Inhalt:
Mohnschnecke, ein junges und hübsches Gebäckstück, wollte eigentlich nur gemeinsam mit Eclair einen schönen Ausflug machen, doch der endet dramatisch: Bei einer Bootstour mit dem arroganten Hörnchen wird das Schiff von den wilden Piroggenpiraten angegriffen und Mohnschnecke gekidnappet.
Eclair hat ein furchtbar schlechtes Gewissen und macht sich gemeinsam mit seinem neuen Freund, dem Pelmen Otto, auf die Suche nach der verschollenen Mohnschnecke. Auch Hörnchen, von seinem gierigem Vater und der Aussicht auf eine Belohnung getrieben, versucht das zarte Gebäckstück zu retten.
Was keiner ahnen konnte: Seit Mohnschnecke auf dem Piratenschiff weilt, hat sich das Leben auf der „Speckkugel“ gewaltig geändert…
Meine Meinung:
Ein Buch über Gebäckstücke, über Piroggen mit Zwiebelfüllungen, über Blutwürste und Knofikaufleute…
Wer mich und meinen Lesegeschmack ein wenig kennt, weiß genau, dass mir der Einstieg in so ein Buch eher schwer fällt. Ich brauche immer ein bisschen, bis ich mich an so neue Ideen gewöhnt habe.
Aber schon nach wenigen Seiten hatte mich die Geschichte um Mohnschnecke, Eclair, Otto und um die Piroggenpiraten komplett in den Bann gezogen. Der lettische Kinderbuchautor steckt so viel Gefühl, so viel Heldenmut und so viel Liebenswertes in seine teigigen Hauptdarsteller, dass sie schnell mein Herz erobert und mich an einigen Stellen sogar zu Tränen gerührt haben.
Das soll aber nicht heißen, dass das Abenteuer um die wilden Piroggenpiraten eine traurige Geschichte ist: sie ist viel mehr voll von allem, was ein gutes Kinderbuch benötigt: Es gibt wahre Helden, eine wunderbare Freundschaft, eine Liebesgeschichte, Intrigen, Gefahren und vor allem jede Menge Abenteuer.
Und ganz versteckt geht es in dieser zauberhaften Geschichte um Themen wie Identität, den Wunsch jemand anders zu sein und darum, für das einzustehen, woran man glaubt.
Nebenbei glänzt „Die wilden Piroggenpiraten“ durch einen wirklich grandiosen Humor und einen Wortwitz, der insbesondere die erwachsenen (Vor)-Leser ansprechen dürfte: so heißt beispielsweise die Hauptstadt von Käsien Tschiesburg und deren Bewohner sind „keinwüchsig, aber allesamt stinkig und stänkerisch“.
Die letzten Seiten über Mohnschnecke und die wilden Piroggenpiraten habe ich fast ein wenig traurig gelesen. Obwohl das Buch mehr als 600 Seiten umfasst, hätte ich gerne noch mehr Zeit mit meinen Teig-Helden verbracht, hätte gerne länger mit ihnen gelacht und gebangt, hätte mich an der List und Tücke der Piraten erfreut. Aber vor allem hätte ich gerne sehr viel länger meine heimlichen Lieblingsfiguren Eclair und Otto begleitet: zwei Freunde, die man sich besser nicht erträumen kann.
„Die wilden Piroggenpiraten“ ist ein wirklich bezauberndes Kinderbuch. Aber ich bin mir sicher, dass auch jugendliche und erwachsene Leser an dieser wirklich tollen Idee und der noch besseren Ausführung ihre wahre Freude haben werden. Ich habe auf jeden Fall schon mehrere Personen im Kopf, denen ich dieses Piratenabenteuer empfehlen möchte. 9 von 10 Sternen!