Welche Bücher findet ihr überbewertet/schlecht?

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    Natürlich ist es dennoch spannend, zu hinterfragen, welche Bücher (oder ganze Genres) von welchen LeserInnen (oder vielleicht auch Gruppen) – unabhängig von ihrer literaturkritischen Bewertung! - zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gesellschaft unter bestimmten Rahmenbedingungen bevorzugt oder abgelehnt werden. Das ist aber nur in Teilen eine literaturwissenschaftliche Frage – und aus den möglichen Antworten Schlüsse zu ziehen, vor allem eine soziologische Aufgabenstellung.


    Die Literaturwissenschaft an sich beschaeftigt sich doch ohnehin in der Regal nur marginal damit, was die 'Gesellschaft' lesen moechte ;-) Interessant finde ich es schon, aber wie du schon sagst, das faellt in das Interessengebiet der Soziologen.


    Literatur(wissenschaft) und Lesen als Hobby sind fuer mich sowieso zwei voellig unterschiedliche Bereiche, die sich bei mir vielleicht an der einen und anderen Stelle mal ueberschneiden, aber mehr nicht. :-)

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    Original von ScoobyDoo
    ... warum bestimmte Werke zum Kanon gehoeren und warum nicht. Es gibt viele kontroverse Diskussionen ueber den Kanon und an sich finde ich es persoenlich auch ueberaltert von "dem Kanon" zu sprechen. Dennoch, ich habe in einem anderen Thread das Beispiel Jane Austen genannt, ich persoenlich kann mit ihren Geschichten nichts anfangen, aber ich kann dennoch sehen wo ihre literarischen Qualitaeten liegen. Das heisst privat muss ich es nicht lesen, aber es ist fuer mich ok, wenn ich sie fuer die Uni lesen muss.


    Womit wir beim Thema Bildung wären. :grin


    Es gibt gewisse Werke, ob sie nun in einem Kanon gelistet sind oder nicht, die man kennen sollte, so wie man mit gewissen geschichtlichen Abläufe und geographischen und naturwissenschaftlichen Gegebenheiten vertraut sein sollte - das liegt für mich im Rahmen der Allgemeinbildung, die aufgrund des nachlassenden Standards unserer Bildungseinrichtungen in den vergangenen Jahren bei jungen Menschen leider deutlich schwächelt. Aber das ist ein Fass, das wir hier vielleicht lieber nicht weiter öffnen.

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    Original von Dieter Neumann
    Natürlich ist es dennoch spannend, zu hinterfragen, welche Bücher (oder ganze Genres) von welchen LeserInnen (oder vielleicht auch Gruppen) – unabhängig von ihrer literaturkritischen Bewertung! - zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Gesellschaft unter bestimmten Rahmenbedingungen bevorzugt oder abgelehnt werden. Das ist aber nur in Teilen eine literaturwissenschaftliche Frage – und aus den möglichen Antworten Schlüsse zu ziehen, vor allem eine soziologische Aufgabenstellung.


    In Friedenszeiten sind Krimis und Thriller gefragt, in Kriegszeiten Heimat- und Liebesromane - also immer genau konträr zur jeweiligen Zeit und dem entsprechenden gesellschaftlichen/soziologischen Umfeld. Da stellt sich doch die Frage: Ist und bleibt das Lesen von Literatur jeglicher Art nicht die reinste Form des Eskapismus?

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    Original von AlexBerg
    ... Da stellt sich doch die Frage: Ist und bleibt das Lesen von Literatur jeglicher Art nicht die reinste Form des Eskapismus?


    Ja, soweit es die so genannte Unterhaltungsliteratur betrifft, trifft das wohl zu. Und damit wären wir mitten drin in der Medienpsychologie. Ein spannendes Gebiet, aber, zumindest auf diesen Thead bezogen, zitiere ich ich hier lieber den Mann in meinem Avatar: "Ach, Luise, laß ... das ist ein zu weites Feld." ... :wave



  • Ja, von der Auflistung in einem Kanon halte ich auch nicht so viel, obwohl das eine gute Orientierung sein kann, aber ich stimme dir natuerlich zu was die Allgemeinbildung betrifft. Ein spannendes Thema ist es dennoch, ich bin zwar deiner Meinung, dass gewisse Werke zur Allgemeinbildung gehoeren, aber gerade weil ich ein junger Mensch bin, der in juengerer Vergangenheit Bildungseinrichtungen besucht hat, schlaegt mir da oft ein sehr heftiger Gegenwind entgegen. :grin Und da ist denke ich auch die Frage, was man wissen will - schadet es dem Handwerker wirklich, wenn er noch nie ein Stueck von Goethe gelesen hat? Aber ja, das Fass sollten wir lieber gleich geschlossen lassen, aber eine kleine Brueck zurueck zur Wertigkeit von Buechern moechte ich noch schlagen. Ich habe Faust (von Goethe) nicht gelesen, wofuer ich oft unverstaendnis ernte. Ich kenne aber Marlowe's Dr. Faustus. Natuerlich ist es keine entweder-oder Frage, aber ich bin zu ersterem einfach noch nicht gekommen. Ist das denn so schlimm? Ich glaube nicht, dass das Lesen Faust mich in irgendeiner Form zu einem besseren Menschen macht. Und wieso darf irgendjemand entscheiden, dass Faust wichtiger ist als Dr. Faustus? Mir ist vielleicht Marlowe wichtiger als Goethe? Dennoch nehme ich an, wenn es umgekehrt waere und ich Faust gelesen haette, aber Dr. Faustus nicht, dann waere das weniger kontrovers - zumindest im deutschsprachigen Bekanntenkreis ;-)

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    Original von ScoobyDoo
    Und wieso darf irgendjemand entscheiden, dass Faust wichtiger ist als Dr. Faustus? Mir ist vielleicht Marlowe wichtiger als Goethe? Dennoch nehme ich an, wenn es umgekehrt waere und ich Faust gelesen haette, aber Dr. Faustus nicht, dann waere das weniger kontrovers - zumindest im deutschsprachigen Bekanntenkreis ;-)


    Der Bildungsbürger ist doch per se etwas rechthaberisch und der deutsche Bildungsbürger erst recht. Ich würde damit ganz gelassen umgehen. Niemand muss etwas lesen. Lesen soll Freude sein, nicht Ärgernis. Bei mir wirst du bestimmte "Klassiker" auch nicht finden und es geht mir sehr gut damit. :lache

  • Also ich finde die "Bis(s) " Bücher total überbewertet.


    Ein ach so schöner Vampir, der jede haben könnte, aber nur die eine will und sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu heiraten.


    Eine unscheinbare aber gleichzeitig auch schöne Frau verliebt sich von jetzt auf gleich in den schönen Vampir, kommt sogar hinter sein Geheimnis und will nichts mehr als ein Vampir sein und auf gar keinen Fall heiraten. Dadurch nörgelt sie sich erfolgreich durch 4 dicke Bücher.


    Und dann noch der Jugendfreund, der seit jeher in Bella verliebt ist, sich es aber nicht eingestehen will und zudem auch noch mit dem Vampir verfeindet ist.


    Klischees braucht man nicht suchen, die befinden sich auf jeder Seite. Nch dazu der wirklich schlechte Schreibstil von Stephanie Meyer.


    Und ich frage mich bis heute noch, warum die Bücher so erfolgreich sind/waren.
    Bei den Filmen ist es genau das gleiche. Bella hat nur einen Gesichtsausdruck


    http://h11.abload.de/img/the-many-faces-of-kst01jbv.jpg

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    Original von AlexBerg


    Der Bildungsbürger ist doch per se etwas rechthaberisch und der deutsche Bildungsbürger erst recht. Ich würde damit ganz gelassen umgehen. Niemand muss etwas lesen. Lesen soll Freude sein, nicht Ärgernis. Bei mir wirst du bestimmte "Klassiker" auch nicht finden und es geht mir sehr gut damit. :lache


    Ach, ich weiss, dass ich mich da nicht stressen muss. Mich persoenlich stoert es nicht so sehr, wenn ich bei Mann und Goethe Bildungsluecken habe, die englischsprachige Literatur schafft es naemlich meinen Bedarf nach Klassikern zu decken und ab und zu greife ich dann eben bei grossem Interesse mal zu einem Klassiker aus Deutschland, Russland, Frankreich, Suedamerika.... alle Buecher zu lesen die 'man gelesen haben sollte', weil der 'gute Bildungsbueger' das so empfindet, ist eh eine Aufgabe die ich Anfang 20 noch nicht bewaeltigt haben kann... trotzdem trifft man halt oefter mal Leute, die sich darueber echauffieren. :grin

  • @ JustMeNico: Kann dich verstehen.


    Teil 1 find ich immer noch toll. Aber danach ist es nur noch mittelmäßig. Einige deiner Gründe tragen bei mir auch dazu bei, dass das so ist. Allerdings fand ich sie beim 1. Lesen auch total super. Nur beim 2. Lesen ging mir vor allem Bella immer mehr auf den Keks nach Teil 1. Und Edward wurde auch immer mehr Nebencharakter als Hauptcharakter. Fand ich nicht so toll. Die bedingungslose Liebe fehlt bei Bella einfach.



    Die Idee liebe ich aber eigentlich. Eigentlich sind solche Bücher voll mein Ding. Nur leider gibt es dann mit der Zeit immer mehr Dinge die ich nicht mag.



    Bei Biss mag ich jedenfalls nicht alles.

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    Original von ScoobyDoo
    ... alle Buecher zu lesen die 'man gelesen haben sollte', weil der 'gute Bildungsbueger' das so empfindet, ist eh eine Aufgabe die ich Anfang 20 noch nicht bewaeltigt haben kann... trotzdem trifft man halt oefter mal Leute, die sich darueber echauffieren. :grin


    Das schafft man auch nicht, wenn man dreimal so alt ist, das kann ich dir versichern. Und ob alle Leute, die sich darüber "echauffieren", all das gelesen haben, wage ich schwer zu bezweifeln ...
    Übrigens: Der Faust z. B. ist eigentlich nichts zum Lesen. Der Fehler wurde viel zu häufig in den Schulen gemacht. Wir durften uns nach einer gewissen Vorbereitung / Einführung im Unterricht zunächst das Stück ansehen, danach hatten wir sogar Spaß daran, das nachzubereiten.
    Goethe hat den Faust schließlich nicht aus Versehen als Tragödie für die Bühne geschrieben, und nur dort entfaltet sich auch (gute Schauspieler vorausgesetzt) die volle Wucht der einmaligen, nie mehr erreichten Sprache.
    Wenn du also irgendwann mal Lust haben solltest, dich darauf einzulassen, empfehle ich sehr, sich Faust I in einem Theater in deiner Nähe anzusehen - steht eigentlich überall immer wieder mal auf dem Spielplan. Noch einfacher ist es, wenn du dir eine DVD besorgst, am besten die von der legendären Aufführung im Schauspielhaus Hamburg mit Gründgens, Quadflieg und der Flickenschild. Habe ich in einem anderen Thread schon mal empfohlen - gibt´s bei Amazon für 7,95 EUR. :wave

  • Muss JustmeNico vollumfänglich zustimmen, wobei meine mittlerweile schlechte Meinung sich eigentlich nicht auf den ersten Band bezieht, obwohl der an Klischees natürlich keine Ausnahme bildet. Als ich die Reihe gelesen habe, fand ich sie aber nicht so schlecht, wie heute. Ich glaube das liegt darin begründet, dass die Filme mittlerweile raus sind und so übel umgesetzt wurden. In meinem Kopf vermischt sich das immer irgendwie und die ganze Story hängt mir zum Hals raus. Zudem waren die Bis(s)-Romane so ziemlich meine ersten Vampir-Bücher und daher damals noch ganz gut - mittlerweile habe ich mehr Bücher gelesen, aus denen der Vampirismus tropft und bin von den sich dauernd 1:1 wiederholenden Klischees sehr stark genervt.


    Ich werf zudem Evermore mit in den Topf, weil mir Evers Art schon am Anfang des zweiten Buchs tierisch auf den Keks ging. Zudem fand ich die Geschichte irgendwie schlecht beschrieben. Ich weiß bis heute nicht wirklich, wie ich mir dieses Schattenland (hieß es so?) vorstellen soll.
    Dieses "Problem" zwischen Ever und Damen


    Meeega enttäuscht war ich von Lucian. Ein Großteil des Buches war toll, aber als ich es ausgelesen hatte, hab ich nur gedacht "wie, das wars jetzt"? Das Ende empfinde ich als unbefriedigend und lasch. Als hätte sie das Buch im Schulunterricht geschrieben und plötzlich klingelte es zur Pause und man musste den Rest noch irgendwie fertig kriegen. (Obwohl ich mir natürlich bewusst bin, dass die Autorin das Buch weder in einer Stunde geschrieben hat, noch in der Schule saß.)

    She crouched with her hand out. What the hell was she doing…
    “Here, kitty, kitty, kitty.”
    Oh my God, she was retarded and I was going to kill Jim.
    *Currans POV*

  • Flammenkatze :


    Kann deine Meinung verstehen, obwohl ich das immer ganz süß fand zumindest am Anfang. Aber irgendwann nervte es dann schon. Vor allem weil immer was dazwischen kam damit es weiter so war.


    Mein Lieblingsteil ist Teil 1. Aber die letzten 3 ca. oder vielleicht auch nur die letzten 2 fand ich dann leider auch nicht mehr ganz so gelungen.


    Mit Ever selbst hatte ich aber nie ein Problem. Ich mochte sie. Der letzte Teil war aber auf jeden Fall ein wenig enttäuschend. Hätte ich mehr erwartet.

  • Zitat

    Original von Dieter Neumann


    Das schafft man auch nicht, wenn man dreimal so alt ist, das kann ich dir versichern. Und ob alle Leute, die sich darüber "echauffieren", all das gelesen haben, wage ich schwer zu bezweifeln ...


    Das sowieso :lache


    Zitat

    Goethe hat den Faust schließlich nicht aus Versehen als Tragödie für die Bühne geschrieben, und nur dort entfaltet sich auch (gute Schauspieler vorausgesetzt) die volle Wucht der einmaligen, nie mehr erreichten Sprache.


    Das ist ja aber ein generelles Problem, das hat man ja nicht nur in der Schule. Mir machen Theaterstuecke auch Spass, wenn ich sie "nur" lese - habe eine sehr lebhafte Phantasie. Aber ich kenne auch Leute, die sich bewusst keine Theaterstuecke fuer Klausuren und Hausarbeiten aussuchen, weil ihnen da etwas fehlt und das kann ich natuerlich auch verstehen. Auf der Buehne ist es noch einmal etwas ganz anderes.
    Habe aber leider gerade bei Klassikern, die viel aufgefuehrt werden, schon ganz grausame Interpretationen gesehen, der "Hoehepunkt" war wohl Don Carlos, das Stueck gefiel mir in geschriebener From sehr gut, auf einem futuristischen Raumschiff. Ich muss gestehen, ich habe es nicht bist zum Ende ausgehalten, wir sind frueher gegangen. :grin


    Die DVD ist aber ne Ueberlegung wert, hab schon viele Stuecke auf DVD gesehen und war oft nur maessig begeistert, aber das sind ja in der Regel Verfilmungen, keine gefilmten Auffuehrungen. Koennen auch gut sein, aber es kommt immer sehr auf den Regisseur an.

  • Zitat

    Original von ScoobyDoo
    ... Habe aber leider gerade bei Klassikern, die viel aufgefuehrt werden, schon ganz grausame Interpretationen gesehen, der "Hoehepunkt" war wohl Don Carlos, das Stueck gefiel mir in geschriebener From sehr gut, auf einem futuristischen Raumschiff. Ich muss gestehen, ich habe es nicht bist zum Ende ausgehalten, wir sind frueher gegangen. :grin


    Die DVD ist aber ne Ueberlegung wert, hab schon viele Stuecke auf DVD gesehen und war oft nur maessig begeistert, aber das sind ja in der Regel Verfilmungen, keine gefilmten Auffuehrungen. Koennen auch gut sein, aber es kommt immer sehr auf den Regisseur an.


    Bei der von mir empfohlenen Aufführung auf DVD hat Gustav Gründgens, seinerzeit Intendant des Hamburger Schauspielhauses, selbst Regie geführt. Für die damalige Zeit ist die szenische Umsetzung durchaus minimalistisch zu nennen, jedoch ist die Inszenierung ganz und gar auf Goethes Intensionen ausgerichtet. Wenn man die gesehen hat, kann man sich auch mal an "modernere" Inszenierungen wagen, die aber manchmal - dein Beispiel mit Don Carlos im Raumschiff spricht Bände ... - mehr der Selbstbefriedigung sog. Avantgardisten dienen als dem Werk selbst.
    Ich habe vor vielen Jahren einmal eine Aufführung von Faust II (den musst du dir wirklich nicht antun!) im Deutschen Theater Berlin gesehen. Anschließend habe ich erwogen, mich freiwillig in die geschlossene Anstalt einweisen zu lassen ... ?(


    Schönen Sonntag wünscht
    der