Über die Autorin (aus Wikipedia):
Lynn Raven wuchs in Neuengland auf. Ihre Mutter war Deutsche und so beherrscht sie neben der englischen auch die deutsche Sprache. Später besuchte sie die Universität in Maine und machte dort ihren Master of Arts.
Ein paar Jahre nachdem sie ihren „Master of Arts“ erworben hatte, bekam sie ein Angebot aus Deutschland für eine Zeitung zu arbeiten. Aus einem begrenzten Aufenthalt wurde ein fast zehnjähriger fester Wohnsitz in der Nähe von Mainz. Freiberuflich arbeitete sie dort auch als Journalistin, Übersetzerin und je nach Gelegenheit auch als Lektorin.
Nach ihrem Aufenthalt in Deutschland kehrte sie in die USA zurück. In den USA arbeitet sie bis heute hauptberuflich als Schriftstellerin für Fantasy-Romane.
Kurzbeschreibung aus Amazon:
Im Leben der erfolgreichen Ärztin Ella Thorens gibt es nicht viel außer ihrem Beruf. Seit ihre Mutter sie und ihren Vater verließ, hält sie ihr Herz sorgsam verschlossen. Ella ahnt nicht, dass ihre Mutter ihr ein besonderes Erbe hinterlassen hat, bis sie eines Abends Zeugin wird, wie eine Gruppe vermummter Gestalten einen Mann zusammenschlägt. Ella kann die Angreifer vertreiben, doch als sie den Verletzten berührt, fühlt sie, wie eine neue Macht sie durchströmt. Denn Christian Havreux ist ein Hexer, und der Kontakt mit ihm erweckt Ellas magische Kräfte. Christian überredet Ella, sich von ihm ausbilden zu lassen, doch dabei verfolgt er nicht nur uneigennützige Pläne …
Meine Meinung:
Bisher ausschließlich durch ihre Jugendbücher bekannt, wagt Lynn Raven nun das erste Mal einen Ausflug in das Erwachsenengenre. Und tatsächlich ist „Hexenfluch“ anders, als ihre bisherigen Bücher. Gewalttätiger, dunkler, expliziter. Wirklich gewonnen hat die Geschichte dadurch in meinen Augen nicht. Ella Thorens, bisher engagierte Ärztin mit missratenem Liebesleben trifft in einer dunklen Gasse auf den legendären Hexer Kristen Havebeeg. Die Berührung mit Kristen weckt ihre magische Gabe und ab da ist nichts mehr, wie es einmal war. Um sich selbst von seinem Bannfluch zu befreien, der ihn seit 800 Jahren an die sadistische Dämonenfürstin Lyresha bindet, nimmt er Ella unter seine Fittiche, immer in der Absicht, sie später für seine Zwecke zu missbrauchen. Dabei behält die Autorin sein kaltes Kalkül immer im Auge. Über die erste Hälfte des Buches konnte mich Raven diesmal leider weder für ihre Geschichte, noch für ihre Figuren begeistern. Vielleicht liegt es an dem geringeren Umfang von „Hexenfluch“ im Vergleich zu ihren früheren Werken, aber die beiden Hauptprotagonisten bleiben über weiter Strecken der Handlung relativ blass, die Handlung plätschert einzig dahin. Während der Leser bereits über den Plan von Kristen Bescheid weiß, tappt Ella immer weiter in die vorbereitete Falle und lässt einfach mit sich machen, was Christian/Kristen ihr vorschlägt. Die Formulierungen, die Raven für die Annäherung der beiden nutzt, bleiben dabei immer flach und ein wenig plump. Gefühlte 1.000 Mal hat Christian seine Hände in die Hosentaschen gesteckt und zuckten seine Lippen in der Andeutung eines Lächelns. Einzig die Veränderung seiner dunkelgrauen Augen mit den Sprengseln darin von kalt zu weich deutet immer wieder und immer wieder darauf hin, dass auch Christian selbst sich in dem Netz fängt, dass er selbst ausgelegt hat. Es kommt, wie es kommen muss und die beiden haben weltenverändernden Sex und NATÜRLICH wird ihnen genau in diesem Moment klar, dass es schon längst Liebe ist, die sie miteinander verbindet. Gäääähn.
Bis hierhin war ich enttäuscht, sehr enttäuscht, denn auch wenn Raven sich auch in ihren bisherigen Büchern nicht gerade als Wortakrobatin bewiesen hat, ihre tiefgreifenden Charakterstudien und die sich langsam und unendlich intensiv entwickelnden Handlungen haben es bisher doch immer geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen. Doch zum Glück gab es ja auch noch die zweite Hälfte des Buches.
Was bis zu diesem Zeitpunkt uninspiriert langweilige Genrekost war, entwickelt sich nämlich ab da zu einem wahren Feuerwerk an Heldenqual und Action. Nach dem großen Höhepunkt in der Mitte nimmt die Handlung deutlich an Fahrt auf. Lyresha erfährt von Kristens Betrug und wetzt ihre Krallen. Kristen, numehr nicht mehr bereit, Ella für seine Sache, oder noch schlimmer Lyresha zu opfern, wird zum mustergültigen Tortured Hero, der dabei seinen durch jahrhundertelangen Missbrauch angelegten Eispanzer jedoch zu keinem Zeitpunkt gänzlich ablegt. Es fließt Blut in Strömen, Gewalt in allen Facetten eskaliert und Ella bekommt die Möglichkeit über sich hinaus zu wachsen. Die Handlung und mit ihr Seite für Seite des Buches hetzt von Höhepunkt zu Höhepunkt. Atemlos, grausam, mitreißend. Was habe ich mit Kristen gelitten in dieser zweiten Hälfte, für ihn gehofft und um ihn gebangt. Warum, habe ich mich immer gefragt, hat mich die Autorin so lange warten lassen, um endlich wieder zu zeigen, was sie kann. Denn was sie in der zweiten Hälfte des Buches abliefert ist Dark Romance Unterhaltung vom Feinsten.
Fazit:
Unsinspierte Handlung, die leider erst in der zweiten Hälfte des Buches zu überzeugen weiß mit über große Strecken blassen Figuren. Mit dem Wendepunkt der Geschichte kommt allerdings die große Entschädigung, denn die zweite Hälfte des Buches ist genau so, wie ich es mir von einer Dark Fantasy Romanze erhoffe. Actionreich, düster, mitreißend.
Ich vergebe 6,5/10 Punkten.