John von Düffel - Goethe ruft an

  • Titel: Goethe ruft an
    Autor: John von Düffel
    Verlag: Dumont
    Erschienen: August 2011
    Seitenzahl: 320
    ISBN-10: 3832196498
    ISBN-13: 978-3832196493
    Preis: 19.99 EUR


    Es geht um Goethe - oder eigentlich doch nicht. Denn Goethe ist nicht Goethe. Aber der Ich-Erzähler nennt ihn Goethe, weil dieser Goethe der nicht Goethe ist, aber so sehr wie Goethe ist. Einer der schon zu Lebzeiten eine Legende, ein Klassiker ist. Seine Lesungen sind das ultimative Highlight, man könnte sie mit Messen oder Rockkonzerten vergleichen. Und dazu kommt, dass dieser Goethe eben auch alle Welt kennt.


    Und dann ist da der Ich-Erzähler, erfolglos bis auf die Knochen, der aber immer wieder von diesem Über-Goethe gefördert wird. Und nun soll er diesen "Literaturgott" auf einem Schreibkurs in der Lausitz vertreten, weil dieser währenddessen in China weilt, um dort die Huldigungen zu seinem Platz 1 auf der Bestsellerliste entgegenzunehmen.


    Goethes Assistentin, Frau Eckermann, bringt ihm dazu die notwendigen Unterlagen vorbei. Von diesen Unterlagen gibt es nur ein Exemplar, keine einzige Kopie wurde angefertigt. In diesem Manuskriitp befindet sich die "Goethe-Formel", die alles enthält was zum erfolgreichen Schreiben notwendig ist.


    Der Ich-Erzähler begibt sich als auf die Reise um den Schreibkurs zu leiten. Dort trifft er auf vier Seminarteilnehmer, alle irgendwie exzentrisch bis exzentrisch angehaucht. Und dann ist plötzlich das Manuskript verschwwunden. Alles weitere kann in diesem außergewöhnlichen Buch nachgelesen werden.


    John von Düffel ist nicht nur ein Meister des Wortes, er ist auch ein Meister der Sprache. In dieser Komödie nimmt er einen "Berufsstand" aufs Korn, dessen Angehörige sich dadurch auszeichnen, dass sie sich nur um sich selbst drehen, dass sie sich ungeheuer wichtig nehmen. Und umso erfolgloser sie sind umso mehr sehen sie sich im Fokus der Literatur - nur Pech, dass sie mit dieser Auffassung eigentlich immer so ganz allein dastehen. Sie sind zumeist humorlos, nerven jede und jeden mit ihren Ausführungen über das Schreiben - und bemerken nicht, dass sie eben nicht schreiben können und zudem niemand ein Interesse daran hat etwas von ihnen zu lesen; ginge auch schlecht, da sie noch nie eine Zeile geschrieben geschweige denn veröffentlicht haben. Und leider ist da auch niemand der ihnen sagt, dass sie vielleicht eine Menge von Dingen können, das Schreiben aber nicht dazu gehört.


    Ein wunderbares Buch - entlarvt es doch diese oftmals unerträglichen Selbstdarsteller die sich in einem Anflug von Größenwahn Autorinnen resp. Autoren nennen. John von Düffel hat ein Gespür für die Situation und in seiner Geschichte spielt stets ein freundliches Augenzwinkern mit, er wird nicht verletztend oder herablassend - er karikiert, er beschreibt.


    Ein sehr schönes Lesevergnügen liegt hinter mir. Sehr lesenswert.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.