LiBeraturpreis 2012 - Nominierte und Gewinner

  • Der LiBeraturpreis wird ausschließlich an Autorinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika verliehen.


    Nominierte:
    Sabine Berman (Mexiko): Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte
    Maissa Bey (Algerien): Ausgeblendet
    Flavia Company (Argentinien): Die Insel der letzten Wahrheit
    Malla Nunn (Swaziland): Lass die Toten ruhen
    Laura Restrepo (Kolumbien): Die Insel der Verlorenen

  • Sabine Berman (Mexiko): Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte


    (La mujer que buceó dentro del corazón del mundo), Spanisch, übers. V. Angelica
    Ammar. Frankfurt/M.: S. Fischer 2011, 300 Seiten. ISBN: 978-3-10-021606-9


    Kurzbeschreibung
    Eine der erfolgreichsten literarischen Stimmen Mexikos zeigt uns die Welt noch einmal neu.
    "Ich weiß, dass mein Geist langsam ist, zumindest verglichen mit dem der Standardmenschen." Dies sagt Karen, eine junge Mexikanerin. Zu Beginn des Romans ein verwahrlostes autistisches Mädchen, lernt sie in der Obhut ihrer Tante, "ich" zu sagen und "ich" zu werden. Das Meer und die großväterliche Thunfischfabrik werden ihre liebsten Orte, Wesen mit Kiemen sind ihr näher als "Standardmenschen". Dabei hat sie letzteren viel zu geben, Ideen, Engagement, sogar Profit. Aber eines Tages steht alles auf dem Spiel, und auch die letzte Verbindung scheint gekappt wie ein Sauerstoffschlauch.
    Sabina Berman ist ein umwerfender, überraschender, wilder Roman gelungen. Mit Karen gehen wir auf Tauchgang und stellen fest: Der Mensch ist es nicht, der die Welt im Innersten zusammenhält.

  • Maissa Bey (Algerien): Ausgeblendet


    (Entendez-vous dans les montagnes), Französisch, übers. V. Christine Belakhdar.
    Mainz: Donata Kinzelbach 2011. 146 Seiten.


    Kurzbeschreibung
    Eine Zugfahrt nach Marseille wird eine Reise zur Wahrheit über den Algerienkrieg. Im Abteil konfrontiert sind ein älterer Franzose, eine Algerierin, die wegen des Bürgerkriegs in ihrer Heimat in Frankreich lebt, und ein junges Mädchen, Tochter von Algerien-Franzosen, die ihr gegenüber den Unabhängigkeitskrieg stets totschwiegen. Die Gespräche führen zurück ins Jahr 1957. Der Vater der Algerierin stirbt unter der Folter der Franzosen. Der ältere Herr dient als Rekrut am Ort dieser Grausamkeiten. Man hatte das alles ausgeblendet. Aber die Tatsachen sind stärker, werden bedrängend. Ein Bericht von höchster Intensität, frei von Rachegedanken. Das Buch ist ein wichtiges Dokument humaner Gesinnung.

  • Flavia Company (Argentinien): Die Insel der letzten Wahrheit


    (Lílla de l´ùltima veritat), Katalanisch, übers. V. Kirsten Brandt. Berlin: Bloomsbury
    2011, 180 Seiten


    Kurzbeschreibung
    Wozu sind wir in Extremsituationen imstande? Wie gehen wir mit absoluter Einsamkeit um? Und können wir einen anderen Menschen wirklich kennen? Oder uns selbst? Ein spannender, intelligenter Abenteuerroman in der Tradition von Im Rausch der Stille und Schiffbruch mit Tiger. Tagelang treibt Matthew Prendel auf dem Meer, halb wahnsinnig vor Hunger und Durst, von Sonne und Salz verbrannt. Wo er sich genau befindet, weiß er nicht. Er weiß nur, dass er vollkommen allein ist, irgendwo im Atlantischen Ozean, südlich von Afrika. Sein Segelschiff wurde von Piraten überfallen, die Crew getötet. Als er kurz davor ist, das Bewusstsein zu verlieren, spürt er plötzlich Sand zwischen den Fingern. Über ihm, ein dunkler Schatten, steht eben jener Pirat, der ihn ins Meer getrieben hatte. Er gibt ihm zu trinken und zu essen - doch dann verbannt er ihn an einen entlegenen Teil der Insel. Wochen-, monatelang ohne menschlichen Kontakt, droht Matthew an seiner Einsamkeit zugrunde zu gehen ... Flavia Company variiert die Robinsonade auf neue, überraschende Weise und dringt dabei zu den grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz vor.

  • Malla Nunn (Swaziland): Lass die Toten ruhen


    (Let the Dead lie), Englisch, übers. v. Armin Gontermann. Berlin: Rütten & Loening
    2011, 360 Seiten. ISBN: 978-3-352-00800-9


    Kurzbeschreibung
    Nur achtundvierzig Stunden Emmanuel Cooper ist nach Durban versetzt worden. Hier soll er undercover im Hafen nach korrupten Beamten fahnden, doch außer seinem frühen Boss Van Nierkerk weiß niemand von seinem Auftrag. In einer Gasse findet er einen toten weißen Jungen und zwei junge Inder. Als er sie befragen will, wird er von ihrer Familie in ihr Haus verschleppt – und muss zugeben, dass er gar kein richtiger Polizist ist. Man lässt ihn wieder gehen, und er versucht auf eigene Faust zu ermitteln. Als seine Vermieterin und deren Hausmädchen auf grausame Weise ermordet werden, ist er plötzlich im Visier der berüchtigten Security Branch. Man findet ihn mit meinem Messer in der Hand neben der Leiche, und nur zu gern würde die Behörden ihn, den Außenseiter, hinter Gittern sehen. Van Niekerk kann ihm eine Gnadenfrist verschaffen: Cooper hat achtundvierzig Stunden Zeit, den Mörder zu finden – sonst landet er im Gefängnis.

  • Laura Restrepo (Kolumbien): Die Insel der Verlorenen


    (La Isla de la pasión), Spanisch, übers. v. Elisabeth Müller. München : Luchterhand
    2011. 360 Seiten. ISBN: 978-3-630-87358-9


    Kurzbeschreibung
    Ein abenteuerlicher Roman vom Überleben. Eine wahre Geschichte


    Im Jahr 1908 setzen der mexikanische Hauptmann Ramón Arnaud, seine junge Braut Alicia und elf weitere Soldaten mit ihren Familien die Segel, um zur Clipperton-Insel, einem winzigen pazifischen Atoll, aufzubrechen. Sie haben den Auftrag, das abgeschiedene – aber strategisch wichtige – Eiland vor einer eher unwahrscheinlichen Invasion seitens der Franzosen zu schützen. Aber dann werden die Bewohner auf Clipperton wegen der politischen Wirren in der Heimat und dem Nahen des Ersten Weltkriegs einfach vergessen. Und das Überleben aller hängt auf einmal von Alicias Mut und List ab.


    Mit ihrem reichen Korallenriff rund um das Atoll und der stehenden Lagune ist die Clipperton-Insel kein einladender Ort für ihre neuen Bewohner. Aber diese machen das Beste daraus: Die starre militärische Ordnung weicht bald einem eher informellen Inselleben; die Gruppe errichtet ein Lebensmittelgeschäft, eine Apotheke, einen Leuchtturm, sie feiern Dinnerpartys. Aber dann bleiben plötzlich die Versorgungsschiffe aus. Sich selbst und der unwirtlichen Natur ausgeliefert, sieht sich das Grüppchen mannigfaltigen Gefahren gegenüber: Skorbut, Hunger, Verzweiflung, Eifersucht, Gewalt. In dieser Situation wird die unerschütterliche und einfallsreiche Alicia zur letzten Hoffnung der Bewohner auf der Insel der Verlorenen.

  • Danke für die Information, HerrPalomar, dieser Preis war mir bisher unbekannt - und dabei ist er ja eigentlich wie für die Leseweltreise geschaffen... :grin :wave

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Zitat

    Original von saz
    Danke für die Information, HerrPalomar, dieser Preis war mir bisher unbekannt - und dabei ist er ja eigentlich wie für die Leseweltreise geschaffen... :grin :wave


    :write :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin