Die Kuppel - Markus Stromiedel

  • Es hat nun etwas länger gedauert bis ich nach Beenden der sehr unterhaltsamen und anregenden Leserunde ein Rezension verfassen konnte. Das Buch hinterlässt doch einen eher zwiegespaltenen Eindruck, der sich für mich nicht leicht in Worte fassen lässt.


    Markus Stromiedel beschreibt in "Die Kuppel" eine Zukunftsvision für Europa, die durchaus realistisch ist. So könnte es 2035 aussehen, muss es aber nicht unbedingt. Interessant ist dabei die Mischung an neuen bzw. weiterentwickelten Technologien, altbekannten Themen (Prostitution wird es wohl immer geben ...) und Themen wie die einer alternden Bevölkerung, die sich heute schon andeuten, in nicht allzu ferner Zukunft aber durchaus zu Riesenproblemen werden könnten. Und nicht ganz neu, aber immer wieder "beliebt", die Entwicklung hin zum Ueberwachungsstaat, der deutlich diktatorische Züge zeigt. Viel Vertrauen scheinen Autoren allgemein nicht in unsere heutige Demokratie zu haben


    Ich kann mich gut in eine Welt reinversetzen, auch wenn sie eher dystopisch erscheint, so sie der Erzähler konsequent entwickelt. Das scheint mir hier durchaus gelungen.


    Was mir schwerer fällt, ist es die Gefühle der Menschen nachzuvollziehen. Da hätte ich mir mehr Charakterenwicklung und Tiefe bei der Beschreibung der Personen gewünscht. Das bleibt eher oberflächlich und so stellen sich beim Leser dann gelegentlich auch Fragen ein, in wieweit das Verhalten der Protagonisten in dieser Zukunftswelt realistisch und nachvollziehbar ist.


    Entsprechend fand ich es durchaus nachvollziehbar, dass die heutigen demographischen Berechnungen sich in der von Markus Stromiedel beschriebenen Welt in aller Konsequenz wiederfinden. Weniger nachvollziehbar fand ich das beschriebene Verhalten der alternden Bevölkerung, dass sich so gar nicht mit meinen Erfahrungen mit Gefühlen dieser Generation vereinbaren lässt.


    Insgesamt war dieser Roman ein interessanter Ausflug in einer andere Welt, etwas außerhalb meines gewohnten Leseschemas, wobei ich eh ziemlich querbeet lese. Einige Szenen waren für mich super gut gelungen, insbesondere der Ausflug nach Hamburg, aber so ganz überzeugen konnte mich der Roman letztlich doch nicht. Es war mein erster Roman von Markus Stromiedel und ich bin mir nicht sicher, ob ich nach anderen Büchern von ihm Ausschau halten möchte.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Animiert von den Diskussionen in der Leserunde mit dem Autor, habe ich mir das Buch gekauft, klappe soeben den Deckel nach der letzten Seite zu und trinke erst mal ein Glas.
    Ja, was soll man nun dazu sagen?
    Alle wichtigen Aspekte sind in den Rezensionen und persönlichen Statements hier bereits zur Sprache gekommen. Und zum Schreibstil eines anderen Krimi / Thriller-Autors äußere ich mich eh nie.
    Das ist in diesem Falle auch kein Problem, denn, was an diesem Buch unwiderstehlich ist, ist die "verrückte" Story. Ich kann Markus S. nur beglückwünschen zu der besagten schlaflosen Nacht, in der er die Eingebung zu diesem Plot hatte. Eine tolle Idee (in der Tat hätte man sie vielleicht noch weiter in die Zukunft versetzen können, aber so what), sich in einem Science-Fiction-Thriller mit der unaufhaltsamen Vergreisung der Menschen in Europa zu beschäftigen, dem Zukunftsproblem also, das dereinst für weitaus heftigere Erschütterungen des Friedens sorgen wird als alle Umwelt- oder Wirtschaftsfragen!
    Mich hat´s gegruselt bei diesem Buch. Und Gruseln ist ein ziemlich starkes Gefühl - worauf mehr kann ein Erzähler bei seinen Lesern hoffen?!
    Jetzt gibt es bei uns plötzlich - auf der eben noch ganz friedlichen Terrasse - Diskussionen über das o. a. geriatrische Zukunftsproblem und denkbare Lösungsansätze.
    Auch daran ist Markus S. schuld!!! :chen


    PS: Jetzt hab ich das Glas ausgetrunken, und es gruselt mich nicht mehr. Aber die Diskussionen gehen weiter ...

  • Meine Meinung


    Nach den ersten beiden Krimis „Zwillingsspiel“ und „Feuertaufe“ war ich sehr gespannt auf diesen neuen Roman, der in der Zukunft spielt.
    Im Jahr 2035 wird der Ich-Erzähler Vincent wird nach Deutschland beordert, um den Tod eines alten Mannes aufzuklären. Dieser wurde erfroren in der Nähe einer Seniorenresidenz gefunden. Anders als von seinen Vorgesetzten vermutet lässt sich Vincent bei seinen Ermittlungen nicht beirren und findet schnell Ungereimtheiten heraus.


    Leider bin ich nie richtig mit dem Buch warm geworden. Ich musste mich des öfteren richtig zwingen, weiter bis zum Schluss zu lesen. Die europäische Welt von 2035 ist sehr interessant dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, dass das eine oder andere so oder ähnlich wirklich geschehen kann.
    Vincent als Hauptfigur ist vorherrschend und anfangs auch sympathisch, aber oft habe ich seine Handlungen nicht so recht nachvollziehen können. Manches ging mir zu schnell oder war für mich unglaubwürdig. Insbesondere auf die Liebesgeschichte hätte ich gut verzichten können.
    Es wirkte manchmal, als hätte ich eine gekürzte Fassung gelesen, wie es so treffend eine andere Teilnehmerin der Leserunde beschrieb.
    Keine Frage, zumindest am Ende wird es rasant und auch spannend, und das Ende selbst ist nicht ohne. Aber trotz der eindringlichen Thematik hat es mich einfach nicht berührt und es ist mir nicht in Erinnerung geblieben.

  • Meine Meinung zu dem Buch:


    Ein Thriller, der nicht im Jetzt sondern in 2035 spielt. Die Umwelt ist ein Stück mehr beschädigt als sie heute bereits ist, Bezinpreise sind unbezahlbar geworden, weshalb sich nicht jeder mehr ein Auto leisten kann oder gar in den Urlaub fliegen kann. Von Smartphones ist in 2035 auch nicht mehr die Rede. Jeder besitzt nur noch einen Persotagger, über den kommuniziert wird, der aber auch zugleich zur Identifikation oder als Zahlungsmittel dient. Einerseits wirkt diese Zukunft so „total daneben“, aber wenn man mal überlegt, welche Irrtümer es in der Vergangenheit schon gegeben hat in Bezug auf den ersten Computer und den weltweiten Bedarf. .. So ganz unrealistisch erscheint dann die Handlung der Kuppel dann doch nicht. Ich hatte jedoch so meine Schwierigkeiten mit den ganzen IT Ausdrücken.
    Den hier angesprochenen Überwachungsstaat hatte Markus Stromiedel ja schon in einem seiner Vorgängerbände angesprochen. Allerdings lässt sich dieses Buch nicht mit den Vorgängerbänden vergleichen. Die Kuppel geht schon mehr in Richtung Science Fiction. Nichtsdestotrotz liest es sich wieder sehr flüssig und schnell und wer ein offenes Ende liebt, der wird auch dieses Buch von Stromiedel lieben.


    Spannung garantiert, viel Platz für weitere Phantasie und Spekulationen und schon mal ein kleiner Einblick in was vielleicht zukünftig noch so alles technisch möglich sein wird.


    Das Buch hat mich daher auch etwas nachdenklich hinterlassen.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich fand es ganz nett zu lesen, aber ein bisschen vorhersehbar. Auf jeden Fall hab ich die Auflösung bei seinem ersten Besuch im Resort erraten (etwa auf Seite 140) und dann nur noch weitergelesen, um herauszufinden, ob ich recht habe. Das Buch hat mich aber trotzdem ganz gut unterhalten.


    7 von 10 Eulenpunkten.

  • Titel: Die Kuppel
    Autor: Markus Stromiedel
    Verlag: Droemer
    Erschienen: Mai 2012
    Seitenzahl: 400
    ISBN-10: 3426198274
    ISBN-13: 978-3426198278
    Preis: 14.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Aus Europa ist ein autoritärer Überwachungsstaat geworden. Vincent Höfler, ein junger Militärpolizist, wird auf eine mysteriöse Mission in den deutschen Osten geschickt. Auf einem streng bewachten ehe maligen Flughafen hat man einen alten Mann erfro ren aufgefunden. Es scheint, als hätte der Alte ganz in der Nähe in einem gigantischen Kuppelbau, einer luxuriö sen Seniorenresidenz, gelebt. Aber wie kam er von dort auf das hoch gesicherte Militärgelände? Bei seinen Ermittlungen stößt Höfler auf dubiose Machenschaften der europäischen Regierung. Schnell merkt er, dass es lebensgefährlich ist, zu viel zu wissen ...


    Der Autor:
    Markus Stromiedel schrieb als Journalist für die "Zeit" und die "Frankfurter Rundschau", bevor er in die Filmbranche wechselte. Er war Chefdramaturg bei der Bavaria Film, Creative-Producer für Columbia TriStar und Writing-Producer für Studio Hamburg. Seit 1999 schreibt er als freier Autor Drehbücher. Seither entstanden die Bücher für viele erfolgreiche Krimis und Fernsehfilme. Er lebt in Bonn.


    Meine Meinung:
    Ein lesenswerter Thriller mit einer beklemmenden Zukunftsvision – einer Vision die so weit hergeholt wahrscheinlich gar nicht ist. Ein wenig an die „Matrix“ erinnernd beschreibt der Autor das Leben in einem totalen Überwachungsstaat. Und das was er beschreibt passt durchaus auch in die heutige Zeit – erinnert sei in diesem Zusammenhang an den „gläsernen Menschen“ und die Ausspähung durch die NSA und andere Organisationen. In Anbetracht dieses Überwachungsszenario tritt die eigentliche Thrillerhandlung fast ein wenig in den Hintergrund. Aber das schadet diesem Buch in keiner Weise. Hervorzuheben ist der Schluss dieses Thrillers. Genaugenommen konnte es gar kein anderes Ende sein. Perfekt. Ein lesenswerter Thriller, der zudem hochpolitisch ist – auch wenn einige es vielleicht gar nicht merken – 7 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Die Handlung spielt im Jahr 2035, und ich bin mir nicht klar, ist das nun SciFi oder leben wir schon mitten in einer Zukunft, von der ich mir wiederum nicht klar bin, ob ich sie gut oder schlecht finde... Ausgewiesen ist das Buch als Thriller, und das ist es ja auch.


    Es geht also um unsere Zukunft in etwa 20 Jahren, in denen die Alten in sogenannte "Resorts" gebracht werden, in denen sie anscheinend glücklich und zufrieden ein schönes Leben führen können. Der Autor (übrigens ein erfolgreicher Journalist und Drehbuchautor) hat eine Welt in naher Zukunft entworfen, die gute und weniger gute Aspekte aufweist. Europa ist vereint, wird von einem einzigen Präsidenten zentral regiert und gesteuert. Die Ostsee ist infolge einer irreparablem Umweltkatastrophe völlig ölverseucht, Verbrennungsmotoren grundsätzlich verboten, die Musik von Justin Bieber läuft unter "Oldies", PCs und Smartphones sind hoffnungslos veraltet. Stattdessen gibt es die sogenannten "Tagger", die jeder und jede am Handgelenk trägt (tragen muss). Das Gerät zeichnet alles auf und macht die Leute vollends zu gläsernen Menschen. Ganzkörperscanner und biometrische Datenerfassung sind alltäglich.


    Das Buch ist ein Pageturner, leicht zu lesen und superspannend. Die Handlungen der Charaktere sind nachvollziehbar, die Personen selber sympathisch - sofern sie echt sind...

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde