KLAPPENTEXT:
Willkommen im Jahr 1984 – mitten in der DDR ... Voller Vorfreude auf ihren Geburtstag schläft Alina ein und wacht in einer fremden Welt auf: Schockiert stellt sie fest, dass sie im Jahr 1984 ist. Mitten in Sachsen, als jugendliche Version ihrer eigenen Mutter. Einziger Begleiter aus der Neuzeit ist ihr Tagebuch. Plötzlich ist Alina umgeben von „fetzigen“ Looks, neuen Freundinnen, unbekannten Grenzen und verbotenen Gedanken. Eine komplett verrückte Zeitreise beginnt.
ZUR AUTORIN:
Ina Raki, geboren 1968 in der damaligen DDR, lebt mittlerweile mit ihrer Familie in Bayern. Nach ihrem Studium in Leipzig folgten Ausflüge in verschiedene berufliche Bereiche. Seit 1994 arbeitet die Autorin in der Medien- und Verlagsbranche, heute vor allem als Lektorin, Texterin und Schreibberaterin. „In einem Land vor meiner Zeit“ ist Ina Rakis erster Roman.
EIGENE MEINUNG:
Noch nie hat Geschichtsunterricht so viel Spaß gemacht. Nun ja, es ist ja auch was anderes, ob man einfach darüber liest, oder live dabei ist. Ich las, wie Alina live dabei war, hatte aber das Gefühl mit ihr in der Zeit gereist zu sein und ebenfalls in der DDR der 80er zu leben, so authentisch und bildlich ist Ina Rakis Schreibe, die durch die Tagebuchform, in der sie schreibt, noch realistischer wirkt.
Wie anders es damals in der DDR war, das erfährt Alina am eigenen Leib, als sie, im Körper ihrer Mutter an deren 14. Geburtstag aufwacht. Vati und Mutti alias Opa Herbert und Oma Gudrun merken nichts und auch Schwester Yvi fällt nicht auf, dass „Anschi“ gar nicht ihre Antje, sondern deren Tochter Alina ist.
„Eingesperrt in einem Land. Eingesperrt in einem Denken, das vorgeschrieben ist.“ (S.198)
Für Alina ist das Leben in den 80ern nicht nur langweilig und seltsam, sie macht auch ganz neue Erfahrungen, was Zivilcourrage bedeutet und wie viel Freiheit wert ist. Manche Erfahrungen sind schmerzhaft, so wie der Tod von Tante Beate oder die vielen Streitigkeiten zwischen Opa Herbert und Yvi, die ihre eigene Meinung hat und das Leben in der DDR leid ist.
Nach und nach findet sich Alina im Leben ihrer Mutter zurecht und erfährt dabei nicht nur viel über ihre Mama, sondern lernt auch, sie aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Sie stellt fest, dass die sonst so brave und strebsame Antje keine Ungerechtigkeiten ab kann und gegen diese versucht vorzugehen. Eine Eigenschaft, die Alina ein kleines bisschen fremd ist. Sie selbst ist „eines von den Tieren, die den Schwanz einziehen, sobald die anderen auf Außenseiter losgehen.“ (S.197) Was daraus entstehen kann, wenn jeder so denkt, weiß sie nun. Ein Grund umzudenken, denn „Leben heißt: Entscheide dich und trage die Konsequenzen.“ (S.181)
Ina Raki hat eine Geschichte geschrieben, die zwar keine große Spannungskurve hat, dennoch sehr interessant ist und mich an keiner Stelle gelangweilt hat. Eine gute Mischung aus Witz, Geschichte und Ernsthaftigkeit regt den Leser dazu an, selbst ein wenig darüber nachzudenken, an welchen Stellen er manchmal besser nicht klein bei geben und den Mund aufmachen sollte. Eindrücklich macht sie uns eine Diktatur begreiflich ohne mit dem Finger darauf zu zeigen und zu sagen: „So macht man es nicht! Aufstehen und handeln ist angesagt!“ Das braucht sie auch gar nicht, denn dies verpackt sie geschickt, dass man als Leser von allein darauf kommt.
Meine historischen Kenntnisse was die Zeit der DDR betrifft sind eher mau und ich bin nach wie vor geschockt, wenn ich lese, wie engstirnig und sozialistisch dort vorgegangen wurde. Wie Leben und Denken vorgeschrieben wurde. Deswegen ist es wichtig dies immer mal wieder vor Augen zu halten, damit diese Fehler einfach nicht wiederholt werden.
Hervorzuheben ist auch das Seitenlayout, bei dem sich der verlag sehr viel Mühe gegen hat, das Buch durch Zeichnungen, kleine Notizen und besondere Einträge, wirklich als Tagebuch wirken zu lassen, was sehr gut gelungen ist, ohne dabei aufdringlich oder lapidar zu wirken.
FAZIT:
“In einem Land vor meiner Zeit ist ein sehr interessanter Roman, der die Diktatur der ehemaligen DDR, die Gedanken und Meinungen, Interessen und sogar Hobbys vorschrieb, verpackt in eine Geschichte, die sowohl Spaß macht und zum Nachdenken anregt und mit sympathischen und authentischen Protagonisten zu begeistern weiß.