'Die Asche meiner Mutter' - Kapitel 01 - 02

  • Ich habe gestern mit dem Buch begonnen und komme gut voran, auch wenn der Inhalt schon sehr bedrückend ist. Aber der Schreibstil gefällt mir sehr gut.


    Irgendwie können mir alle in der Familie mehr oder weniger leid tun. Zum einen die Kinder, weil sie mehr oder weniger vernachlässigt werden. Aber für sie ist es "normal", sie kennen es ja nicht anders. Den Eltern mache ich da nicht einmal Vorwürfe, sie sind einfach zu schwach und kommen mit ihrem Leben überhaupt nicht zurecht. So etwas soll es ja geben, leider. Und sie flüchten sich dann aus der Realität, sie durch Depressionen, er durch Alkohol. Mit dem Zustand der Eltern haben sich die Kinder arrangiert, schlimmer scheint der Hunger zu sein. So finde ich es bedrückend, das sich Frankie die eine Nachbarin als Mutter wünscht weil sie gute Suppe kochen kann, und einen Tag später wünscht er sich die nächste Nachbarin als Mutter weil sie guten Kartoffelbrei macht.


    Traurig finde ich auch,das die Familie viel mehr Unterstützung von fremden Leuten erhält als aus der eigenen Familie. Die Nachbarinnen Minny und Mrs. Leibowitz unterstützen die Familie, der Italiener schenkt den Kindern Obst. Die Cousinen setzen dagegen alles daran um die Familie abzuschieben, was ihnen ja auch gelingt.
    In Irland das gleiche Spiel. Seine Eltern geben der Familie zwar das Fahrgeld nach Dublin, aber anscheinend nur damit sie aus dem Weg sind. Ihre Mutter nimmt die Familie zwar auf und besorgt ihnen eine Wohnung, aber die Schwester ist auch nur am mosern und will kaum helfen ( z.B. Haferschleim ). Dagegen sammeln fremde Leute in Dublin Geld für die Familie, damit sie zu ihrer Mutter reisen können. Oder die Nora hilft Angela bei den Wegen der Sozialhilfe und paßt auf, das sie nicht übers Ohr gehauen wird.


    Was ich nicht verstanden habe, warum wird Frankie eigentlich generell unterstellt er will andere Kinder umbringen, wenn er sich mal prügelt oder ein Unglück wie mit der Wippe und dem Bruder passiert? Ziemlich harter Verdacht für einen Jungen im Alter von 4 Jahren. :gruebel

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Ich bin jetzt auch mit dem ersten Abschnitt fertig und ich mag dieses Buch jetzt schon.


    Dieser scheinbar nüchterne Schreibstil aus der Sicht vom kleinen Frankie läßt einen sehr nah an dem Schicksal dieser Familie teilnehmen. Ich finde das Leben für die Kinder, vor allem für Frankie, so unglaublich traurig.


    Natürlich kann man den Eltern für die Umstände, in der sie leben müssen, keinen Vorwurf machen. Das haben sie sich nicht ausgesucht, aber das Saufen und das die Mutter scheinbar immer Frankie die Schuld an allem gibt, schon. Mir fehlt also in manchen Situationen das Verständnis für sie. Natürlich versuchen die Eltern das beste aus der Situation zu machen. Vor allem Angela ist sehr einfallsreich und ich kann ihre Überforderung sehr nachvollziehen. Die Situationen, in denen sie Frankie, der ja selbst erst 4 Jahre alt ist, mit seinen drei Brüdern auf den Spielplatz schickt, weil sie einfach nicht mehr kann, verstehe ich. Aber Frankie dann die Schuld zu geben, wenn die Zwillinge nicht ordentlich versorgt sind, dafür fehlen mir dann die Worte.


    Am allerschlimmsten finde ich Frankies Tante. Da kauft sich der kleine Kerl ein Bonbon als sein kleiner Bruder verstorben ist und sie macht ihn so fertig. Frankies Beschreibung als sein Vater und der Kutscher die Gläser auf dem Sarg abstellen ist mir sehr nahe gegangen. Ich muß mir immer wieder in Erinnerung rufen, wie jung der kleine Kerl eigentlich ist.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Am allerschlimmsten finde ich Frankies Tante. Da kauft sich der kleine Kerl ein Bonbon als sein kleiner Bruder verstorben ist und sie macht ihn so fertig. Frankies Beschreibung als sein Vater und der Kutscher die Gläser auf dem Sarg abstellen ist mir sehr nahe gegangen. Ich muß mir immer wieder in Erinnerung rufen, wie jung der kleine Kerl eigentlich ist.


    An einer Stelle im Buch wird aber deutlich, wieso die Tante sich den Kindern und Angela gegenüber so komisch verhält. Sie konnte bisher selbst keine Kinder bekommen und ist daher wohl eifersüchtig auf Angela und ihre Kinder.
    Und ja dass Frankie erst 4 Jahre alt ist - und was er alles schon mitgemacht hat!

  • Zitat

    Original von Amalia


    An einer Stelle im Buch wird aber deutlich, wieso die Tante sich den Kindern und Angela gegenüber so komisch verhält. Sie konnte bisher selbst keine Kinder bekommen und ist daher wohl eifersüchtig auf Angela und ihre Kinder.
    Und ja dass Frankie erst 4 Jahre alt ist - und was er alles schon mitgemacht hat!


    Ich sehe es so wie Saiya, wollte es auch extra betonen, habe ich aber wieder vergessen zu schreiben. :rolleyes


    Mich hat die Tante auch tierisch aufgeregt und ich fand ihr Verhalten schlimmer als das der Eltern, weil die sind einfach hoffnungslos überfordert mit der Situation für mich. Das ist zwar keine Entschuldigung für das Verhalten der Eltern, vor allen Dingen da die Kinder darunter leiden müssen.


    Aber bei der Passage mit dem Bonbon war es für mich reine Bosheit der Tante und das kann man auch nicht mit fehlenden Kindern oder unerfüllten Kinderwunsch erklären. Frankie ist 4 Jahre als er seinen Bruder verliert und genehmigt sich einen Bonbon, weil das für ihn eine Seltenheit ist und er durch Zufall mal Geld erhalten hat. Und dann so ein Theater und das man das nicht macht, weil der Bruder gestorben ist.


    Für mich verabscheuungswürdig ist dabei das Verhalten des Vaters. Der Junge liegt tot zu Hause, die warten auf den Sarg und den Leichenträger und die beiden saufen sich erst einmal die Hucke voll. Selbst wenn ich seine eventuelle Trauer verstehen kann, aber das ist für mich abartig neben dem Sarg zu saufen.


    Wenn ich jetzt nur dran denke rege ich mich schon wieder tierisch auf. :bonk

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Hallo Macska,


    ich finde es ja auch schlimm wie der Vater sich benimmt, vor allem wenn er seinen Sohn dabei auch noch vor bzw. in der Kneipe auf ihn warten lässt.


    Aber eigentlich muß man ja Alkoholismus als Krankheit ansehen, d.h. da ist es nicht mehr weit her mit dem freinen Willen nicht zu trinken bzw. aufzuhören zu trinken... Fällt mir aber auch schwer so zu sehen und ich denke auch, was erlaubt sich dieser Vater denn, kann er sich nicht zusammenreissen.

  • Ich bin noch nicht fertig mit dem 1. Abschnitt, aber das Buch ist wirklich toll. Frankies Erzählstil geht mir sehr zu Herzen. Man kann richtig nachvollziehen, wie er alles aufsaugt, was um ihn herum passiert, verstehen möchte, warum das so ist und praktisch eine Lektion nach der anderen lernt. Im Gegensatz zu Malachy ist er doch sehr ernsthaft, redet aber nicht so viel, weshalb er auch immer wieder mal falsch verstanden wird. Dann haut ihn sein kleiner Bruder raus (wie bei der Prügelei mit dem älteren Jungen in der Schule).


    Besonders berührt hat mich der Satz: "Männer dürfen nur weinen, wenn sie ein Pint haben." (Ich lese die englische Version, ist also nur so wiedergegeben, wie ich es in Erinnerung habe.)


    LG,
    Babs

  • Zitat

    Original von Macska
    Was ich nicht verstanden habe, warum wird Frankie eigentlich generell unterstellt er will andere Kinder umbringen, wenn er sich mal prügelt oder ein Unglück wie mit der Wippe und dem Bruder passiert? Ziemlich harter Verdacht für einen Jungen im Alter von 4 Jahren. :gruebel


    Naja, das würde ich nun nicht auf die Goldwaage legen. Erinnern wir uns nicht alle an Erlebnisse aus der frühen Kindheit, wo wir uns ungerecht behandelt fühlten? Wo wir nach vielen Lebensjahrzehnten uns an Dinge zu erinnern glauben, die so nie stattgefunden haben, oder die für alle anderen Beteiligten vollkommen unbedeutend waren?


    Es kann durchaus sein, dass Frank in der Rückschau das Gefühl hat, unerwünscht gewesen zu sein, was sicher aber aus der Ablehnung in Irland resultiert, mit dem Vater aus dem Norden, dem presbyterianischen Haarschopf und der "komischen" Art (und weshalb Amerika für ihn, der sicherlich nicht allzuviele Erinnerungen an seine frühe Kindheit dort haben kann, das uneingeschränkte Land seiner Träume ist).


    Prinzipiell aber denke ich, dass das Verhältnis zu Kindern damals ein ganz anderes war. Es war, gerade in Irland, eine Konvention, viele Kinder zu haben, nicht zuletzt als Altersvorsorge. Und manche mochte man halt lieber als andere. Schlimm für die Kinder, aber vielleicht auch nicht, denn immerhin hatten sie damals die Möglichkeit, sich mit anderen Kindern auf der Straße gegen die großen zu solidarisieren. Und somit früh unabhängig von Liebe und Fürsorge der Eltern zu werden....

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • War das nur in Irland so? Ich glaube, das war generell zur damaligen Zeit so...Ich kenn das aus Erzählungen...
    Generell tu ich mich grad etwas schwer mit dem Buch, Hauptsächlich wegen der Schreibweise. Außerdem ist es doch recht beklemmend zu lesen. Daher komme ich nur mühsam vorwärts. Derzeit ist die Familie in Limerick angekommen...

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...und das die Mutter scheinbar immer Frankie die Schuld an allem gibt, schon. Mir fehlt also in manchen Situationen das Verständnis für sie. Natürlich versuchen die Eltern das beste aus der Situation zu machen. Vor allem Angela ist sehr einfallsreich und ich kann ihre Überforderung sehr nachvollziehen. Die Situationen, in denen sie Frankie, der ja selbst erst 4 Jahre alt ist, mit seinen drei Brüdern auf den Spielplatz schickt, weil sie einfach nicht mehr kann, verstehe ich. Aber Frankie dann die Schuld zu geben, wenn die Zwillinge nicht ordentlich versorgt sind, dafür fehlen mir dann die Worte.


    Ich will die Mutter jetzt nicht in Schutz nehmen (obwohl auch sie Mitgefühl verdient hat, denn sie ist ja nicht aus Boshaftigkeit so...), aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie (unterbewusst?) in Frankie in diesen entbehrungsreichen, sorgenvollen, unbefriedigenden Monaten und Jahren einfach den Grund ihrer Missere sieht...Er ist nunmal "das Produkt" der "Zitterknie", weswegen sie nun an diesen Mann gebunden und in dieser Familie "gefangen" ist. Klar ist das keine Entschuldigung, aber wenn man in seinem Leben nie eine Stärke gelernt hat, die einen über sich hinauswachsen lässt in solchen Situationen, hat man "andere Strategien" um nicht ganz unterzugehen. Jede Seite hat so sein eigens "Säckchen" zu tragen. Und eigene Unzulänglichkeiten auf andere zu schieben, ist einfacher, als Dinge anzugehen und sich sich selber zu stellen.

    Jeder Mensch ist nur so glücklich, wie er sich zu sein entschließt. (Irisches Sprichwort)

  • Zitat

    Original von nofret78
    War das nur in Irland so? Ich glaube, das war generell zur damaligen Zeit so...Ich kenn das aus Erzählungen...


    Ich auch, aus denen meiner Großmutter. Die Kinder wurden in religiösen Dingen drangasaliert und mussten relativ harte Familienarbeit leisten, wurden ansonsten aber sich selbst überlassen. Das war allerdings in den 1900er, 10er Jahren, bei ihren eigenen Kindern war das schon anders. Irland hinkte da wohl um einige Jahrzehnte hinterher


    Zitat

    Original von Clodi
    Er ist nunmal "das Produkt" der "Zitterknie", weswegen sie nun an diesen Mann gebunden und in dieser Familie "gefangen" ist.


    Ja, diesen Denkmechanismus kenne ich auch aus meiner Kindheit, wo auch oft ungeplante Kinder zu letztlich unglücklichen Ehen führten und den Kindern unterschwellig die Schuld für das ganze Elend zugeschoben wurde.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Amalia
    Hallo Macska,


    ich finde es ja auch schlimm wie der Vater sich benimmt, vor allem wenn er seinen Sohn dabei auch noch vor bzw. in der Kneipe auf ihn warten lässt.


    Aber eigentlich muß man ja Alkoholismus als Krankheit ansehen, d.h. da ist es nicht mehr weit her mit dem freinen Willen nicht zu trinken bzw. aufzuhören zu trinken... Fällt mir aber auch schwer so zu sehen und ich denke auch, was erlaubt sich dieser Vater denn, kann er sich nicht zusammenreissen.


    Ich glaube aber nicht das der Vater alkoholkrank ist. Gut, ich kenne mich mit den medizinischen Details zur Krankheit glücklicherweise nicht so aus, aber was ich gehört habe, da brauchen Alkoholiker einen bestimmten Alkoholpegel um zu "funktionieren".
    Und ich habe es so verstanden, das er immer nur einmal in der Woche Alkohol trinkt, immer wenn er Stempelgeld kriegt oder den Wochenlohn. Dann besäuft er sich aber so richtig.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)


  • Das mag ja alles gut und richtig sein, aber darum ging es mir eigentlich nicht. Ob er wirklich nicht so sehr geliebt wurde wie die anderen Geschwister, das können nur die Eltern sagen.


    Es ging mir einzig und allein um die Ausdrucksweise. Wenn 2 Geschwister spielen, dann passiert schon einmal ein Unglück und jemand verletzt sich. Sicherlich kriegt das größere Kind immer die Schuld, weil es nicht aufgepaßt hat. Aber ich finde es merkwürdig wenn die Mutter dann sagt bzw. fragt, ob er seinen Bruder umbringen wollte. Oder Frankie prügelt sich mit einem Kind auf der Straße und dessen Mutter behauptet, er wollte ihren Sohn umbringen. Oder das die Kinder selbst sagen, er wolle sie umbringen.
    Der Ausdruck wurde mir einfach zu häufig erwähnt und das fand ich merkwürdig. Sicherlich gab es bei uns auch Raufereien oder kleinere bzw. größere Unfälle, aber von umbringen war da garantiert nicht die Rede.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Zitat

    Original von Macska
    Das mag ja alles gut und richtig sein, aber darum ging es mir eigentlich nicht. Ob er wirklich nicht so sehr geliebt wurde wie die anderen Geschwister, das können nur die Eltern sagen.


    Es ging mir einzig und allein um die Ausdrucksweise. Wenn 2 Geschwister spielen, dann passiert schon einmal ein Unglück und jemand verletzt sich. Sicherlich kriegt das größere Kind immer die Schuld, weil es nicht aufgepaßt hat. Aber ich finde es merkwürdig wenn die Mutter dann sagt bzw. fragt, ob er seinen Bruder umbringen wollte. Oder Frankie prügelt sich mit einem Kind auf der Straße und dessen Mutter behauptet, er wollte ihren Sohn umbringen. Oder das die Kinder selbst sagen, er wolle sie umbringen.
    Der Ausdruck wurde mir einfach zu häufig erwähnt und das fand ich merkwürdig. Sicherlich gab es bei uns auch Raufereien oder kleinere bzw. größere Unfälle, aber von umbringen war da garantiert nicht die Rede.


    Mir ist das auch aufgefallen. Vielleicht liegt es an der Übersetzung? :gruebel

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Nun klar ob der Vater jetzt im Einzelfall alkoholkrank ist bzw. war kann ich natürlich auch nicht beurteilen, aber zumindest hat er ein Alkoholproblem. Und ich weiß, dass es verschiedene Typen von Alkoholikern gibt, einmal den Spiegeltrinker, das sind die die immer einen gewissen Alk-pegel aufrechterhalten und dabei oft sogar recht unauffällig sind. Dann gibt es den Rauschtrinker, bei dem auf Alkoholexzesse alkoholfreie Phasen folgen (auch Quartalssäufer genannt). Dabei kommt es dann zu einem sog. Kontrollverlust was die Menge und das Ende des Trinkens betrifft. Und ich denke dass der Vater nicht von vorneherein vor hat das ganze Stempelgeld zu vertrinken, wahrscheinlich will er nur eine Pint, doch dann kann er nicht mehr aufhören. Aber die medizinischen Details sind ja auch egal, fest steht dass er die Familie leider dadurch oft vernachlässigt.

  • Zitat

    Original von Clodi


    Ich will die Mutter jetzt nicht in Schutz nehmen (obwohl auch sie Mitgefühl verdient hat, denn sie ist ja nicht aus Boshaftigkeit so...), aber ich kann mir gut vorstellen, dass sie (unterbewusst?) in Frankie in diesen entbehrungsreichen, sorgenvollen, unbefriedigenden Monaten und Jahren einfach den Grund ihrer Missere sieht...Er ist nunmal "das Produkt" der "Zitterknie", weswegen sie nun an diesen Mann gebunden und in dieser Familie "gefangen" ist. Klar ist das keine Entschuldigung, aber wenn man in seinem Leben nie eine Stärke gelernt hat, die einen über sich hinauswachsen lässt in solchen Situationen, hat man "andere Strategien" um nicht ganz unterzugehen. Jede Seite hat so sein eigens "Säckchen" zu tragen. Und eigene Unzulänglichkeiten auf andere zu schieben, ist einfacher, als Dinge anzugehen und sich sich selber zu stellen.



    Da bin ich mit dir einer Meinung. Ich denke auch, daß das die Ursache ist für das angespannte Verhältnis zwischen Mutter und Sohn. Aber ich finde das trotzdem nicht gut, im Gegenteil.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Mir ist das auch aufgefallen. Vielleicht liegt es an der Übersetzung? :gruebel


    Ich glaube, daß das daran liegt, daß Frankie nicht einfach so aufhören kann mit dem Prügeln, sondern einfach immer weiter zuschlägt. Und dann benutzt die Mutter oder Frau Leibowitz das "umbringen" wie eine Redensart.


    Als die beiden eingeschult werden, prügelt er sich ja auch, weil er gehänselt wird. Hier steht dann: "Ich will eigentlich weinen, aber dann kommt die Schwärze über mich, wie bei Freddie Leibowitz und ich stürze mich auf ihn und haue. Ich schlage ihn nieder..." usw.

  • Ich denke auch dass Frankie ja eigentlich viel ertragen kann, aber wenn es ihm dann mal zuviel wird, dann sieht er quasi "rot" oder "schwarz" und seine Emotionenen überkommen ihn und er reagiert dann extrem aggressiv.


    Und ja, das klingt plausibel, dass seine Mutter ihm unbewusst die Schuld an ihrer aussichtslosen Lage gibt, traurig.

  • Zitat

    Original von Macska


    Ich glaube aber nicht das der Vater alkoholkrank ist. Gut, ich kenne mich mit den medizinischen Details zur Krankheit glücklicherweise nicht so aus, aber was ich gehört habe, da brauchen Alkoholiker einen bestimmten Alkoholpegel um zu "funktionieren".


    Das ist so nicht richtig....denn:
    Es gibt 5 Arten des Alkoholismus und der Vater fällt definitiv darunter ( Ich kenn die medizinischen Details ;-)). Bei Malachy sen. kann man von einem sogenannten Quartalstrinker ausgehen. Auch eine Form des Alkoholismus..


    Edit meint noch, die Schreibweise treibt mich bald in den Wahnsinn.... :rolleyes:rolleyes

  • Nofret78, was stört dich denn speziell an der Schreibweise? Dass es keine direkte Rede gibt? Die kindliche Perspektive? Ich habe mich schon nach ein paar Seiten dran gewöhnt, weil mich die Handlung bzw. die Schicksalsschläge so in den Bann gezogen haben. Vor allem weil es sich ja um eine echte Geschichte handelt und es mich auch sehr interessiert wie die Lebensbedingungen vor 80 Jahren waren. Und ich will immer wissen, wie es mit der Familie weiter geht bzw. hoffe ich immer noch dass es ihnen irgendwie besser gehen wird, nur wie?


    (Mich erinnert das Buch übrigens vom Stil her etwas an Daniel Kehlmann - Die Vermessung der Welt...)

  • Einerseits ist es die kindliche Perspektive und schon auch die fehlende direkte Rede. Aus Kindersicht etwas zu lesen empfinde ich grad als recht anstrengend (also generell wie erzählt wird, ich weiß nicht recht, wie ich das ausdrücken soll...), gerade weil es sich um eine eigentlich traurige, ernste Thematik handelt...Da es sich ja um die Erinnerungen von Frank McCourt handelt, fehlen mir da auch eben andere Blickwinkel. Es ist mir zu einseitig dargestellt. Ich hoffe man versteht einigermaßen was ich sagen will...seufz...