Titel: Das Schwein unter den Fischen
Autorin: Jasmin Ramadan
Verlag: Klett-Cotta Verlag
Erschienen: Februar 2012
Seitenzahl: 270
ISBN-10: 3608501207
ISBN-13: 978-3608501209
Preis: 17.95 EUR
Das sagt der Klappentext:
Eine exaltierte, liebestolle Tante, eine dauerbetrunkene, bauchtanzende Stiefmutter, ein bauernschlauer, Mentholzigaretten rauchender Vater und eine sich an Zwiebelmett zu Tode fressende Katze: Stine hat es nicht leicht, sich in dieser sonderbaren Familie ihren Weg zu bahnen. Nirgends schmeckt das Zwiebelmett so gut wie bei Reiner Fehrmann. Nach dem Tod seiner geizigen Mutter erfüllt er sich den Traum vom eigenen Imbiss. Gemeinsam mit seiner großen Liebe Ramona, Tankstellenpächtertochter und passionierte Bauchtänzerin, eröffnet er seine eigene Mett- und Frittenbude. Das ist das Umfeld, in dem Celestine, genannt Stine, aufwächst. Ihre Mutter, ein ehemaliges Au-pair-Mädchen aus Frankreich, machte sich kurz nach der Geburt aus dem Staub und ließ Stine bei ihrem Vater im hanseatischen Unterklassen-Milieu zurück. Stine liebt ihren Vater. Doch sie ist klüger und gesitteter als ihre durch geknallte Familie und will nicht im Imbiss versauern. Und so beginnt sie nach Möglichkeiten zu suchen, ein Leben unabhängig von ihren schrägen Angehörigen zu führen.
Die Autorin:
Jasmin Ramadan, geb. 1974, studierte Germanistik und Philosophie. Als freie Mitarbeiterin ist sie für den NDR tätig. 2006 erhielt sie den Hamburger Förderpreis für Literatur. Sie lebt in Hamburg-Altona.
Meine Meinung:
Mit diesem Buch hat sich Jasmin Ramadan von ihrem Erstling „Soul Kitchen“ mehr oder weniger freigeschwommen. „Das Schwein unter den Fischen“ ist frischer und ganz einfach besser als die „Seelenküche“. Die Autorin zeigt mit diesem Buch, dass sie mehr kann als einen Film mehr schlecht als recht nachzuerzählen. Sie wirkt mit diesem Buch ganz einfach freier, von inhaltlichen Zwängen losgelöst.
Natürlich hat auch dieses Buch Längen und an manchen Handlungsorten bzw. Handlungsszenen verweilt die Autorin ein wenig zu lange. Trotzdem aber bietet sie mit diesem Buch ihren Lesern eine erfrischende und nette Geschichte. Sie überzeichnet, aber diese Überzeichnungen sind für den Fortgang der Geschichte notwendig und insofern auch nicht störend. Hervorzuheben ist der „freundliche Zynismus“ der der Autorin beim Schreiben dieses Romans wohl hilfreich zur Seite stand. Dadurch kommen nervige Rührseligkeiten gar nicht erst auf.
Dieses Buch bietet im Ergebnis ganz ansprechende Unterhaltung, tiefschürfende Auseinandersetzungen mit dem Leben als solches sucht man vergeblich, sind aber wohl auch nicht Sinn oder Ziel dieses Buches gewesen. Da geht nichts in schwindelnde Tiefen, alles bleibt an der Oberfläche, kratzt diese Oberfläche höchstens mal ein wenig an. Auch wer grundlegende Lebenserkenntnisse sucht und hier in diesem Buch vielleicht erwartet, sollte wohl besser etwas anderes lesen. Denn das was er sucht, wird er in dieser Geschichte nicht finden.
Das Buch ist politisch unpolitisch, es ist allerhöchstens ganz vorsichtig sozialkritisch – die bestehende Gesellschaft wird nicht infrage gestellt (wie herrlich angenehm) – es ist eben ein Buch das die Leserschaft unterhalten soll – und das schafft es auch – wenn eben auch mit einigen leichten Abstrichen.
Die handelnden Personen zeichnet die Autorin mit klaren Strichen. Da wird nichts verschleiert oder mystifiziert. Ihre Hauptprotagonistin – die Ich-Erzählerin Stine – wirkt realistisch und authentisch. Ein Mensch, dem man jederzeit irgendwo auch im realen Leben begegnen könnte.
Jasmin Ramadan bietet ihren Leser ganz nette Unterhaltung. Dieses Buch kann man lesen, muss man aber nicht – aber wenn man es liest, wird kein Gefühl „…wieder Lebenszeit sinnlos vertan…“ zurückbleiben.