Ein Ex-Polizist und ein drogensüchtiger Ermittler stellen sich als ungleiches Duo einer brutalen Mordserie in Frankreich. Dabei erweisen sich ausgerechnet Chorknaben als ihre gefährlichsten Gegner. Ihr Gesang könnte der Schlüssel zur Aufdeckung der aktuellen Fälle sein. Doch die Spur der Grausamkeiten reicht noch viel weiter zurück. Rasch spannt sich das historische Netz über Chile, Kamerun und Konzentrationslager in Europa.
Die Stimmung ist bedrohlich bis düster und man fühlt sich unweigerlich an die purpurnen Flüsse erinnert. Leider gibt es zwischendurch immer wieder Längen sowohl bei Beschreibungen von Schauplätzen als auch bei Vergleichen, die von den Protagonisten angestellt werden - sei es beim Blick in den Spiegel oder in die eigene Vergangenheit. Dadurch schrammt die Geschichte mehrmals haarscharf am Spannungsabriss vorbei. Weniger Seiten wären diesmal mehr gewesen.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und die beiden Protagonisten bleiben sich lange Zeit selbst treu. Letztlich versinken aber auch sie im Chaos, das die letzten 100 Seiten beherrscht. Das Finale ist weder logisch noch nachvollziehbar, und so stolpern die Helden von einer Ungereimtheit in die nächste, um den Löffel doch (noch) nicht abgeben zu müssen.
In dem Versuch, auf den letzten Seiten das Tempo zu erhöhen, wurden kurzerhand die Sätze verstümmelt: "...Sein Tod, überall, auf die Windschutzscheibe und die Sitze geschleudert. Eine Sekunde Spannung. Eine Sekunde zurück. Aber nein: Er war nicht tot. Er war nicht getroffen..."
Sehr gewöhnungsbedürftig.
Schön ist, dass auch einige vom Aussterben bedrohte Worte Platz im Buch fanden. Nicht schön ist das Lektorat (falsche Artikel, fehlende Buchstaben etc.).
Fazit: Ein typischer Grangé: spannend und gut recherchiert, aber leider auch Übertreibungen und Absurditäten gegen Ende.