Für Kinder neu erzählt von Katharina Neuschaefer
Medium: 2 CDs (oder audible Download)
Dauer: 1 Stunde 48 Minuten (ungekürzte Lesung)
Empfohlenes Alter des Herstellers: 7 Jahre, wobei ich 7 doch etwas zu jung finde. Meine persönliche Empfehlung wäre ab ca. 9 Jahren.
Erster Teil: Nordische Sagen 1: Odin - Katharina Neuschaefer (ab ca. 9 Jahren)
Beschreibung:
Es gab eine Zeit vor der Zeit. Da herrschte das Nichts. Es gab weder Götter noch Menschen, keine Zwerge und auch die drei Welten waren noch nicht erschaffen. Dann aber gebaren Feuer und Eis die ersten Lebewesen, und mit ihnen trat das Böse in die Welt. In jener Vorzeit war es auch, als der erste Mord geschah und die Feindschaft zwischen Riesen und Göttern begann. Für Odin, den obersten Gott, war es nun nicht leicht, alle Wesen und Dinge zu erschaffen, denn auf ihm lastete ein Fluch, der ebenso schnell wuchs und gedieh wie Yggdrasil die Weltesche.
Autorin:
Katharina Neuschaefer studierte Musikwissenschaft und Germanistik und arbeitet als Radiojournalistin und Moderatorin bei Bayern 4 Klassik. Sie ist Autorin und Regisseurin zahlreicher Hörspiele und Musikgeschichten für Kinder. Für ihre journalistische Arbeit wurde sie mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
Sprecher:
Peter Kaempfe studierte von 1974 bis 1978 Schauspiel in Hannover. 1980 gründete er die Theater-und Musikcompagnie "Pompoffel" in Bremen und spielte von 1984 bis 1990 bei der Bremer Shakespeare Company. 1990 gründete er gemeinsam mit zwei Kolleginnen DAS TAB. Er lebt in Bremen und arbeitet als Schauspieler, Sprecher, Autor und Regisseur. Für Igel-Genius nahm Peter Kaempfe die Reihe „Griechische Sagen“ auf, dazu die Jury der hr-2 Hörbuchbestenliste: „Die Interpretation von Peter Kaempfe muss überragend genannt werden“. Seine Aufnahme der „Ilias“ wurde 2006 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert.
Meine Rezension:
Es ist wieder Vollmond, und der Besucher steigt erneut hinauf auf den Hügel der Wölwa um sich diesmal die Schöpfungsgeschichte anzuhören. Wie entstanden die drei Weltenreiche Asgard, Midgard und Niflheim? Wie sind sie verbunden? Was hat es mit Utgard, der Außenwelt, auf sich? Woher kamen die Riesen und Götter überhaupt? Wer erschuf Zwerge, Menschen und Elben? Viele Fragen, auf die die Wölwa ihre Antworten in Form von Sagen und Geschichten gibt.
Ein bisschen entgegen der Chronologie laufen die Teile dieser Reihe, in der erst als Zweites der Anfang erzählt wird, aber das macht nichts. Ist man nach „Odin“ erst mal am Haken, will man unbedingt mehr wissen über die Welt der alten Nordmänner. Hier wird einem nun der Schöpfungsmythos näher gebracht. Eine Welt aus Feuer und Eis. Obwohl einige der Begebenheiten rund um die Entstehung des Lebens durch den Urstoff bedingt nun mal etwas seltsam sind (zwei Beine bekommen ein Kind???) wird an solchen Stellen immer mit einem kleinen Einschub darauf eingegangen, dass so etwas z.B. nur damals zum Beginn der Zeiten möglich war oder es nur mit bestimmten Dingen ging. Das finde ich gut, denn so wird dem zwangsläufig aufkommenden „Aber…“ in den Köpfen der Kinder gleich eine Antwort gegeben.
Auch hier wieder die Warnung: Man muss sich bewusst sein, woher diese Sagen kommen. Dass das Meer blaues Riesenblut ist, die Erde Fleisch, die Felsen und Berge Knochen, das Himmelszelt ein hohler Schädel und die Wolken darauf Brocken von Hirn, alles vom Leichnam eines toten Riesen, ist nun einmal Teil dieses Schöpfungsmythos. Wer glaubt, dass sein Kind mit derartigem noch nicht klarkommt, sollte wohl lieber noch etwas warten (wobei erfahrungsgemäß die Kinder meist weniger geschockt sind als die Eltern :lache).
Wie schon im ersten Teil hat Peter Kaempfe auch hier für jede Figur den passenden Ton parat, lässt die stumpfsinnigen ersten Riesen z.B. fast mehr mit Lauten als mit Worten sprechen. Man möchte einfach immer weiter zuhören, welche Geschichten und Legenden es noch zu berichten gibt und ist wie der Besucher auf dem Hügel ein wenig enttäuscht, wenn es dann doch schon wieder zu Ende ist, obwohl es noch so viele Fragen gibt. Er wie auch wir werden auf eine weitere Nacht vertröstet, in der die Wölwa uns vom berühmtesten von Odins Söhnen – Thor, dem Donnergott – erzählen wird.
Fazit: Ich fand diesen Teil sogar noch einen Tick interessanter als „Odin“, weil hier die Antwort auf viele grundlegende Fragen gegeben wird und somit die Basis auf der das nordische Weltbild ruht beschrieben wird. Aber wo ein Anfang ist, da ist auch ein Ende und Ragnarök, das Ende der Zeiten, wirft seine ersten Schatten voraus. Empfehlung an alle Freunde der nordischen Mythologie.
9(+) Punkte von 10.