Gebundene Ausgabe: 128 Seiten (mit 61 schwarz-weißen und 9 farbigen Abbildungen)
Erscheinungstermin: 23. März 2012
Verlag: Knesebeck Verlag
ISBN: 978-3868734157
Zwölf besondere Frauenfreundschaften in Porträtform
Enge Freundschaften zwischen Frauen sind in der Regel enorm vielschichtig. Nach welchen Kriterien eine Frau ihre beste Freundin auswählt, ist durchaus unterschiedlich. Oft sind die beiden Frauen sich in ihrem Wesen und ihrer Lebensart ausgesprochen ähnlich, noch öfter jedoch auffallend gegensätzlich, so dass jede an der Anderen meist genau das bewundert, was ihr selbst an vermeintlichen "Vorzügen" fehlt. Viele Frauen sind einander ein Leben lang verbunden, häufig mit kleineren oder größeren Unterbrechungen bzw. Zerwürfnissen. Beste Freundinnen können vieles miteinander teilen: Interessen und Vorlieben, strenggehütete intime Geheimnisse, gute Freunde, ihre Männer und manchmal sogar das Bett. Sie können sich lieben oder hassen, Eifersucht, Neid und Missgunst, aber auch Treue, Loyalität und Hingabe füreinander empfinden und dem Objekt dieser Gefühle auch von ganzem Herzen das Beste gönnen. Von all diesen Spielarten in Bezug auf Frauenfreundschaften erzählt der vorliegende Band.
Die Autorin Edelgard Abenstein beschreibt auf knapp 128 Seiten aber beileibe nicht irgendwelche x-beliebigen Freundschaften, sondern gewährt in 12 kurzen Porträts Einblick in die besonderen Beziehungen zwischen berühmten Frauen aus den Bereichen Literatur, Politik, Kunst, Philosophie, Film, Mode, Wissenschaft und der gebildeten Gesellschaft im allgemeinen. Zeitlich am weitesten von uns entfernt liegen die Lebensläufe von Rahel Varnhagen und Pauline Wiesel, die beide noch vor 1800 geboren wurden, während das Porträt von Schriftstellerin Susan Sontag und Fotografin Annie Leibovitz in die heutige Zeit fällt. Des Weiteren geht es um Virginia Woolf und Vita Sackville-West, Coco Chanel und Misia Sert, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin, Katherine Mansfield und Ida Baker, Greta Garbo und Salka Viertel, Hannah Arendt und Mary McCarthy, Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, Lou Andreas-Salomé und Frieda von Bülow, Marianne Weber und Else Jaffé sowie Djuna Barnes und Emily Coleman.
Da viele der angesprochenen Frauen teilweise zur gleichen Zeit lebten und sich größtenteils in intellektuellen oder anderweitig hochangesehenen Kreisen bewegten, berühren sich an manchen Stellen die einzelnen Biografien und der Leser stößt außerdem auf gemeinsame Bekannte oder Freunde, die die ansonsten voneinander unabhängigen Porträts miteinander verflechten. Diese Verbindungsglieder entstammten ebenfalls der geistigen Elite ihrer Zeit und tragen so bekannte Namen wie Rainer Maria Rilke und T.S Eliot. Aber auch andere weltberühmte Persönlichkeiten finden Erwähnung.
Jedem der ungefähr 10 Seiten starken Porträts sind ein bis zwei aussagekräftige Fotografien des jeweiligen Frauenpaares vorangestellt. Im dazugehörigen Text gibt es weiteres Bildmaterial. Dabei kommen auf 61 Schwarzweiß-Abbildungen rund 9 farbige. Für meinen Geschmack hätte das Buch gern noch mehr Fotografien enthalten können, einfach um eine bestmögliche Vorstellung von den betreffenden Personen zu gewinnen. Auch waren zwei oder drei der Darstellungen – beispielsweise die von Mary McCarthy und Hannah Arendt – leider etwas kürzer als die anderen, was ich mir anders gewünscht hätte und als leichten Mangel empfand.
Ansonsten ist mein Eindruck von dem Buch durchgängig positiv. Edelgard Abensteins Schreibstil ist kenntnis- und geistreich, was für mich das Lesen zum Genuss gemacht hat. Ich habe richtig Lust bekommen, mich im Anschluss noch eingehender mit einigen der Frauen zu befassen. Neben den unterhaltsamen Schilderungen der Freuden und Tücken der insgesamt sehr variationsreichen Freundschaften habe ich aber auch viele hochinteressante geschichtliche Informationen aus den Texten ziehen können. Die Abbildungen lockern das Geschriebene zusätzlich auf und intensivieren das Gelesene. Und zu guter Letzt ist das Buch aufgrund der zwischen Hardcover und normalem Bildband liegenden Größe sehr handlich. Was will man mehr?
Ich vergebe 8 von 10 Eulenpunkten!
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