Dawn C. Tripp: Mondgischt
Piper Taschenbuch 2006. 320 Seiten
ISBN-13: 978-3492247153
Originaltitel: Moon Tide
Übersetzerin: Andrea Fischer
Verlagstext
1913 taucht in dem kleinen Fischerdorf Westport Point an der Küste von Massachusetts eine Fremde auf, von der niemand weiß, woher sie stammt: Maggie, eine junge Frau, die in den Wolken lesen und Stürme vorhersagen kann. Maggie wird Bedienstete im Haus von Elizabeth, einer exzentrischen alten Dame, und deren Enkelin Eve, die nicht über den tragischen Tod ihrer Mutter hinwegkommt. Als Maggie sich mit einem Rumschmuggler einlässt und Eve sich in eine verhängnisvolle Ehe stürzt, gerät die althergebrachte Ordnung im Dorf zusehends ins Wanken - bis am Horizont schwarze Wolken aufziehen und ein gewaltiger Sturm losbricht, der Westport Point für immer verändert. Mit feinem Gespür für alle Farben des Gefühls verbindet Dawn Clifton Tripp die raue Küstenlandschaft von Massachusetts mit dem Schicksal dreier Frauen zu einem bewegenden Panorama von Freundschaft, Liebe und Verlust.
Inhalt
Wie in ihrem dritten Roman Das Liebesspiel fügt Dawn Tripp auch in Mondgischt (Moon Tide) kurze Kapitel aus mehreren Perspektiven zum Bild einer Familie und eines kleinen Ortes zusammen. Die Handlung spielt zwischen 1913 und 1938 in dem kleinen Ort Westport, der 1938 wie im Roman von einem Hurrican zerstört wurde. Es ist die Geschichte Elizabeths, die sich im Alter in Gedanken immer öfter in ihre Heimat Irland zurückträumt, ihrer Enkelin Eve und von Maggie, einer Frau, die Elizabeth versorgt. Die Familiengeschichte wird ergänzt durch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des kleinen Fischerorts zu einem Touristenort. Anders als andere Frauen ihrer Generation hatte Elizabeth andere Sehnsüchte als makellos gefaltete Wäsche, ihr war ihr sorgfältig nach Nationalliteraturen geordentes Bücherregal wichtig. Als Handwerker, Kaufmann und Schmuggler treten in der Geschichte interessante Männerfiguren auf, die noch auf der Suche nach einem Auskommen im Zeichen des Strukturwandels sind. Fischen, das Meer, das Wetter und die Landschaft mit ihren charakteristischen vor der See geschützten Flussarmen spielen ein wichtige Rolle im Buch.
Fazit
Das Zusammenstückeln der Geschichte aus den Blickwinkeln mehrerer Personen hat mich in meinem zweiten Tripp-Roman nicht mehr begeisert, dafür bin ich vom historischen Hintergrund des Romans sehr angetan, der in den Quellenangaben nachzuverfolgen ist.
Textauszug
"Eve weiß, dass ihr Vater seit dem Tod der Mutter in Gedanken ungezählte Bücher verfasst hat - lange Romane, schmerzerfüllte Prosagedichte. Er hat an Absätzen gefeilt, sie laut rezitiert und so lange an der Sprache geschmirgelt, bis nur noch Staub übrig war. Er hat Sätze ersonnen, die originell und verblüffend genug sind, um Stein zu erweichen, und dennoch vermag er, wenn er den Füllhalter auf das leere Blatt setzt, kein einziges Wort Tinte herauszuquetschen. Im Laufe der Jahre haben sich die ungenützten Wörter um ihn herum aufgetürmt. Er ist durch die Sprache gewandert und hat in ihrer wunderbaren Unendlichkeit die Orientierung verloren." (S. 208)
8 von 10 Punkten