, den Mauszeiger keinesfalls auch nur in die Nähe zu bewegen. Dieser Thread hier thematisiert das Lebensende eines Popmusikers, und mein ganz persönlicher Nachruf lautet eben: "Menschlich möglicherweise tragisch, künstlerisch kein Verlust."

  • Zitat

    Original von Tom
    Macht einen Thread "Wir trauern um Robin Gibb" auf, und ich gelobe bei allem, was mir heilig ist :grin, den Mauszeiger keinesfalls auch nur in die Nähe zu bewegen. Dieser Thread hier thematisiert das Lebensende eines Popmusikers, und mein ganz persönlicher Nachruf lautet eben: "Menschlich möglicherweise tragisch, künstlerisch kein Verlust."


    Genau das ist der Punkt. Das hier ist kein Trauerthread sondern ein Thread über einen gestorbenen Musiker. Und muss wohl doch jede/jeder seine Meinung sagen dürfen. Und wer will kann natürlich auch seine Betroffenheit äußern, andererseits muss es aber jeder/jedem auch gestattet sein, die Musik des Dahingeschiedenen einfach nur "Sch....." zu finden.


    Passiert nicht oft, aber hier gehe ich mit Tom kondom. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich finde, wenn man mit Toten umgeht, wie man mit den Lebenden umgegangen ist, und weiter dumm grinst, statt die armen Hanseln auf Sockel zu verfrachten, ist das auch eine Art von Pietaet. Und eine, mit der ich besser klarkomme als mit der, die ihn Ehrfurchtstarre schweigt (davon wird mir kleinem Hupfi naemlich, ehrlich gesagt, der Tod noch gigantischer, als der ohnehin schon ist und dann grusel' ich mich).


    Wenn morgen Heino sterben wuerde (bitte liebe Heino-Fans, mich nicht mit Eiern beschmeissen, ist nur das erste Beispiel, das mir einfiel), moecht' ich nicht irgendwo gesenkten Hauptes hintippen muessen: Schade, dass nu' der blaue Enzian veralpenglueht ist und nun geh ich und kauf mir 'ne Platte. Ich faend's dann netter, wenn ich noch ein dummes Heino-Witzlein reissen duerfte. Zur Erinnerung. Meiner eigenen, nicht der oeffentlich vorgeschriebenen. Ich koennt' mich natuerlich auch aus dem Heino-ist-tot-Thread ganz fernhalten (wie aus diesem). Aber irgendeine magische Anziehungskraft haben diese "... ist tot"-Threads ja. Und wenn der eine Heino-Fan, der den eroeffnet hat, darin ganz allein bliebe, waer's ja auch 'n bisschen traurig, oder?


    Ich finde, gemeinsam einen Tod zur Kenntnis zu nehmen und sich schafherdenartig zusammenzudraengen, ist ein gutes Feature, das etliche Kulturen gemeinsam haben. Ich fuehl' mich darin wohl. Der eine weint, der andere zuendet Kerzen an, der dritte reisst Witzchen und der vierte springt Hula-Hoop-Reifen, aber alles lebt, alles sitzt ein bisschen dichter aufeinander und ich bin nicht so ganz so allein mit dem gruseligen Tod.


    Ich finde das nicht pietaetlos. Nur lebendig.
    Und ich muss mir keine Heino-Platte kaufen, damit's mir leidtut, wenn irgendwo auf der Welt einer einen verliert, den er lieb hatte. Ob der nu' singen kann oder nicht.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie



    Wenn morgen Heino sterben wuerde (bitte liebe Heino-Fans, mich nicht mit Eiern beschmeissen, ist nur das erste Beispiel, das mir einfiel), moecht' ich nicht irgendwo gesenkten Hauptes hintippen muessen: Schade, dass nu' der blaue Enzian veralpenglueht ist und nun geh ich und kauf mir 'ne Platte. Ich faend's dann netter, wenn ich noch ein dummes Heino-Witzlein reissen duerfte. Zur Erinnerung. Meiner eigenen, nicht der oeffentlich vorgeschriebenen. Ich koennt' mich natuerlich auch aus dem Heino-ist-tot-Thread ganz fernhalten (wie aus diesem). Aber irgendeine magische Anziehungskraft haben diese "... ist tot"-Threads ja. Und wenn der eine Heino-Fan, der den eroeffnet hat, darin ganz allein bliebe, waer's ja auch 'n bisschen traurig, oder?


    Ich zitiere mal eine Strophe aus meinem beim Eulentreffen Herbst 2011 gesungenen "Lied der Kondolenzen":


    Weißblond ist sein Bäckerhirn
    weißblond ist sein Haar, ja ist sein Haar,
    weißblond wird sein Grabstein sein,
    nur die Brille, die bleibt da …


    juwihi …


    (Melodie: Schwarzbraun ist die Haselnuss, Heino)

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Es geht nicht darum, was erlaubt ist und was nicht. Es geht darum, was angemessen ist und was nicht. Und darüber, das sehen wir, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Der eine stellt den Toten auf einen Sockel, ein anderer findet es angemessenm aus Anlass des Todes einer Persönlichkeit zynische Witzchen zu reißen, dem dritten fällt plötzlich ein wie Scheiße er dessen Lebenswerk fand, ein vierter ignoriert das Ereignis total. Alles mögliche Verhaltensweisen. Ich für meinen Teil halte es , egal welche Meinung zu diesem Menschen und/oder sein Lebenswerk habe und egal wie der Titel des Forumthreads lautet, für angemessen dem Verstorbenen einen gewissen Respekt entgegenzubringen. Ich finde gegenseitiger Respekt sollte eine Grundeinstellung im alltäglichen Umgang miteinander sein sein. Nicht nur Toten gegenüber. Leider vermisse ich das mitunter auch in diesem Forum. Ich trauere nicht um Robin Gibb. Denn er hat in meinem Leben keine besondere Rolle gespielt. Ich halte es aber für angemessen, seinen Tod zu bedauern und denjenigen, denen sein Lebenswerk mehr bedeutet hat als mir, mindestens soviel Respekt entgegenzubringen, das Andenken nicht durch abwertende Äußerungen in den Schmutz zu ziehen. Vieleicht ist diese Ansich spießig altmodisch und unpopulär. Es mag sein, dass das auch schon tausendmal diskutiert wurde. Ich habe jedenfalls erstmalig meine Meinung dazu gesagt - und auch letztmalig.


    Und sollte Heino einst tatsächlich sterben, werde ich ihn ganz gewiss komplett meine Klappe halten.

  • Und da unterscheide ich ein bisschen:


    Du kannst sicher sein, dass ich bei keiner der mehreren Hundert Beerdigungen, die ich gehalten habe, auch nur ansatzweise zynisch gepredigt habe. ;-)


    Umgekehrt sehe ich aber nicht das geringste Problem darin, in Internetforen auch Kritisches über das Werk eines verstorbenen Promis zu lesen (oder zu schreiben).


    Ich werde bestimmt in einem "Mir geht es nicht gut, weil ..." - Thread nicht irgendetwas Ironisches fabrizieren, wenn eine Büchereule trauert, weil die Oma gestorben ist ...

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Zitat

    Original von arter
    Ich halte es aber für angemessen, seinen Tod zu bedauern und denjenigen, denen sein Lebenswerk mehr bedeutet hat als mir, mindestens soviel Respekt entgegenzubringen, das Andenken nicht durch abwertende Äußerungen in den Schmutz zu ziehen.


    Robin Gibb hat sich zu Lebzeiten vehement für ein Ehrenmal für die Bomberpiloten des Zweiten Weltkriegs eingesetzt, die damals Dresden und Hamburg bombardierten. Ich will keine Diskussion anzetteln, ich neige sogar zu der Ansicht, dass diese Angriffe den Krieg bedeutend abgekürzt haben. Allerdings finde ich es etwas zynisch, mit so einem Denkmal den Tod, etwa in Dresden, von 20000 Menschen zu feiern.


    Ist diese Kritik an Gibb nun ehrenrührig? Zeugt sie Pietätlosigkeit? Darf Kritik nur an Lebenden geübt werden?


    Nein, wer sich der Öffentlichkeit stellt, muss auch mit anderslautenden Meinungen rechnen. Und die Eulen mögen wie ein kuscheliges Wohnzimmer wirken, de facto sind auch sie "die Öffentlichkeit".

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich glaube (!), zu verstehen, was Du meinst, Arter.
    Und ich finde, Respekt ist ein Segen.


    Ich finde nur Witzleinreissen nicht per se respektlos.


    Der Tod ist ein ziemlich dicker Klopper, und ich find's eben auch respektvoll, wenn es jedem einzelnen weitgehend ueberlassen bleibt, wie und wie nah er sich an das Ding traut.


    Ich finde die Vorstellung, nach meinem Tod koennten alle betreten die Koepfe senken und sich dabei die Hirne wringen, um schnell ein ehrendes Gedenken hervorzuhuseln, gruselig. Falls das passiert, hoffe ich, dass einer ein Witzlein reisst und ein anderer sagt, dass er meine Buecher doof fand und dann alle aufatmen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Oahjeh! Wo anfangen?
    Also:
    @ Tom: Ich habe deine postings in ähnlichen threads gelesen und denke, du hast in vielem recht, am meisten beeindruckt hat mich mal ein posting, als es um keinen Promi, sondern um irgendeine Katastrophe... Amoklauf? Flugzeugabsturz? Schweinegrippe? ging, bei der hier auch viele Eulen mitfühlten/mitlitten.
    Auch Charlies posting finde ich mich mal wieder wahr und gut formuliert.


    Ich habe diesen thread bewusst so betitelt.
    Robin Gibb persönlich war mir nicht bekannt. Höchstwahrscheinlich ist es jetzt einfach irgendwie vorbei mit ihm. Vielleicht sitzt er aber auch irgendwo und sagt: Mensch, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon längst hergekommen. Möglicherweise ist er auch schon wiedergeboren, ein kleiner Maikäfer oder so. Wer weiß?
    Auch seine Angehörigen kenne ich nicht. Dass sie traurig sind, glaube ich. Aber daran kann und will ich gar nichts ändern, das ist eben nun mal so.


    Die Musik der BeeGees erreichte mich mit etwas Verspätung, da waren die Titel aus den Charts schon längst wieder raus. Einige jedoch haben mir sehr viel bedeutet, erinnern mich an bestimmte Phasen meines Lebens, manchmal auch nur an einzelne Momente. Oft bittersüße Erinnerungen, welche einem den Sauseschritt der Zeit bewusst machen, die eigene Endlichkeit vor Augen halten.


    So emotional wollte ich hier aber eigentlich gar nicht werden.
    Bei threaderöffnung stand für mich wohl im Vordergrund die, wie ich finde, traurige Tatsache - irgendwer hat das weiter vorn schon recht treffend geschrieben -, dass es jetzt keine neuen Songs von ihm geben wird.
    Mir gefielen übrigens die alten Titel
    New York mining disaster
    Massachusetts oder
    August, October
    viel besser als die der Disco-Ära mit den hohen Stimmen, aber durch die sind sie halt auch noch jüngeren Leuten ein Begriff geworden.
    Dass es für Tom ein gruseliges Erlebnis gewesen sein muss, immer und immer wieder unsympathische songs aufzulegen und anzuhören, verstehe ich.


    Ich wollte denjenigen, für die Robin Gibbs Tod aus welchen Gründen auch immer eine Bedeutung hat, die Möglichkeit geben, sich hier dazu zu äußern.
    Auch denjenigen, die seine Musik nicht mochten.
    Weniger schön finde ich aber, wenn Leute, die echt traurig sind, hier noch trauriger gemacht werden. Ich meine jetzt damit nicht mich.


    Achja, die Witze. Ja, es gab sogar Witze über Konzentrationslager. Und diese Witze stammten zum Teil von Juden. Bewältigungsversuche.
    Klar, man kann über alles seine Witze machen.
    Aber zu fragen, wann der und der endlich stirbt... ist eine heikle Sache, finde ich. Okay, mit dem Johannes Heesters, der sich kurz vor Toresschluß das Rauchen abgewöhnt haben soll, das hatte schon was. Aber eigentlich ist so etwas nur ganz selten etwas für mein Komikzentrum.
    Auf den ersten Blick fand ich churchills Promimoritaten teilweise abstoßend.
    Aber ich lese sie noch einmal in Ruhe und werde dann dort ggf ebenfalls schreiben.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Robin Gibb hat sich zu Lebzeiten vehement für ein Ehrenmal für die Bomberpiloten des Zweiten Weltkriegs eingesetzt, die damals Dresden und Hamburg bombardierten. Ich will keine Diskussion anzetteln, ich neige sogar zu der Ansicht, dass diese Angriffe den Krieg bedeutend abgekürzt haben. Allerdings finde ich es etwas zynisch, mit so einem Denkmal den Tod, etwa in Dresden, von 20000 Menschen zu feiern.


    Ist diese Kritik an Gibb nun ehrenrührig?


    Nein.



    Zitat

    Original von DraperDoyle


    Zeugt sie Pietätlosigkeit? Darf Kritik nur an Lebenden geübt werden?


    Für mich persönlich wäre jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dies zu thematisieren. Natürlich ist es legitim, Verstorbene zu kritisieren. Es kommt auf den Anlass an. z.B. zum Jahrestag der Bombenabwürfe.



    Zitat

    Original von DraperDoyle


    Nein, wer sich der Öffentlichkeit stellt, muss auch mit anderslautenden Meinungen rechnen. Und die Eulen mögen wie ein kuscheliges Wohnzimmer wirken, de facto sind auch sie "die Öffentlichkeit".


    Ich rechne nicht nur mit anderslautenden Meinungen, ich respektiere sie auch (meistens jedenfalls :grin). Selbst wenn ich sie nicht teile. Und ich sage halt auch meine Eigene. Nicht mehr und nicht weniger. :wave

  • Zitat

    Original von churchill
    Und da unterscheide ich ein bisschen:


    Dito.
    Davon ab, daß ich ein derartiges Lied nicht sonderlich pietätlos finde, sondern eher persönlich unter Kunst einordnen würde.
    Ist aber eben meine Meinung.


    Dann verbeitet nun mal jeder ein derartiges Erlebnis anders.
    Halt auf seine Weise.


    Der eine trauert bei einer ihm persönlich unbekannten Person, den anderen interessiert es eben weniger, da diese Person ihm in ihrem eigenen Leben auch weniger bedeutet hatte.


    Ich denke mal, wenn man um jeden Menschen der stirbt exessiv trauern würde, würde man zerbrechen. Das kann kein Mensch durchhalten.
    Da sollte sich im gesunden Fall ein gewisser Schutzmechanismus vorsetzen.


    Und oft ist eben ein gewisser Humor eine gewisse Schutzfunktoin - und sei es, sich seiner eigenen Sterblichkeit bewußter zu werden und nicht zu sehr an sich heranzulassen.
    Denn das macht meist der Tod - egal welches Menschen - daß er genau das bewirkten kann.


    Auch sehe ich sehr deutliche Unterschiede zwischen "Promis" und Menschen, die ich kenne.
    Klar ist der Tod eines Promis schrecklich. Auch wenn man an Angehörige und Hinterlassene denkt.


    Aber - ich kann bei einem mir persönlich nicht bekannten Menschen nicht so trauern, wie bei einem mir bekannten.


    Als vor 1,5 Jahren ein sehr guter Freund, den ich seit meiner Jugend kannte - mit dem ich Nächte durchzecht und geredet habe, starb - an dieser beschissenen Geißel Krebs - das war für mich richtig schlimm,
    Da konnte ich trauern und heulen wie ein Schloßhund.
    Auch heute noch kann mir das plötzlich passieren, wenn ich an ihn denke.


    Aber - ihn kannte ich - gut - lange - es ist eben für mich persönlich doch ein sehr großer Verlust gewesen.


    Diesen persönlichen Verlust habe ich bei "Promis" dann doch eher weniger.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich finde, wenn man mit Toten umgeht, wie man mit den Lebenden umgegangen ist, und weiter dumm grinst, statt die armen Hanseln auf Sockel zu verfrachten, ist das auch eine Art von Pietaet. Und eine, mit der ich besser klarkomme als mit der, die ihn Ehrfurchtstarre schweigt (davon wird mir kleinem Hupfi naemlich, ehrlich gesagt, der Tod noch gigantischer, als der ohnehin schon ist und dann grusel' ich mich).

    Das hast Du schön gesagt! Ich finde, über jemanden zu lachen nicht respektlos, man stelle sich nur mal vor, man dürfte sich beim Tod von beispielsweise Helge Schneider oder Eddie Murpie nicht mehr über ihre geschmacklosen, polarisierenden Witze aufregen, die einen immer genervt haben, sondern würde plötzlich drüber lachen, obwohl man die niiee witzig fand, aber die sind ja jetzt tot und waren doch große, anerkannte Komiker und das geht doch nicht, dass man über die Witze dieser armen Kreaturen nie lachen konnte! Allerdings gestehe ich jedem seine "Trauer" zu, jeder geht eben anders damit um und wieso sollte man keine Trauer empfinden über den Tod von jemandem, der einem persönlich unbekannt war? Ich verbinde mit Musik auch immer Ereignisse und empfinde es als Verlust, wenn ein Idol mein Jugend stirbt! Für irgendwen war Robin Gibb vielleicht auch so ein Idol, das ist doch okay! ( Und haben Tom, Churchill und Voltaire das nicht auch so ausgedrückt? Jedenfalls habe ich das so verstanden! Im Steve Jobs- Thread habe ich das allerdings tatsächlich nicht GANZ so verstanden, glaube ich! :gruebel) Sorry, schreibe wieder von der kaputtenen Tastatur aus- Ausrufezeichen! :lache Und die Enetrtaste geht auch nicht mehr, ich könnte ausflippen!!

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von arter
    Es geht nicht darum, was erlaubt ist und was nicht. Es geht darum, was angemessen ist und was nicht. Und darüber, das sehen wir, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Der eine stellt den Toten auf einen Sockel, ein anderer findet es angemessenm aus Anlass des Todes einer Persönlichkeit zynische Witzchen zu reißen, dem dritten fällt plötzlich ein wie Scheiße er dessen Lebenswerk fand, ein vierter ignoriert das Ereignis total. Alles mögliche Verhaltensweisen. Ich für meinen Teil halte es , egal welche Meinung zu diesem Menschen und/oder sein Lebenswerk habe und egal wie der Titel des Forumthreads lautet, für angemessen dem Verstorbenen einen gewissen Respekt entgegenzubringen. Ich finde gegenseitiger Respekt sollte eine Grundeinstellung im alltäglichen Umgang miteinander sein sein. Nicht nur Toten gegenüber. Leider vermisse ich das mitunter auch in diesem Forum. Ich trauere nicht um Robin Gibb. Denn er hat in meinem Leben keine besondere Rolle gespielt. Ich halte es aber für angemessen, seinen Tod zu bedauern und denjenigen, denen sein Lebenswerk mehr bedeutet hat als mir, mindestens soviel Respekt entgegenzubringen, das Andenken nicht durch abwertende Äußerungen in den Schmutz zu ziehen. Vieleicht ist diese Ansich spießig altmodisch und unpopulär. Es mag sein, dass das auch schon tausendmal diskutiert wurde. Ich habe jedenfalls erstmalig meine Meinung dazu gesagt - und auch letztmalig.


    Und sollte Heino einst tatsächlich sterben, werde ich ihn ganz gewiss komplett meine Klappe halten.


    Welch ein Beitrag. Respekt! :bruell


    Hätte man auch beim Tode des Herrn Oberst Muammar al-Gaddafi das alles berücksichtigen müssen?


    Aber wie sagt man doch: Über Tote sagt man nichts Schlechtes.
    Mein Güte - wie unglaublich verlogen doch vieles ist.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Kurz mal eine Diskussions-Grundlage aus meiner Perspektive:


    Chilon von Spartas Satz "De mortuis nil nisi bene" bedeutet im Deutschen nicht, dass man "über Tote nur Gutes" reden soll, sondern man sollte über Tote, auf eine "gute" (angemessene) Weise sprechen. "Bene" ist ein Adverb.


    Also: bei Menschen, die anderen Leid zugefügt haben, sollte man, wenn man sich äußern möchte, Untaten nicht verschweigen, aber sich selbst so weit zurücknehmen, dass, wenn man spricht, Hass, Bitterkeit, Vergeltungssucht etc. außen vorbleiben. Dies erfordert ein hohes Maß an eigener Impulskontrolle, welche insbesondere Opfern kaum oder schwer abzuverlangen ist.


    Ich denke, dass dieses Ziel, in angemessener Weise über Verstorbene zu sprechen, ein schwieriges Vorhaben ist, weil wir alle vor der Tatsache des eigenen Vergehens durch unsere Machtlosigkeit befangen sind und jeder seine eigene Art hat, damit umzugehen. Und die, die am härtesten spotten und am sarkastischsten lästern (ich beziehe mich selbst mit ein), stecken aus meiner Perspektive in einem Prozess des Gefangen-Seins in Verletztheit, Unversöhnlichkeit, in Nicht-Vergeben-Können (nicht im religiösen Sinne). Aus diesen Haltungen und Befindlichkeiten herausfinden zu dürfen gehört für mich zu den schwersten Aufgaben, die Menschen leisten können.


    Im Übrigen: Mir gefällt diese kontroverse Diskussion sehr gut, denn sie offenbart ein breites Spektrum an Haltungen und Überzeugungen.

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

  • Holle


    Danke für die ausführliche Erklärung. Ich bin zwar von meinen Eltern/Großeltern nach dem Spruch erzogen worden, das man über Tote nichts Schlechtes reden soll, aber ich wußte bisher noch nicht das es ein berühmtes Zitat ist.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von arter
    Also Robin, ruhe in Frieden. Ich verabschiede mich dann mal aus diesem Thread, denn einen Vergleich mit Gaddhafi hast du wirklich nicht verdient, so schlimm die Körperverletzungen auch gewesen sein mögen, die du mit deiner Kunst angerichtet hast. :rolleyes


    Einen Vergleich habe ich hier nicht gezogen. Insofern scheint dieser Vorwurf offensichtlich aus reiner Boshaftigkeit erhoben worden zu sein.


    Zitat

    Ich für meinen Teil halte es , egal welche Meinung zu diesem Menschen und/oder sein Lebenswerk habe und egal wie der Titel des Forumthreads lautet, für angemessen dem Verstorbenen einen gewissen Respekt entgegenzubringen.


    Wer so etwas schreibt, der muss es sich schon gefallen lassen, dass eben auch Menschen erwähnt, die zu Lebzeiten schwere Schuld auf sich geladen haben. Solchen Menschen bringe ich nun einmal keinen Respekt entgegen - seien sie nun tot oder lebendig.


    Daraus nun einen Vergleich Gibb/Gaddafi ablesen zu wollen, ist lächerlich und offensichtlich hat hier dann auch Boshaftigkeit die Feder des Verfassers geführt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.