Choral des Todes von Jean-Christophe Grangé

  • Ein Ex-Polizist und ein drogensüchtiger Ermittler stellen sich als ungleiches Duo einer brutalen Mordserie in Frankreich. Dabei erweisen sich ausgerechnet Chorknaben als ihre gefährlichsten Gegner. Ihr Gesang könnte der Schlüssel zur Aufdeckung der aktuellen Fälle sein. Doch die Spur der Grausamkeiten reicht noch viel weiter zurück. Rasch spannt sich das historische Netz über Chile, Kamerun und Konzentrationslager in Europa.


    Die Stimmung ist bedrohlich bis düster und man fühlt sich unweigerlich an die purpurnen Flüsse erinnert. Leider gibt es zwischendurch immer wieder Längen sowohl bei Beschreibungen von Schauplätzen als auch bei Vergleichen, die von den Protagonisten angestellt werden - sei es beim Blick in den Spiegel oder in die eigene Vergangenheit. Dadurch schrammt die Geschichte mehrmals haarscharf am Spannungsabriss vorbei. Weniger Seiten wären diesmal mehr gewesen.


    Die Charaktere sind gut gezeichnet und die beiden Protagonisten bleiben sich lange Zeit selbst treu. Letztlich versinken aber auch sie im Chaos, das die letzten 100 Seiten beherrscht. Das Finale ist weder logisch noch nachvollziehbar, und so stolpern die Helden von einer Ungereimtheit in die nächste, um den Löffel doch (noch) nicht abgeben zu müssen.


    In dem Versuch, auf den letzten Seiten das Tempo zu erhöhen, wurden kurzerhand die Sätze verstümmelt: "...Sein Tod, überall, auf die Windschutzscheibe und die Sitze geschleudert. Eine Sekunde Spannung. Eine Sekunde zurück. Aber nein: Er war nicht tot. Er war nicht getroffen..."
    Sehr gewöhnungsbedürftig. :-)


    Schön ist, dass auch einige vom Aussterben bedrohte Worte Platz im Buch fanden. Nicht schön ist das Lektorat (falsche Artikel, fehlende Buchstaben etc.).


    Fazit: Ein typischer Grangé: spannend und gut recherchiert, aber leider auch Übertreibungen und Absurditäten gegen Ende.

  • Ein hochinteressantes Buch, das mich ein wenig an die purpurne Flusse (den Film, das Buch subbt noch) erinnert.
    Die Recherchen der beiden Ermittler führen in die tiefste, blutigste Vergangenheit der französischen Militärs. Man erfährt sehr viel über die Verstrickungen Frankreichs in den Kriegen und Diktaturen in Algerien, Angola, Chile und anderen südamerikanischen Ländern.


    Grange rechnet in diesem Buch auch sehr mit den Nazis ab, und es geht auch noch um Black sizes, also illegale Foltergefängnisse.
    Diese menschlichen Abgründe des Grauens lassen einen des öfteren beim Lesen erschauerern.
    Doch auch hier wird der Leser bis zum Schluss durch öftere Wendungen in der Geschichte überrascht. Wegen diesen, und dem hohen Informationsgehaltes der Geschichte, hat das Buch die volle Punktzahl verdient!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Folgenden Kommentar habe ich auf der Krimi-Couch hinterlassen:


    Ich bin ein treuer Grangé-Fan, aber in seinen beiden letzten Büchern fällt er eindeutig ab. Die Ermittler sind eher gesichtslos (Mathieu und Kasdan; Volokine ist etwas besser gelungen), die Plots verfransen sich in alle möglichen Richtungen, die nachher nicht mehr relevant sind. Die Ekelszenen, die bei Grangé von jeher einen Großteil vom Lesespaß ausmachen, driften allzu sehr ins Bizarre und wirken bisweilen komisch (die Sache mit den Schröpfköpfen ist einfach nur albern). Und Grangés größte Stärke, die bildhafte und kraftvolle Schilderung von Landschaften und fremden Kulturen, bleibt in "Choral des Todes" fast komplett außen vor. Da hat er einen großen Vorteil verschenkt.


    Wäre "Choral des Todes" mein erster Grangé gewesen, hätte ich mir keinen weiteren mehr gekauft. So hoffe ich, dass doch irgendwann wieder eine charismatische Hauptperson wie Anna Heymes und eine ähnlich straffe, stimmige Story wie in "Das Imperium der Wölfe" zustande kommt.


    Da ich mich nach wie vor auf jeden neuen Grangé stürze, habe ich inzwischen auch "Im Wald der stummen Schreie" und "Der Ursprung des Bösen" gelesen. In "Der Urspung des Bösen" (die Titelübersetzung ist Quatsch) findet Grangé wieder ein wenig zu seiner alten Form zurück, jedenfalls gefiel das Buch weit besser. "Choral des Todes" ist m.E. neben "Der steinerne Kreis" das am wenigsten überzeugende Buch des Autors.


    Grüße von Zefira, noch immer Grangé-Fan ... manchen Leuten ist einfach nicht zu helfen :wave

  • nach "die purpurnen flüsse" war das mein zweites buch von grangé und es hat mich ebenfalls umgehauen. ich finde seine geschichten total genial! nun kann ich es auch kaum erwarten mit "im wald der stummen schreie" anzufangen.