Seiten: 272
Verlag: Cecilie Dressler
Band 1: Oskar und das Geheimnis der verschwundenen Kinder (Oskar-Reihe Band 1) - Claudia Frieser (ab 10)
Band 2: Oskar und das Geheimnis der Kinderbande (Oskar-Reihe Band 2) - Claudia Frieser (ab 10 Jahren)
Band 3: Oskar und das Geheimnis des Klosters (Oskar-Reihe Band 3) - Claudia Frieser (ab 10 Jahren)
Rückentext:
"Schon von Weitem hatte Oskar die Reiter gehört. Der Anführer war prächtig und bunt gekleidet. An seinem seidenen Gürtel blitzten mit Edelsteinen besetzte Dolche. Alle hatten sie dunkle Haut und schwarzes, lockiges Haar. Als der letzte Wagen an ihm vorbeifuhr, sah er plötzlich eine Kinderhand die Plane anheben. Ein kleiner blonder Junge blickte traurig zu ihm hinaus. Oskar winkte ihm zu, als eine Frau energisch die Plane ergriff und wieder zuzog. Wie angewurzelt stand Oskar da und starrte dem Wagen hinterher."
Vor den Toren der Stadt geht es lebhaft zu - eine Schar fremder Menschen macht dort Station. Sie kleiden sich farbenfroh und selbst die Kinder tragen Ohrringe und Halsketten. Viele Bürger Nürnbergs sehen das nicht gern und es gibt allerlei Gerüchte. Sie sollen Kinder rauben und verhexen! Oskar kann nicht glauben, was man über sie redet. Andererseits, der kleine Junge hinter der Wagenplane will ihm nicht aus dem Kopf gehen. Oskar, Albrecht und Liss gehen der Sache nach und stecken schneller in einem Abenteuer, als ihnen lieb ist!
Autorin:
Claudia Frieser ist 1967 in Sulzbach-Rosenberg geboren. Sie studierte in Regensburg und Bamberg Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Nach dem Studium beteiligte sie sich an Ausgrabungen und verschiedenen Froschungsprojekten. Außerdem arbeitete sie eine Zeit lang am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, bevor sie beschloss, sich mal auf ganz andere Weise mit dem Mittelalter zu beschäftigen. So entstanden die Bücher um Oskar, der auf seinen Reisen ins mittelalterlische Nürnberg viele aufregende Abenteuer erlebt. Claudia Frieser lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Bamberg.
Meine Zusammenfassung:
Der vierte Band um die Abenteuer des kleinen Zeitreisenden Oskar ist in vielen Dingen sehr anders als seine Vorgänger. Das fängt mit dem Beginn der Geschichte schon an. Ausnahmsweise sind wir diesmal nicht bei Oskar, der aus irgendeinem Grund seinem langweiligen Alltag entfliehen will, sondern wir sind bei seinem Onkel Heinrich (Lesern von „Oskar und das Geheimnis des Klosters“ schon bekannt), der gerade dabei ist, seine Zeitung zu lesen. Der Artikel handelt von einer neu entdeckten Zeichnung des berühmten Malers Albrecht Dürer, die dieser wohl als Knabe angefertigt hat. Onkel Heinrich wundert sich noch etwas, über die Ähnlichkeit zu seinem Neffen, da stockt ihm beim Lesen des von Dürer hinzugefügten Kommentars der Atem: „Mein Freund Oskar, gestorben in der letzten Nacht im Jahre des Herrn 1485 bei der großen Eisflut.“
BUMM! Tja, da sitzt man erst mal genau so erschrocken da wie Onkel Heinrich. Kann das wirklich stimmen? Ist Oskar in der Vergangenheit gestorben? Die nächste Überraschung: Obwohl sein Bruder ihm nie etwas von dem Zeitreisebaum erzählt hat, so hat Heinrich ihn früher doch heimlich beobachtet und auch selbst Zeitreisen unternommen. Da steckt einiges mehr hinter dem nörgelnden Latein-Fanatiker als es im letzten Band den Anschein hatte. Und so beschließt er auch sofort, nach Nürnberg zu fahren, um einmal mehr die Kraft des Baumes zu bemühen und so hoffentlich die Tragödie zu verhindern.
Oskar ist derweil wieder, nichts Böses ahnend, auf dem Weg zu seiner Freundin, der Baderin Kathrin. Er hat sich die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr 1485 ausgesucht, wie bei ihm zu Hause. Unterwegs begegnet ihm ein Trupp Zigeuner, und er erhascht einen Blick auf einen unglücklich dreinblickenden blonden Jungen, der so gar nicht zum Rest der Gruppe passen will. Doch auf der Insel Schütt angekommen, ist das erst mal vergessen. Am liebsten möchte er auch gleich noch seinen Freund Albrecht Dürer besuchen, doch da muss Oskar eine neue Lektion über das Mittelalter lernen: Winter bedeutet nicht nur Kälte, sondern auch Dunkelheit. Viele gehen sogar schon nachmittags um sechs ins Bett. Es läuft also mal wieder alles ganz anders, als er das gewohnt ist.
Als Oskar endlich auf Albrecht trifft, hat dieser ein unfreiwilliges Anhängsel: Der altkluge und vorlaute Patriziersohn Willibald Pirkheimer hängt an Albrechts Rockschößen, was diesem alles andere als recht ist. Zusammen mit den beiden und der frechen Liss besucht Oskar auch das Lager der Zigeuner, die er schon gesehen hatte. Offenbar hütet dieses fahrende Volk ein Geheimnis. Aber welches? Stehlen sie wirklich Kinder, wie Willibald behauptet? Und, können sie wirklich in die Zukunft sehen?
Meine Rezension:
Claudia Frieser bedient sich in diesem Oskar-Roman einigen Elementen die man aus Thrillern kennt, so zählen z.B. die einzelnen Abschnitte rückwärts auf die große Katastrophe hin „XX Tage bis zur großen Eisflut“, heißt es immer wieder. Das steigert natürlich die Spannung. Und auch wenn man bei einem solchen Kinderbuch nicht wirklich glaubt, dass dem Protagonisten ernsthaft etwas zustoßen könnte, so habe ich mich doch immer mal wieder beim Zweifeln ertappt. Für mich war es auf jeden Fall der bisher spannendste Band der Reihe. Wieder wunderbar eingeflochten hat die Autorin ihr Wissen um das Mittelalter. Wie schwer damals Hunger, Kälte und Dunkelheit die Menschen im Winter belastet haben, was für ein völlig anderes Gefühl es da war, in mit hunderten von Kerzen erleuchtete Gottesdienste zu gehen, oder die Labsal eines Badehauses zu genießen. All diese Dinge werden auf eine Weise geschildert, die sie begreifbar und nachvollziehbar machen.
Der „Krimi-Plot“ um Verschwörung und Kaiser ist wie meist für den erwachsenen Leser sehr schnell zu durchschauen, aber wie schon erwähnt, wird die Spannung hauptsächlich durch das unvermeidliche Näherrücken der Eisflut hochgehalten. Wieder möchte ich erwähnen, dass Claudia Frieser eine zwar kindgerechte, aber nicht verniedlichte Version des Mittelalters wiedergibt. Und so etwas wie „gewaltfreies Mittelalter“ gibt es nun einmal nicht, auch wenn es sich in Grenzen hält.
Ein bekanntes historisches Ereignis um Kaiser und Lebkuchen findet man hier ebenfalls eingebaut, was mich sehr zum Schmunzeln gebracht hat. Und falls es außer mir noch jemanden gibt, der sich bei einer bestimmten Szene an etwas aus Sissi 3 erinnert fühlt, bitte melden.
Als Anhang gibt es wieder ein interessantes Nachwort der Autorin sowie Worterklärungen und Kurzbiographien der historischen Persönlichkeiten. In den Buchdeckeln befindet sich wie immer eine Karte des mittelalterlichen Nürnbergs.
Und am Ende… Tja, da bleibt man ein bisschen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück, denn

Fazit: Wieder ein tolles Abenteuer um den kleinen Oskar und seine Reisen ins Mittelalter, in dem Spannung und Wissen von Claudia Frieser auf so unvergleichliche Art miteinander verwoben wurden. Man lernt, wie eigentlich jedes Mal, den Luxus unserer modernen Welt wieder ein bisschen mehr zu schätzen und kann trotzdem eintauchen in das Geheimnis um Zigeuner und Eisflut. Wer Kinder hat, die sich fürs Mittelalter interessieren, sollte es mit dieser Reihe unbedingt einmal versuchen. Und wer das Kind in sich noch pflegt, natürlich auch
10 von 10 Punkten von mir.