'Die Asche meiner Mutter' - Kapitel 06 - 08

  • Frankie und sein Bruder gehen ja inzwischen in die Schule. Was mich wundert, das Fragen der Kinder generell nicht gern gesehen werden bzw. nicht erwünscht ist. Entweder werden sie vertröstet und das sie alles erfahren wenn sie groß sind, oder sie kriegen sogar Prügel angedroht. Irgendwie empfinden die Erwachsenen fragende Kinder als aufmüpfig habe ich das Gefühl.


    Allgemein scheinen die Lehrer schon sehr spezielle Typen zu sein, wenn ich da z.B. an den Mr. O´Neill denke. Obwohl er weiß das in seiner Klasse viele Kinder Hunger leiden, schält er sich in aller Gemütsruhe täglich einen Apfel und als Hohn empfinde ich ja, das er die Schale dem klassenbesten Kind des Tages überläßt.


    In diesem Abschnitt wird auch deutlich, wie die Kinder den Tod empfinden ( S. 226 )
    Von einem Freund von Frankie sterben die Verwandten einer nach dem anderen wie die Fliegen. Wichtig für den Jungen ist aber, das er nach dem Tod eines Verwandten Geld, Bonbons und vor allen Dingen eine Woche schulfrei kriegt. Seine größte Angst, das seine Schwester innerhalb der Sommerferien stirbt. Ich glaube das sagt viel aus. Für die Kinder scheint der Tod auf Grund der Häufigkeit eine normale Sache zu sein, er nimmt eigentlich einen anderen Stellenwert als zur heutigen Zeit ein.


    Und wieder bekommt die Familie Nachwuchs, wieder ein Junge. Und das von den Großeltern geschickte Geld für das Baby versäuft der Vater.


    Frankie erkrankt auch schwer und bekommt Typhus. Er liegt über 14 Wochen im Krankenhaus. Aber im Krankenhaus bekommt er, was eigentlich Normalität sein sollte ... ein sauberes Bett und regelmäßig 3x täglich etwas zu essen.


    Was mir auch sehr gut gefallen hat war fast am Ende die Beschreibung der Szene zwischen Frankie und seinem Vater. Obwohl der Vater der Familie nichts bieten kann und im Gegenteil die Familie oft im Stich läßt, liebt Frankie seinen Vater und könnte ihn nicht in die Pfanne hauen. Er genießt die Zeit am Morgen, die er allein mit seinem Vater verbringt und in der sie über Gott und die Welt reden. Und er würde ihm gern sagen das er ihn liebt, aber darüber spricht man nicht.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Bei meiner Grossmutter darf man auch keine Fragen stellen. Die findet es sogar bei ganz normalen Fragen komisch, dass ich die dann beantwortet, statt zu schimpfen weil sie Fragen stellen.


    Ich habe das Versaufen gerade dieses Geldes sehr schlimm gefunden. Oma denkt damit wäre das Baby versorgt und es hat gar nichts gebracht. Einfach unmöglich! Ich glaube, Kinder verzeihen ihren Eltern sehr viel, aber Frankies Vater spielt mit dem Leben seiner Kinder.

  • Zitat

    Original von xania
    Bei meiner Grossmutter darf man auch keine Fragen stellen. Die findet es sogar bei ganz normalen Fragen komisch, dass ich die dann beantwortet, statt zu schimpfen weil sie Fragen stellen.


    ....


    Komisch, so etwas kenne ich gar nicht. Wie soll man denn lernen wenn man keine Fragen stellen kann? Sicherlich gibt es Fragen, bei denen ausgewichen wird, aber im Großen und Ganzen konnte man bei uns immer Fragen stellen.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Wieder ein sehr aufwühlender Abschnitt. Obwohl sich das Buch wirklich gut liest, kann ich nicht so viele Seiten am Stück lesen, weil es in mir starke Emotionen auslöst.


    Da ist Franckie dem Tod nach einmal von der Schippe gesprungen. Bei der Szene als er merkt, dass er sehr krank ist und alles ihm egal ist, auch der Tod, liefen bei mir die Tränen.


    Das Bild, das Franckie jetzt von seinem Vater hat, ist differenzierter, er ist ja jetzt auch einiges älter. Die Wahrnehmung verschiebt sich.
    McCourt hat das wirklich toll geschrieben. :anbet


    Wenn Glaube Berge versetzt...Der Weite Weg in die entfernte Kirche hat sich gelohnt und Franziskus hat sein Gebet erhört. Das freut mich wie jedes Erfolgserlebnis mich für die Familie freut.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Hier meine Eindrücke zu Kap. 6:
    Der Lehrer Mr. O`Neill (Dotty) kommt mir sogar verglichen mit den andern Lehrern recht nett vor. Auch wenn er einen Euklid-Tick hat, zumindest findet er es gut, dass Brendan Quigley Fragen stellt und sagt, dass er es noch weit bringen wird. Fintan Slattery mit seiner frommen Mutter ist ja sehr speziell. So kommt es wegen des entgangenen Mittagessens ja auch zu dem Schulschwänzen und dass Frankie aus Angst vor seinen Eltern bei den Clohessys übernachtet. Denen geht es ja noch deutlich schlechter als Frankies Familie, und dann noch der kranke Vater. Zum Glück für Frankie haben ja alle Mitleid und die Mutter ist ergriffen als sie ihren alten Freund in dem Zustand wiedersieht.
    Weiter mit Kap. 7...

  • Zitat

    Original von Amalia
    Hier meine Eindrücke zu Kap. 6:
    Der Lehrer Mr. O`Neill (Dotty) kommt mir sogar verglichen mit den andern Lehrern recht nett vor. Auch wenn er einen Euklid-Tick hat, zumindest findet er es gut, dass Brendan Quigley Fragen stellt und sagt, dass er es noch weit bringen wird.


    Das fand ich auch. Da durften die Schuler mitdenken und nicht nur repruduzieren und den Kopf und den Hintern für Schläge bereit halten.


    Zitat

    Original von Amalia
    Fintan Slattery mit seiner frommen Mutter ist ja sehr speziell. So kommt es wegen des entgangenen Mittagessens ja auch zu dem Schulschwänzen und dass Frankie aus Angst vor seinen Eltern bei den Clohessys übernachtet. Denen geht es ja noch deutlich schlechter als Frankies Familie, und dann noch der kranke Vater. Zum Glück für Frankie haben ja alle Mitleid und die Mutter ist ergriffen als sie ihren alten Freund in dem Zustand wiedersieht.
    Weiter mit Kap. 7...


    Die Szene am Krankenbett hat mich auch sehr berührt und die Zustände im Haus sind einfach unvorstellbar.
    Kaum zu glauben, dass es noch schlechter gestellte Familien gab als die McCourts. :wow

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Was ich bei dem Teil mit der Familie Clohessy so schlimm fand, war das Wiedersehen zwischen dem Vater und Frank´s Mutter.


    Beide kannten sich von früher, waren jung, ausgelassen und haben sich beim Tanzen kennengelernt. Beide hatten bestimmt Wünsche, Träume und Vorstellungen von ihrem Leben. Und was ist daraus geworden? Er schwer krank und sie in einer Ehe mit einem Alkoholiker, unglücklich und mehr oder weniger am Leben gescheitert. :-(

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Hallo, seid ihr alle schon durch mit dem Buch? Ich hänge im Moment etwas, das Lesen des Buches zieht mich doch sehr runter. Vor allem gerade das Kapitel wo Frank schwer krank wird. Aber nun ja, einst steht fest, er wird überleben...

  • Zitat

    Original von Amalia
    Hallo, seid ihr alle schon durch mit dem Buch? Ich hänge im Moment etwas, das Lesen des Buches zieht mich doch sehr runter. Vor allem gerade das Kapitel wo Frank schwer krank wird. Aber nun ja, einst steht fest, er wird überleben...


    Ich habe es heute morgen fertig gelesen, aber ich schaue hier immer wieder rein. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ihr seit zwar alle schon länger durch, aber ich schreibe hier trotzdem noch meine Eindrücke (vielleicht liest ja noch jemand :grin).
    Ich habe das Buch ja schon mehrmals gelesen, komme im Moment aber nicht so schnell durch, wie ich es möchte, aber das hat Gründe, die hier nicht hingehören.


    Die Passage, wo Frankies Mutter ihren alten Freund wiedertrifft, ist schon sehr bedrückend, die Mutter kommt dadurch ins Grübeln und ihr kommt ihre Lage dann doch nicht ganz so schlimm vor, wie sonst immer...wie Frankie schreibt: "ich glaube, die Clohessys haben mir Ärger erspart"...Angela kann sich doch noch glücklich schätzen, ihr eigenes Leben zu haben...es geht noch schlimmer, was man sich, während man von ihrem Leben liest, nicht vorstellen mag.


    Frankies Zeit im Krankenhaus ist ja eigentlich ganz "gut" für ihn, die Pflege, das Essen, das Lesen. Er will trotz allem nach Hause, aber als er dann zu Hause ist, vermisst er die sauberen Laken und das warme Wasser un der Wanne. Da wird es wieder ganz stark bewusst, in welchen Verhältnissen sie leben...
    Die Krankenschwestern im Krankenhaus find ich äußerst lieblos, aber so war das früher wohl, ich bin froh, nicht in dieser Zeit leben zu müssen, das wird mir immer wieder bewusst, bei dieser Lektüre!! Trotzdem ist es wirklich traurig gewesen, dass sie Frankie nach oben geschafft haben, nur weil die beiden Kinder sich ein bisschen unterhalten haben, naja.
    Zudem finde ich es bewundernswert, dass Frankie den Typhus überlebt hat, trotz all der Armut und der Entbehrungen.


    Ich weiß nicht, ob das nur in meiner ollen Ausgabe so ist, aber mir sind einige Schreibfehler aufgefallen, was mich stört (hatte ich schonwieder verdrängt :lache). Also, manche Namen werden falsch geschrieben, mal heißt es Doley und dann (richtig) Dooley und in irgendeinem Namen fehlte dann mal ein l und dann waren es wieder zwei....
    Am schlimmsten finde ich, dass Seamus (!) in meiner Ausgabe Seumas heißt, HILFE! (Aussprache hier ist: Scheihma(e)s :lache)

    Jeder Mensch ist nur so glücklich, wie er sich zu sein entschließt. (Irisches Sprichwort)

  • Zitat

    Original von Clodi
    Ihr seit zwar alle schon länger durch, aber ich schreibe hier trotzdem noch meine Eindrücke (vielleicht liest ja noch jemand :grin).
    ...


    Klar liest das noch jemand! :knuddel1


    Zitat

    Original von Clodi
    Ich weiß nicht, ob das nur in meiner ollen Ausgabe so ist, aber mir sind einige Schreibfehler aufgefallen, was mich stört (hatte ich schonwieder verdrängt :lache). Also, manche Namen werden falsch geschrieben, mal heißt es Doley und dann (richtig) Dooley und in irgendeinem Namen fehlte dann mal ein l und dann waren es wieder zwei....
    Am schlimmsten finde ich, dass Seamus (!) in meiner Ausgabe Seumas heißt, HILFE! (Aussprache hier ist: Scheihma(e)s :lache)


    Mir ist nichts dergleichen aufgefallen. Ich schau aber noch mal nach.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • War das nicht auch ein katholisches Krankenhaus? :gruebel
    Ich denke auch das war zur damaligen Zeit normal, das Jungen und Mädels kein Kontakt haben sollten. Traurig aber wahr.
    Bloß die müssen sich doch auch vorstellen können, das es gerade für kranke Kinder langweilig allein im Zimmer ist.


    Das mit den Fehlern ist mir auch nicht aufgefallen. :gruebel

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

  • Hallo, ich lese auch noch, bin in Kap. 11. Fehler hab ich auch nicht bemerkt, aber bei mir heißt er auch Seumas.


    Fand ich auch krass, 3 1/2 Monate Krankenhaus, quasi ohne Besuch, ganz alleine!! Aber im Prinzip verdankt McCourt dieser Krankheit seinen ersten Kontakt mit Büchern. Hier hat er die Erfahrung gemacht, dass er sich durch Lesen eine eigene Welt im Kopf schaffen kann. Auch später in der Schule kann er ja durch seinen Aufsatz über Jesus den Lehrer überzeugen, dass er die Klasse nicht zu wiederholen braucht. Hier zeigt sich dann zum erste Mal seine Begabung zum Schreiben. Und ja im Krankenhaus ist er besser versorgt als zuhause, so dass er sich später manchmal regelrecht danach zurücksehnt...

  • Der Seumas ist mir auch aufgefallen, aber vor allem, weil ich nicht weiß, wie ich den Namen aussprechen sollte.


    Die Erkrankung von frank hat mich auch mitgenommen. und gleichzeitig konnte ich gestern Abend das Buch einfach nicht aus der Hand legen. Ich wollte auch wissen, was mit Patricia passiert. Die Krankheit hat mich so beschäftigt, dass ich heute Typhus mal bei Wiki nachgeschlagen habe. Es ist eine Infektionserkrankung, die vor allem auf unhygienische Umgebung zurückzuführen ist. Hier sieht man eine klare Verbindung auch zu der schlechten Wohnlage. Das Typhusbakterium wird gerne fäkal-oral übertragen. Und mit dem einzigen Abort der Gasse bei dem Haus der McCourts besteht da eine Verbindung. Heutzutage ist die Krankheit mehr in den dritte Welt Ländern verbreitet.


    Als positiv sehe ich hier im Nachhinein auch die Bindung, die sich doch noch zwischen Vater und Sohn entwickelt. Auch wenn es zum einen den guten und den bösen Vater gibt. Da weiß Frank genau zu unterscheiden.

  • Da ich fast fertig bin mit dem Buch, wird es mal Zeit, dass ich noch schnell ein paar Eindrücke zu den einzelnen Teilen loswerde:


    Sowohl in der Schule als auch im Krankenhaus mischen sich bei mir die Meinungen doch sehr stark. Natürlich sind die Lehrer sehr autoritär, aber ich bin eigentlich sehr erstaunt, wie die Kinder trotz der ausgesprochen ärmlichen Verhältnisse, aus denen die meisten von ihnen stammen, in puncto Bildung ernstgenommen werden. Die Lehrer sind doch auch daran interessiert, ihnen Wissen zu vermitteln bzw. ihnen klar zu machen, dass nur Bildung sie aus ihrer Misere "befreien" kann.


    Interessant fand ich auch, wie Frankie und einige andere in seiner Umgebung immer wieder an Bücher oder andere Literatur kommen: Bibliotheken - auch für die Ärmsten - sind normal, es wird gelesen. Fand ich ganz stark!


    So ähnlich ist auch die Situation im Krankenhaus: Nächstenliebe hin oder her könnte man ja auch die Auffassung vertreten, auf ein totes Kind mehr oder weniger kommt es bei den Lebensbedingungen nun auch nicht mehr an. Stattdessen wird Frankie doch sehr lange und irgendwo auch aufopfernd gesund gepflegt. Natürlich können wir vieles nicht mit unseren heutigen Maßstäben messen. Wie Mädchen und Jungs krampfhaft auseinander gehalten werden, geht sicher über die Ansteckungsgefahr hinaus. Aber Frankie wird gesund und auch später werden an verschiedenen Stellen immer wieder Ärzte-Scheine erwähnt, die zumindest eine Grundversorgung für die Gesundheit ermöglichen.


    LG,
    Babs