Nach Rücksprache mit dem Autor habe ich die Buchreihe beliebig = mit "Mellers sechstem Fall" begonnen. Weiterempfehlen würde ich einen solchen Quereinstieg aber nur bedingt. Im Buch Flaschenköpfe wird die Vergangenheit mehrerer Figuren in Form von Andeutungen und Rückblenden bemüht. Teilt man deren Erinnerungen nicht, trüben solche Passagen das Lesevergnügen und bremsen die Geschichte leider aus, weil man zunächst fürchtet, etwas überlesen zu haben. (Wer ist das? Warum erwähnt Kommissar Meller jetzt den oder die? Worauf spielt er an?) Wer die Vorgänger kennt, sollte allerdings keine Probleme mit den Rückblenden haben.
Die Story beginnt mit dem Einsatz eines Spionageabwehrchefs im Tarnanzug, der in Mödling durchs Unterholz robbt. Sofort ist klar, dass weder Spionageabwehrchef noch feindliche Geheimagenten in einen Mödlinger Lokalkrimi passen. Umso origineller und humorvoller ist die Auflösung, die der Autor dem stutzenden Leser offeriert. Geschmunzelt kann an vielen Stellen werden. Erst recht, wenn man die Parallelen zwischen Wolfgang Weiss und Kommissar Mario Meller (er)kennt. Selbiges trifft auch auf die Romanzen à la 007 (Kommissar Meller sieht aus wie George Clooney) zu.
Neben der obligatorischen Suche nach dem Mörder, widmet der Autor sich auch gesellschaftspolitischer Kritik (Gier, Erbschaftsstreit, Umgang mit alten Menschen, Kinder mit zerrüttetem Elternhaus etc.) Flaschenköpfe ist definitiv mehr als nur ein Mord im seichten Wasser, das Buch hat stellenweise richtig Tiefgang.
Irritiert hat mich, dass alles in der Mitvergangenheit geschrieben ist - auch längst vergangene Ereignisse, die in Form von Rückblenden (gern auch mitten im Kapitel) eingestreut werden. Kombiniert mit dem oben beschriebenen Quereinstieg ließen mich diese "Zeitsprünge ohne Wechsel der Erzählzeit" vor allem zu Beginn stolpern. Hat man sich erst an den (auch selbstironischen) Stil des Autors gewöhnt, steht guter Unterhaltung nichts mehr im Weg.
Fazit: Vom Quereinstieg abgesehen, sind die Flaschenköpfe in jedem Fall eine Empfehlung wert.