Zunächst war ich erstaunt, dass die National Geographic Society, eine der größten gemeinnützigen wissenschaftlichen Vereinigungen, das Tagebuch eines Piraten publiziert. Eines vorweg: Ich wurde nicht enttäuscht.
Spätestens seit Fluch der Karibik hat die breite Öffentlichkeit sofort ein Bild im Kopf, wenn der Begriff Pirat fällt. Genau deshalb ist es so wichtig, dass die historischen Begebenheiten - abseits der Hollywood-Komödien - nicht in Vergessenheit geraten.
So unbeschwert und heldenhaft das Piratenleben auf der Kinoleinwand heute wirken mag, so gefährlich, brutal und kurz war es in der Regel. Das überlieferte Wissen um das Piratendasein verdanken wir nicht zuletzt den Aufzeichnungen von Alexander Exquemelin, der bei Henry Morgan als Wundarzt tätig war. Sein Tagebuch bildet das Grundgerüst dieses Sachbuchs, das, mit Karten und Zeichnungen illustriert, den Piratenalltag in der Karibik ungeschönt wiedergibt.
Die Schilderungen vermitteln eine Menge Wissen über Strategien, Beweggründe und Lebensweise der Piraten, und stellenweise schockiert das Buch auch. Zum Beispiel, wenn ganz beiläufig in Nebensätzen erwähnt wird, wie und wie viele Indianer aus Nichtigkeiten am Nachmittag zu Tode gefoltert oder lebendig verbrannt wurden. Die Gleichgültigkeit, mit der Alexander die Gräueltaten (egal von oder an wem sie verübt werden) kommentiert, lassen sehr tief schließen, wie wenig ein Leben zu jener Zeit wert war. Erst recht, wenn es das von Sklaven war.
Fazit: Keine leichte Lektüre, aber ein wichtiger Beitrag zum Verständnis des Freibeuterlebens.