'Die Asche meiner Mutter' - Kapitel 01 - 02

  • Ich habe jetzt die ersten 40 Seiten gelesen und ich muss gestehen, dass mir gerade die ersten Tränen über die Wangen kullern.
    Das Buch löst in mir eine beklemmende und traurige Stimmung aus. Ich möchte diese Eltern nur schütteln und fragen, ob sie gar nicht merken, wie traurig ihr Sohn ist.
    Als Frankie sich wünscht, endlich erwachsen zu sein, um arbeiten zu können, um für seine Mutter Geld zu verdienen, da musste ich das Buch erst einmal zur Seite legen.
    Ein altes Verhaltensmuster, dass die Kinder sich verantwortlich für das Glück ihrer Eltern fühlen und so um eine unbeschwerte Kindheit betrogen werden.


    An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen. Er ist schlicht, weil aus der Sicht Frankies geschrieben und trotzdem voller Traurigkeit.


    So in etwa muss es in der Classon Avenue ausgesehen haben, das Bild zeigt einen Spielplatz.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Hallole!


    Habe heute morgen angefangen, aber werde wohl erst heute Abend dazu kommen, den ersten Abschnitt zu Ende zu lesen.


    Was mir gleich aufgefallen ist:


    Die Leute gehen in die Kirche, weil es der einzige trockene Ort sei.
    Hier gab es mal eine Frau, die ist jeden Tag in die Kirche zur Messe.
    Warum? War sie besonders gläubig?


    Nee, das war die einzige freie Zeit am Tag :-]
    Nicht arbeiten, sich nicht um die Familie kümmern, nur mal Zeit für sich...


    :wave

    Wenn mein Kopf auf ein Buch trifft, klingt es hohl. Das muß nicht immer am Buch liegen...
    (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Das ist kein Buch, was man schnell und nebenbei liest. Ich weiss nicht, ob Francis den Tod seiner Brüder so leicht genommen hat, wie es im Buch der Anschein hat. Einen Moment schreibt er wie er mit seinem Bruder in den Park ging, um ihn vom Tod von Oliver abzulenken und im nächsen Augenblick schreibt er "und dann ist er auch gestorben". Vielleicht hat er das verdrängt, und weiss es nicht mehr richtig, was er zu der Zeit gefühlt hat.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Das Buch löst in mir eine beklemmende und traurige Stimmung aus. Ich möchte diese Eltern nur schütteln und fragen, ob sie gar nicht merken, wie traurig ihr Sohn ist.


    Naja, Angela ist depressiv, Malachy schwerer Alkoholiker. Ich würde mal sagen, beide sind nicht schuldfähig.
    Ich bin gerade an dem Punkt, als die Familie nach Limerick zurückkehrt. Den Vater wird es, wie ich annehme, vollends aus der Spur werfen. Konnte er sich in Amerika wenigstens noch an seinen Traum vom freien Irland festhalten, dürfte ihm die irische Wirklichkeit den Rest geben.


    Zitat

    Einen Moment schreibt er wie er mit seinem Bruder in den Park ging, um ihn vom Tod von Oliver abzulenken und im nächsen Augenblick schreibt er "und dann ist er auch gestorben". Vielleicht hat er das verdrängt, und weiss es nicht mehr richtig, was er zu der Zeit gefühlt hat.


    Meine Omma, die aus einer Essener Bergarbeiterfamilie stammt, hat schon als Kind vier ihrer sieben Geschwister verloren. Als ich klein war, hat sie mir immer Geschichten aus dieser Zeit erzählt. Immer, wenn sie mir vom Tod ihrer Schwester Zillie, die mit acht Jahren an Diphterie starb, erzählte, war das Wichtigste, dass Zillie so schöne Haare hatte. Als Kind hatte ich den Eindruck, dass es in erster Linie um diese Haare schade war. Leider ist Omma schon lange tot und ich kann sie nicht mehr befragen, ob sie das als Kind genauso empfunden hat.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)


  • Der Schreibstil ist schon ganz besonders und als ich es zum ersten mal gelesen hab, war der Anfang für mich gewöhnungsbedürftig...aber ich habe mich schnell eingelesen und finde diese kindliche Art des Erzählens, die Traurigkeit und Humor so speziell vereint, einfach nur klasse.


    Dieses Verhalten von Frankie, welches du beschreibst, kennt man aus Erzählungen und/oder aus dem eingenen Leben...man möchte selbst etwas tun, um die Situation nicht weiter aushalten zu müssen....

    Jeder Mensch ist nur so glücklich, wie er sich zu sein entschließt. (Irisches Sprichwort)

  • Zitat

    Original von xania
    Das ist kein Buch, was man schnell und nebenbei liest. Ich weiss nicht, ob Francis den Tod seiner Brüder so leicht genommen hat, wie es im Buch der Anschein hat. Einen Moment schreibt er wie er mit seinem Bruder in den Park ging, um ihn vom Tod von Oliver abzulenken und im nächsen Augenblick schreibt er "und dann ist er auch gestorben". Vielleicht hat er das verdrängt, und weiss es nicht mehr richtig, was er zu der Zeit gefühlt hat.


    So "einfach gestrickt" sind Kinder (soll ich manchmal sagen...) Der eine ist gestorben und dann der andere auch noch, ich denke, genauso hat er es damals gesehen...nicht, dass er keinerlei Trauer empfunden hätte, aber Kinder sagen Dinge anders als Erwachsene und manchmal stößt es Erwachsene vor den Kopf, wie Kinder etwas sagen. Es war einfach eine Feststellung und dann muss man damit umgehen...ich hoffe, ich drücke mich hier verständlich aus...
    Ich konnte das gut verstehen und nachvollziehen.

    Jeder Mensch ist nur so glücklich, wie er sich zu sein entschließt. (Irisches Sprichwort)

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  • Als meine Schwiegermutter starb, war das für die Familie ein großer Einschnitt, weil sie einfach der Mittelpunkt war. Eine herzensgute Frau.
    Eine Nichte war vier zu dem Zeitpunkt und wollte am Nachmittag nochmal zum Grab. Wir sind hin und sie war voller Freude von den schönen Blumen, die die Oma jetzt hat. Es flog ein Schmetterling vorbei und sie sagte nur: "Guck mal, die Oma ist jetzt ein Schmetterling!"
    Diese kindliche Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Tod hat mich tief berührt und das habe ich nicht vergessen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe erst das 1. Kapitel geschafft, aber das hat es wirklich schon in sich und man kann schon ahnen, dass dieses Buch hart zu nehmen sein wird.


    Ich finde auch, dass es erstaunlich ist, wie man trotzdem noch den Eindruck hat, dass die Kinder nicht eigentlich unglücklich sind und auch geliebt werden, wenn auch irgendwie verzweifelt.


    Jetzt bin ich erstmal gespannt, wie es in Irland weitergehen wird.


    LG,
    Babs

  • Auch für mich ist es kein Buch, welches sich nebenbei liest. Ich befürchte, das Buch wird mich noch recht fordern, denn schon das erste Kapitel war hart zu lesen. Schwer vorstellbar für jemanden wie mich, der behütet im Wohlstand aufgewachsen ist.
    Ich frage mich, was Angela dazu bewogen hat sich mit Malachy einzulassen, Liebe war ja da nicht im Spiel. Ist Sympathie da echt schon ausreichend gewesen? Für mich ebenfalls schwer vorstellbar. Denn das man da heiraten musste kenne ich noch aus Urgroßmutters Zeiten...Ich meine, das ist ja eine Entscheidung fürs Leben...
    Angela merkt man relativ schnell an das sie überfordert ist - kein Wunder. Ein Haufen Kinder, ein Mann der säuft und ihr keinen Rückhalt bietet und nichts zu Essen auf dem Tisch.
    Positiv sind mir die Menschen aus dem nächsten Umfeld aufgefallen - Minny und Mrs. Leibowitz - welche helfend zur Seite standen, während ihre tollen Cousinen alles daran setzen sich des "Problems" zu entledigen.
    Richtig sauer kann ich auf Mr. McCourt auch nicht sein, als Tagelöhner zur Zeit der Depression...Leider hat er wohl nicht genug Kraft dem Teufel Alkohol zu widerstehen, und Margarets Tod gibt im den Rest. So versucht eben jeder auf seine Art, mit Problemen und Schicksalsschlägen klar zu kommen... Nur leider zu Lasten der Kinder.
    Nun bin ich gespannt, wie es in Irland weiter geht...

  • Hab das erste Kapitel durch. Das waren harte Zeiten 1930-1935 für die Auswanderer in New York. Und dann noch der Teufel Alkohol, die Mutter versinkt in Depressionen. Kaum vorstellbar wie hart das für die Kinder auszuhalten sein musste, Frankie war zum Zeitpunkt der Rückkehr nach Irland erst 4 Jahre alt, und trotzdem musste er schon die Verantwortung für seine 3 jüngeren Brüder (und 2 davon noch Babys) übernehmen, und noch dazu hatten alle Hunger. Dann der Tod der Schwester, der "verrückte" Vater...
    Gut dass es wenigstens hilfsbereite Nachbarn gab. Und ja, es ist seltsam, wie viel Kinder oft irgendwie aushalten und dabei sogar oft stärker sind als die Erwachsenen! Zwischendurch gab es ja auch immer mal wieder einen Lichtblick, wenn der Vater Geld nach hause brachte und es sowas wie ein normales Familienleben gab (aber nicht lange). Oder nach der Geburt der Schwester, aber das muss doch für die Jungen auch hart gewesen sein, dass alle so verrückt nach dem Mädchen waren...
    So, jetzt bin ich gerade in Irland angekommen (Kapitel 2) aber wie sagt McCourt im ersten Satz: "Mein Vater und meine Mutter hätten in New York bleiben sollen"... und später "...noch schlimmer ist die unglückliche irische katholische Kindheit" und "Hauptsächlich waren wir: naß."
    Hört sich ja nicht sehr vielversprechend an

  • Zitat

    Original von nofret78
    Auch für mich ist es kein Buch, welches sich nebenbei liest. Ich befürchte, das Buch wird mich noch recht fordern, denn schon das erste Kapitel war hart zu lesen. Schwer vorstellbar für jemanden wie mich, der behütet im Wohlstand aufgewachsen ist.


    Für mich war es beim ersten Mal auch ein wenig hart, aber nicht, weil ich behütet im "Wohlstand" aufgewachsen bin, sondern, weil ich Frankie in manchen Situationen so gut verstehen konnte...ich hab manche Denkweisen wiedererkannt...das Buch hatte mich damals sehr beschäfftigt, aber es hat mir auch weitergeholfen, z.B. andere Personen zu verstehen.


    Zitat

    Original von nofret78
    Ich frage mich, was Angela dazu bewogen hat sich mit Malachy einzulassen, Liebe war ja da nicht im Spiel. Ist Sympathie da echt schon ausreichend gewesen? Für mich ebenfalls schwer vorstellbar. Denn das man da heiraten musste kenne ich noch aus Urgroßmutters Zeiten...Ich meine, das ist ja eine Entscheidung fürs Leben...


    Liebe war wahrscheinlich wirklich nicht im Spiel, aber ist es nicht manchmal so, dass Menschen, die nie richtig geliebt wurden oder genug Liebe und Zuwendung bekommen haben, in der kleinsten Zuwendung aufgehen und die Vernunft ausser Acht lassen.... Und sie hat sicher nicht damit gerechnet nach dem ersten paar "Zitterknien" schon verheiratet werden zu müssen. :grin

    Jeder Mensch ist nur so glücklich, wie er sich zu sein entschließt. (Irisches Sprichwort)

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  • Zitat

    Original von Clodi


    Für mich war es beim ersten Mal auch ein wenig hart, aber nicht, weil ich behütet im "Wohlstand" aufgewachsen bin, sondern, weil ich Frankie in manchen Situationen so gut verstehen konnte...ich hab manche Denkweisen wiedererkannt...das Buch hatte mich damals sehr beschäfftigt, aber es hat mir auch weitergeholfen, z.B. andere Personen zu verstehen.


    Genauso geht es mir im Moment, weshalb ich nicht so schnell lesen kann und möchte. Ich lese das Buch zum ersten Mal.


    Ich glaube, daß Angela sich auf Malachy eingelassen hat, weil ihr alles als großes Abenteuer erschien und alles so viel leichter war als bei ihr zu Hause. Sie hat beim ersten Mal "Zitterknien" sicher nicht an die Konsequenzen gedacht, sondern nur an den Moment. Allerdings haben darunter später nicht nur sie und Malachy zu leiden, sondern vor allem ihre Kinder. :-(

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ich glaube, daß Angela sich auf Malachy eingelassen hat, weil ihr alles als großes Abenteuer erschien und alles so viel leichter war als bei ihr zu Hause. Sie hat beim ersten Mal "Zitterknien" sicher nicht an die Konsequenzen gedacht, sondern nur an den Moment. Allerdings haben darunter später nicht nur sie und Malachy zu leiden, sondern vor allem ihre Kinder. :-(


    Mich würde nicht wundern, wenn Angela keine Ahnug hatte, dass bei der Zitterkniegeschichte ein Kind bei rauskommen könnte.
    Das war wohl damals nicht anders als heute, wo die Vielzahl von "Teenage-Moms" dadurch entsteht, dass die Jugendlichen keinerlei Vorstellung davon haben, woher die Babys kommen.


    Mir scheinen diese Wertegebäude, auf die sich ja konservative Parteien hierzulande auch gerne beziehen, zweifelhaft: Wäre Angela nicht besser bedient gewesen, wenn sie auf dieses Familiengelaber verzichtet und dieses eine Kind alleine großgezogen hätte, anstatt sich noch zig andere von dieser letztendlich Zufallsbekanntschaft ganz legitim machen zu lassen, von denen die Hälfte aufgrund der unmöglichen Verhältnisse stirbt?


    Und dann, das Problem stellt sich ja auch heute in den USA, kann eine einflussreiche Lobby gegen Abtreibung, oder gar gegen Verhütung sein, wenn sie sich keinen Deut um die Kinder, die daraus hervorgehen, kümmert, ihnen Gesundheitsvorsorge und Bildung vorenthät? Ich komm in diese Denkweise einfach nicht rein: Wie kann ich von meinen Schäfchen verlangen, dass sie alle drei Jahre wohldosiert Sex haben, aus denen dann im Laufe ihrer Ehejahre drei, vier Kinder hervorgehen, die sie ohne Not ernähren können?

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ähm, ich habe das Buch im Herbst des letzten Jahres gelesen und wenn ich genug Zeit hätte, ich würde es im Rahmen dieser LR wieder lesen. Aber so bin ich "nur" als Zaungast unterwegs.


    Wie gesagt es ist schon etwas her, daher versuche ich alle grauen Zellen zu aktivieren, um mich so gut wie möglich zu erinnern.


    Ich glaube, ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass Frankie den Tod von Oliver gar nicht einordnen kann, einfach weil er selbst zu klein dafür ist.


    @Draper: Ich versteh was du meinst, aber dennoch denke ich, dass der Vergleich ziemlich hinkt. Allein die Aufklärungsmöglichkeiten dürften heute ganz anders sein als sie es damals waren. Zumal man auch mitbedenken muss, dass Angela aus einer katholischen Familie stammt.
    Das betrifft dann natürlich auch die Möglichkeit das erste Kinde ohne Vater groß zu ziehen und somit weitere Kinder "zu verhindern". Ich denke einfach, diese Option (alleinerziehende Mutter) war damals gar nicht realistisch. Man kann die heutigen Verhältnisse nicht so einfach auf die 30er Jahre übertragen.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Naja, Angela ist depressiv, Malachy schwerer Alkoholiker. Ich würde mal sagen, beide sind nicht schuldfähig.
    Ich bin gerade an dem Punkt, als die Familie nach Limerick zurückkehrt. Den Vater wird es, wie ich annehme, vollends aus der Spur werfen. Konnte er sich in Amerika wenigstens noch an seinen Traum vom freien Irland festhalten, dürfte ihm die irische Wirklichkeit den Rest geben.
    ...


    Ich finde, so einfach darf man es den beiden nicht machen. Und ich verstehe durchaus, wie es zu der Vernachlässigung der Kinder kommt. Malachy hat im Krieg sicherlich Traumatisches erlebt, was ein Grund für den Alkoholismus ist. Für ihn wäre es eine Bestätigung und wichtig gewesen, wenn er als Veteran anerkannt worden wäre.
    Angela versucht trotz ihrer Trauer ja auch einiges, um wenigstens etwas Essen und Kohle zu beschaffen.
    Und trotzdem: Wenn ich an die vielen Trümmerfrauen denke, die auch nichts hatten und Kinder und Männer verloren haben und zugepackt haben und einfach Unvollstellbares geleistet haben, dann ist mir dein post zu fatalistisch.


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    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von nofret78
    ...
    Ich frage mich, was Angela dazu bewogen hat sich mit Malachy einzulassen, Liebe war ja da nicht im Spiel. Ist Sympathie da echt schon ausreichend gewesen? Für mich ebenfalls schwer vorstellbar. Denn das man da heiraten musste kenne ich noch aus Urgroßmutters Zeiten...Ich meine, das ist ja eine Entscheidung fürs Leben...


    Es findet sich im Buch nur der Hinweis, dass sie sich von seiner zerknirschten Art angezogen fühlt. Als sie schwanger ist, sorgen ja die resoluten Cousinen für die Heirat. Von Liebe, glaube ich, haben beide keine Idee und nicht viel erfahren.


    Zitat

    Original von nofret78
    Angela merkt man relativ schnell an das sie überfordert ist - kein Wunder. Ein Haufen Kinder, ein Mann der säuft und ihr keinen Rückhalt bietet und nichts zu Essen auf dem Tisch.
    Positiv sind mir die Menschen aus dem nächsten Umfeld aufgefallen - Minny und Mrs. Leibowitz - welche helfend zur Seite standen, während ihre tollen Cousinen alles daran setzen sich des "Problems" zu entledigen.


    Die Menschen im Umfeld sind ein Segen für die Kinder und helfen, wo sie können. Sie helfen ja auch Angela, ohne ihr Vorwürfe zu machen. Sie haben Mitleid. Das finde ich auch bemerkenswert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Den ersten Abschnitt habe ich jetzt beendet.
    Ich finde, Angela fasst die Lebensumstände in ihrer BEschreibung vom Himmel ziemlich gut zusammen. Bei mir ist das auf S. 114.

    Zitat

    Mam sagte, der Himmel ist ein Ort, an dem Oliver und Eugene und Margaret fröhlich sind und es warm haben, und da sehen wir sie eines Tages wieder.


    Die Sehnsucht nach Wärme und Befriedigung der Grundbedürfnisse ist ständig greifbar.


    In der Schule müssen die Jungen ebenfalls sehen, wie sie ihre Überlebensstrategien anwenden. Solche Schilderungen kenne ich aus Erzählungen von Verwandten ebenfalls. Der beschwerliche Weg zur Schule, dann die Misshandlungen und Demütigungen der hilflosen Lehrer, da musste man schon Glück haben, wenn man einen guten Pädagogen erwischte.
    Im Sommer dann Feldarbeit.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Bin jetzt auch mit Kapitel 2 durch. Wie erwartet läuft es in Irland nicht besser für die Familie. Das war ja wirklich eine harte Zeit, 3 Kinder verloren, 1 Fehlgeburt, Mann Alkoholiker, oft kein Geld + kein Essen. Und trotzdem merkt man wie die Eltern ihre Kinder lieben. Und oft lachen sie auch mit ihnen (bei der Oma). Oder die Mutter kümmert sich zwischendurch um alles, Gutscheine von der Kirche, Kohlen von der Strasse, holt das Geld am Arbeitsamt ab. Doch der Tod der Kinder wirft sie dann wieder aus der Bahn. Aber erfreulich ist doch, dass die Familie doch trotz allem zusammen hält und in Notfällen auch die Oma und Tante / Onkel aushelfen und auch andere, fremde Leute oft helfen, z.B. Ladenbesitzer, auf der Polizeiwache etc. Dagegen in der Schule, die Lehrer werden nur beschrieben wie sie schlagen.
    Zur Schreibweise: Musste auch erst reinkommen, ist etwas trocken geschrieben, aber ich finde so wird die kindliche Perspektive toll getroffen. So unbedarft wie er über die schlimmsten Dinge schreibt, manchmal etwas unbeteiligt, ohne alles zu hinterfragen. Er vereint die Traurigkeit und den Humor.

  • Zitat

    Original von Amalia
    ...
    Zur Schreibweise: Musste auch erst reinkommen, ist etwas trocken geschrieben, aber ich finde so wird die kindliche Perspektive toll getroffen. So unbedarft wie er über die schlimmsten Dinge schreibt, manchmal etwas unbeteiligt, ohne alles zu hinterfragen. Er vereint die Traurigkeit und den Humor.


    :write
    Die Schreibweise gefällt mir auch ausgesprochen gut.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin