OT: La Mission
Buch und Regie: Peter Bratt
Darsteller: Benjamin Bratt, Jeremy Ray Valdez, Max Rosenak, Erika Alexander
Inhalt
(ausgeborgt von amazon.de)
Aufgewachsen in dem rauen und homophoben Klima des Mission District, San Francisco, ist es für den jungen Jesse kein leichtes Unterfangen, sein Schwulsein vor dem in alten Machotraditionen erstarrten Vater geheim zu halten. Als dieser durch Zufall ein eindeutiges Foto von seinem bis dahin abgöttisch geliebten Sohn in die Finger bekommt, rastet der Alleinerziehende völlig aus. Jesse bleibt keine andere Wahl, als sich zwischen der Welt des Vaters und dem, was er selbst ist, zu entscheiden.
Peter Bratt gelingt mit dem preisgekrönten "DIE MISSION" (La Mission) ein mitreißender Film über die Kraft der Liebe. Halb herzzerreißendes Familiendrama, halb leidenschaftliche Hommage an eine einzigartige Nachbarschaft, brilliert dieses flammende Plädoyer gegen Gewalt und Intoleranz durch oscarreife Höchstleistungen und einen kongenialen Soundtrack. Ein großartiges Filmjuwel, bewegend, wahr und hoffnungsvoll.
Meine Meinung
Eigentlich wollte ich gestern vor dem Schlafengehen nur mal kurz in diesen Film reinlinsen, den ich neulich spontan gekauft hatte. Und blieb dann doch bis zum Abspann dran hängen ...
Che Rivera, ein Mann mit Vergangenheit und einer Passion für Lowrider, arbeitet als Busfahrer und zieht seinen Sohn Jesse allein groß. Mit Erfolg: Jesse wird nach Abschluss der High School an der UCLA studieren.
Seine Welt bricht zusammen, als er durch einen Zufall entdeckt, dass Jesse schwul ist. Das bisher so gute Vater-Sohn-Verhältnis zerbricht abrupt, obwohl Lena, die junge afro-amerikanische Nachbarin der Riveras, zu vermitteln versucht. Und Schwulsein ist im machohaft geprägten Mission District von San Francisco nicht ungefährlich, wie Jesse nach seinem unfreiwilligen Outing am eigenen Leib erfährt …
Der Film erzählt eine Geschichte auf vielen Ebenen. Im Zentrum stehen zwar die Vater-Sohn-Geschichte und Jesses Coming-Out, aber es ist auch eine Geschichte über Freundschaft und über die Liebe – die Art von Liebe, die alte Wunden zu heilen vermag. Liebe, Hass, Homophobie, Toleranz, Glaube, Gewalt, Sühne, Rache, Hoffnung, Vergebung – das sind die zentralen Themen des Films. Und er hat durchaus auch seinen ganz eigenen Humor, besonders in einigen Dialogen.
Die große Stärke des Films sind aber seine Bilder: in manchen Szenen erzählt ein Gegenstand, ein Blick, eine Geste mehr als Worte es könnten. An ein, zwei Stellen fand ich die Stimmung ein klein wenig zu dick aufgetragen, da hätt’s für mich ein bisschen weniger sein dürfen, aber in der Gesamtheit des Films fiel das für mich nicht weiter ins Gewicht, dafür ist er dann doch zu realistisch inszeniert und vor allem wunderbar einfühlsam erzählt.
Und Benjamin Bratt stellt Che Rivera so authentisch und vielschichtig dar in seiner Zerrissenheit zwischen seinem althergebrachten Weltbild und der Liebe zu seinem Sohn andererseits; zwischen Zorn und Zärtlichkeit, Hilflosigkeit und Aggressivität, Glaube und Hass, dass es mich komplett umgehauen hat.
Man merkt dem Film an, dass Benjamin und Peter Bratt echte San Franciscans sind. Von der ersten Filmminute kann man San Francisco nicht nur sehen, sondern auch fühlen, hören und beinahe sogar riechen und schmecken; die Atmosphäre und Lebendigkeit der Stadt kommen überwältigend intensiv rüber.
Und so ist dieser wunderbare, großartige Film nicht zuletzt auch eine Liebeserklärung an San Francisco und vor allem an seinen Mission District.