"Ein Jahr in Island: Reise in den Alltag" - Tina Bauer
ISBN: 3451061392
Verlag: Herder Spektrum
Erscheinungsjahr: 2011
Seitenzahl: 192
Über die Autorin:
Tina Bauer, 1976 geboren,ist studierte Diplom-Journalistin und arbeitet für Print- und Fotomedien.
Über den Inhalt:
Die Diplom-Journalistin Tina Bauer ließ alle beruflichen Kontakte und Jobs liegen und zog für ein Jahr nach Island, in das Land ihrer Jugendidole Nonni und Manni, dorthin wo die Jahreszeiten spürbarer als in Deutschland sind und auf die Insel, die mit den Folgen der Wirtschaftskrise zu kämpfen hat.
Meine Meinung:
Ein Jahr Island - eine Traumvorstellung nicht nur für Tina Bauer, die bereits Island von früheren Reisen kennt und für ein Jahr aussteigen möchte. Nach ersten Kontakten und der Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft findet die Autorin einen Job in einem Museumscafé, der nicht nur die Integration im Land der Geysire erheblich beschleunigt, sondern der Journalistin das isländische Alltagsleben näher bringt.
In zwölf Kapiteln darf der Leser Tina Bauer durch ihr Jahr in Island begleiten, mit ihr an Sommerfestivals auf dem Land teilnehmen, in den heißen Quellen baden, kleine Lektionen in Isländisch nehmen, weniger appetitliche Speisen probieren, die eisige Kälte des Inselwinters spüren und auch viel Zwischenmenschliches erfahren.
Neben all den positiven Erfahrungen verschweigt die Autorin jedoch auch die weniger angenehmen Seiten des isländischen Alltags nicht.
Beispielhaft berichtet sie von Geschäftsinhabern, die nach der Wirtschaftskrise ihre Ladenmieten nicht mehr bezahlen können, von der Einsamkeit und Schwermut, die jeden Einwohner im Winter ereilt und gegen die Lebertran nur bedingt hilft und von der unkonventionellen Einstellung der Isländer zum Alkohol.
Dass dieses Kaleidoskop mehr als ein sympathischer Reisebericht einer Aussteigerin für ein Jahr ist, beweist Tina Bauer mit ihrem Blick auf jedes noch so typische wie untypische Detail. Über seine touristischen Highlights wie Geysire, Elfen und Vulkane hinaus erfährt der Leser wie man mit schwarzen Müllsäcken die Mitternachtssonne bekämpft, Müllentsorgung auf isländisch betreibt und lernt etwas das Demokratieverständnis der Isländer, die ihren Einfluss immer dann geltend machen, wenn es um den Erhalt der Natur. Überhaupt kommt dieser Band der Reihe "Ein Jahr in ..." nicht ohne prächtige Natur- und Landschaftsbeschreibungen aus. Überall dort, wo die Journalistin auf Flora und Fauna trifft ist auch das nächste Musikfestival nicht weit. Gut, wenn Tina Bauer nicht bei Björk, Sigur Ròs und Emiliana Torrini stehen bleibt und weitere Gesangsgrößen der Insel vorstellt.
Abgesehen von ein paar Abschweifungen, die stark ins Privatleben der Autorin abgleiten und stilistischen Schwächen, die mutmaßlich dem Abgabetermin und mit Blick auf das Gastland Island auf der letzten Frankfurter Buchmesse geschuldet sind, hat Tina Bauer eine lesenswerte Sammlung von Alltagsbegebenheiten abgeliefert, die denjenigen Leser begeistern wird, der sich für Island über Reiseaspekte hinaus interessiert.