Blauer Montag - Nicci French

  • Start einer 8-teiligen Serie um die Therapeutin Frieda Klein


    Originaltitel: Blue Monday (2011)
    Der Hörverlag 2012, gekürzte Lesung, 6 CDs, 445 Min.


    Über den Inhalt:
    Als der fünfjährige Matthew Faraday verschwindet, geht ein Aufschrei durch England. In den Zeitungen erscheint sein Bild – und die Psychotherapeutin Frieda Klein kann es nicht fassen: Einer ihrer Patienten, ein Mann mit verzweifeltem Kinderwunsch, hat einen Jungen beschrieben, der Matthew aufs Haar gleicht. Gegen ihren Willen wird sie bald tief in den Fall hineingezogen. Der ermittelnde Chief Inspector Karlsson stößt indes auf Parallelen zu einer Kindesentführung, die zwanzig Jahre zurückliegt. Während Klein dem Psychopathen auf die Spur kommt, beginnt eine Jagd gegen die Zeit ...


    Über die Autoren:
    Nicci French – hinter diesem Namen verbirgt sich das Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French. Seit Langem sorgen sie mit ihren höchst erfolgreichen Psychothrillern international für Furore. Die beiden leben mit ihren Kindern in Südengland.


    Über die Sprecherin:
    Andrea Sawatzki wurde 1963 in Kochel am See geboren. Nach ihrer Schauspielausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule und den Münchner Kammerspielen stand sie zwischen 1988 und 1992 in Theatern in Stuttgart, Wilhelmshaven und München auf der Bühne, es zog sie jedoch mehr und mehr vor die Kamera. So wirkte sie in zahlreichen Kinofilmen mit, in unzähligen TV-Produktionen und als Kommissarin Charlotte Sänger in der Krimireihe Tatort. Ihre Arbeit als Hörbuchsprecherin brachte ihr 2009 den Lesewerk-Preis ein sowie bereits zwei Goldene Schallplatten.


    Meine Meinung:
    Die 5-jährige Joanna verschwindet spurlos, ihre ältere Schwester Rose hat nur einen Moment lang nicht aufgepasst. Und 22 Jahre später ist es der ebenfalls 5-jährige Matthew, den das gleiche Schicksal ereilt. Durch einen ihrer Patienten wird die Psychotherapeutin Frieda Klein auf den aktuellen Fall aufmerksam. Alan Dekker beschreibt einen Jungen, den er in seinen Träumen sieht und der eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Matthew hat. Frieda denkt, dass sie keine andere Wahl hat, als die Polizei einzuschalten und erntet zunächst nur Skepsis, als sie sich an Chief Inspector Karlsson wendet.

    Frieda und Karlsson sorgen beide aus ihren unterschiedlichen beruflichen Perspektiven heraus mit Hartnäckigkeit und Entschlossenheit dafür, dass die Haupthandlung vorangetrieben wird.
    Die spätere Verschmelzung dieser Ansätze ist gut gelungen. Einige Wendungen sind vorhersehbar, während andere schwerer nachzuvollziehen sind, aber letztendlich zählt der Einfallsreichtum der Autoren. Ich hätte mir nur mehr Spannung gewünscht, einige Passagen sind recht langatmig. Auch wenn der Ausgang ein wenig vom Zufall abhängt, kann die Auflösung überraschen, wobei mir das Motiv des Täters leider nicht so richtig klar geworden ist. Am Schluß gibt es dann ein paar lose Enden, die vermuten lassen, dass sie in der Fortsetzung wieder aufgegriffen werden.


    Auch in diesem Roman bleiben Nicci French ihrem Stil treu, die Charaktere und ihre Entwicklungen in den Vordergrund zu rücken. Temporeiche Action wird man hier vergeblich suchen. Nach dem packenden Prolog zieht sich die Geschichte hin und es dauert, bis sie wieder Fahrt aufnimmt. Sehr ausführlich wird die Protagonistin Frieda Klein eingeführt, mehrere Nebenschauplätze werden eröffnet, die alle mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben, sondern sich mit Friedas privatem Umfeld beschäftigen. Trotz der ausführlichen Einführung fand ich keinen richtigen Zugang zu ihr. Die berufliche Professionalität nimmt man ihr zwar ab, sie bleibt aber eine spröde Einzelgängerin, in die ich mich nicht hineinversetzen konnte.

    Andrea Sawatzki liefert eine sehr gute Leistung ab und liest in angenehmem Tempo. Auch wenn sie die Stimme kaum moduliert, kann man den Dialogen ohne Schwierigkeiten folgen. Sie erfasst die Stimmung des Romans und bringt sie gekonnt zum Ausdruck.

  • Meine Meinung:


    Mit dem - zunächst unfreiwilligen - Gespann Chief Inspector Karlsson und Psychotherapeutin Dr. Frieda Klein hat Nicci French ein Duo geschaffen, das nicht nur aus zwei völlig verschiedenen Persönlichkeiten besteht, sondern auch zwei Berufe miteinander kollidieren lässt, die an den gleichen Fall naturgemäß mit völlig anderen Methoden herangehen. Auch wenn man über Frieda Klein und ihr Anliegen, Menschen mit psychischen Problemen "heilen" zu wollen (was leider gar nicht oft genug betont werden kann), und ihrer teilweise sehr unkonventionellen Art, mit einem völlig Fremden Details über ihre Patienten zu besprechen, sehr erstaunt sein kann, stellt sie einen ruhigen Gegenpol zu dem oft sehr gestresst wirkenden Karlsson dar. Der Eindruck, dass die beiden trotz aller Gegensätze und Meinungsverschiedenheiten eine gewisse Sympathie füreinander empfinden, ist das Salz in der Suppe, das hier nur angedeutet und somit genau richtig dosiert wurde, aber für die Folgebände bestimmt noch von großem Interesse sein wird.


    Der Fall selbst ist stellenweise sehr vorhersehbar, kann aber vor allem am Ende mit einigen überraschenden Wendungen aufwarten, die das bis dahin Gehörte in anderem Licht erscheinen lassen und die Kritik der mangelnden Raffinesse deutlich schmälern. Alles in allem ist "Blauer Montag" ein sehr gelungener Einstieg in eine neue auf 8 Teile angelegte Krimi-Reihe, die sowohl hinsichtlich ihrer Protagonisten als auch in Bezug auf die Auflösung des Falls neugierig auf den nächsten Teil macht!


    Andrea Sawatzki macht ihre Sache als Sprecherin gut, durch ihre jeweils sehr gut auf die einzelnen Figuren abgestimmten Modulierungen ihrer Stimme, erweckt sie die verschiedenen Charaktere zum Leben und sorgt für zusätzliche Spannung.


    Von mir knappe 8 Punkte!