Erschienen 2009 als Taschenbuch beim Unionsverlag, 505 Seiten
Originaltitel: The Tutor of History
Übersetzt von Philipp Thapa
Klappentext:
ZitatRishi ist in der Großstadt Kathmandu ein Zugereister ohne Beziehungen, der sich mehr schlecht als recht mit Nachhilfestunden in Geschichte durchschlägt. Entwurzelt und perspektivlos kehrt er zur Kommunistischen Partei (UML) und in sein Heimatdorf zurück, wo er im Wahlkampf eine konkurrierende Partei ausspionieren soll. Dort versucht die junge Witwe Binita, sich mit einem Leben am Rand der Gesellschaft abzufinden. Um sich, ihre kleine Tochter und eine Cousine zu ernähren, betreibt sie einen kleinen Teeladen und erregt damit den Unmut ihrer Verwandten.
Inhalt/Meinung:
In den 90er Jahren finden in Nepal erstmals freie demokratische Wahlen statt. Jede Partei möchte natürlich den größten Kuchen abbekommen und daher fangen sie schon zeitig an, mit allen Mitteln um Stimmen zu werben und die Arbeit anderer Parteien zu untergraben. Das Buch beschreibt eben diese Wahlvorbereitungen und das Leben in der Region Khaireni Tar. Dreh- und Angelpunkt des Lebens in Khaireni Tar ist der Bazar - dort wird jede Neuigkeit diskutiert und natürlich auch spekuliert. So auch als eine der neuen Parteien, die Volkspartei, einen Kinohelden aus Kathmandu, der ursprünglich aus dieser Region stammt, als Kandidaten für ihren Bezirk aufstellt. Was kann er erreichen? Ist er überhaupt ein richtiger Politiker oder denkt er, es ist alles wie beim Film?
Betroffen von der Rückkehr des Kinohelden Nayan Raj ist auch Binita, eine Witwe, die in Khaireni Tar einen Teeladen betreibt, und auf Grund ihrer Heirat zwischen den Kasten mit ihrer Familie gebrochen hat. Auch vom Rest der Stadt wird Binita wegen dieser Heirat abschätzig behandelt. Nayan Raj ist jedoch der Bruder ihres Mannes und wird daher während der Wahlvorbereitungen bei ihr im Haus leben. Zunächst ist Binita davon wenig begeistert, erst nach und nach erkennt sie, dass Nayan Raj nur Gutes für sie will und findet wieder zu mehr Selbstbewusstsein. In diesem Zusammenhang lernt Binita schließlich auch Rishi kennen, einen ehemaligen Geschichtslehrer, der aus Kathmandu in seine Heimat zurückgekehrt ist und offiziell die Volkspartei unterstützt. Doch Rishi spielt ein doppeltes Spiel - und auch der Trunkenbold Giridhar, der in der Region Vorsitzender der Volkspartei ist, sorgt für Wirbel...
Wie schon fast zu erwarten ist, laufen die Wahlen nicht wirklich frei und demokratisch ab - es kommt zu Wahlfälschungen: absichtlich angezettelte Schlägereien, ganze gekaufte Dörfer oder Zerstörung von Wahlurnen. Einzig Nayan Raj scheint wirklich an sein Motto der freien Wahlen zu glauben, alle anderen versuchen die persönliche Vorteile zu maximieren.
Insgesamt gibt es in dem Buch keinen Spannungsbogen, zum Großteil wird einfach nur das Leben der Protagonisten in Nepal beschrieben. Es sind zum keine Vorkenntnisse über Nepal notwendig, um dem Buch zu folgen - die wichtigsten Erläuterungen findet man im Anhang des Buches und vieles wird auch während der Handlung erklärt. Ein paar Schwierigkeiten hatte ich manchmal mit den verschiedenenen Bevölkerungsgruppen/Kasten...wenn man das näher verstehen möchte, sollte man sich vorher intensiver damit beschäftigen. Die Übersetzung, die in vielen anderen Rezensionen gelobt wurde, kam mir teilweise -insbesondere im ersten Teil- recht holprig vor. Wenn man die Wahl hat, sollte man meiner Meinung nach also vielleicht besser zur englisch-sprachigen Ausgabe greifen.
Von mir gibt's 7 Punkte.