hedwig courths-mahler: die bettelprinzess

  • hedwig courths-mahler: die bettelprinzess


    es war einmal eine wunderschöne, mit allen guten charakterzügen gesegnete junge frau. ja, und da war auch ein kluger, gutaussehender, gar nicht adelsstolzer spross eines hochadeligen hauses. und wie das leben so spielt, verliebten sie sich ineinander. was seinen stolzen eltern ü-ber-haupt nicht gefiel. weshalb sie ihn enterbten und verbannten und so weiter und sofort, als er seinem herzen folgte und mit ihr in den heiligen stand der ehe zu treten wagte. aber ach, das böse, böse schicksal raffte ihn nur allzubald dahin. und so blieb sie mit ihrem wunderschönen, lieblichen kleinen töchterchen allein zurück. von ihren schwiegereltern hatte sie nichts zu erwarten. also verkaufte sie den rest ihrer kärglichen habe und zog mit ihrem kind aufs land, wo das leben billiger war und sie mit handarbeiten das lebensnötigste für sich und die kleine verdiente.
    unweit der billigen pension war ein grosses, hochherrschaftliches schloss. immer, wenn die kutsche am garten der pension vorbeifuhr, rannte die kleine liselotte zum zaun, um einen blick auf die zum schloss gehörenden kinder zu erhaschen, den kleinen jungen, dem ihr ganzes herz gehörte, und das kleine mädchen in den wunderschönen kleidern.
    aber das leben ist so grausam. eines tages war liselotte auf die strasse hinaus gelaufen, um "dem lieben junker hans" recht nahe zu sein. die bösen, bösen pferde waren wild, bäumten sich auf und hätte liselottchen gewiss getötet, wenn das bange mutterherz nicht in letzter sekunde aufgeschreckt wäre und das kind beiseite gerissen hätte. aber ach. statt liselotte lag nun die junge frau im sterben. mit ihren letzten worten bat sie den ob des unfalls höchst betrübten schlossherrn, für ihr nunmehr vater- und mutterloses kind zu sorgen. das sagte er zu.
    so kam liselotte auf das schloss. die betrübnis über das geschehen und die verantwortung wegen der ungestümen pferde gerieten bald in vergessenheit und aus liselotte wurde - die bettelprinzess....


    Hedwig Mahler wurde am 18. Februar 1867 als nichteheliches Kind in Nebra (Unstrut) geboren und wuchs nach dem Tod des Vaters und der Neuverheiratung der Mutter ohne die Geborgenheit eines intakten Elternhauses auf. Nach einem Schulabbruch arbeitete sie als Dienstmädchen und Gesellschafterin. Mit 17 Jahren bereits schrieb sie erste Erzählungen, wobei sie sich am Vorbild der sentimentalen Romane Eugenie Marlitts (1825-1887) aus der Gartenlaube orientierte. 1889 heiratete sie den Graphiker und Dekorateur Fritz Courths und übersiedelte 1935 auf ihren Gutshof am Tegernsee. Dort starb Courths-Mahler, inzwischen wohlhabend und berühmt geworden, am 26. November 1950.


    isbn: 3785211473


    eigentlich ist es verwerflich, HCM in unmittelbarer nähe eines john galsworthy "unterzubringen". aber sie IST nun einmal ein klassiker.
    ihre bücher erleben neuauflage um neuauflage, werden gekauft und gelesen wie anno dunnemal. was ist es, was immer wieder leserInnen nach ihren büchern greifen lässt? die heile welt? das wissen, dass es am ende immer "irgendwie *gut*" wird? damals waren es eher die "unteren schichten" (aber nicht nur!), die in ihrer kargen freizeit einfache kost als lesestoff verlangten. heute haben wir *wertvolleren" herzschmerzschmus, in bildenden historischen hintergrund eingebettet. in wesentlich anspruchsvollerem stil verfasst. und doch ist HCM nicht totzukriegen.
    und deshalb passt sie sehr wohl in die rubrik klassiker.
    als ich noch fast eine kaulquappe war, sind 5 HCM-bücher sehr ansprechend verfilmt und im fernsehen gezeigt worden. u.a. auch die bettelprinzess. ich habe mich damals über liselottes später auftauchende grossmutter so amüsiert, dass ich mir das buch dazu gekauft habe. ob ich es in diesem leben noch einmal lesen werde, weiss ich nicht, aber es behält seinen ehrenplatz.


    *********************
    nach edit: vielleicht klappts mit dieser neueren isbn: 3785706367

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Schwierige Frage ...


    Klassiker sind Werke, die überdauern.
    Hedwig Courths-Mahlers Romane -- man oder frau mag darüber denken, was man oder frau will! -- überdauern nun schon mehr als 100 Jahre.
    Zusammen mit den Marlitts sind sie sicherlich die Archetypen des modernen frauentauglichen Unterhaltungsromans, da machen wir uns mal nichts vor. Handwerklich (dramaturgisch, erzählerisch, sprachlich) sind Marlitt und Courths-Mahler um Welten besser, als die Schmonzetten, die heute in Heerscharen an die Frau gebracht werden -- und ideologisch besteht eigentlich kaum ein Unterschied.


    Mein Fazit: Wenn Frauen schon einen solchen Schund lesen wollen, dann ist es mir persönlich lieber, sie lesen die Werke dieser beiden Anstandsdamen des Schmachtfetzens also den Gruselkram, der mit knallbunten "Bitte bitte vögel mich"-Covern um die Gunst der Leserinnen wirbt.


    Also doch: Klassiker! :lache

  • Klassiker sind Werke, die überdauern.


    geeeenau!
    ein klassischer pullover ist einer, der nicht aus der mode kommt.
    dazu muss er nicht ununterbrochen ein "renner" sein, der die verkaufsrekorde bricht.
    und hcm und marlitt werden immer wieder neu aufgelegt. also muss es eine stetige - wenn auch vielleicht nicht lawinenartige - nachfrage geben.

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  • Zitat

    Original von frosch1
    ein klassischer pullover ist einer, der nicht aus der mode kommt.


    Wie z.B. Norwegerpullis. Konnte ich nie leiden! :lache


    Zitat

    und hcm und marlitt werden immer wieder neu aufgelegt. also muss es eine stetige - wenn auch vielleicht nicht lawinenartige - nachfrage geben.


    Das liegt aber nicht zuletzt daran, daß beim Immerwiederneuauflegen von alten Schwarten, deren Verfasser schon 70 Jahre unter der Erde sind, keine Lizenzkosten anfallen (d.h. Prozente am Gewinn aus dem Verkauf, die an den Verfasser oder an dessen Erben zu entrichten wären). Der Verlag macht also abgesehen von den rein technischen Produktions-, Vertriebs- und Werbungskosten nur Gewinn. :wave

  • moooment...
    heisst das, dass nehmen wir an, ich hätte eine kleine kaulquappe und schriebe einen bestseller, der noch in 70 jahren ein renner ist...
    dann würden quäppchen und quäppchens quäppchen nach
    meinem letzten quak nichts davon haben??? :lache


    neee, die frage ist ernst. ich fände das sehr unfair!!

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  • Ich hatte irgendwann mal so eine Phase, ich glaub, da war ich 10 oder so, da hab ich "Griseldis" von dieser Autorin geliebt und x-mal verschlungen. Meine Eltern haben sich totgelacht. :lache Ich hab auch irgendwann viel später mal ein Bild gezeichnet, das nichts mit diesem Buch zu tun hatte, ausser, dass da auch ein Spiegel mit Delphin-Rahmen vorkam, zu dem mich das Buch inspiriert hatte.


    lg Iris :knuddel1

  • Zitat

    Original von frosch1
    heisst das, dass nehmen wir an, ich hätte eine kleine kaulquappe und schriebe einen bestseller, der noch in 70 jahren ein renner ist...
    dann würden quäppchen und quäppchens quäppchen nach
    meinem letzten quak nichts davon haben??? :lache


    70 Jahre nach deinem Ableben würde das Urheberrecht insofern erlöschen, als es so, wie es vorliegt, zu frei verwertbarem Kulturgut wird. Deine Ur-ur-Enkelquappen würden vermutlich leer ausgehen.


    Bloß beliebig verändern darf man es nicht.

  • @ iris: interessant! dankeschön :anbet :wave
    ************************************
    nach edit:


    kürzlich fielen mir beim sub-abbau die in einem größeren ebay-paket erstandenen 2 HCMs in die finger.
    für eine hab ich eine relativ aktuelle isbn nebst infos bei amazon gefunden.


    "Das Halsband
    von Hedwig Courths-Mahler
    Broschiert - 796 Seiten - Lübbe
    Erscheinungsdatum: 1994
    ISBN: 3404121899
    Verfügbare Ausgaben: Broschiert
    Amazon.de-Verkaufsrang 233.912
    Autorenportrait
    Hedwig Courths-Mahler, geboren am 18.2.1867 und am 26.11.1950 gestorben, Tochter einer Tagelöhnerin, besuchte nur vier Jahre die Volksschule, arbeitete als Dienstmädchen und Verkäuferin in Leipzig. Mit 21 Jahren heiratete sie. Ihren beiden Töchtern war sie eine vorbildliche Mutter. Der große Durchbruch als Schriftstellerin gelang ihr im Jahre 1905 mit dem Roman "Der Scheingemahl". Zeitlebens schrieb sie 208 Romane und wurde zu einer der meistgelesenen deutschen Autorinnen."


    das halsband ist ein herrrrlicher oller schmöker. vorurteil par excellence.
    die ehrlichen armen. die degenerierten adligen. ein unschuldiges wunderschönes armes mädchen. bleibt nach der begegnung mit dem grafensohn nicht unschuldig, sondern wird schwanger. widrige pöhse pöhse lebensumstände reissen die liebenden auseinander.
    wird das schicksal alles richten? werden schuldige entlarvt? liebende vereint?
    wer hat das halsband genommen??


    das oben erwähnte "der scheingemahl" ist zufälligerweise das zweite buch.
    selfmademan aus untersten kreisen möchte heiratsfähiges töchterlein adels-heiratsfähig machen und heuert verarmten edlen adligen als sozusagen männliche gouvernante an.
    natürlich verlieben sich die beiden ineinander.
    nur ist der angeheuerte zu arm. und zu wenig adlig. meint der papa.
    werden die beiden liebenden zueinanderfinden und ihr glück gegen alle widernisse verteidigen können?
    hachchch...


    wer so etwas (von zeit zu zeit) mag, ist mit beiden geschichten gut beraten.
    weder inhalt noch schreibstil stellen irgendwelche anforderungen, es liest sich fast von allein. und die welt ist wieder einmal für ein paar stunden in ordnung.
    :lache
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Ich kann mich noch gut an diese Verfilmung erinnern............


    Produktbeschreibungen (von amazon):
    Ohne Liebe und Geborgenheit wächst Liselotte nach dem allzu frühen Tod der Eltern auf Schloß Bodenhausen auf. Verächtlich wird sie von allen -Bettelprinzeß- genannt. Als sich an ihrem 18. Geburtstag das Geheimnis ihrer Herkunft enthüllt, wird aus der armen -Bettelprinzeß- plötzlich eine reiche Gräfin. Über dem unverhofften Glück liegt jedoch schon ein neuer Schatten, denn Liselotte liebt insgeheim einen Mann, den nur sie vor dem drohenden Ruin bewahren kann. Aber wird er seinen Stolz bezwingen und die lauteren Beweggründe ihres liebenden Herzens erkennen?

  • Hedwig Courths-Mahler gehört zu den Klassikern. Wie habe ich diese Romane verschlungen, bin extra nach der Schule in einen Antiquitätenladen, der mit den Heften einen regen Tauschhandel betrieb, gegangen. Das schöne war, man konnte die Hefte zurückbringen und neue ausleihen ... Ach waren das noch herrliche Zeiten :rolleyes Als die beiden Damen, die den Laden betrieben in Rente gingen, wurde er geschlossen. Da müssen sie aber schon weit über 70 gewesen sein. :-)

  • NUR WER DIE SEHNSUCHT KENNT.


    Am Spieltisch eines Berliner Klubs wird Ronald Norden Zeuge, wie Horst von Winterfeld, ein verarmter Gutsbesitzer, als Falschspieler entlarvt wird. Der Ausgestoßene begibt sich daraufhin mit seiner Tochter an die Cote d'Azur, um sich dort zu bereichern. Daniela ahnt nichts von den dunklen Geschäften ihres Vaters. Sein Vorhaben scheint zu gelingen. Da begegnet Ronald Norden der bezaubernden Daniela und verliebt sich in sie. Doch als er ihren Vater kennenlernt, zerbirst die Welt des Trugs und Scheins, und zwischen den Liebenden tut sich ein tiefer Graben auf.


    Ach, war das Buch herrlich

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich hatte irgendwann mal so eine Phase, ich glaub, da war ich 10 oder so, da hab ich "Griseldis" von dieser Autorin geliebt und x-mal verschlungen. Meine Eltern haben sich totgelacht. :lache Ich hab auch irgendwann viel später mal ein Bild gezeichnet, das nichts mit diesem Buch zu tun hatte, ausser, dass da auch ein Spiegel mit Delphin-Rahmen vorkam, zu dem mich das Buch inspiriert hatte.


    Oh, diesem Buch bzw. der Verfilmung davon (man sollte Ehemännern schwangerer Frauen das Filmschauen verbieten :lache) verdanke ich meinen Namen. Aber, ich habe mich beidem stets verweigert.
    Ist doch die ultimative Ironie, oder, daß ausgerechnet ich nach einer Liebesromanheldin benannt wurde und mit Vorliebe Kriegsgeklirr lese und vor Liebesromanen schreiend davonrenne. Oder, gerade deswegen? :gruebel

  • Grisel
    Du wurdest nach einer Filmheldin benannt (den Namen finde ich übrigens sehr schön!), ich nach einem Lied... Aber frau gewöhnt sich mit der Zeit an alles, oder? ;-)


    "Die Bettelprinzess" kenne ich aus dem TV (*schmacht*), ich hatte allerdings noch nie das Bedürfnis, einen Roman von Courths-Mahler zu lesen. Aber nach euren begeisterten Worten hier im Thread werde ich mir das doch noch einmal überlegen.


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Aeria
    Grisel
    Du wurdest nach einer Filmheldin benannt (den Namen finde ich übrigens sehr schön!), ich nach einem Lied... Aber frau gewöhnt sich mit der Zeit an alles, oder? ;-)


    Ich wurde als Kind mal gefragt, wie es sich mit einem ungewöhnlichen Namen lebt, worauf ich geantwortet habe, wieso ungewöhnlich, ich höre ihn ständig. :lache


    Darf ich indiskret fragen, welches Lied? Da fallen mir eine Menge interessanter Möglichkeiten ein. :grin

  • Grisel
    Ist kein deutsches und auch kein englisches Lied, sondern ein russisches (ich komme aus Sibirien). Mitte der 70er hatte eine Sängerin namens Anna German ihren großen Hit "Nadezhda" (Hoffnung), und so hieß ich auch bis vor 12 Jahren. Ich habe meinen Vornamen offiziell beim Standesamt ändern lassen und heiße jetzt "nur noch" Nadja :-) .


    Und damit der Beitrag hier nicht ganz off topic ist: Ich habe mir soeben "Die Bettelprinzess" bei Buchticket ertauscht!


    ***
    Aeria